Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 137, fol. 212r–219v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 219v: Das der eilenden turckenhulf halben die confession- und religionsverwandten ksl. Mt. antwort gegeben, item, ksl. Mt. deß Hg. zu Gulichs halben ihnen herwieder eine vorhaltung haben thun lassen etc.

Uns seint von eueren L., kfl. und fstl. Gn. etzliche schreiben nacheinander zukommen, darauf wir euere L., kfl. und fstl. Gn. bei dieser post, sovil noth, gerne beantwortet hetten. Dieweil aber andere sachen mit eingefallen, die wir fur noth geachtet, eueren L., kfl. und fstl. Gn. forderlich zu vermelden, seint wir daran verhindert worden und also diese post ablauffen lassen. Aber zum forderlichsten wollen euere L., kfl. und fstl. Gn. wir darauf auch notturftiglich beantworten und wollen demnach eueren L., kfl. und fstl. Gn. freuntlicher und undertheniger meinung nicht bergen, daß der ksl. Mt. gestern vor dato von den confession- und religionsverwanten stenden widerumb der eilenden turckenhulf halben antwort gegeben. Und wiewolh wir euerer L., kfl. und fstl. Gn. instruction und bevelch nach gerne auf den punct gedrungen, bestanden und beruhet, daß zuvor ein gemeiner, bestendiger frid und gleichmessig recht uffgericht, weil aber solchs so eillendt nicht hette mögen zur notturft abgehandelt werden und die noth des Turckenn fast groß gemacht wirdet, also das auch etzliche von den stenden als Hg. Heinrichs zu Sachssenn rethe, Wirttennberg und etzliche andere die begerte eilende hulf auf ein blosse vertrostung des fridenß nicht gewegert hetten und auch diese hulf fast gering, also wann sie jhenes teils bewilligung nach geleist, darauf sie dan beruhen sollen, nemlich uff dem halben rohmzug, daß es mit dem abgang nicht vil uber 7.000 oder 8.000 mann machen wirdet, a ausserhalb der obersten haupt- und ander bevelhsleut sold etc.–a, so haben wir in ansehung desselben einen fridlichen anstandt auf zeit, maß und condition, dieweilh es inen die andern religionsverwanten also gefallen lassen, auch nicht abschlagen mugen. Dann unsers ermessens, do derselbige also mit reformirung und gleichmessiger besetzung des chammergerichts zu erheben, auch nichts begeben were, wie solches euere L., kfl. und fstl. Gn. auß beiligender abschrift zu vernehmen befinden werden, des freuntlichen und underthenigen versehens und verhoffens, es werde eueren L., kfl. und fstl. Gn. nicht zu misfallen von uns gereichen. Und waß ksl. Mt. darauf weiter suchen oder bewilligen werden, daß wollen eueren L., kfl. und fstl. Gn. wir forderlich hinachschicken.

So hat auch denselben tag die ksl. Mt. die Kff., Ff. und gemeine stende des reichs, in irer Mt. herberg umb drei uhr gegen abent zu erscheinen, fordern lassen, aldo ire Mt. inen ein vorhaltung des Hg. zu Gulchs halben thun lassen [Nr. 227], wie eur L., kfl. und fstl. Gn. und waß darauf fur antwort gegeben, auß beiligenden vertzaichnus sampt dem gedrucktem buch ksl. Mt. verhofften gerechtigkeit zum land zu Gellernn hiebei auch zu befinden1. Was nun ferner nach erwegung der sachen durch Kff., Ff. und stende darauf der ksl. Mt. fur antwort geben werden, wollen eueren L., kfl. und fstl. Gn. wir auch unverhalten sein lassen, uns auch euerer L., kfl. und fstl. Gn. instruction disfals zu halten wissen. [...]. Datum Regenspurg, Dinstag, den 5. Julij anno domini 1541.

[1. Zettel:] b Euer L., kfl. und fstl. Gn. wöllen wir auch nicht pergen, daß heut dato des Kf. zue Brandenburgs rethe Eustachius von Schliebenn und Adam Trotte von ires hern wegen Mgf. Georgenn zue Brandenburgk personlich und uns, auch Hg. Heinrichs zu Sachssenn etc. und des Lgf. zue Hessen etc. rethe angesprochen, mit antzeig, daß ksl. Mt. die zeitung je lenger je stercker und fast teglichs einkohmen, daß der Turck in grosser rustung und antzug were, derwegen die hochste noturft erfordert, eilende hulf und rettung zu thun, und aber ir ksl. Mt. vermerckt, daß die stende der augspurgischen confessionn, solche hulf uff maß und conditionn eines bestendigen fridenß oder anstants und reformirung des camergerichts zu leisten, erbutigk. Wiewol ir ksl. Mt. in beiden puncten versehung zu thun, hochlich geneigt, so were doch die zeit so kurtz, daß ire ksl. Mt. dortzu in dieser eil nicht kohmen konthen. Und derwegen von irer Mt. wegen gesonnen, daß wir es bey den andern religionsverwanthen stenden uff den weg richten, auch selbs darin willigen wölten, daß die Kff., Ff. und stende diß theilß in die hulf, wie sie von dem andern theil furgeschlagen und bewilligt, auch willigen solten. So wölte ir ksl. Mt. in sechs monet einen friden und gleichmessig recht uffrichten und doran seyn, daß solche zeit niemants beschwert, sonder gegeneinander frid gehalten werde. Dargegen haben wir ihnen wieder vermeldet, daß wir dasselb an die andern verwanten stende gelangen lassen und seiner L. und kfl. Gn. dorauf wiederumb antwort geben wölten. Alß wirdet morgen nach dato solche handlung fur die hant genohmen und geratschlagt werden. Und was dorauf geschlossen, wöllen eueren L., kfl. und fstl. Gn. wir forderlich zu erkennen geben und mit höchstem vleiß auf die vorigen abschiede dringen, auch darob sein, daß kein trennung zwischen den stenden vorfalle. Datum ut supra–b.

