Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 305r–309v (Kop.); AS v. a. Hd. fol. 305r: Copei Hg. Heinrichs von Braunschweig antwort auf die supplication, die etzliche chur- und fursten seins brudern Hg. Wilhelms halben an die ksl. Mt. gethan. 1541.

Eur ksl. Mt. haben mir ein vermeinte, ungegrunte und unbefugte clagschrift, die vor euere ksl. Mt. wider mich und vor meinen bruder, Hg. Wilhelmen, eines bruderlichen, aufgerichten, bewilligten und angenohmen vertrags halben von etzlichen churfursten und potschaften seiner L. berumpten, angebornen und verwanthen freunde einkohmen ist, gnedigst zustellen lassen, des gegen euer ksl. Mt. ich mich in aller underthenigkeit thue bedancken und bin, es umb dieselbig euere ksl. Mt. nach meynem höchsten vermugen zu verdienen, willig.

Und erstlich wil ich mich durch diese mein bestendige, warhaftige schrift wieder die supplicanten keineswegs auß ursachen, wie die folgen wirth, eingelassen, an deme andern auch diejhenigen, die sich auf der andern ungestym anhalten und unrechten bescheenen bericht wieder iren willen der vermeinten supplicationn underschreiben mussen, wie mir dann wol bewust und ich mich doch zue ihnen nit versehen, hirmit nit gemeint, sondern wol entschuldigt haben wil, des ich mich zierlich thue bedingen. Und wurde mich ob den gedachten churfursten und fursten botschaften nit wenig verwundern, daß sie ein solche vermeinte und unbestendige petitionn und bith, die weder zue recht noch zue erbarkeit bescheen kann, euer ksl. Mt. anstellen dorfen, wan ich nit wiste, daß es mer auß haß, abgunst und wiederwillen, welchen die underschiedlichen, gemeinte supplicanten wieder mich auch unverdinter sachen gefast, dann auß eynem guten, erheblichen, rechtmessigen, bestendigen grunth oder auch auß gerumptem, freuntlichem mitleiden und erbarmung bescheen were, seitemal mein bruder gegenwertig und sich dessen bißher wieder vor euerer ksl. Mt. noch mir je beschwert oder beclagt hat, wie auch sein L. mit ehren, fugen und bestand numermehr thun können, auch eines redlichen und aufrichtigen, furstlichen gemuts seyn, dann daß sich seyn L. wieder ehr darzu werden bewegen lassen, alß darmit die gemeinte auß den supplicanten, wie ich leichtlich abnehmen kann, umbgehen, so vil zu bewegen, daß dieselb gegen unß weder brief noch sigel, aidtsverschreibung, obligationn halten solt, und gerne zwischen seiner L. und mir nochmalß eynen unfreuntlichen und unbruderlichen willen erwecken wolten, welches denselbigen fridsamen fursten, alß sie sich schelten lassen, schimpflich nachtzureden stehet oder daß man das von ihnen ein wissenschaft tragen sol.

Mit was fugen dieselben supplicanthen zu solcher unpillichen clagen kohmen mogen, die meyn bruder seiner selbst personn mit ehren, recht und pillichkeit nit thun konnt, mag ich bey mir gar nit bedencken. Dann daß ich mit furstlicher verwahrung oder gewalt berurte vertrege meynem bruder solte aufgedrungen haben, bin ich gar nit gestendig. Es wirth sich auch dermassen gar mitnicht befinden, dann die furstlich verwahrung, darvon ich nichts melden will, dieweil ich deren mit meynem bruder freuntlich vereynigt, und die vertreg uber die nachgelassene land und leuthe miteinander nichts zu thun, alß ich dann (wo es die noturft erfordern wirde) wol dartzuthun weiß. Daß aber auch die vertrege mit gutem willen, one bedrangcknuß und nach getreuem rath der gemeynen lantschaft des furstenthumbs Praunschweig aufgericht und daß meyn bruder sich auch solches vertrags halber mit ehren, bestandt und recht nit beclagen muge, das betzeuget derselbig vertragk bestendiglich mehr alß an eynem orth, dahin getzogen.

Ich wil mich aber hierdurch mit den gemeinthen supplicanten, des ich mich, wie gehöret, thue herlich bedingen, nit eingelassen haben, dann daß ire personn dermassen solten qualificirt, legitimirt und geschaffen seyn, daß sie ein solche vermeinte, unrechtmessige, unbestendige bitte vor euerer ksl. Mt. in diesen sachen vor meynen bruder thun mögen, kann ich nit gestehen noch bey mir ermessen. Zudeme sie auch sonst keinen gewalt oder bevelh von meynem bruder furgebracht haben, daß es ihne hette getzimen mögen, und ich noch dorauß zu vernehmen, daß solches meynes bruders wil, meynung und gemut were, daß sie sich mit ehren ires unverursachten, unpillichen, ungegruntena clagens und suppliciren wol hetten enthalten mögen. Dann ist mein bruder mit mir vertragen und sich uber mich vor euerer ksl. Mt. in diese stunde nicht beclaget, was haben sie dann von seinetwegen und one seynen bevelh vor euer ksl. Mt. zu clagen und zu bitten?

