Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Augsburg, 5. Juni 1510

Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein): Weimar, HStA, EGA, Reg. C Nr. 175, fol. 46 (an Kf. Friedrich von Sachsen); Dresden, HStA, GR, Loc. 8675/1, fol. 101 (an Hg. Georg von Sachsen).

Kop.: Dresden, HStA, GR, Loc. 8675/1, fol. 102a u. b (an das hessische Regiment).

Regest: Glagau, Landtagsakten, Nr. 27 (an das hessische Regiment).

Hat bekanntlich auf dem Augsburger Reichstag viel Mühe aufgewendet, um in den Konflikten zwischen Landgf.in Anna von Hessen und dem hessischen Regiment einen Ausgleich herbeizuführen, ist aber zu keinem Ergebnis gelangt, vor allem deshalb, weil die Vertreter des hessischen Regiments keine Vollmacht besaßen. Hat deshalb beschlossen, zu weiterer und abschließender Verhandlung der Sache einen Tag anzuberaumen, dorthin seine Räte mit einer Instruktion zu schicken und alle zu laden, die mit der Angelegenheit zu tun haben. Ersucht deshalb darum, zum 13. Juli nach Marburg zu kommen und dazu beizutragen, daß der Konflikt gemäß der Instruktion, die durch ihn mit Rat der in Augsburg versammelten Reichsstände verfaßt und den ksl. Räten übergeben worden ist,1 gütlich beilegt wird und weitere Kosten und Mühen vermieden werden.2

Anmerkungen

1
Diese Instruktion liegt nicht vor, sie deckt sich jedoch, wie das Protokoll des Marburger Schiedstages (Druck: Glagau, Landtagsakten, Nr. 28) zeigt, weitgehend mit den ksl. Vermittlungsvorschlägen vom Augsburger Reichstag, Nr. 185.
2
Der Marburger Schiedstag fand vom 16.-24. Juli 1510 statt. Vertreter des Ks. waren Gf. Adam von Beichlingen, Dr. Erasmus Toppler und Johann Storch. Teildruck bzw. Regest des Verhandlungsprotokolls: Glagau, Landtagsakten, Nr. 28. Am 24. Juli brachten die ksl. Räte einen Vertrag zwischen Landgf.in Anna und den hessischen Landständen zustande. Teildruck bzw. Regest: Ebd., Nr. 29; Regest: Battenberg, Solmser Urkunden, Nr. 2424; Demandt, Regesten, Nr. 2015. Zum Verlauf des Marburger Schiedstages und zur Bewertung seiner Ergebnisse vgl. Glagau, Vorkämpferin, S. 66f.; Scheepers, Regentin per Staatsstreich?, S. 108-111; Puppel, Regentin, S. 171-173. – Über die schwierigen Verhandlungen in Marburg berichtete Johann Storch mit Schreiben vom 23. Juli 1510 (erichtag nach Magdalene) an Zyprian von Serntein: [...] Ist vast sorglich, mit etlichen leuten zu handeln, dann was heut abgeredt und zugesagt wirt, ist morgen gewendet, und wer not, by allen reden ein notarien zu haben. Trag fursorg, das der artikel, wie die durch ksl. Mt. und die stende verfast sein, kayner dermassen erlangt werden mog. Sie bochen und stolziren nit anders, dann ob sie Babst und Ks. seyen. So die sachen zurschlagen werden solt, wirt uns not sein, wol furzusehen, wie wir aus dem land komen, dann die Schenken von Schweynsberg haben ein schloß, Schweinsperg genant, ein meyl wegs von Marpurg gelegen. Da ligt Hans von Senshaym und etliche andere reuter, die des von Menz, Wurzpurgs, Konigsteyns und anderer feynd sein, die werden nit feyern. So ist by etlichen leuten kein glaub oder trau. H. Peter von Aufses, der den regenten bysteet, besorgt sich nit wenig. Sie haben Konigsteyn vier knecht gefangen, harnisch und pferd gebeutet. Die regenten haben fur bystant kolnisch, wurzpurgisch, braunswigisch, brandemburgisch, wirtembergisch, fuldisch und ander mer rete, darzu etlich von der lantschaft, die ine anhangen, aber die gemeyn landschaft nit erfordert. Got gebe uns gluck, des wir wol bedorfen, zu der handelung. [...] Innsbruck, TLA, Maximiliana XIII 256/VI, fol. 107, Orig. Pap. m. S. (Vermerk: Zu aigen handen).