Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Erzielte Überkunft mit dem EB von Mainz in Sachen Rückgabe der Güter der ausgetretenen Erfurter Bürger; [2.] Weisung, die Hgg. von Sachsen zu friedlichem Verhalten in der Erfurter Streitsache und persönlichem Erscheinen auf dem Reichstag zu bewegen; [3.] Inhalt der Vereinbarungen mit EB Uriel.

Gelnhausen, 28. Februar 1512

Kop.: Dresden, HStA, GR, Loc. 9853/7, fol. 53b-56b (Vermerk: Durch ksl. Mt. und Johann Renner underschriben); Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 207, fol. 87a u. b.

[1.] Getreuen lieben, wir verkunden euch, das unser lb. neve und Kf., der EB von Meinz, hie bey uns gewest ist. Mit dem wir der erfurdischen sach halb mit ganzem ernst gehandelt haben dermassen, das sein lieb bewilligt und sich auch der von Erfurt gemechtigt hat, die bürger, so aus der stadt Erfurt sein, auf unser vor ausgangen glait und gebot frey [und] sicher wider zu iren guetern einkomen und sye der an irrung geprauchen und geniessen zu lassen und sust alles das zu tuen, das der abschid zu Augspurg [Nr. 158] inhalt und vermag nach laut des zettels, so wir euch hierin verslossen zusenden [siehe [3.]].

[2.] Und dieweil nu demselben abschid laut unsers lb. ohmen und Kf. Hg. Friderichen von Sachsen begeren ein volligs benuegen beschit und uns in vil weg bedünkt, das solichs seiner lieb und andern unsern oheimen von Sachsen angenemer und besser sey, in der güte zu haben dann mit dem krieg zu erlangen, wir auch in allem unserm furnemen, wo solicher krieg also verhuet, gefürdert und der reichstag seinen furgang gewynnen würd, daselbs dann die gülchisch sachen, daran dem haus zu Sachsen merklichs gelegen ist, auch ausgericht werden mocht, demnach befelhen wir euch mit ganzem ernst und wollen, das ir solichs alles dem gemelten unserm oheim Hg. Friderichen, auch Hg. Johansen und Hg. Georgen von Sachsen anzaiget und an sy von unsern wegen begert, das sye aus erzelten ursachen solhs auch annemen und dem abschid, sovil sye der irs tails berürt, auch nachkomen und deshalben keinen krieg anfahen noch mit der tat ader unfreundlichs nichts handeln noch furnemen, und das dieselben Hg. Friderich und Hg. Georg von stund aufsein und mitsambt euch auf den reichstag zu uns ziehen, den wir dann zu Coblenz oder Trier halten werden, wie wir bey Kff. und Ff. am Rein, die sich all verwilligt haben, zu uns zu komen, in rat erfinden, das solhs des sterbens, auch aller sachen gelegenheit nach zu halten am besten sey, damit wir unser und des Reichs nottorft ausrichten, auch in der gülchischen sach handeln mögen, wie wir dann den abschid von gemeltem unserm oheim Hg. Friderichen genomen haben, und [daß ihr] hierin allen vleis gepraucht und was euch zu antwort begegent, uns dasselb bey diser post wider berichtet. Daran tuet ir unser ernstliche maynung. Geben zu Gailhausen am 28. tag Februarii Ao. etc. im 12., unsers reichs im 27. jarn.

[3.] Zettel: Item was gefangen zu ksl. Mt. handen nit gestellt sein, das die nochmals von beyden tailen dareingestellt werden.

Item das die bürger, so aus der stat Erfurt sein, auf ksl. Mt. glait und gebot widerumb in die stadt zu iren haben und guetern komen, daselbs frey [und] sicher sein und sich derselben nach iren nottorften geprauchen und geniessen sollen und mögen, von den bürgern und sunst meniglich unverhindert. Und solh einkomen derselben auswendigen bürger soll geschehn auf den hl. palmabent nechstkünftig [3.4.12] und soll ksl. Mt. ire rete dabeyhaben, die darobsein, damit dasselb einkomen, wie vorste, an irrung beschehe.

Item so will ksl. Mt., das mein gnst. H. von Meinz und die von Erfurt mit volkomenem gewalt, desgleichen Hg. Friederich und ander Hgg. von Sachsen, auch die bürger, so aus der stadt sein, von irer Mt. von stund nach solhem einkomen auf dem reichstag, so ytzo vor augen ist, erscheinen, und was yeder tail deshalben zu dem andern zu clagen hat, es sey, umb was sachen es welle, das soll ir Mt. horen und sy darin guetlich oder rechtlich entschaiden.

Was aber sein Mt. auf demselben reichstag guetlich oder rechtlich nit entschaiden mochte, sol ir Mt. ander treffenliche rete und commissari dahin gein Erfurt verordnen, die solh unentschaiden artikel ferrer guetlich oder rechtlich entschaiden.

Wo aber der reichstag innerhalben dreyen monaten ungeferlich nit gehalten, so soll und will ksl. Mt. treffenlich commissari darzu verordnen, die solhs alles handeln und volziehen, wie obsteet.

Sunst soll es in allen artikeln gehalten werden, wie das der abschid zu Augspurg inhalt und vermag.