Der supplicanten vermeinte, nichtige und ungegrunte supplicationschrift dem rechten nach nit sollen oder mögen admittiren, zulassen, annehmen noch daß ich, darauf einige antwort zu thun, schuldig sey, wiewol one meynen weitern bericht euere ksl. Mt. albereit wol wissen, daß die gemeinten supplicanten mich in dieser sachen unpillicherweiß wieder Goth, ehr und recht beschweren, dann under andern, daß mein bruder, Hg. Wilhelm, kein ansuchung, sonder ich allein ausserhalb seinem bevelh umb die confirmationn oder bestettigung des mehr gemelten bruderlichen vertrags solte gethann haben, dorauß die vermeinten supplicanten gantz unpillich inferirn, daß dieselbig bestetigung durch mein ungestim anhalten mit verschweigung der warheit und darthuung der unwarheit sub- und obrepitive ausgebracht sein sol, damit thun sie mir lautern gewalt und unrecht und wil (op Got wil) vor einen solchen man nit erfunden werden, der euerer ksl. Mt. unwarhaftige ding suggerirn und furbrengen sol, wie die gemeinte supplicanten mir ungutlichen zumessen durfen. Dann daß mein bruder ebensowol alß ich euere ksl. Mt. umb die bestetigung ersucht, ist mit seiner eignen schrift, derhalben an euere ksl. Mt. ausgangen und die in derselben euerer ksl. Mt. cantzley zu befinden, gnugsamlich zu bescheinen. Und wo die vermeinte supplicanten den ubergebnen vertragk recht gelesen, wurden sie eyn artickel also lautend darin befinden: ‚So sollen und wollen wir beide (meynen bruder und mich zu verstehen) ksl. Mt., unsern allergnedigsten hern, undertheniglich ersuchen, alß wir auch hiemit gegenwertig aufs allerdinstlichs bitten, daß ir Mt. diesen vertragk confirmiren und ratificirn wöllen etc., welchen vertrag also mit unsern eygen jeden handt underschrieben, wie euerer ksl. Mt. zu bestetigen zugefertigt‘, auß welchem sich klerlich befindet, mit was ungrunt ich bey euer ksl. Mt. von den vermeinten supplicanten angetragen und verunglimpft werde und daß sie den vertragk wieder sich selbst ubergeben und denselben nit eigentlich werden gelesen und bewogen haben, alß ihne doch anderst angestanden were, wo sie jemants beclagen und beschweren wölten und eigent von mir irem verdienten lohn nach sehr wol, daß ich denselben vermeinten supplicanten ein außtrucklicher erinnerung thete, daß sie sich besser bedechten und die ding mit anderm vleiß, alß von ihne gescheen, ein andermal betrachteten.

Sie legitimiren aber ire personn, so wil ich ihne uber diese meyne schrift dermassen (will Goth) begegenen, daß nyt allein euere ksl. Mt., die es onedas zuvor wol wissen, sonder eyn jeder ehrliebender spuren solle, daß ich diesen sachen fug und ihne ir anregen gar nit geburt und dann auch daß der bruderlich vertragk dem rechten und sonderlichen den usibus feudorum gleich und gemeß ist. Und op die gemeinte supplicanten des kein wissenschaft trugen oder tragen wolten, so wil ich solchs und alle angeregte grunde dermassen (wil Goth), wo sie sich legitimiren, mit bestandt ausfuren, daß weder euere ksl. Mt. noch jemants anders rechtverstendiger und ehrliebender an meynem rechten in diesen sachen einigen mangel spuren sollen. Thun also erstlich euere ksl. Mt., daß sie berurte bestitung [sic!] wieder ire eigen recht gethann, und an dem andern auch mir, daß ich wieder Goth, alle recht, bruderliche liebe, keiserliche constitution und des reichs landfriden gehandelt, ungutlich beschweren, darmit sie euer ksl. Mt. alß einen gerechten keiser pillich verschonen solten, und ich fur meyn personn sehr wol erleiden kunthe, daß sie mir zue weiterer errettung meyner ehren nit ursach geben, dann es ich umb ir etliche nit allein nit verdient, sonder mir auch sunst unleidlich sein wolte, und byn demnach gantz ungetzweiffelt, euer ksl. Mt. alß ein quellender brun der rechten und gerechtigkeit und eyn ehrnliebender keiser werden in alle wege irer gnedigsten und rechtmessigen bescheen bestetigung anhangen und sich auf daß unrechtmessig und ungegrunth anbringen der gemeinten supplicanten eins theilß wieder ir selbs eigen handlung nit bewegen lassen, sonder erachten, daß es jhe der erberkeit ungemeß, daß man willigklich eingegangen vereite [= beeidigte] und gelobte vertreg und versiglung nit halten solte. Zue was zerruttung vieler handlung der recht und auch weiterung solchs gereichen könthe, haben euer ksl. Mt. auß hochstem verstandt nicht unleichtsam zu ermessen und mit ernst von solchen bosen, neidigen und wiederrechtlichen und unpillichen suchen dieselben supplicanten abweisen.

So sie aber je mit mir wölten zu thun haben und ire vermeinte clage wie recht furbrengen wurden, wil ich ihne zu jeder zeit in recht, auch jedermeniglich, der sich clagens anmast, antworten und (op Got wil) dermassen, daß sie andere doran nit viel gewinnen oder erhalten sollen. Und euer ksl. Mt. geruhen, sich hierin gegen mir gnedigst dem rechten, der pilligkeit und irer selbst bestetigung nach zu beweisen und zu behertzigen, auß was gesuchter zunötigung mir solchs unverschulter sachen wiederferet und daß die gemeinte supplicanten ires anbrengenß weder fug noch recht und mich pillich darmit solten verschonet haben1.

Anmerkungen

a
 In der Vorlage irrtümlich: und gegrunten.
1
 Zur Auseinandersetzung Hg. Heinrichs von Braunschweig mit Hg. Wilhelm von Braunschweig bis zum Primogeniturvertrag vom 16. November 1535 vgl. Täubrich, Herzog Heinrich der Jüngere, S. 86–92 und S. 187–190.