Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Begründung und Entschuldigung für die unterlassene Unterstützung der württembergischen Reichstagsgesandten bei deren Bemühen um Verhinderung der Reichsbelehnung Kf. Ludwigs von der Pfalz; [2.] Gerüchte über ein geplantes Bündnis Hg. Ulrichs mit Kf. Ludwig und anderen Ff. auf der bevorstehenden Hochzeit des Kf., mögliche Rückgabe im Landshuter Erbfolgekrieg eroberter kurpfälzischer Besitzungen durch Württemberg, angeblich vorgesehene Reichsbelehnung Kf. Ludwigs auf dem kommenden Reichstag; [3.] Bitte an Hg. Ulrich um Offenlegung seiner eventuellen Bündnisabsichten gegenüber der Pfalz; [4.] Mögliche Erwiderung des Hg. hierauf, Entgegnung Nützels.

Nürnberg, [28. September 1510]1

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei A-Laden Akten 126 Nr. 2, fol. 134a-135b, Kop.

Instructio, was Caspar Nützel in nachfolgenden sachen bey unserm gn. H. von Wirtenberg handeln soll.

[1.] [...] Nachfolgend in entschuldigung dartun die ursachen, derohalben er, Caspar Nutzel, meines gn. H. von Wirtenwergs geschikten reten auf nachstgehaltem reichstag in Augspurg wider die Pfalz, als die bey ksl. Mt. umb weleh[n]ung angehalten, nit beystand getan, mit anzaig, das er des von wegen eines erbern rats, seiner Hh. und freund, in sonders wefelch gehabt hab. Dieweil aber der buntstag gen Ulm so eylend angesatzt worden, hab er als ein geordenter buntsrat denselben aus not ersteen, sich zuvor seiner freund wefelch und vertigung derohalben erholen und darumb von Augschpurg eylents abreiten müssen, bittende, einem erbern rat und sein perschon darin genediglich entschuldigt zu haben, dann ein erber rat sey ye mit fleis geneigt, seinen ftl. Gn. unterdenigen wolgefallen und dinstperkeit in allen treglichen sachen zu erzeigen.

[2.] Und darauf seinen ftl. Gn. zu endeken, an einen erbern rat hab statlich gelangt, das sein ftl. Gn. wewilligt sey, sich mit etlichen Ff. zu ytzkumender hochzeit unsers gnst. H. Pfalzgf. Ludwigs in vertrag und eynigung zu geben. Und wie einem erbern rat angezeigt, so werde derselb Pfalzgf. Ludwig damit gemeint. Wiewol nun ein erber rat dem aus nachfolgenden ursachen nit gelauben geb und nemlich darumb, wa dem also sein solt, trug es auf dem rük, das sich solche einigung zuvil auf einen vertrag umb die vergangen kriegshandlung und widerzustellung der eingenomen fleken gar oder zum teil zihen müst. Das aber, dermassen zu geschehen, bey einem erbern rat nit geacht, sunder vilmer wedacht werd, das unser gn. H. von Wirtenberg nit geneigt sey, der Pfalz die fleken widerumb einzuantworten, so der Pfalz voreltern seiner Gn. vorfarn loblicher gedechtnus hievor in iren gewalt entwendt und sein ftl. Gn. durch hilf Gottes widerumb erobert und bisher als ein widerlegung und erstattung desselben ingehabt hab. Noch dann sey solchs durch einen von der ritterschaft, zu dem sich ein erber rat guts willens versech, der auch der Pfalz verdraut und geneigt sey, so geleuplich und statlich angelangt, mit anzeig, das geleuplich und gewislich vor augen sey, das der Pfalz auf den nachstkumenden reichstag durch ksl. Mt. gelihen werd. Das einen erbern rat etzwas in zweifel gefurt hab.

