Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 329 Nr. 133 Bd. 2, fol. 260r–265v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 265v: 25. Januarii, Dr. Brugken schreiben der franzosischen sachen halben, 1541, wegen des vorstendtnus und die handlung zu Regenspurg.

Ich hab euer kfl. Gn. schreiben, die franckreichische und gulichische vorstendnus belangend, von Hansen Rudolff empfangen und inhalts gelesen. Und dieweil ich vormercke, das euer kfl. Gn. etzlichermassen befrombdung tragen und sonderlich, worumb rethe und botschaften der artickel der buntnus auch nit bericht sein worden, so mein gnediger herr von Gulich euer kfl. Gn. hat antzaigen lassen, nun wil ich mich undterthenniglich vorsehen, es werden die andern rethe euern kfl. Gn. aller handlung, die sich deshalben zugetragen, auch undter uns selbst gewest, so vil berichts gethan haben, doraus euer kfl. Gn. mich leichtlich und gnediglich auch werden entschuldiget halten, als ob meiner undterhennigen person halben etwas mit unvleys undterlassen. Dann euer kfl. Gn. wissen sich gnediglich zu erinnern, das euer kfl. Gn. instruction des und der andern sachen halben uf uns, die rethe, sembtlich gelautet, welche instruction auch am wenigisten in meiner handt gewesen, dorumb, wo in deme etwas euer kfl. Gn. zu nachdencken undterlassen, so ist die schult meyn allein nit.

Darzu haben euer kfl. Gn. in gnediger gedechtnus, das ich mich von wegen schwachhait und alters, auch ubermessiger bisher gehabter muehe des redens enthalten muß. Hette auch nit ungern gesehen, dießer artickel hett zeitlicher seine erledigung erlangen und nit gantz uf die letzt und eyl gespart durfen werden. So hett ich auch eher euer kfl. Gn. gnedigen erlaubnus nach abrayßen, auch bas und stadlicher undter uns selbst hievon konnen geratschlagt werden, was antzutzaigen sein solt oder nit.

Das aber die obgemelten artickel nit furgetragen noch vorlesen sein worden, des hab ich gleichwol bey mir etzlich bedencken gehabt. Dann erstlich haben die rethe und ich aus den particular gegebenen antwurten befunden, wie weitschwaifig dieselben, auch das sie nur auf auslernen, nemlich antzuhoren und zuruckzubringen gericht gewest. Dann wiewol euer kfl. Gn. ir ausschreiben des artickels halben dorumb gethann und dergleichen vom landgraven zu bescheen sollicitirt, uf das rethe und botschaften, zufurderst der stimstende mit entlichem bevhel zu schlissen solten abgefertiget werden, so haben sie doch gemeiniglich dieße entschuldigung einbracht, dieweil etwa nur zweyen personen geschriben, so hetten dieselben solchen handel nit wollen weitleuftig machen und allein den furnembsten burgermaistern davon antzaig gethann, die sich aber, hindter den andern des rats dartzu volmacht zu geben, wie zu achten, nit unbillich bedencken gehabt. Dan Beutinger sagte, es ginge in den steten also zu: Theten die furnembsten etwas, das wol geriete, so wolten es die andern mitgethan haben. Geriete es aber ubel, so musten allein die, so es gethann, in der beschwerung stecken.

Am andern, so vermerckt man wol, das der grosser teil zu Franckreich ain boeße vortrauen hat, das es sein ernst nit sey und werde allein dorumb sollicitirt, den kayßer domit zu trutzen und, do er beym kayßer seinen willen erlangete, so hielte er doch den stenden dießes teils nichts. Solte man nun von ksl. Mt. in deme also gespurt werden, das man sich an Franckreich hinge, so mochte es den stenden dest mher beschwerung bringen. So ist auch von etzlichen angetzogen worden die itzige, grosse vorfolgung, dan es wurden auch die rechten, frommen christen undter dem nhamen der Waldenser vorfolget. Mit ainem solchen gotloßen konig aber sich in bundnus zu begeben, ist von etzlichen vor beschwerlich angerurt. Und wiewol wir hierauf solutiones gegeben, so haben wir doch auch messig thun und an uns halten mussen, dann mein gnediger her von Gulich und Gellern mist dem Kard. zu Paris und seinem anhang die schuld berurter vorfolgung zu, lobt den Turnosensem und den groscantzler, welche durch H. Jacob Sturmen und dem Butzer vor die rechte vorfolger der christen angegeben worden, wie dan auch euer kfl. Gn. aus der rethe zu Wormbs schreiben jetzt vormarckt, das der groscantzler sol cardinal wohrden sein. Was wolte nun wol fruchtbars mit Franckreich konnen gehandelt werden in solchen widderwertigen berichten.

