Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Bitte um Klarstellung des Vorrangs der bayerischen Hgg. vor den sächsischen Hgg. gegenüber Hg. Georg von Sachsen.

[Trier, Ende April/Anfang Mai 1512]1

Konz.: A) München, HStA, KÄA 1243, fol. 45a u. b.

Kop.: B) Ebd., Kasten blau 335/11, fol. 7a u. b (Überschrift: Suplication an ksl. Mt. in sachen mein gn. H. und Hg. Jörgen von Sachsen die irrige session belangend; Unterschrift: Friedrich;Vermerk links oben: Ao. etc. 1512).

Allerdurchleuchtigister, grosmechtigister Ks., allergnst. H., nachdem sich der hochgeborn F., H. Georig, Hg. zu Sachsen etc., mein lb. oheim, understanden, mir an meinem stand und session auf disem yetzigem reichstag irrung ze tun, nemblich das sein lieb vermaint, ober mir, auch dem haus zu Bairn zu geen und ze steen und mir aber, solhes zu geduldn, zu nachteil und dem haus und Ft. zu Bairn ganz beswerlich und unleidenlich etc.,2 auf solhes eur ksl. Mt. begert haben an uns ped teil, derhalbn eur ksl. Mt. unser yeglicher sein mainung in geschrift zu ubergeben. Demnach gib ich eur ksl. Mt. in aller undertenigkeit zu erkennen, das allwegen ye und ye, auch lenger dan menschngedechtnus zwuschn Ff. von Bairn und Sachsn also auf allen reichstagen, auch auf andern tagen zu schimpf und zu laid bisher also gehalten, das die Ff. von Bairn und ire potschaft den vorgang und vorstand vor allen Ff. von Sachsen und iren potschaften gehept und herpracht haben und darin kein alter angesehen. Es haben auch eur ksl. Mt. abzenemen, das der Kf. von Bairn, Pfalzgf. etc., er sei jung oder alt, vor dem Kf. von Sachsen in geen, steen und sitzen vorgang und vorstat hat. Darumb gar ain ainfeltiger zu gedenken hat, das alle Ff. von Bairn, die nit Kff. sind, in gleicheit gegen allen Ff. von Sachsen, so nit Kff. sind, iren vorstand, saß und stand haben. Und on zweifel so haben allens eur ksl. Mt. als der erfaren mer dan yemand anders gut wissen, darzu all ander unparteisch stende des hl. Reichs, das solhes obgemeltermassn also ist gehalten und hergepracht. Bitt darauf in aller undertenigkeit, eur ksl. Mt. wolle obgemeltn meinen oheim von Sachsen in der guet dohin weisn und vermögen, von solhem seinem unleidenlichema furnemen, so er yetzo wider mich und die Ff., aus dem haus zu Bairn geporn, unpillicherweise tut, abzesteen, sunder mich, das haus und Ft. zu Bairn an solhem unserm altem, hergeprachtem geprauch und ubung seß, geen und stends etc., wie pillich geschicht, ungeirrt ze lassen. Und eur ksl. Mt. wolle sich hierinnen gnediglich der pillicheit, als ich mich der und aller gnaden bey eur ksl. Mt. vertröst, erzeigen. Das will ich in aller gehorsam und undertenigkeit willig sein zu verdienen.

Anmerkungen

1
 Die Supplikation dürfte noch vor der Abreise Ks. Maximilians in die Niederlande am 17. Mai verfaßt worden sein. Ott, Präzedenz, S. 74 Anm. 24 datiert sie allgemein in das Jahr 1512. – In Nr. 1605 [3.]) ist von einem erneuten Sessionskonflikt der hgl.-sächsischen Gesandten mit dem Vertreter Pfalzgf. Friedrichs die Rede.
2
 Laut Ott, Präzedenz, S. 74 war diese Supplikation die Reaktion Pfalzgf. Friedrichs auf ein förmliches Ersuchen des Kanzlers [= recte: Vizekanzlers] Hg. Georgs von Sachsen, Otto von Pack, die nach dem Tod Hg. Albrechts IV. von Bayern zwischen Sachsen und Bayern strittige Sessionsfrage zu klären.
a
 B unbillichen.