Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 180r–183v (Kop.).

B  koll. München HStA, KBÄA 3154, fol. 69r–73r (Kop.); ÜS fol. 69r: Und dabey den dritten Julij der ksl. Mt. der turckenhilf halb die ständ ir weiter anzaigen und bewilligung getan.

C  koll. Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2271, fol. 357r–360r (Kop.); ÜS fol. 357r: Antwort der Kff., Ff. und stende auf beschehene replicirn der röm. ksl. Mt.; AV fol. 357r: Am 3. tag Julij 1541.

D  koll. Weimar HStA, EGA, Reg. E 137, fol. 226r–229v (Kop.); DV fol. 229v: Des andern teils weitere antwort, der ksl. Mt. der turckenhulf halben gegeben, darinnen sie einen obersten benant. 1541. Regennspurg.

Der röm. ksl. Mt., unsers allergnedigsten herren schrift [Nr. 184], uff jungste der stendt gegeben antwort gevolgt, die eilende turckenhilf belangendt, haben Kff., Ff. und stende und der abwesenden botschaft undertheniglich vernomen, und sein irem vorigen erbietten nach gehorsamlich urbuttig, der röm. ksl., auch der kgl. Mt. zu underthenigstem gefallen und aus christenlichem, getreuem mitleiden ein eilende hilf zu bewilligen und zu leisten neben und mit gemeinen stenden, a niemandts außgenomen–a, nemlich den halben theil des romzugs, uff dem reychstag zu Wormbs anno 21 beratschlagt und hernachmals uff der ksl. Mt. gnedige bewilligung in Hungern geleist, welicher halber romzug uff 10.000 zu fueß und 2.000 pferdt under allen stenden sich erstreckt, und solichen anschlage uff drey monat und im fall der notturft den vierten monat in ansehung fursteender noth und zu furderung der sachen an gelt zu erlegen, doch das die kgl. Mt. das geschutz und, was darzu gehorig ist, underhalten, dem kriegsvolck notturftige profiandt umb ein gleichen pfenning verschaffen und der montz halben gnedig insehens haben, damit die kriegsleuth dieselben, wie sie durch gemeine stende erlegt wurdet, one abgang und verlust außgeben mogen, auch uff andere condition, in voriger undertheniger antwort der ksl. Mt. vermeldt, und inmassen gemeine stendt sich in denselben zum theil hierin und zum theil in kgl. Mt. antwort weitter ercleren. Kff., Ff. und stende und der abwesenden botschaften achten auch nit, das der ksl. oder kgl. Mt. gemut und meinung sey, in solchem anschlag der ungehorsam und ungewissen stende geburlichen antheil uff die gehorsamen zu schlagen und sie damit zu beladen. Sie hetten auch des auß beweglichen ursachen, weliche uff etlichen hievor gehaltnen reichstegen irer Mt. underthenig eroffnet weren, merckliche beschwerung, mogen aber leiden und bitten gehorsamlich, die ksl. Mt. wollen die ungehorsamen ernstlich anhalten, ir gepurende anlage yderzeit auch zu erlegen, wie ir Mt. in dem fuegliche weg sonder zweifel wissen furzunemen.

Friede und recht belangendt, ist nit one, Kff., Ff. und stende, auch der abwesenden botschaften haben der ksl. Mt. aus unvermeidlicher notturft derhalben underthenigste erynnerung gethan, aber nit des gemuts, irer ksl. Mt. die eylendt turckenhilf derhalben zu verziehen oder vor uffrichtung fridens und rechtens nit zu leisten, sonder ist ir underthenigst pitt, mit gemeinen stenden vor endung diß reichstags zu beratschlagen und zu beschliessen, wie im hl. reich friedt und recht zu erhalten sey und gemeine stendt bey solchem beschlossen frieden und rechten gnediglich zu handthaben, dan die Kff., Ff. und stende und der abwesenden botschaften wissen sich hierin irer Mt. furgewendten fleiß und gnedigen gemuts danckbarlich zu erinnern, haben auch kein zweiffel, ir Mt. werde sich in solchem keyserlich und gnediglich erzaigen und darzu gnedig einsehens thun, das die ungleicheit der reichsanschleg in kunftigen fellen under den stenden verglichen, die beschwerdten geringert und allenthalben die billichait verfuegt werde, wie gemeine stendt des uff etlichen hievor gehalten reichstegen vertrost sein.

Nachdem auch in dem abschiedt, uff jungst gehaltnem reichstag zu Augspurg aufgericht, klerlich versehen ist, wie es der Ff. und stendt halben, so in den osterreichischen landen begut sein, gehalten werden soll, damit sie mit einicher doppeln turckenhilf nit beschwerdt, so bitten Kff., Ff. und gemeine stendt undertheniglich, die ksl. Mt. wolle gnediglich verfugen, das die stendt, in gemelten osterreichischen landen begut, bey solchem abschiedt gelassen und daruber in keinen weg belestigt werden.

