Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Nürnberg StA, Briefbücher des Nürnberger Rates 125, fol. 210v–212v (Kop.).

Ihr nechten abents eingegangenes Schreiben. Das haben wir neben den beygelegten copien, der gesandten der funf niderosterreichischen land weytter gethanen anbringen [Nr. 199] und dann, welichermassen die ksl. Mt. den stenden ein copi furhalten lassen, wie der abschied tzu stellen sein möcht etc. [Nr. 152], alles inhalts horen lesen. Was nun der osterreichischen gesanten begern belangt, das mussen wir also beruen lassen, wissen darynnen nichts tzu pessern. Aber des furgeschlagnen abschieds und gestelter artickel halben achten wir wol, die der augspurgischen confessiones [sic!] verwandten werden diese gestelte artickel dermassen keineswegs annemen, sonder darynnen allerley notturftiger enderung suchen, wie wir dann unsernhalben mer dann einerley beschwerungen darynnen finden, furnemlich bey dem ersten numero vertzaichenten artickl, die closter und kirchen untzerprochen und unabgethan pleyben tzu lassen, das wolt uns keinswegs zu bewilligen sein, wie wir auch schwerlich glauben wöllen, das es einicher unsers tayls bewilligen werd. Dann wir gedencken fur uns dieses puncten und unser closter halben, in unsern oberkeitten und gepietten kunftig und nach Gottes er das zu handeln, das wir gegen Gott zu verantwurten wissen und getrauen1. Zum andern, so sehen uns auch die wort, im andern artickel zu end angehengt, nymandt tzum evangelo [sic!] tzu bewegen noch tzu tzihen, auch fur beschwerlich an, dann wir haben nymandt tzu wern, sein gelt hie tzu tzeren und das evangelion tzu horn, darumb wir nymandt drynnen verhynderung thun kondten. Zum dritten ist uns wol nit beschwerlich, das ir die ksl. Mt. decleration tzu thun vorbehalt, yedoch in sachen, die religion und, was derselben anhangt, nit belangend.

Was dann die achten und proceß, das die, biß solang das gemein oder national concilli oder in dieser sach ein gemayner reichsversamlungtag gehalten werd und mitlertzeyt auf der tayl ansuchen unpartheysch comissari verordent, betrifft, achten wir mer nutz und furstendig sein, das solche acht und proceß entlich bis auf ein gemein oder nacional concillium angestelt wurd, an einichen anhang. Verner, des cammergerichts stracken und freyen laufs halben, ist uns nit beschwerlich, mugt es auch eurnhalben bewilligen, und bey andern dergestalt furdern, das dem cammergericht sein stracker, freyer lauf gelassen werd, doch ausserhalb der religionsachen und, was denselben anhengig, und, dieweil letzlichen ein artickl von dem augspurgischen abschied meldung thut, ist euch unverporgen, das wir denselben damals neben andern auch widerfochten und nit annemen noch bewilligen wollen. Bey demselben werden wirs ytzo auch pleyben lassen und uns von andern stenden nit sondern und denselben, es sey mit protestation oder in anderer gepurlich und notturftig weg, anhangen. So lassen wir es auch der schmachschriften, ringerung der anschleg und turckenhilf halben bey dem pleyben, was andere hierynnen thun und willigen werden etc. [...]. Datum under unsers eltern Bgm. Paul Grunthern petschir, Dinstags, 26. Julij ein stundt noch vesper 1541.