[2. Zettel:] Am letzten Freitag [1541 Juli 1] haben Hg. Heinrichs zu Sachssenn etc. gesanten die lehen von ksl. Mt. in der chammer entpfangen, do wir von euerer L., kfl. und fstl. Gn. wegen angegriffen zu der gesampten belehenung. Auch seint heut dato dem Hg. von Pommern seine lehen durch ksl. Mt. uff dem stulh offentlich geliehen worden. Datum ut supra. Wie wir diese schrift verfertigt, seint uns copeien deß andern teils stende antwort, ksl. und kgl. Mt. der turckenhulf halben gegeben [Nr. 188, Nr. 189], vertreulich zugestelt, die wir eueren L., kfl. und fstl. Gn. hiemit auch ubersenden etc.

[3. Zettel:] c Beiligende lateinische copey ist unß vertreulich zugestelt, die wir eueren L., kfl. und fstl. Gn. hiemit auch ubersenden, die gelegenheit in Ungern dester baß zu vernehmen. Datum ut supra–c.

[4. Zettel:] Es seint auch die theologen von den religionsverwanten stenden ferner gehort und vermercken, daß sie uff der meinung, wie wir eueren L., kfl. und fstl. Gn. hievor geschrieben, beruhen. Und weilh ksl. Mt. itzt fast mit allen sachen sehr eilhet, so seindt wir euerer L., kfl. und fstl. Gn. bevelchs und bescheids in dieser sachen teglich gewertig. Datum ut supra.

[5. Zettel:] d Hg. Heinrich von Braunschweig hat auch seine verantwortung, die er der ksl. Mt. nechst uff euerer L., kfl. und fstl. Gn. und des Lgf. zue Hessenn etc. außchreiben, so wir eueren L., kfl. und fstl. Gn. zugeschickt, uberantwort [Nr. 258], zu Wolffenbuttel drucken lassen und seint derselben druck etzlich anhergeschickt, wie dann euer L., kfl. und fstl. Gn. sonder zweifel auch davon etzliche zugefertigt sein worden. Datum ut supra–d.

[6. Zettel:] Wir thun auch eueren L., kfl. und fstl. Gn. hieneben copeien der antwort [Nr. 265], die Hg. Heinrich von Braunschwig auf die supplication, seinen bruder belangend, ksl. Mt. ubergeben, zuschicken und seint die chur- und fursten, so sich der sachen hievor angenohmen, bedacht, ferner an ksl. Mt. zu gelangen. Auch haben uns euere L., kfl. und fstl. Gn. jungst etzliche artickel, darauf ein eusserlicher frid zu richten, zugeschickt, die wir alhie abschreiben lassen. Und thun sie eueren L., kfl. und fstl. Gn., desgleichen copei etzlicher urgichten, die uns der Hg. von Pommern uberantwort, wider zusenden. Das wolten wir eueren L., kfl. und fstl. Gn. auch nicht bergen. Datum ut supra2.

Anmerkungen

a
–a Nachgetr.
1
 Vgl. Granvelle an Kgn. Maria, Innsbruck, 1541 August 6, Wien HHStA, Belgien PA 47/5, fol. 55r–56v (Ausf.): Der Kaiser hat ihn seine Rechtfertigungsschrift zur Geldernfrage, die den Reichsständen übergeben wurde, aus dem Lateinischen ins Französische übersetzen lassen. Schickt diese Übersetzung. Entschuldigt sich für deren Schwächen. De Isbrug, le 6. d’aouste 1541.
b
–b V. 3. Hd.
c
–c V. 3. Hd.
d
–d V. 3. Hd.
2
 Vgl. auch die sächsischen Reichstagsgesandten an Kf. Johann Friedrich von Sachsen und Hg. Johann Ernst von Sachsen, Regensburg, 1541 Juli 5, Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 393r–394v (Ausf.): Zwei Mönche aus dem hiesigen Augustinerkloster haben ihnen geklagt, welchergestalt sie in iren unmundigen jharn in daß closterleben verstossen, aber nuemehr durch die gotliche hailige schrift und sonsten so vil berichts erlangt, daß sie erkenneten, daß solch ir closterleben nicht Gottes gebott und ordnung, sondern menschensatzung und inen zu der liebe und dienst des nechsten zum hochsten verhinderlich. Und wiewolh sie solch closterleben zu verlassen und den leuten mit predigen Gottes worts und sonsten gerne diennen wolten, weil sie aber desselben noch nicht aller ding gnugsam bericht, aber dartzu ein fundament und zu Wittennberg ein zeit lang gerne studirn und fernern bericht der hailigen, gotlichen schrift erlangen möchten, so weren sie doch arme ordenspersonnen und des vermugens gar nicht, das sie die verlege hetten. Sie haben deshalb darum gebeten, der Kurfürst möge sie auß diesem babolonischen gefengknus gnedigst erledigen. Weil es dann junge menner und wann sie noch eine cleine zeit studirt, den leuten, wie wir von den herrn theologen bericht, wolh diennen konnten und bereitan mangel an predigern undt pfarrern vorfallen will, empfehlen sie, ihnen etwa auf ein Jahr mit einer geringen Unterhaltung zu helfen, damit sie auß diesem last erledigt, des gotlichen worts zu Wittennberg, dohin sie sich uff solchen falh zu begeben willens, besser bericht und dan zu predig, schulen oder andern kirchenemptern gebraucht werden mochten. Dann wir hoffen, sie werden sich recht schicken. [...]. Datum Regennspurg, Dinstag, den 5. Julij anno domini 1541.