[3.] Nun sey seinen ftl. Gn. unverporgen, was unterdenigen vertrauen Nurmberg ye und albeg zu Wirtenberg gehabt, in welchem auch ein erber rat in den vergangen kryegsubungen bis hieher gegen seinen ftl. Gn. und dem land Wirtenberg unvermindert bestanden sey und herwiderumb dergeleichen gn. und verdraute neigung bey seinen ftl. Gn. wefunden haben. Solte nun sein ftl. Gn. aus eingefallen ursachen vorsteender ftl. freuntschaft und verheiratung oder andern wewegnussen wewilligt sein, mit der Pfalz in vertrag und einigung zu kumen, stünde eines erbern [rats] unterdenig vertrauen und hoffen, das sein ftl. Gn. demselbigen verdreulichem und gn. willen nach, auch in ansehung der verwenung, so sein ftl. Gn. und die andern kriegsverwanten einem erbern rat hievor getan hett, dieselben von Nurmberg darin gn. warnung und anzeigung tun wurd, wie sich ein erber rat gegen der Pfalz in geleichem vall darein mit leidelicher schiklikeit richten mocht. Dann er wolt auch seinen ftl. Gn. nit verhalten, das Nurmberg mer dann zu einem mal angesunen wer, sich mit der Pfalz zu vertragen. Darein doch bisher ein rat nie gehelen hett. Wa nun sein ftl. Gn. einem rat hierin gn. eröffnung irs gemüts, sovil seinen ftl. Gn. fuglich und einem rat zu[zu]muten zimlich were, wurd erzeigen, wie eines erbern rats unterdenig verdrauen und ansuchen stünde, hett sich ein rat im tun und lassen dester fuglicher darein zu richten. Das wer ein erber rat wewilligt, umb sein ftl. Gn. in unterdenikeit zu verdienen.

[4.] Darauf mag vermutlich von seiner ftl. Gn. wegen dise antwort gefallen: Nit weniger sey, es mugen sich der Pfalz halben allerley reden mit seinen ftl. Gn. verloffen haben. Sein Gn. hab sich aber noch in einich vertrag nit wegeben, sey des auch noch nit entsunnen. Die Pfalz mocht sich aber mit sovil vorteils gegen seinen Gn. anpieten, er wurde zu annemung desselben nit unpillig wewegt. Sein Gn. wer auch wol geneigt, sich mit Nurmberg in einigung und verstentnus zu tun etc., und wurd vileicht fragen, warzu ein rat hierin wewilligt were und mit wem in einigung zu kumen. Dagegen ist durch Nutzeln zu antworten oder, so sich dergeleich reden wegeben, dem gemes unter augen zu komen, ein erber rat hab im durch schriften wefelch zugefertigt, pey seinen ftl. Gn. dise werbung zu tun, ine aber mit ander vertigung etc. nit versehen, ime auch eines erbern rats gemüt und wefelch hierin verporgen, gelaub aber unzweifenlich fur sich selbs, das ein erber rat aus vor erzelten ursachen verdreuliger, gn. und unterdeniger verwantnus geneigt sey, wa ein einigung furgenomen, die einem erbarn rat dreglich und leidenlich, wer die nit zu weigern. Aber dieweil, wie sein ftl. Gn. verstund, sein ftl. Gn. und Nurmberg allein zu schwach, wer ein notturft, wa was ausdreglichs, dapfers und fruchtpars solt furgenomen werden, das mer stend zu solchem wurden gebraucht, in sunders, dieweil sich die zeit des ends der schwebischen buntseinigung nahnet. So das weschech, alsdann mocht von maß und ordnung solcher einigung wol weretlich geredet werden. Darumb er auch diser zeit, wie gehort, keinen wefelch hett. [...] Nützel soll sich bemühen, so viel wie möglich über die Pläne Hg. UIrichs gegenüber der Pfalz herauszufinden. Auf mögliche Nachfragen, welche Meinung denn Nürnberg in dieser Angelegenheit vertritt, soll er hingegen antworten, darüber wisse er nicht Bescheid.

Anmerkungen

1
 An diesem Tag wurde die Instruktion an Nützel übersandt. Vgl. Nr. 729.