Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Seine erheblichen Nachteile aufgrund der verzögerten Behandlung des Erfurter Streitfalls und der hessischen Angelegenheit; [2.] Daraus resultierende mögliche Auswirkungen auf die ksl. Belange; [3.] Widerstand gegen eine Behandlung der Erfurter Streitsache auf dem Reichstag, Wunsch nach Bewahrung des Besitzstandes seines Vaters in Erfurt; [4.] Hoffen auf eine günstige Haltung des Ks. im Jülicher Erbstreit; [5.] Freude über Aussichten auf Frieden mit Venedig.

Lochau, 14. Januar 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 13a-14b, Kop.

[1.] Hat Renners Schreiben vom 30. Dezember 1511 (Nr. 1060) erhalten. Bittet ihn, zusammen mit Gf. Hoyer von Mansfeld dem Ks. die beigefügte Werbung (Nr. 1062) vorzutragen.

Und wellen euch sunderlichen und vortreulichen nit bergen, das wir warlichen hoch beschwert sein, das die erfordische, auch heßische sachen uns zu merklichem nachtaile und vorachtung also vorzogen werden, unsers vorhoffens, solchs umb ksl. Mt., auch ksl. Mt. rete und dyner nit vordynet haben. Wir wellen es aber Got dem almechtigen befelhen und, ob Got wil, ayner bessern zeit erwarten, auch unser sachen des hl. Reichs obligen und gescheft uns nit mehr dan dieselbigen geliben lassen, dan, wan uns sein Mt. erfordert, wil Got, alsdan gehorsamlich bey seyner Mt. erscheynen.

[2.] Warlichen entstet uns aus disem verzug merklicher nachtail, wan wie es in der erfordischen sachen gestalt hat, ist euch zu mer malen geschriben. So ist es in der heßischen sachen ganz irrick, wy ir hiebey aus disen schriften vornemen werdet. Hat sich dieselbige handlung ober manigfaldigs, gn. vortrosten, von ksl. Mt. uns beschen, des von Zorns halben vorzogen. Ob solchs gut, auch ksl. Mt. in seynen sachen forderlichen, habent ir als der weyser selber wol zu bedenken. Es machet ye zum wenigsten dy leute unwillig, zudem, das unser aller fermugen tegelichen gemindert. Ab nuhe zuletzt ksl. Mt. und dem hl. Reich mag statlichen gedynet und gehulfen werden, ist leichtlichen zu achten.

[3.] Wir wellen euch auch ganz guter maynung nit bergen, das wir nit uns genuck entsinen mugen, das ksl. Mt. begert, das wir seyner Mt. zu gefallen bewilligen, das sein Mt. die sache mit Erfort auf den reichstage erfordere, damit worde der von Mainz beweget, den reichstag zu besuchen etc., aus was orsachen solchs beschicht. Dan wir ye des vortrauen zu seyner Mt. haben, das seyner Mt. maynung nit sey, uns mit dem von Mainz in aynige handelung, auch mit Erfort zu fürhen lassen. Dan sein Mt. wais und ir habet das selber zu ermessen, wy nachtailig uns solchs sein weldt, uns mit inen in aynige handelung ober die gegeben abschaid [Nr. 158] und mandata, von ksl. Mt. ausgangen [Nr. 172, 174], zu begeben. Es werde auch sunder zweifel darfor bey unsern mißgunnern gericht, als hetten wir foriger handelung, in disen sachen ergangen, gar kainen fug. Es were auch ganz befremdlich zu horen, wo Mainz zu besuchung des reichstags mit disem vornemen solt vororsacht werden, dan sunder zweifel, so er ksl. Mt. sachen und des Reichs nit hoher wegen [= einschätzen] wil dan disen ungegrünten handel seynes vornemen, ist leichtlich zu achten, wes ksl. Mt. sich bey ime seyner Mt. und dem Reich zu gut vorsehen sol. Dan sollen orsachen vorgewendt werden, darumb der tag nit solt besucht werden, hetten wir dy gar fil statlicher vorzuwenden und die offentlichen und am tage sein dan Mainz. So begeren wir auch, nichts dem von Mainz zu entwenden, allain das zu haben, das ksl. Mt. den von Erfort zu tun geboten, domit wir das bekomen mugen, das unser vater seliger [Kf. Ernst], auch wir an Erfurt gehabt etc. Mit was billikait aber sich Mainz widerstet, denselbigen zu entgegen zu handeln und das bose folk zu irem fornemen zu sterken, ist wol zu achten.

[4.] In der gulchischen sachen wellen wir uns je vorsehen, ksl. Mt. werde sich genediglichen gegen uns aller halden und erzeigen. Und ir wollet je daransein, so ksl. Mt. uns schreiben wird und uns erfordern, das sein Mt. uns in der gulchischen sachen sunderlichen aynen gn. brif schreibe, damit wir von unserm bruder [Hg. Johann], auch unser lantschaft mit gutem fug, wil Got, abschayden mugen. Und, weld Got, ksl. Mt. woste, wie und mit was beschwerung wir abkomen mugen, sein Mt., dy worde ye ain gn. bedenken darinnen haben. Ksl. Mt. kan uns allen in disen sachen genad erzeigen an seyner Mt. schaden.

[5.] Nit mit wenig froiden weren wir begirick zu erfarhen, das ksl. Mt. aynen statlichen und erlichen frid erlangen mochte. Wir glauben auch wol, das gar fil seltzsamer hendel vorhanden sein. Der almechtig Got gebe zu glück. [...] Fast eilent am mitwoch nach Erhardi zu Lochau 1512.