Mein her von Gulich sicht vor gut an, man sol die sachen durch gemelten großcantzler und den von Turnos furdern und sollicitiren lassen und denselben dorumb vortrauen. Die andern zaigen an, die zwene haben die vorfolgung der christen drumb angericht, das sie dem babst und dem kayßer zugut dießen teil wollen abscheuen, sich mit Franckreich in kain buntnus zu begeben, dieweil sie es durch andere wege nit wol wusten zu vorkommen.

Zum dritten, so haben euer kfl. Gn. Hansen Packen und mir obgemelter artickel halben geschriben lauts inligends austzugs und nit vor gut angesehen, das die vorstendnus auf solche artickel, wie mein gnediger herr von Gulich euer kfl. Gn. hat antzaigen lassen, solt gericht werden, sundern mher uf solche, davon euer kfl. Gn. instruction gemeldet. So seint auch die julichischen uberschickten artickel, wie uns euer kfl. Gn. geschriben, weitleuftig und hetten von rethen und botschaften nit vor dinstlich wollen geachtet werden. Es wurden auch die stende, weil sie sunst nit guten lust zu solcher buntnus haben, doraus mher abscheuen dan naigung dartzu empfangen haben.

So konnen auch euer kfl. Gn. als vor die vierdte ursachen selbst gnediglich bedencken, was bey den andern rethen und botschaften das vor ain ansehen gemacht, das des landgraven ausschreiben uf unvorgreiflich undterreden und uf bericht antzuhoren, euer kfl. Gn. aber uf schlissen gestelt gewest; zudem, das seiner fstl. Gn. rethe gleich den andern dorumb keinen gewalt oder bevhel gehabt, dan das sie bey unserm anbringen und bericht mitgesessen und mitangehort, aber sich allewegen dießer gestalt vornhemen lassen, das ir her bedechte, es solte mit der frantzosischen handlung nit zu eylen, sundern zuvor zu ersehen und zu erwarten sein, wie sich das end des gesprechs zu Wormbs, auch die kunftigen handlungen uf dem reichstage zutragen. Dan wurde man beim kayßer kainen friden erlangen, so wurde ir herr alsdan auch an ime Franckreichs halben nichts erwinden lassen; zudem, das er in seinem ausschreiben das anregen dießes artickels uf euer kfl. Gn. allein geweltzet. Do wir aber in den berichten den handel etwas von anfang ertzalt, domit sein fstl. Gn. hierin nit entschuldiget, sundern mit eingetzogen wurden, dergleichen auch die von Strasburg, wiewol es inen baiderseitz nit vhast wol gefallen. Dan wir haben rethen und botschaften antzaigung gethann von dem schreiben, das baide euer kfl. und fstl. Gn. von Cassel aus an Franckreich und auch den constabel gethan, auch was der konig und gemelter constabel dorauf zu antwurt gegeben, item, was der konig durch den Latzarum Baifium und sunderlich auch des landgraven rethe zu Hagenau hett werben lassen, auch welchergestalt der landgraf ime hett gefallen lassen und vor gut angesehen, das man sich mit dem konige einliesse1. Darnach hat man auch vorlesen das schreiben, welchs H. Jacob Sturm und der Butzer euer kfl. Gn. cantzler zu Wormbs solchs vorstands halben undtergeben, uf das man euer kfl. Gn. allein dießer sachen halben nit bereden durfte.

Dieweil nun die antwurten im ersten so weitleuftig gefallen, domit man dan nit gar unvorabschiedet vonainander zoge, hab ich es undterthenniglich darfur geachtet und sunderlich, weil sich doch der mherer teil der stende mit Franckreich nit einlassen wurde, es dringe sie dan die nott im vhal, do der kayßer keinen friden geben wolt, das das beste where, weil doch dieselben ane das datzumal nit mher bewilligen noch thun dan die sachen zuruckbringen wurden, man liesse es eben darbey, das sie die furhaltung und berichte solten zurucktragen, wie sie sich dan auch nach erhorten berichten und ertzalten umbstenden, mit vleis zu thun und das ire herren und obern ane zweivel gegen Regensburg den iren hierumb weitern bevhel geben wurden, erboten. Dann hette man die sachen und antzaigung der stende gemuets uf ein zu- oder abschreiben stellen sollen, wurde mancher, sich mit schriften uber land derhalben zu vernemen lassen, beschwert gewest sein und dartzu eher ab- dan zugeschriben haben. Und wiewol rethen und botschaften mhermals zu gemuet gefurt, das der konig durch ksl. Mt. dießem teil mochte abgestrickt und sich zu der stende vorteil als ein zwickmuele nit wollen ufhalten lassen, so haben sie sich doch aus mangel ires bevhels entschuldiget.

