Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Colmar AM, AA 75, 66, unfol. (Ausf.).

Was sich uff und neben dem richstag, so der gedechtnuß wurdig, verloffen und zutragen biß uff den 8. des Meyens, hat euer W. in den vorigen mynen schryben [Nr. 625] vernomen. Hiezwuschen und dertzyt haben die colloquenten, so zu der spaltigen religion artigklen, sich dern zu verglichen, erwelt, gehandlet und sich noch allem moglichen vlyß beflissen, das sy dern ein zymliche gutti antzal und nit die geringsten verglichen, und, sovyl die ubrigen belangt, so noch unverglichen plyben, haben der protestiernden collocutorn ir bedencken und meynung ksl. Mt. in sonderheit ubergeben, dartzu die collocutores beydersytz samptlich den antzoigten bericht usserhalb deßjhenigen, so sy mit gemeinem radt einhelligklich darin corrigiert und gepessert, abschriben lassen und sampt berurten unverglichen artigkeln irer Mt. ouch uberantwort, in hoffnung, ir Mt. sampt churfursten, fursten und gemeini stend wurden weg und mittel zu befunden wissen, die ubrigen artigkel mit verluhung des allmechtigen ouch zu verglichen, wolliche schrift dan die ksl. Mt. den Kff., Ff. und stenden ubergeben, deß gnedigsten ansinnens und begerns, das Kff., Ff. und stend vermog irer Mt. ersten proposition sich hierin nit weniger dann ir Mt. ertzoigen und bewysen, die schriften zum furderlichsten zu ersehen, beradtslagen und erwegen zu lassen und alsdan irer Mt. ir gut und christlich bedencken in disem allem nit allein uff die artigkel, dern sich die verordenten collocutores undereinander verglichen, sonder ouch der andern halben, so noch unverglichen sint, mitteiln, was sy noch gelegenheit fur gut, notturftig und radtlich ansehen und befunden werden, damit wyther unradt und nachteil furkomen, auch wie und welchermassen weg furgenomen, damit die beswerlichen mißbruch, so allenthalben in geistlichem und weltlichem stand zu hochster ergernus der christenheit inryssen, wyderumben abgestelt und in ein christlich reformation und pesserung geprocht werden mochten, zu dem woll ir Mt. an ir ouch nichtz erwünden lassen.

Uff sollichs haben chur- und fursten, ouch die stend des buchs, so ksl. Mt. den colloquenten furgelegt, und ouch der verglichten und unverglichten artigkel abschriften und bedanck begert. Und wiewol das bewilligt und abzuschryben bescheiden, ist doch vyl underhaspel darin komen und doch zuletst uff den 15. Juny, namlich in acht tagen abgeschriben, das ich zum teyl in gemeyner versamlung und zum teyl in der behusung zu abbrochnen stunden geschriben, damit ich das euer W. by H. Bastien Lincken, der sonderlich daruff vertzogen, mochte zuschicken.

Neben disen dingen und uff obge[nannten] achtisten1 tag Junii hat der Bf. von Agria mit bystand etlicher ungerischer landthern in latin gar ein klagliche oration gethan [Nr. 171]. Deßglichen haben ouch funf landtherrn uß Osterich lutt einer trefflichen instruction [Nr. 166] ein gantz weinparlichs anruffen umb hilf wyder den turcken than [Nr. 170], das dann alles vor ksl. Mt. selbs und allen stenden geschehen und mit irer Mt. und ouch süst vyl nasser aügen uß sundern mitlyden gehört.

Uff den 14. Juni hat Hg. Fryderich in namen ksl. Mt. alle stend der protestiernden und der alten religion uff das radthuß bescheiden und inen furhalten lassen [Nr. 173], wiewol sich die röm. ksl. Mt. entlich entslossen, uff disem richstag nichtz furnemen zu lassen, es wern dann zuvor die zwispaltigen artigkel der religion verglichen oder zum wenigsten verabschidet, dweyl aber ir Mt. entlich bericht, das der gemein vynd, der Turck, in aller rustung mit eim trefflichen kriegsvolck schon im antzug wer und das der uff 26 mylen wegs underhalb Offen uber das wasser ein pruck slagen lassen, sein her daruber zu beiden syten der Tunow heruff fur Ofen zu ziehen und die christen darvon abzutryben oder in die statt zu komen, so wer der augenschinparen nottdurft nache ir gnedigs ansynnen, dem nochzugedencken, wie man mit ilender hilf die kristen vor Ofen retten und dem grymmen vynd wyderstand thun mocht. Und alß sich chur- und fursten etc. in dem zu allen teilen willig erpotten, haben die stet der alten religion sich des ouch nit unwillig ertzoigen sollen. Diß hat der herr von Hagnow sinen hern ouch zugeschriben, damit sich die stett der landtvogti zu diser ilenden nott und gegenwere mit gelt dest bequemer und furderlicher gefast machen mochten.

Sunst send ich euer W. ouch zu die erlangt fryheit der Hebreer halben, sodann dern von Basel und gemeiner rapenmuntzgenossen halben hab ich der röm. ksl. Mt. etc. durch Hg. Fryderichen, Pfgf., dern schrift [Nr. 366], wie sich gepurt, ubergeben und den bescheidt erlangt, das man die in den kaiserlichen radt uberantwort, die zu beradtslagen, das mit und neben andern ubergebnen gescheften furgenomen. Sodann die ander geschrift, an die röm. kgl. Mt. gestelt, hab ich in ir Mt. abwesen dern anwalt, dem Bf. zu Prixen, zugestelt, der nu sollichs wol 14 tag in siner cantzli behalten und mir doch beslossen wyder ubergeben und zum Dr. Franckforter wysen lassen. Dwyl ich aber vernomen, das die kgl. Mt. von wegen zustender, ernstlicher kriegsloiffen deß hungerischen richs und der Ostereichen land halben in kurtzem selbs gan Regenspurg komen soll, hab ich noch zur zytt, by Dr. Franckforter anzusuchen, vertzogen, will doch sollichs, sovyl an mir sein mag, nit verlygen.

Deß latinischen schribens halben (darin die gantz religionsach, doch noch unnentscheyden steckt) wirt Bastien Linck begern, dem probst zu St. Peter abgeschrift werden oder zum wenigsten lesen zu lassen. D[och] wer myn radt, das man sicher damit handelt, das sollichs nit verrer noch sust uß noch in einichen druck käme, damit euer W. und ouch mir als dern gesandten kein unradt daruß entstund. Dann man hat mit hochstem vlyß verhuttet, das sollichs niemans dann allein den richsstenden zugestelt worden. Soll es aber je druckt werden, so geschicht es mir lieber in Sachssen dann im Elsaß.

Gunstige herrn, dwyl ich hoff, der richstag werd sich ungeverlich uber ein monat zum end schicken, so hab ich ein ander pferd koufft, das ich hoff, fur myn herrn soldner einen sein werd, wolt ich euer W. ouch nit verhalten. Nuwer zyttung halben weiß ich euer W. nichtz gwiß anzuzeigen. Gott verluhe uns allen sein gnad, schutz und schirm. Her Bastien Linck weist wol anzuzeigen, wie die sachen ungeverlichen stend mit Offen und demselbigen kriegsvolck. [...]. Datum Regenspurgk, den 18. Junii anno 41.

Anmerkungen

1
 Irrig. Die Vorträge über die Türkengefahr fanden am 9. Juni statt.