Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Übersendung von Belegen zu seinem Lehensverhältnis mit Gf. Edzard von Emden; [2.] Bemühen um ein ksl. Gebot an den Gf. zur Rückgabe von Groningen an den Ks.; [3.] Ersuchen an Kf. Friedrich und Hg. Johann von Sachsen um Unterstützung in dieser Angelegenheit; [4.] Bitte an den Ks. um Genehmigung zur Heimreise von Hg. Georgs Sohn Johann Hof Ehg. Karls.

ohne Ort, 25. August 1512

Dresden, HStA, GR, Loc. 8183/2, fol. 84a u. b, Konz.

Kurzregest: Baks, Inventaris, Nr. 1064.

[1.] Lb. getrauer und rat, wir haben aus euer jungst schrift [liegt nicht vor] vermarkt, daz Gf. Edesart [von Emden] angesatzten tag, uber das er ksl. citatio anzunemen gewegert [vgl. Nr. 1303], durch seine verordente hat besuchen lassen und daz ir bey ksl. Mt. gevleissigt, in unsern sachin ausspruch zu tun. Welchs uns ganz wolgefellig, dan wir verhoffen, es solle uns, wu der ausspruch irgehet, nutzer sein dan ob der Gf. angesatzten tag nicht besucht und dasjenig, so ir vormals von ksl. Mt. zu bekomen gevleissiget, irlanget were. So aber vermutlich ist, der ausspruch werde uns beweisung der brife, so wir uns im vertragen zu Neus 1 haben berumen lassen, uflegen und wu die beweisung nicht unvorzuglich geschit, schedlicher verzog derhalben einfallen, schigken wir euch hirbey ksl. erste commission und declaratio sampt der Kff. verwilligung, wie die unserm lb. H. und vatern seligen [Hg. Albrecht] daruber gegeben ist, 2 auch des Gf. brife, darinne er bekennet, das er unsern H. vater und seine erbin zu gubernatoren angenomen, seine lehen entpfangen und die vorder entpfahen wolle und welcher gestalt er des stathalterampts, der umblande und des Dums [= Appingedam] halbin verschriben ist, uf das ir sulcher brife, ab es not sein werde, nützlich habet zu gebrauchen. Und ist unser gutlich begerung, ir wollet mit vleiß anhalden, ksl. ausspruch und diser sachen, sovil uf dis zeit sein mag, entschaft zu bekomen. Uns bedunkt auch, so der ausspruch irgehet und, als wir hofen, erlangt wird, das der Gf. seine lehen von uns zu entpfahen schuldig gewest, es soll forder zu procedirn sein, weile der Gf. seiner lehen in geborlicher zeit nicht volge getan, das er der gegen uns verlustig solle gezeyht werden.

[2.] Zum andern, so, als der Gf. in einem seiner briefe bekennet, das er die stat Groningen von wegen und anstat ksl. Mt. angenomen und er des kein befehel, fug, recht noch macht gehabt und an zweifel nicht kleine buß daruf stehet, wo sich imand von wegen ksl. Mt. sachen ane befehel understehet, dunkt uns auch, es solle vleiß dorzuwenden sein, das ksl. Mt. den Gf. deshalbin streflich irkennen und im gebiten, die stat in seiner Mt. hande zu ubergeben, welchs er unsers versehens mit fugen nicht wegern mag. Ob er auch die stat mit ksl. Mt. willen ingenomen het, im solle auch derwegen straf ufzulegen sein. Des wir euch erinnern, uf das ir sampt den andern, so euch beystendig sein, daruf gedenket und, was ir zimblich und nutzlich zu geschen irmest, nach euerm gutdunken gefordern moget.

[3.] Wir haben auch die hochgebornen Ff., unsere lb. vettern, H. Friderich, Kf., und H. Johanns, Hgg. zu Sachsen etc., gebeten, iren reten zu befelhen, euch in berurten sachen beyzustehen, welchs also geschen. So wer uns aber zu vermuten, wu dise sach mit des Reichs versamplung rat soll gehandelt werden, das dan unser vettern rete nicht schedlich bey der samplung sein werden. Ist unser gutdunken, das ir alleine Dr. Luftig zu beystand gebruchet und das H. Wolf von Weissenbach bey des Reichs versamelung unser vettern stat besitze.

[4.] Ir wist auch, das wir unsern son, Hg. Hansen, nu lenger dan ein jar in des hochgebornen F., unsers lb. oheim, H. Karlen, Ehg. zu Osterreich etc., hof nicht mit cleiner beschwerung enthalden. 3 Und ob uns wol grosse vertrostung geschen, derselbig unser son sulde vor andern erlich gehalden und versehen werden, so ist doch wenig anders daraus irvolget, dan das der F. von Meylan [Massimiliano Sforza], der im stand dem hause zu Sachsen nicht gemeß, uber unsern son gestelt, auch unserm sone ander vercleinung meher entstanden und zu seinem enthalt nicht ein pfennig gegeben oder verordent ist. Des wir nicht unbillich beschwert und derwegen bedacht sein, unsern son von dannen an ander ende zu wenden. Darumb wir begern, ir wellet bey ksl. Mt. unserm sone gn. irlaubnus nemen. Und abe sein Mt. nach ursachen fragen, moget ir seiner Mt. unser unvermogen vorwenden und also die sach vleissigen, das unser son mit gnaden abschid irlangen mag [vgl. Nr. 1423 [3.]], und was euch in dem allem begegnet, uns forderlich zu irkennen geben. Daran erzeiget ir uns sunderlich gut gefallen, in gnaden gegen euch zu bedenken. Datum mitwochs nach Bartholomei apostoli Ao. etc. 12.

Anmerkungen

1
 Gemeint sind die Neußer Schiedsverhandlungen im August 1511. Vgl. Nr. 1619 Anm. 2.
2
  Kg. Maximilian ernennt mit Zustimmung der Reichsstände Hg. Albrecht von Sachsen und dessen Erben zu Gubernatoren von Friesland, Freiburg i. Br., 20. Juli 1498. Regest: Wiesflecker, Regesten II,1, Nr. 6436. Vgl. dazu Baks, Albrecht der Beherzte, S. 133; Ders., Modernisierung, S. 139f.
3
  Hg. Georg hatte aufgrund der Verdienste seines Vaters Hg. Albrecht um das Haus Habsburg längere Zeit gehofft, seinen ältesten Sohn Johann zur weiteren Ausbildung an den burgundischen Hof schicken zu können. Im Sommer 1511 brach Hg. Johann schließlich mit 40 Berittenen in die Niederlande auf, wo er drei Jahre lang als Spielgefährte Ehg. Karls blieb. Gess, Habsburgs Schulden, S. 217f.