Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Werbung zweier Reichskammergerichtsbeisitzer bei Worms im Auftrag des Ks., Weisung zu Bemühungen beim Ks. um Verzicht auf den Augsburger Reichsanschlag und um Unterstützung gegen die Widersacher von Worms.

Worms, [August/September 1510]

Worms, StadtA, 1 B Nr. 1929/2, o. Fol., Konz. (Kanzleivermerk: Der rat schrybt an Ludwig Bohel [und] Adam [von Schwechenheim], statschriber, geschickten am ksl. hofe).

Gruß. Lb. frunde, wir fugen uch zu wissen, das gestern, donerstags, zwen assessores des ksl. camergerichts mit namen H. Philips Sommer, licentiat, und H. Dietherich Schiederich, Dr. etc., in werbung vor uns erschienen sin, uns ein credenz und ein instruction von ksl. Mt. [liegen nicht vor] laut copy hieby ubergeben und angezeigt mit beger von wegen ksl. Mt. inhalt gemelter instruction und deshalb furderlich antwort. Und nachdem wir, als ir wisst, des geforderten anslags jüngstgehalten reichsdags zu Augspurg, der dannoch vil geringer ubersetzt, beschwert und unvermuglich und ir deshalb under anderm von uns bevelh und instruction habt, bey ksl. Mt. zu arbeiten etc., und dann dise anlegung oder anforderung gar uber die masse und uber unser stattlich vermögen, als uch wissend, ist unser bevelh, das ir ernstlichs flyß mit den besten fugen und wegen, wie ymmer müglich zu gescheen, bey ksl. Mt. arbeiten und anhangen wollent, damit wir anit allein die sum gelts fur die 150 fußknecht, sunder auch 900 fl. des augspurgischen anslags–a mit gnaden erlassenb werden, und darzu, nachdem die ksl. Mt. sich erheben und usser land ryten wirdet, das beiden lantvogten1 und der obern einung ernstlich befolhen werde, ein ufsehens uf uns zu haben, in nöten mit macht zu uns zu setzen und, sovil not wurde, uns leude und gut zuzuschicken. Dann uns kompt deglichs groß warnung merklicher ungnaden zu der, so uns deglich vor augen und uch wissend.2 Ist auch offenbar, das nimands ytz zu Heidelberg dermassen verungnadet worden sey als Wormbs. Deshalb uns, nit klein vorsorg zu haben, not ist. Wollent euch beid oder zum minsten euer einer bey ksl. Mt. anhangen, nachvolgen und nit abryten on ksl. Mt. bescheit und, wes uch begegnet, uns yezuzeiten furderlich zuschrybt, uns deshalb wissen zu richten. In den und andern unsern sachen uwers bevelhs wollent das best tun, als on zwyfel wole zu bedenken wisst und unser gut vertruwen zu uch steet, uns aller gepür zu beschulden und in gutem nit zu vergessen. Datum.

Anmerkungen

a
–a Korrigiert aus: solcher ubermässigen anslege und anforderung.
b
 Folgen zwei gestrichene Passagen: [1.] erlassen werden mochten oder zum mindesten, wo es ye (als wir besorgen) nit gar on sin mög, uf ein zimlich, lydlich summ unsers vermogens gestelt und in abzug der schulden, so ksl. Mt. uns und den unsern zu tund ist, gewendt werde etc., uf masse, wie uch dann deshalb des jungsten augspurgischen anslags halben laut eur instruction wege und mittel angezeigt und ir zu tun wol wisst und zum besten zu bedenken habt; [2.] sunderlich in bedenken der stetigen anfechtungen und widerwertikeit, so uns von unsern nachburen und widerwertigen, als ir wisst, bisher begegnet und zu besorgen, hinfuro on underlaß begegnen mag. Sunderlich, so die ksl. Mt. sich us land tun würde, uns not sin, nit allein gelt, sonder auch volk zu haben, uns solicher ungnedigen, unnachpurlichen zusetze und gewalts ufzuhalten und zu entretten. Wo wir aber solicher anfechtung, die dann sunderlich entspringt und ursach hat us dem, das wir im osterreichischen schirm sind, uberhaben oder durch fuglich wege versehen, weren wir willig, solich.
1
  Fh. Kaspar von Mörsberg, Landvogt im Unterelsaß, und Wilhelm II. von Rappoltstein, Landvogt im Oberelsaß.
2
 Gemeint ist wohl in erster Linie Kf. Ludwig von der Pfalz.