Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Sorge um überhöhte Belastung Regensburgs im Reichsanschlag; [2.] Aufzählung der aktuellen Ausgaben und Schulden der Stadt; [3.] Zusätzliche Einbußen durch Ungeld- und Steuervorteile der Geistlichkeit; [4.] Bitte um Verzicht auf die Veranschlagung Regensburgs.

[Augsburg], 2. April 15101

München, HStA, Gemeiners Nachlaß 28, fol. 77a-82a, Konz. (von anderer Hand hinzugefügte Überschrift: An di stand des hl. Reichs suppliziert an eritag osterveiertagen Ao. decimo).

[1.] Hochwirdigist, durchleuchtig, hochgeborn und hochwirdigen Ff., erwirdige in Gotte, wolgeborn, fursichtigen, erbern und weisen, gnst., gn. und gunstig Hh., nachdem verschiner zeit auf den gehalten reichstägen die stat Regenspurg mit anslegen und anlegen hoch und gros uber und wider ir vermugen beswert worden, tragen wir beysorg, eur kftl., ftl. Gn. und gunst mochten yetzt dyselben, dieweil die ir armut, unvermugen und schulde, damit die hoch und swerlich beladen, nit lauter wissen, abermals uber ir vermugen anlegen. Das doch numer, wie vor, irer armut und schulde nach, darein sy zum teil solher sweren und unvermugenlichen ansleg halb komen, durch sy nit bezalt noch volzogen werden möcht. Und damit eur kftl., ftl. Gn. und gunst der bemelten stat Regenspurg armut, schulde und unvermugen, darinne die ist, gar clerlich bericht werden, bitten wir als die gesandten der bemelten stat Regenspurg gar diemutiglich, eur kftl., ftl. Gn. und gunst wollen dise nachvolgende artikel gnediclich vernemen.

[2.] [Folgt eine Aufzählung aller Ausgaben und Schulden Regensburgs, fast wortgleich wie in Nr. 561 [9.]].

[3.] Item so hat gemeine stat kain zufall noch aufheben, anders dan was der burger under inen selbs jerlich steur und ungelt ist, auch sunst etlich clein zustant, die gering sind.

aItem so geen der geistlichkait von weinen, zu iren pfründen und gotzgaben gehorend, zu gemainen jaren, so di fruchten, bey 700 dreiling weins ungelt und aller weschwerung frei in di stat. Wo die wie ander bürger verungelt würden, treff allain der bairisch wein by 2000 fl.

Item mer di auslendisen wein, so bey uns nit wachsen, dergeleich frey zu sein, das auch ain tapfers wetrift. Was abbruchs und nachtails das jarlichen uns und gemainer stat an dem ungelt ist, mugen eur kftl., ftl. Gn. und gunst ermessen.

Item so haben auch die geistlichkait alhie auf dem maisten tail aller der burgerheuser etwo vil und groß zins, di si grundzins nenen, weliche si abzelosen nit gestaten wollen. Das aber gemainer stat an irer jerlicher steuer ain merklicher abbruch ist, dan wo di abgelost, würden dieselben bürgerheuser sovil hoher und mer versteuert.–a

[4.] Gnst., gn. und günstig Hh., dieweil nu eur kftl., ftl. Gn. und gunst aus hievor angezeigten artikeln gar clerlich vermerken, in was armut, unvermugen, swern und grossen schulden die bemelt stat Regenspurg und ganz in irem vermugen nit ist, einich anlege zu geben noch zu bezalen, angesehen, ob sy gleich ksl. Mt. und dem hl. Reich zu underteniger gehorsam, wie dan bisher durch sy beschehen, gern noch mer ewigsgelts oder leibgedings verkauften, so ist vor der jerlichen ausgab so vil und mer dann das eynnemen. Darumb sy solhes nit tun, auch dasselb nymand bezalen konnten noch möchten. Demnach wir als die gesandten gar diemutiglich bitten, eur kftl., ftl. Gn. und gunst wollen der benanten alten, armen stat armut, unvermugen und schulde, darinne die ist, fur augen und zu herzen nemen und die irer armut, unvermugen und schulden nach, damit die beladen, das, so auf sy sollt oder möcht gelegt werden, genediclich erlassen, auf das sy ir gleubiger bezalen und die in geburen [?] und sunst in wesen behalten mugen. Darumb eur kftl., ftl. Gn. und gunst werden unser Hh., ein rate, und ganze gemein mit iren undertenigen dinsten gar gehorsamlich verdinen.

Anmerkungen

1
 Verfaßt wurde die Supplikation laut Nr. 571 [2.] bereits am 25. März.
a
–a Von anderer Hand auf einem eingelegten Blatt.