Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Bestätigung des Empfangs ihres Schreibens; [2.] Äußerung zur geplanten Einung zwischen Kf. Ludwig von der Pfalz und Bf. Georg von Bamberg; [3.] Orientierung am pfälzischen Kf. in Sachen Beitritt zum Schwäbischen Bund; [4.] Sein Fernbleiben vom Reichstag trotz gesundheitlicher Besserung; [5.] Bedenken gegen den im ständischen Entwurf einer neuen Reichsordnung vorgesehenen Gemeinen Pfennig; [6.] Übersendung seiner Stellungnahme zum Schreiben Gf. Wilhelms von Henneberg-Schleusingen an den Ks.; [7.] Verweigerte Zustimmung zur Heimreise Sigmunds von Thüngen, Warten auf die mögliche Verlegung des Reichstags; [8.] Gewährung von Geleit für die Nürnberger Reichstagsgesandten; [9.] Polemik gegen Bf. Georg von Bamberg und Johann von Schwarzenberg; [10.] Dank und freundliche Empfehlung an Bf. Wilhelm von Straßburg; [11.] Ablehnung eines Badeaufenthalts Sigmunds von Thüngen; [12.] Weisungen für das weitere Vorgehen seiner Gesandten im Konflikt mit Gf. Wilhelm von Henneberg-Schleusingen; [13.] Bemerkung zur Heimreise Mgf. Friedrichs von Ansbach-Kulmbach.

Würzburg, 22. Mai 1512

Würzburg, StA, Würzburger RTA 4, fol. 55-59, Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk: Mitwochen nach exaudi [26.5.12]; mit Randvermerken neben einzelnen Absätzen, die deren Inhalt kennzeichnen).

[1.] Gruß. Wirdiger, lb. andechtiger und getreuen, wir haben eur schreyben [liegt nicht vor], uns itzt bey unserm boten Cleßlein zugeschickt, empfangen und vernomen, und das euch alle unser schrift zukumen seind, haben wir aus vorigen und itzt zugeschickten antworten, darauf gevolgt, wol verstanden.

[2.] Der zetel halben, unserm H. und freund von Bamberg uberantwort, uf welchen tag sein brif zu Bamberg geantwort, lassen wir dobey bleyben. So hat es unsern halben auch nit irrung, ob der eynung halben zwischen Pfalz und Bamberg nichts angeregt oder der wille beiderseits nit sey etc.

[3.] Auch, so Bamberg geneigt, in bund zu kumen mit der ausnemung, wie ir uns schreibt, ist uns nit wider. Und das ir bis uf Pfalz zukunft gewart und nichts habt handeln wollen, lassen wir uns wol gefallen, dan wo es die gestalt haben solt, das wir dort und do, wo man zu schicken hette oder gewüne, das dan teglich vor augen ist, hilf tun solten, were unsers vermogens nit. Darumb wir achten, in namen Gottes also zu bleyben, wo es bey Pfalz dy meynung nit hette, dan on ine ist es uns nit wol zu tun. Davon habt ir hievor unser meynung verstanden. Wir können auch nit gedenken, das darin zu eylen sey, wie bey Bamberg beratschlagt worden, dan wogleich beschließlich des punds halben gehandelt und aufgericht wurde, mocht alsbald und neher und mit weniger beswerung dareinzukumen sein als davor. Aber wir wollen doch, das ir zu Pfalz etc. zukunft erlernt, was sein gemuet darin sey. Darnach wist ir euch wol zu halten.

[4.] Unsers aussenpleybens halben, das es nit not habe etc., lassen wir euch wissen, das wir nit geschickt sein, uber land zu ziehen, wiewol von den gnaden Gottes unser sach wol stet und zu guter besserung geschickt. Wil uns doch not sein, ein zeit lang innzuhalten. Wir seind uf nechsten donerstag ascensionis domini [20.5.12] zu abent herab in die stat [Würzburg] gezogen aus ursachen, so ir im andern brif [liegt nicht vor] vernemen werdet, den sachen dester statlicher auszuwarten. Wir hetten uns sunst noch lenger uf unserm schloss [Marienberg] enthalten.

[5.] […] Item der zugeschickten handlung, davon durch dy stende des Reichs, ksl. Mt. furzuhalten, geratschlagt etc.,1 haben wir bedacht und bewogen, das es ein weytleuftige meynung sey, wurde gar lanksam von staten geen. Und wo von den ungehorsamen dieselb anlag nit bracht, als zu besorgen stet, so wurde den gehorsamen, solche bürde allein zu tragen, gar vil zu swer sein. Ydoch, was man beschleust, furzuhalten, können wir nit wider. Wir geben euch aber das in geheim zu erkennen, das solch hilf nit austreglich oder noch gestalt der leuf und hendel, so sich itzt erhalten, darin sich ksl. Mt. auch üben solt, nit zu erharren ist, dan so itzt vor augen ist, das die grosen gewelt, als Babst, Neapolis, Aragon, Engelland, Sweizer etc., wider den Franzosen, domit er nit zu mechtig werde, sich erheben und bewegt sein, bey den ksl. Mt. auch sein solt. Ob nun ir Mt. zu solchem itzt ein hilf geschee, bedeucht uns nit unzeitlich, dan solt er ausser diser handlung sein und sich nit auch dareinschlagen und mithandeln, mocht nachteilig sein etc.a. Geben wir euch in geheim und im besten zu erkennen. So wurde diser anschlag manig ewig irrung unter den untertanen bringen und sich an keinem ort zu vermuten, das man sich des werds und narung oder vermögens eins yglichen, das auch nit yderman gern wissen lest, vergleichen mocht. Das neme lang zeit und wer[d]e dieselb hilf, ob die gleich, das swerlich zu erlangen ist, furgang gewunne, zu den itzt vor augen swebenden großen hendeln kein frucht bringen.

