Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ersuchen, die verlangte Rückgabe des Schlosses Haimburg zu vereiteln; [2.] Nochmalige Bitte, weitere ksl. Vermittlungsversuche im Konflikt zwischen Nürnberg und den Mgff. von Ansbach-Kulmbach zu verhindern; [3.] Auftrag, einer Wiederaufnahme des Mgf. von Ansbach-Kulmbach in den Schwäbischen Bund gemäß seinen Wünschen entgegenzuwirken.

Nürnberg, 16. März 1512

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher Nr. 68, fol. 89a-91a, Kop.

[1.] Hofft, daß Dr. Toppler das durch Peter Leupold überbrachte Schreiben (Nr. 1739) erhalten hat. Jakob Brantner, Haushofmeister des verstorbenen Kf. Philipp von der Pfalz, ist erschienen und hat die Überstellung des Schlosses Haimburg an ihn verlangt.1 Das wurde uns, dweyl Hainspurg in dem gezirk unser hofmark Altdorf gelegen ist, zu beswerd dienen, auch uns an unsern fraissen, wiltpennen und oberkaiten abbruchlich und nachtailig, und müsten also täglichs gezenks gewarten, zudem, das uns auch solchs an ksl. Mt. donacion verletzlich sein und zu ainem beswerlichen eingang raichen würd. Darinnen wollen sich euer erwird halten, als unser notdurft ervordert und wir vertrauen haben.

[2.] So ist uns am sontag oculi [14.3.12] euer erwirden schreyben [Nr. 1738] und daneben ksl. Mt. verrer tagsatzung in den marggrafischen geprechen [Nr. 1315] zukomen. Das alles haben wir euer erwird halben zu wolgefallen vermerkt. Und nachdem wir, wie euer erwird jungst bey unserm poten Petern Leupold durch uns ist zugeschriben [Nr. 1739], merklich beswerd tragen, der handlung solcher geprechen am ksl. hof zu gewarten, zudem, das wir uns aus unschicklichait des alten Mgf. [Friedrich von Ansbach-Kulmbach] und Mgf. Georgen zukunft, der man zu Onolzbach [= Ansbach] alle tag gewertig ist, auch anderm vorwissen nit vermuten, das Mgf. Fridrich oder Cazimirus zu ksl. Mt. und sonderlich so bald komen werden und das auch on des alten als des bewilligers und Mgf. Cazimirus als des principals beysein, ir ains oder ir beder, nichtzit fruchtpars werde geschafft, haben wir unser entschuldigung, zum tayle aus euer erwirden rate und anweysung, ksl. Mt. hieneben in ainer schrift [Nr. 1316] entdeckt, versehen uns auch genzlich, wo wir nochmalen genaigt, mit den Mgff. in vertrag zu komen, wir wollen des in der nehe und in unserm haus bekomen und villeicht träglicher und leidlicher dann am ksl. hof. Hierumb ist an euer erwird unser dinstlich bit, die wollen furkomen und furdern, damit die sachen zu verrer tagsatzung nit gelangen oder zum wenigsten noch ain gute zeyt in rue gestellt werde. Mitlerweyle mogen wir auch durch enderung der zeit oder schicklikait der leufd auch befinden, also das nachmalen verrer handlung unnotdurftig werd.

[3.] Dabey geben wir euer erwird zu erkennen, das uns von unserm ratsfreund Casparn Nutzel ytzo schriften [liegen nicht vor] sind zukomen, des wir euch hierin copy zusenden. Aus denen euer erwird vernemen, wie unschicklich sich die marggrafisch potschaft uf disen tag zu Augspurg zu endlichem beschlus des punds gegen unsers ratsfreund erpieten und H. Paulsen [von Liechtenstein] handlung hat gehalten und das villeicht ir gemüte dahyn ist gestellt, bey ksl. Mt. zu arbaiten, damit sy irs willens und gefallens in den pund genomen werden. Solchs, sovil moglich, zu furkomen, wolle euer erwird – bitten wir dinstlichs vleiß – an gelegen orten rigel underschiessen, uf das der Mgf. uns zuwider seinen vortail nit erlang, wiewol wir aus Nutzels letster schrift vermuten, H. Paulus werde durch schriften am ksl. hof wider den Mgf. bishere auch nit gefeyert haben. In dem erzaigt uns euer erwird gut gefallen, das wir umb dieselben mit dinstperkaiten beschulden und vergleichen wollen. Datum eritag nach oculi 1512.

Anmerkungen

1
 Das pfälzische Schloß Haimburg (Kreis Neumarkt/Opf.) war 1504 im Landshuter Erbfolgekrieg durch die Rst. Nürnberg erobert und teilweise zerstört worden. Aus der Forderung der Pfalzgff. nach Rückgabe erwuchsen jahrelange Streitigkeiten.