Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Keine Fortschritte in den Angelegenheiten der Frankfurter Juden; [2.] Schleppender Verlauf der Reichstagsberatungen, kontroverse Verhandlungen über eine Reichshilfe, Verlangen des Ks. nach einer Geld- statt einer Truppenhilfe; [3.] Ankunft des EB von Magdeburg; [4.] Militärische Unterstützung der Eidgenossen für den Papst, Empörung des Ks. über die Lösung der Venezianer aus dem Kirchenbann; [5.] Raubtaten in der Gegend um Augsburg; [6.] Jagdausflug des Ks.; [7.] Vergeblicher Klageversuch der Wetzlarer Gesandten; [8.] Bemühungen des Gf. von Königstein in Sachen hessischer Weinzoll; [9.] Verärgerung der ksl. Räte über die Abreise Jakob Hellers, Weigerung des Gf. von Zollern, gegen die Interessen des EB von Mainz zu handeln, Bitte um Geheimhaltung.

[Augsburg], 16. April 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 90, Orig. Pap. m. S. (Kanzleivermerk: Carle von Hynspergs andere schrift von Augspurg).

Teilregest: Andernacht, Regesten, Nr. 3662.

[1.] Gruß. Gunstegen, lb. Hh., ich habe euer wißheit am nesten geschreben der juden halber, ich wolt fliß ankeren, als fele als mogelich ist [Nr. 488 [2.]]. Also habe ich mit Itzegen [von Bopfingen], dem juden, auch gehandelt, doch noch uf diesen tag necht frochtberlichen. So hat es auch nit fug, mit iderman zu handelen, dan groß gelt welle man darfor haben. Ist der befele nit, so ist es doch ein gemeß handel. Die juden conden auch mit erem handel der kleinet halber nit naher comehen, sint auch nicht zu verhorong komehen. Haben doch ein Dr. [Hermann Ortlieb], der fele fliß ankert, ist aber alles umbso[n]st und verzeihen sich auch us etc.

[2.] Auch, lb. Hh., ich het gemeint, die sachen solten sich geent haben. So get es, wieh es for uf andern tagen auch gangen ist: Wan man etwas hat handelt, morgen ist es anders. Ich versehe mich, necht frochtbers gehandelt hie werde, dann daß man die Ff. und ander sthend umb das gelt brengt. Item die Ff. haben und die sthend zugesagt zemlichermaß ein holf als zu Colen, 1 das doch der Ks. nit annemhen wille. Saget, es wer schemplich zu horen, das man em nit ander hielf zusagen wolt, und begert den anschlag zu Costenz 2 mit witerem inhalt. Wille ich euer wisheit hernach zu versthen geben, als fel alles mogelich ist und ich mit fugen auch gedune kan. Aber er begert 1 jar lang ein holf, es siehe wider die Fenedeger, aber ander [die beiden folgenden Worte am Blattrand sind unleserlich] gelt darvor, sonder kein folk, dan eyn icklier wille ein eigen herpannen haben. So komen sie auch onglich. Damit er necht geschaffen kane. Das dan die sthend auch ermessen haben und sin Gn. die holf zugesagt haben wie oben.

[3.] Item uf hut, datum [16.4.10], ist der Bf. von Meideborg hercomehen. Weß er schaffen wille, weiß ich necht.

[4.] Item nuher mer weiß ich euer weißheit necht sonderliches zu schriben, dan man sagt, daß die Swizeher sollen dem Bapst zuzigen mit 10 000 man, und der Bapst hat die Fenedeger us dem bane gedan, daß der Ks. fast unwilligen daruber ist. [...]

[5.] Sost rauebet man fast umb Augeschporg. Hat der Ks. ein[en] usgelassen, der auch gerauebet hat, uf borge und verschribung.

[6.] Sost rit der Ks. uf das weideberg [= Waidwerk, Jagd] und schafft nit vele. Got gebe, daß besser werde.

[7.] Item die von Wetzeler sint hercomehen und sich vast clagen wollen; ist nit gehort. Man veracht alle clag. Ich mocht wole liden und sie auch, daß siehe daheim weren bleben, dan sie doch kein rat schaffen.

[8.] Item der [Gf. Eberhard] von Constein [= Königstein] hat usbracht des zoles halber [Nr. 257]. Er kont aber die verschribong nit herusbrengen, sonder er hat das gelt dagelassen, die verschribong heruszubrengen.

[9.] Item [Gf. Eitelfriedrich von] Schorn [= Zollern] und der Seritener sint unwillegen, daß Jacop Heller henweg ist. Hat mer Schorn selber gesagt und saget, der Bf. von Menz habe wissens, weß er erlangt habe, er werde auch darwider handelen mit fliß. Ich habe mir sonder nyt witer angenomehen, ist kein true. Schorn saget selber, er handel nicht, das wider den Bf. ist, nachdem er das sin zu Menz hat. Habe ich im besten geschreben, weiß sich euer wißheit wol wissen darnach zu richten etc. Lb. Hh., ich biet, euer weißheit wolle das im besten ufnehemen und mit den anschlegen in geheim halten, als mer nit zwefelt. Noch weiß ich euer wißheit zo schriben sonderlichen, dan Got der Her wolle euer weißheit in gutem regiment gefristen. Datum geben uf denstag nach messerecorde Ao. domini 1510.

Anmerkungen

1
 Gemeint ist der Anschlag des Kölner Reichstags 1505. Druck: Heil, Reichstagsakten 8, Nr. 363.
2
 Vom Konstanzer Reichstags 1507. Druck: Heil, Reichstagsakten 9, Nr. 271.