[6.] Item das von wegen Gf. Wilhelmsb ein schrift ksl. Mt. uberantwurt [wohl Nr. 1280], wie ir uns davon copien geschickt, werdet ir unser meynung in derhalb beigelegten schriften [liegt nicht vor] vernemen. Darin wißt ir euch wol zu halten. Lassen uns auch gefallen, das ir aus solcher handlung ursach nemet, voriger unser schrift nach zu handeln und zu erlangen, was not ist.

[7.] Verrückung halben des tags und das dir, Sigmund von Thüngen, mocht erlaubt werden etc., dweyl wir aus der schrift, so ir, Peter, gestern [21.5.12] uns eroffent [liegt nicht vor], vernomen haben, das ksl. Mt. hinweck, ist unser begern, das ir bede beyeinander bleybt und wartet, ob verruckung des tags gescheen oder ksl. Mt. irer anzeig nach wider dohin kumen werde.

[8.] Wir haben auch uf dy schrift Sernteins [liegt nicht vor] den von Nürmberg ir brif [liegt nicht vor] zugeschickt. Wollen dy gern versichern und mit gewarsam, sovil an uns ist, dohin zu bringen helfen.2 Aber unsern halben hat es nit stat, wie ir oben verstanden habt.

[9.] […] Wir tragen auch befrembden, das sich B[amberg] und sein hofmeister [Johann von Schwarzenberg] laut eurs anzeigens also in sachen halten und nit bedenken, das sich das ganz Reich, wie sie vermeinen, durch sie nit regiren laß, zudem, das ir handlung und furnemen B[amberg] am ehesten mocht zu beswernis reychen. Dan es ist alweg in ordnungen uf den reichstegen hoch bedacht worden, das das geistlich swert mer schneid und zu gehorsam dring dan das weltlich und die censur der kirchen mer dan waffen gewürkt, dan der gemein man die nit erleyden kan. Dodurch die obersten zu gehorsam und von unrechtlicher, gewaltsamer tate abzusteen gemüssigt werden. Were dowider rate gibt und versteet, der gemeint es on zweifel nit gut in geistlichen und weltlichen stenden.

[10.] Wir bedanken uns hoch unsers H. und freunds [Bf. Wilhelm] von Straßburgs freuntlichen zuentbietens. Schreiben seiner lieb hiebei mit bite, euch in gutem bevelh zu haben, mit erbietung, seiner lieb zu tun, was ir gefellig und lieb ist.

[11.] Aber dir [Sigmund von Thüngen] ins bad zu erlauben, kan itzt, dieweyl ir bede verharren solt, nit stat haben.

[12.] […] In sachen uns und Hennberg betreffen finden wir, das Adam von Schaumberg allein die mittel, die furgeschlagen worden durch sein angeben zu Hamelburg, wie sein H. [Gf. Wilhelm von Henneberg-Schleusingen] dy hab annemen wollen, aber durch uns abgeschlagen, angezeigt hat. Aber unser verursachung, warumb wir dieselben anzunemen nit schuldig, auch ksl. Mt. meynung derselben gestalt nit gewest und uns von ir Mt. selbs nit aufgelegt worden ist, das hat er furzubringen unterlassen, dan er kan wol gedenken, das ime das nit fügt oder vil glimpf gebe. Darumb lassen wir uns gefallen, das ir alle unser ursach und anzeige, auch der verhörten zeugen sage zu unser gerechtikeit furbringt, wie ir aus den acten, so ir bey euch habt, zu tun wol wißt. Dodurch mag ime sein angeben leichtlich verlegtc werden. Und als zuletzt gemeldt wirdet, wie er sich im beschluß erboten und sein endlichen abschied darauf genomen, dodurch er im aber vermeint, ein glimpf zu schopfen, das müß, wo es anders [dem Abt von] Fuld [Johann von Henneberg] also uberantwort worden, das wir nit wissen, nach euerm abschied vom tag zu Hamelberg [vgl. Nr. 1278, 1280] geschen sein, dan wir seind nit ingedenk, das ichts nach dem erbieten, alle inwoner zu Sweinfurt zu verhörn, durch ine weiters anbracht oder euch uberantwort worden sey. Darumb wollet acht haben, ob dy handlung von Fuld an ksl. hof geschickt wurde, ob ichts weiters dobei gesetzt were, das euch nit eröffent oder zugeschickt were. In alle wege habt ir aus seiner selbs furgeben anzuregen, das er ein gewere und possess aus ksl. belehnung unterstet anzuzeigen, die er doch weder durch belehnung oder eynigen gebrauch nie gehabt und noch nit hat und sich sein man [Adam von Schaumberg] nit schembt zu lugen, das er uns vermeint zu entsetzen und sich einzudringen. Darumb ime billich geboten wurde, uns unbetrübt zu lassen.

[13.] Und so der Mgf. [Friedrich von Ansbach-Kulmbach], wie ir angezeigt, hinweck und ichts zu erlangen were, wie wir euch hievor geschriben, darin wollet fleis tun als die, [die] aller handlung gut bericht haben und zu tun wol wisset. Euch gn. willen zu erzeigen habt ir uns geneigt. Datum in unser stat Wirzpurg am sambstag nach ascensionis domini Ao. etc. 12.

Anmerkungen

1
 Gemeint ist der ständische Entwurf einer neuen Reichsordnung, Nr. 989.
a
 Randvermerk von anderer Hand: Anslag gemain d. [= Pfennig].
b
 Randvermerk von anderer Hand: Henneberg.
2
 Gemeint ist das Geleit für die Nürnberger Gesandtschaft zum Trierer Reichstag.
c
 Unsichere Lesung.