Das aber auch davon gered ist worden, nemlich von wegen der vorfolgten christen ain schrift oder ain enge schickung an den konig zu thun, das hat die ursach gehabt, das es Hessen und Strasburg sunderlich zu bescheen mit vleis sollicitirt und sich der rethe und botschaften in gueter antzal und sunderlich Hessen dartzu erboten. Domit dan euer kfl. Gn. nit zugemessen durft werden, als where der mangel, die christen zu vorbitten, allein an euer kfl. Gn., zudem, das gleichwol euer kfl. Gn. Hans Packen und mir lauts inliegends austzugs derwegen auch geschriben, so ist derselbe punct dohin angeregt, aber doch zu euer kfl. Gn. und des landgrafen gefallen gestelt, auch von rethen und botschaften zugelassen worden, das durch die enge schickung neben der furbiet der vorstendnus halben und, worauf dieselb solte vortzunemen sein, von gemainer stende wegen mochte angeregt und gehandelt werden, domit zu Regensburg dest bas in den sachen konte vortgeschritten und geschlossen werden.

Und ist rethen und botschaften mit der letzern rede noch ainst angetzaigt worden, wiewol sie solchs vor gut anseghen und inen solch anregen uber die furbiet gefallen lassen, inmassen H. Jacob Sturms und Butzers bedencken dohin auch stunde, so wurde es doch bey euer kfl. Gn. und ane zweivel auch beym landgrafen allerley bedencken haben, des konigs gemuet in dem allen weiter zu erforschen, do euer kfl. und fstl. Gn. noch zur zeit ungewiß wheren, wie man darnach zu schliessen gesinnet mochte sein oder nit, dan euer kfl. und fstl. Gn. wurden inen die vorweyßliche nachrede vom konige nit gerne uflegen lassen, als where solchs allein dorumb bescheen, das man sein gemuet ausspeyen wolte. Es mochte auch den konig darnach widder dieße stende dermassen vorbittern, das er sich dest ehe, wider sie zu helfen, mochte bewegen lassen. Aber euer kfl. Gn., wie die hessischen ane zweivel auch thun wurden, solten der handlung bericht werden. Die wurden alsdann selbst weiter gnediglich betrachten, was in dem auch iren kfl. und fstl. Gn. zu thun sein wolte oder nit.

Nun halte ichs in undterthennikeit darfur, dieweil man aus mangel der bevhel dismals nichts hat ausrichten konnen, es sey bequemer, der handel sey uf angetzaigte wege muntlich vorabschiedet, dan das es hette vorbleiben sollen. So wurde man auch, wo von den artickeln des vorstands hieruber dismals hett sollen geredt werden, nur die sachen weitleuftiger und den stenden, so sunst nit grossen willen zu dießer vorstendnus haben, mher nachdenckens zum abschlage gemacht, auch zeit und uncosten vorgeblich domit zubracht haben, und sunderlich, dieweil bey Hessenn selbst vormarckt wirdet, das sein fstl. Gn. nit naigung dartzu tragen und in hofnung stehen, der kayßer werde ainen solchen friden machen, das ane nott, mit Franckreich in buntnus eintzugehen.

Dieweil aber euer kfl. Gn. begert haben, das ich ein notel solte stellen an meinen gnedigen hern von Gulich und Gellernn [Nr. 456], doraus sein fstl. Gn. clerlich mochte zu vorstehen haben, nachdem sein fstl. Gn., die furderung gegen den stenden zu thun, euer kfl. Gn. zugestelt, uf das sein fstl. Gn. aigentlich vormercken mugen, wie es umb die handlung gelegen und woran es gemangelt, so uberschicke euern kfl. Gn. ich die hierbey ligende, ungeferliche notel sambt zweyen noteln an Franckreich und Nauarra, doch uf euer kfl. Gn. gnedige voranderung und vorbesserung. Und hab solchs euern kfl. Gn. in underthennikeit, auch zu weiterm bericht und undterthennigen entschuldigung nit wissen unangetzaigt zu lassen. Dann, euern kfl. Gn. meins underthennigen vormugens zu dienen, bin ich willig. Datum Wittenberg, Dinstags Conversionis Paulj anno domini 1541.

Anmerkungen

1
 Vgl. die hessischen Gesandten zu Hagenau an Lgf. Philipp von Hessen, Hagenau, 1540 Juni 23, Neudecker, Urkunden, Nr. 137, S. 500–503; Lgf. Philipp von Hessen an seine Gesandten in Hagenau, Spangenberg, 1540 Juli 15, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 1,2, Nr. 256, S. 686–688 und die hessischen Gesandten in Hagenau an Lgf. Philipp von Hessen, Hagenau, 1540 Juli 23, ebd. Bd. 1,2, Nr. 259, S. 692–694.