Zedula: Lieben freundt, euch ist unverporgen, welichermassen Lucas Rayssick hievor bey kgl. Wd. zu Boln ein gemein arrest auf aller unser burger und kaufleut person, hab und gutter erlangt, mit was muhe wir auch solichs widerumb in ein anstandt gepracht. Nun hat aber die kgl. Mt. Boln uns in irem schreyben 16. Januarij jungst ein soliche condition angehangen, das ir Mt. in abwesen Raysigks nichts schliesen wollen, aber doch auf unser begern das obgedachte kammerrecht bis zur jährlichen Konferenz zwischen Vertretern des Kg. von Polen und Kg. Ferdinands über deren beiderseitigen Irrungen, der ende dann Raysicks sach auch gehandelt werden solt. Haben Informationen, dass diese Konferenz am 24. August 1541 stattfinden soll, haben aber keine Gewissheit. Sollen bei den Räten Ferdinands, auch bei den polnischen Gesandten, wenn solche anwesend sind, sich über Termin und Ort erkundigen, weil sie beabsichtigen, einen unser gelerten auf solichen tag tzu schicken und tzu verordnen und unser notturft handeln tzu lassen. Wir erachten aber, es solte solicher tag auß verhynderung kgl. Mt. mercklicher obligen und ytziger leuf eben so balden hinder als fur sich geen, darumb wir des gern einen gewisen grundt haben wolten. Daran thut ir uns zu gefallen. Ut in litteris.

Anmerkungen

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 Vgl. Bgm. und Rat von Nürnberg an Hieronymus Baumgartner und Sebald Haller, [Nürnberg], 1541 Juli 18, Nürnberg StA, Briefbücher des Nürnberger Rates 125, fol. 192v–193v (Kop.): Ihr heute eingegangenes Schreiben mit den beiliegenden Kopien von A bis L.  Und finden anderst nit, dann das ir all sachen mit allem vleys handelt, das uns dann von euch tzu gefallen raicht und genaigt seyen, solich umb euch in aller freuntschaft tzu bedencken, mit dem freuntlichen ersuchen, das ir nochmaln das pest thun und uns ydesmals der leuft und gelegenhait berichten wollet. Datum under unsers eltern Bgm. Paulusen Grunthern petschir am Montag, den 18. Julij 1541 [...]. Zedula in der eltern namen: Lieben freundt, dieweil sich das end dieses reichstags etwo gar eylendts und geehe [= jäh] begeben mag, so bedencken wir, das dannoch nit schad sey, vleyssig zu wachen, damit uns nit etwas beschwerlichs dahinten gelassen oder in den abschied gepracht werde. Sonderlichen, so ist euch unverporgen, welichermassen die ksl. Mt. hievor der parfusermunch halben an uns geschriben und darauf getrungen hat, dieselben munch mit iren ceremonien unverhindert tzu lassen, darumb wir auch nit unpillig sorgfeltigen seyen, es mochte ytzo im end auch etwas practicirt und uns widerumb geschriben werden, die munch unverhindert zu lassen, iren vermeinten gotsdinst oder ceremonia tzu uben, das uns aber gantz beschwerlich. Wir wurden auch solichs keinswegs einreumen und ist darumb unser freuntlich ersuchen, ir wollet in sollichem gut acht haben, auf das in den reichsabschied nit etwas dermassen stillschweigend gepracht, dartzu auch sonst den munchen nichts bewilligt werd, wie wir nit tzweyffeln, das etlich, solichs tzu furdern, sonderlich genaigt sein wurde [sic!], darein ir euch wol werdet wissen zu richten. Fur das ander bedencken wir, ob nit villeicht unser gnediger herr, der margraf, bißher einen vernern gegenbericht der ksl. Mt. auf unsern bericht thun haben, der uns aber verhalten pleyben und ytzo im aufpruch des reichstags dem margraven uns zu nachtail etwas bewilligt und zugeschickt werden mocht, darynnen uns aber mit vleys tzu wachen fur not ansicht, und hielten darfur, es solt kein schaden darbey sein, ob du, Sebald Haller, dannoch mit dem H. Obernburger aufs geselligst und unvermerckt davon causirt, als fur dich selbst geredt hettest, ob der margraf keinen weyttern bericht auf unsern gethan het, doch in allweg nit ursach geben, das etwas angeregt werd, wie du tzu thun wol waist, uns, wie du die sachen findest, uns dasselbig tzu wissen fugen. Daran thustu unser maynung. Datum ut in litteris, 18. Julij 1541.