Und dieweil die stendt selbs ermessen mogen, das die eil diesem furhabenden wercke nit wenig furtreglich ist, haben sie die ksl. Mt. undertheniglich gepetten, ein dapfere summa gelts zu bestellung des kriegsvolks gnediglich darzustrecken und solichs von dem anschlag wiederumb bezalt zu nemen, keiner andern ursach, dan allein nachteilligen verzug abzuschneiden, dan die ksl. Mt. leichtlich zu ermessen, das der Kff., F. und stendt bottschaften, welicher nit ein geringe zall alhie ist, mit notturftigem gelt, ire anschlege zu entrichten, nit gefast sein, sonder will inen gepuren, was solicher eilenden hilf halben beschlossen, an ire gnedigste und gnedige herren zu gelangen, ire anschleg uff zeit und an die endt, der man sich mit irer Mt. undertheniglich vergleichen wirdet, wissen zu erlegen. Derwegen, wo es der ksl. Mt. nit sonder beschwerlich, so wer nachmals der Kff., Ff. und der abwesenden botschaften underthenigst bit, ir ksl. Mt. wolten den stenden die verlegung zu diesem christenlichen werck gnediglich furstrecken, bissolang der anschlag dieser eilenden hilf erlegt werden mog, und alsdan solche verlegung von der stendt erlegten gelt wiederumb bezalt nemen1.

Im fall aber, das ir ksl. Mt. des ye bedencken und beschwerung het, so sein die stendt urputtig, ire anlag bemelter hilf zum furderlichsten an gelt zu erlegen an die endt, der man sich alhie vergleichen wurdet, doch haben ir Mt. gnediglich zu bedencken, das solche gantze erlegung nit furderlicher dan in dreyen monaten den nechsten geschehen mog uß vorerzelten ursachen und sonderlich, das die stendt zum merern theil weit gesessen sein.

Und wiewoll Kff., Ff. und stendt auch der abwesenden botschaften undertheniglichen vernomen, mit was treffenlicher kriegsrustung ir ksl. Mt. gegen dem vheindt unsers christenlichen glaubens und namens, dem Turcken, an den grenitzen Sicilie und Neapolis beladen, und ir Mt. derwegen in underthenigkheit billich danckbar, so sein sie doch der underthenigen hoffnung, ir ksl. Mt. werde uff der kgl. Mt. freuntlich bit und in betrachtung, das dieser last nun mer dem hl. reich und der teutschen nation beschwerlich anligen will, zu diesem christenlichen werck als romischer keyser zu handhabung und erhaltung des hl. reichs und teutscher nation das ir auch thun und di beschwerten, betrangten christen mit einer eilenden hilf nit verlassen.

Ferrer, was di obristen und andre bevelhaber betrifft, bedencken Kff., Ff. und stendt, das Pfgf. Fridrich, welcher hievor in dergleichen sachen gebraucht und derselben verstendig ist, zu einem obristen furzunemen, und bitten die ksl. Mt. undertheniglich, sie wollen mit seinen fstl. Gn. gnediglich handlen, irer Mt., dem hl. reich und gemeinen stenden zu ehren und guetem sich solcher sachen zu beladen. So dan ir fstl. Gn. solchs bewilligen werden, wie sich gemeine stend versehen, alsdan sein sie in underthenigkheit willig, der ksl. Mt. die kriegsrathe auch zu ernennen, desgleichen einen pfennigmeister zu verordnen, des reichs erlegt gelt uffzuheben und uff bevelch des obristen und der kriegsrathe außzugeben und gemeinen stenden zu verrechnen, wollen sichb auch volgendts mit den allen irer bestallung vergleichen, doch das dieselben underhalten werden, wie hiebeneben der kgl. Mt. in schriften erclert wirdet.

Und sollen der obrist und di verordenten kriegsrathe von gemeinen stenden bevelch haben, alle andre notturft zu dieser eilenden hilf dinlich zu beratschlagen, zu erwegen und zu bedencken und furter an gemeine stendt zu gelangen, damit in allen notwendigen sachen billich insehen bescheen mag. So wollen auch Kff., Ff. und stende den iren nit allein erlauben, sonder auch bei inen furdern, sich zu diesem christenlichen, notwendigen werck gebrauchen zu lassen.

Uff andre articul, die kgl. Mt. betreffendt, lassen sich gemeine stendt gegen irer Mt. undertheniglich in schriften auch vernemen und bitten di ksl. Mt. in aller underthenigkheit, ir Mt. woll sich ditz irs gehorsamen erbietens genediglich settigen und benugen lassen und ditzmals gmene [sic!] stendt ferrer nit beschweren, in ansehung, das die beharlich hilf auch vor augen und unerledigt ist.

