Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Jährliche Zahlung von 5000 fl. an Landgf.in Anna; [2.] Verfahrensweise bei Wittum und Morgengabe gemäß den entsprechenden Rechtsbestimmungen; [3.] Versorgung Landgf. Philipps; [4.] Mitwirkung der Landgf.in bei der Beratung der Landesangelegenheiten; [5.] Regelung der Sessionsfrage; [6.] Verfügung über die Kleinodien; [7.] Ersuchen an die Reichsstände um Ratschlag für das weitere Vorgehen.

[Augsburg, vor 20. Mai 1510]1

Kop.: A) Dresden, HStA, GR, Loc. 8675/1, fol. 97a-98a (Überschrift: Von diesen mitteln soll zu Hessen durch ksl. Mt. rete gehandelt werden); B) Weimar, HStA, EGA, Reg. C Nr. 181, fol. 17a-18a (Überschrift: Ksl. Mt. meynung und furslag zwischen der Landgf.in und der landschaft zu Hessen zu entschied und eynung zu beden tailn).

Teildruck bzw. Regest: Glagau, Landtagsakten, Nr. 26 (nach B).

[1.] Anfenglich bedunkt sein ksl. Mt. zimlich, das der Landgf.in uber und zusampt den 2000 fl., darumb sie versichert ist, noch 3000 fl., das in sum 5000 fl., werden verordent und zugestelt, und umb dieselben 5000 fl. yendert uf eynem schloss oder statt, da sye des jerlichen a habhaftig sey, verwyesen und versichert werd, und das ire solich 5000 fl. ire leben lang zusteen und volgen.

[2.] Mit dem wiedumb und morgengab soll es gehalten werden, wie wyedumbs- und morgengabrecht und -geprauch ist.

[3.] Des jungen Landgf. [Philipp] halben, das derselb zu Cassel pleyb und die Landgf.in inen [= ihn] personlich und mit weybsbilden versehe, desgleichen sie und die regenten in ksl. Mt. rete gegenwurtigkeit [ihn] mit etlichen personen us der lantschaft besetzen, bis das er in das 10. jar alt wirt. Alsdan mag man in, wie sich gepürt, vor sein statt machen. Und das nemlich dergestalt bestelt oder vergleicht werd, das entweders die Landgf.in den jungen H. mit seinem gesind umb ein gepürlich, zimlich gelt in irem kosten oder aber die Landgf.in mit irem statt umb ein zimlich gelt von der lantschaft bey dem sone in der liferung und notturft gehalten werd.

[4.] Das die Landgf.in, diweil sie iren witwenstul b behelt, selbst in dem rate des landes zu Hessen sein oder eynen an ire stat verorden müge, mitsampt den Hgg. zu Sachsen als obersten furmunden und der lantschaft helfen zu raten.

[5.] Das die session uf diesem reichstag mit eynem us der lantschaft, so hergeschigkt seint, von wegen der gemeynen regirung besetzt werd und nit bestimpt von keyner partei wegen, sonder der gemeynen regirung c, yedes gerechtigkeit ane nachteil und schaden–c.

[6.] Der kleynot halben soll es also gehalten werden: Was ire eigen kleynot, die sie dem Landgf. [Wilhelm d. M.] zupracht oder selbs erkauft het oder ir geschenkt weren, die sollen ir eygen volgen und pleyben. Was aber kleynoter des Landgf. gewest weren oder der Landgft. zugehorten, das dieselben beschrieben und versichert werden zu des jungen [Landgf.] handen, bis das er zu seynen jaren kompt, dem sie alsdan volgen sollen. Was kleynot aber des Landgf. bruder [Landgf. Wilhelm d. Ä.] zugehorten, die sollen in des regiments handen steen, beschrieben und versichert werden zu desselben Landgf. tochter [Elisabeth] handen, bis sie verheyrat wirdet; alsdan sollen sie derselben volgen.

[7.] Auch ist ksl. Mt. begeren an Kff., Ff. und stend des Reychs, ir Mt. zu raten, wo die partien diese artikel nit annemen wurden, was irer Mt. dornach in der sach zu handeln gepüre.

Anmerkungen

1
 Mit Schreiben von diesem Tag (Nr. 188) übersandte Landgf.in Anna die ksl. Vorschläge an Hg. Georg von Sachsen. Puppel, Regentin, S. 172 Anm. 101 vermutet in dem Text fälschlicherweise die Instruktion für den kursächsischen Gesandten auf dem Augsburger Reichstag.
a
 B fehlt.
b
 B witwenstant.
c
–c B fehlt.