Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Reichstag zu Regensburg 1556/57 bearbeitet von Josef Leeb

Neuerliche Ablehnung der persönlichen Übernahme des Präsidentenamtes. Beauftragung Bf. Rudolfs von Speyer mit der Vertretung als Präsident. Pünktliche Abordnung der Teilnehmer.

Der Mainzer Kanzlei am 10. 3., den Reichsständen am 11. 3. 15571 übergeben. Von diesen kopiert am 11. 3.

HHStA Wien, MEA RTA 44a/II, fol. 47–48 (Kop. Überschr.: Der kgl. Mt. resolution auff der stendt vierdt bedencken in der religions sachen, den 10. Martii eroffnet. [Nr.] 13.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 258–260 (Kop. Überschr.: Der kgl. Mt. resolution auf der stende viert bedenckhen in der religion. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 11. Marcii 1557.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 130–131’ (Kop.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 660–662’ (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 386–387’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. E, fol. 78–79 (Kop.).

/47/ Kg. hat die Sextuplik der Reichsstände zum 1. HA (Religionsvergleich)2  vernommen. Er stellt für die bisher verhandelten Punkte zur Veranstaltung des Kolloquiums Einigkeit fest und ist mit den von den Ständen verordneten Teilnehmern wol zufriden.

Zur nochmaligen Bitte um die persönliche Übernahme des Präsidentenamtes erklärt der Kg., er wäre Gott dem allmechtigen zu lob, seiner cristenheit unnd sonnderlich dem Heiligenn Reich teutscher nation zu wolfartha, nutz unnd guettem, gemainen stenden zu wilfarenn, freuntlich unnd genediglich woll genaigt. Dieweil aber sie aus nechster irer Mt. resolution vernommen, das ire kgl. Mt. unnd irer khunigreich unnd lande merglichenn hohen obliegen unnd geschefft halber sich solcher presidentz zuunderfahenn nit muglich3, /47’/ unnd damit dann ditz werckb nichts weniger befürdert werde, so sein ir kgl. Mt. nach wie vor genediglich bedacht, ainen tauglichenn, vernunfftigen fursten zu presidenten zuverordnenn, der irer Mt. person representier unnd vertrette, inmassen dann ir kgl. Mt. aus itzigem der stennde uberraichten bedennckhen befunden, das sie dessen auch unndertheniglich zufriden unnd inen dz nit zuentgegen sein lassen. Welches irer kgl. Mt. von inen auch zu sonder annemigen gefallen raichen thuet. Unnd wellen demnach ir röm. kgl. Mt. denn stenden unnd der abwesenden rethen und bottschafften freundtlicher und gnediger meinung nit verhallten, das ir kgl. Mt. sich entschlossen, den hochwirdigen fursten unnd herrn, hern Rudolffenn, bischoven zu Speier, ann irer kgl. Mt. stat zu presidenten zugebrauchen4; dartzu dann ir kgl. Mt. diser zeitt nit woll einen andern fursten zubewegen wisten, der dieser sachen pesser gesessenn unnd mit wenigerer beschwerung außwarthen möchte. Da der Bf. von den katholischen Ständen als Assessor benannt worden ist5 , bittet der Kg. um die Wahl einer anderen Person, damit der Bf. das Präsidentenamt übernehmen kann6.

Unnd sein hieruff ir röm. kgl. Mt. zu gemainen stenden der ganntz freuntlichen unnd genedigen zuversicht, sy werden an abfertigung unnd verordnung der zu gedachtem /48/ colloquio erkhiesten unnd benenten personen khainen saumbsall erschainen lassenn, sonder sich darin dermassen verhaltenn, damit ditz christlich werck auf bestimbten nechstkonnfftigen tag Bartholomei inn der statt Wormbs gewißlich unnd one verrere verlengerung seinen furgang haben und vermittelt göttlicher gnadenn zu schleiniger, fruchtparer, guetter enndtschaft gebracht unnd befurdert werdenn möge; wie ir kgl. Mt. dan gemaine stende darzu genaigt wissen.

Schlussformel.

Anmerkungen

1
  Kurmainz A, fol. 218’: Übergabe an die Mainzer Kanzlei am 10. 8. erst gegen nacht. Vorlage (zur Abschrift) vor den Reichsständen durch Mainz am Vormittag des 11. 3. Kurpfalz B, fol. 117’: Übergabe an die Reichsstände am 11. 3.
2
 Nr. 433.
a
 wolfarth] Fehlt in B. C wie Textvorlage.
3
 Bezugnahme auf die Quintuplik [Nr. 432].
b
 werck] In B, C: christlich werckh.
4
 Der bayerische Gesandte W. Hundt hatte die Benennung Hg. Albrechts als Präsident erwartet. Am 19. 2. 1557 berichtete er dem Hg.: Das Kolloquium /6’/ ist gleichwol ain solch werck, deßen eur f. Gn. vil lieber sollen ubrig dan dabey sein. Allain im fall die kgl. Mt. der sachen selbs aigner person nit wurd mögen außwarten, das sy vileicht euer f. Gn. neben andern doch zum furnembsten comissari möcht wellen furnemen (HStA München, KÄA 3180, fol. 6–8’, hier 6’. Or. Auch zit. bei  Bundschuh, Religionsgespräch, 244, Anm. 308, nach der teils fehlerhaften Lesart bei Mayer, Hundt, 225). Im Bericht vom 28. 2. ging er davon aus, mit der zwischenzeitlich feststehenden Delegierung des Präsidentenamtes an einen /26/ statlichen, verstendigen fursten werde vom Kg. euer f. Gn. verstanden oder gemaint sein. Darumb wißten sy disen dingen desto mer nachzugedencken (HStA München, KÄA 3180, fol. 25–26’, hier 26. Or.; präs. München, 3. 3. Druck:  Mayer, Hundt, 237 f., hier 238).
5
 Vgl. Nr. 433, fol. 45.
6
  Bf. Rudolf von Speyer konnte das Amt später krankheitsbedingt nicht übernehmen und wurde durch Bf. Julius Pflug von Naumburg ersetzt (vgl. Anm.7 bei Nr. 577).