Und das die ksl. Mt. des gnedigen erbiettens ist, billiche mittel und weg zu suchen, dardurch das konigreich Hungern auß kriege und unruhe in frid und einigkheit gesetzt werde, das bedancken sich Kff., Ff. und stend, auch der abwesenden botschaften in aller underthenigkeit und, wo sie zu solchem irer Mt. furderlich sein mochten, das wollen sie sich gehorsamlich zu thun auch erbotten haben. Die streittig religion, die beharlich turckenhilf und andre des reichs obligend sachen seyn Kff., Ff. und stendt und der abwesenden botschaften urputig zum furderlichsten zu beratschlagen und ir ksl. Mt. darin ir getreu wolmeinung und bedencken auch zu eröffnen. Solchs haben Kff., Ff. und stend, auch der abwesenden botschaften der röm. ksl. Mt. in aller underthenigkheit nit wollen verhalten2.

Anmerkungen

a
–a Fehlt in D.
1
 Vgl. das Gutachten der ksl. Regierung, [Regensburg], o. Datum, Wien HHStA, RK RTA 6, unfol.: Touchant ce que les catholiques persistent par leur dernière responce, que l’empereur[avaiet?] les deniers sur son crédit, il semble, que l’on leur peult encores remonstrer, que ilz doyvent avoir regard aux grands fraiz, que sa majesté soubstient luy mesmes aux gens, qu’il fait lever pour envoyer alencontre des infidèles par mer et aultre ce, qu’il fait [servir?] capitains et gens d’Italye pour l’assistance du roy en Hongrie. Et que ayant regard que l’ayde n’est si grande, que lesdits estatz n’y puissent [...?] furnir au pouvoir pour leur contingent. Que sa majesté leur requiert, que puisque ilz ont monstré tout bonne volenté à l’accord de cestuy ayde, qu’ilz s’employent à l’effect d’icelle. Pardessus ce il semble, que l’on devroit persuader particulièrement les électeurs et prélatz, lesquelz au moins de [penser?], que met les protestans accordans simplement de furnir ladite ayde, car il fait à espérer, que la pluspart accorderoit de furnir leur contingent. Et en le faisant l’on regardera ausurplus quant à ceulx, qui ne peuvent si tost furnir pour le recommander par futur à avancement.
b
 Nach B, C und D korr. aus: sie.
2
 Vgl. das Gutachten der ksl. Regierung, [Regensburg], o. Datum, Wien HHStA, RK RTA 6, unfol.: Comme l’empereur ayet accepté l’ayde et remercié les estatz, accepte encor et remercie de rechief. Touchant l’artillerie le roy en a respondu. L’empereur n’entent point, que les obéissans doient porter la charge des desobéissans, pour ce qu’ilz veullent remonstrer à sa majesté de ce leur bon advis, comment on en devera faire. Quant à la paix selonc la requeste des protestans et advis du roy semble, que sa majesté doit remonstrer aux estatz, que pour le bien de l’affaire sa majesté en suivant sa première reponce entent, que paix soit faite et tenue l’espance de six mois et cependant que l’on advisera d’une paix durable et justice et requiert sa majesté les estatz d’y voloir consentir. No. autrement la chambre impériale n’obéira point. Touchant la paix commune et justice tout les estatz se conduiront entièrement selonc le saulfconduit et lettres de l’indiction de ceste diète jusques au premier jour de janvier. Et quant à équalité du taux sa majesté estant advertie du bon advis des estatz est preste d’y remédier pour l’advenir. Touchant les deniers. Touchant le captain général. Touchant la paix de Hongerie sa majesté se tient à sa première reponce. No. de demander des estatz catholiques leur reponce touchant les moiens de la paix durable. Item semble, que sa majesté doit commander la paix six mois. Vgl. auch die Aufzeichnung zur Beantwortung der ksl. Vorlage [vom 30. Juni] zur Türkenhilfe, [Regensburg], o. Datum, Hannover NLA, Hild. 1 Nr. 78, fol. 342r:Antwordt uff ksl. Mt. begher: De turkenhulfe etc. geldt zu erlegen. Ungehorsame und ungewisse stende solln de gehorsamen nicht besweren. Freide [sic!] und recht belangen soll de ilende hulfe nicht vorhindern. Düppelhulfe abgescafft by den stenden, ßo in uberosterichen landen beguteth. Tappefere [sic!] summe gelts darzulegen und von de anslegen widderzunemen. Ist noch de stende bitte, de ksl. Mt. wolle de vorleghunge zü dissem wergk vorstrecken, bys de anslack erlegeth werden magh. Das ksl. Mt. in disser hulfe das ire auch thun und mith ilender hulfe nicht vorlaße de armen, verdruckten cristen. Oberster heubtmann Pfgf. Friderich zu vormogen dorch de ksl. Mt., alßo dan wollen de stende kreigsretthe [sic!] auch ernenen und eynen pfennigmeister verordnen [...].