Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Übersendung der am Reichskammergericht eingebrachten Peremptorialartikel zum Konflikt mit Bf. Reinhard von Worms; [2.] Eventuelle Ergänzung chronikalischer Belege durch die Reichstagsgesandten; [3.] Auftrag zur Erlangung eines Schreibens des Ks. oder seiner Räte zur Unterstützung des Fiskals beim hiesigen Reichskammergerichtsverfahren; [4.] Prüfung von Möglichkeiten zur Verhinderung einer neuerlichen Verweisung des Wormser Streitfalls an das Reichskammergericht; [5.] Gespräch Dr. Myhels mit dem kurpfälzischen Rat Goldschmidt über ein eventuelles Schirmbündnis mit Kf. Ludwig von der Pfalz.

Worms, 22. Mai 1512

Worms, StadtA, 1 B Nr. 1929/1, o. Fol., Konz.

Ao. [15]12 samstags nach ascensionis domini [22.5.12]
zu schryben gein Trier

[1.] Item uf die vor einbrachten peremptorialartikel, der man inen [= den Wormser Reichstagsgesandten] hiemit copy wider zuschickt, hat man am camergericht frytags nach cantate [14.5.12] einbracht ein schrift mitsampt den probationibus litteralibus, in der schrift angezeigt, der man inen hievor mit Hansen von Giessen copy zugesendet. Und als [Dr. Heinrich Levetzow von] Rostock desselben dags dawider excipirt und meint, das obberurt peremptorialartikel und litterales probationes nit zulesslich weren, ist gestern, fritags, 21. Maii, am camergericht bescheit eroffnet, das solich einbrachte artikel salvo iure impertinente, auch die einbrachten probationes, fryheiten, briefe und croniken zugelassen sin. [...]

[2.] Item ein rat hat nit sunderlich vil us der croniken, nemlich der kriegsleufe halben, in probationwyse dargetan, als in der obgerurten daby ingelegten schrift wol abzunemen ist, doch geschehen dermassen, den geschickten zu Trier vorbehalten, solich anzeige us der croniken an ort und enden, wo sie fur nutz und gut ansehen, nachmals zu Trier nach noturft zu tun.

[3.] Item die beweisung durch den ksl. fiscal [Dr. Christoph Müller], am ksl. camergericht furgenomen, will nit furtgeen. Haben des vermutung, dwyl ksl. Mt. bevelh der z[e]ugen halb, ytwedersits zu verhorn und zu uberschicken, ist allein laut des buchstabens zwischen dem Bf. und der statt und der fiscal nit darin begriffen, das man villeicht dafur haben und achten will, das des fiscals sach, die ime dann vor der zit bevolhen ist, darin nit gehör und sein itzig furgenomen beweisung nit zugelassen werde. Were nach eins rats bedunken not, deshalb ein sunderlich schreiben und bevelh von ksl. Mt. oder den hofreten an camerrichter und bysitzer auszubringen und herzuschicken, damit solich des fiscals beweisung auch angenomen, gefertigt und mit andern uberschickt wurde.

[4.] Item nachdem zu besorgen steet, das villeicht die sach dismal uf dem dag nit möcht vollendt und deshalb, wo solichs nit zuvor furkomen, die sach per episcopum wider an das camergericht gezogen möcht werden, nachdem im ksl. bevelh auch steet „ydem teil an siner gerechtikeit unvergrifflich“, ist eins rats gutbedunken und bevelh in alle weg, wo und wie das zum fuglichsten zu gescheen als durch ein commission der sachen halb, uf meynung ungeverlich, wie dann hievor die geschickten einem rat angezeigt [Nr. 1786 [1.]], oder wie sie nochmaln zum besten ansehe, vor allen dingen zu verhuten und verfangen, damit die sach nit wider an das camergericht mocht gezogen werden.

[5.] Der Wormser Schultheiß Dr. Balthasar Myhel hat berichtet, daß während seines jüngsten Aufenthalts in Heidelberg Johannes Goldschmidt mit ihm gesprochen und empfohlen habe, Worms möge sich wieder unter den Schirm der Pfalz begeben. Er habe darauf geantwortet, das man sich in schirm der Pfalz begeben, mög nit sein. Aber ein fruntlichen, nachburlichen verstant und einigung miteinander zu haben, möcht villeicht by Worms wol stat finden und nit abgeslagen werden, doch in all weg mit usnemung des huses Ostereichs. Daruf Johannes gefragt, ja, sie wolten aber kein gelt geben. Antwort unser schulthes, es mocht also sein, stat Wormbs gebe villeicht gelt oder mocht also sein, man müsst ir gelt villicht herusgeben. Goltschmidt hat daraufhin die Sache mit seinem Herrn (Kf. Ludwig von der Pfalz) persönlich besprochen. Gegenwärtig läßt der Rat von Worms die Angelegenheit allerdings ruhen, da die zur weiteren Erörterung benötigten Ratsmitglieder nicht zuhause sind. Datum samstags nach ascensionis domini Ao. 12.