Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ihre Ankunft in Baden; [2.] Bitte mailändischer Beauftragter um Unterstützung bei der Rückführung Massimiliano Sforzas nach Mailand, wohlwollende Antwort der ksl. Gesandten; [3.] Vorbringen ihrer Werbung bei den Eidgenossen; [4.] Gerüchte über eine Verständigung der Eidgenossen mit Frankreich; [5.] Bitte an den Ks. um Übersendung ihres Zehrungsgeldes und Zahlung der Pensionen für die Eidgenossen.

Baden im Aargau, 13. August 1512

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV/1512, fol. 175-176, Orig. Pap.

[1.] Johann Storch ist am 9. August ( St. Larenzenabent), die übrigen Gesandten sind am Abend des 10. August (Larenzentag) in Baden angekommen. Die eidgenössischen Gesandten sind am 11. August (mitwoch darnach) bzw. 12. August (gestern donerstags) eingetroffen. Haben die (nicht vorliegende) ksl. Instruktion, die Vollmacht und das Kredenzschreiben sowie ein Schreiben Matthäus Langs erhalten.

[2.] Am Vortag sind die mailändischen Gesandten bei ihnen in der Herberge erschienen und haben dargelegt, wie sy von dem Bf., landgubernator, den edeln und gemainem poppel zu Mayland bevelh hetten, sich bey uns als eur ksl. Mt. reten anzuzaygen, gebürlich reverenz zu tun und zu bitten, das wir getreulich und mit höchstem fleis furdern und verhelfen wollten, damit der jung H. von Mailand, Maximilian etc., zu Mailand eingesetzt, geschützt und gehandhabt werde, angesehen, wie er euer ksl. Mt. freuntschaft halber verwant, auch das Hgt. Mailand eur ksl. Mt. und des hl. Reichs aigentumb und camer sey und sy alle zu eur ksl. Mt. allen trost, hail und wolfart sezten etc. Darauf wir inen zu erkennen geben, wie diser tag auf Bäbstlicher Hlkt., auch ir und andrer und nit auf eur ksl. Mt. begern oder ansuchen angesetzt. So were uns auch ire bevelh und was sy hie zu handlen hetten, nit wissend. Wo wir aber desselben aigentlich und mit gutem grund bericht wurden, wollten wir inen unsers fugs rätlich hilf und furdrung erzaigen, wisten auch, das wir eur ksl. Mt. daran besonder wolgefallen teten. Darumb, wo sy mit gemainen Aidgnossen ichts zu handlen oder anzubringen vermainten und uns solchs, auch das, so in darauf in antwurt begegnet, all weg zuvor an uns vertreulicher maynung gelangen lassen, wollten wir inen allzeit unsern rat und gutbedunken darin nit verhalten, wurde auch ungezweifelt eur ksl. Mt. und iren selbs sachen und übungen grossen furstand und wolfart gebern.

Heute sind die mailändischen Gesandten erneut erschienen, haben ihr gestriges Ansuchen wiederholt und erklärt, daß sie ohne Wissen der ksl. Vertreter bei den Eidgenossen nichts unternehmen und sich nit anders halten noch versehen wollten, dann das eur ksl. Mt. und ire sachen ain handel sein und ainen tail als vil als den andern binden sollt. Das haben wir aus vil beweglichen ursachen zu verhinderung etlicher geschwinder practiken, so uns begegnen, dardurch sy von eur ksl. Mt. nit abgewendet würden und wir sy auf eur ksl. Mt. seyten in handel ziehen und bringen möchten, also mit ine fruntlicher, genaigter maynung angenomen.

[3.] Sie (die Gesandten) haben heute nachmittag den Eidgenossen ihre Werbung vorgetragen. Konnen nit wissen, wann oder was uns darauf in antwurt begegnen, versehen uns aber, das wir kaine erlangen, bis solang die maylendische und venedische botschaft auch gehört werde.

[4.] Haben gerüchteweise gehört, daß auf dem Tag in Luzern am 9. August ( St. Larenzenabent) auch gearbait sey zwischen Frankreich und den Aidgnossen, ainen friden und verainigung zu machen, und die sachen so weit practicirt gewest, das dem Franzosen deshalb ain gelait gegeben, wo solchs durch der von Zürch und Schaffhusen boten derselben zeit nit verhindert worden were. Aber wir tragen grosse fürsorg, das auf disem tag nit gefeyrt, sonder strenglicher und heftiger durch etliche des Franzosen beste parteyen und derselben ainstails auf disem tag villeicht in und ausserhalb der Aydgnossen reten sein möchten, mit allem fleis practicirt werde, doch so sein wir in fleissiger übung, sy von dem Franzosen abzuwenden und auf ksl. Mt. seyten zu bringen.

[5.] [...] Auch ist uns noch auf disen tag kain zerung noch die verfallen pension, derhalb wir warlich vil schimpflicher rede mit anregung unsers glaublichen zusagens hören müssen und vil unlust und verhinderung unser sachen daraus erwechst, zukomen. Der Ks. möge deshalb für die rasche Zahlung der Pensionen sorgen, uns auch gelt zu unser auslosung furderlich hergeschickt werde, weytern schimpf, spot und verkerliche nachrede dardurch zu verhüten. Das alles wir eur ksl. Mt., der wir uns underteniglichist tun bevelhen, eylends nit haben verhalten wollen. Geben zu Baden im Ergau am freytag, den 13. tag Augusti Ao. etc. duodecimo.