Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Wien HHStA, RK RA i. sp. 58 Konv. 1, fol. 100r–104v (Kop.); DV v. a. Hd. fol. 104v: Sol dise muntzsach gein Speier zu den zukhunftigen comissarien gewisen werden.

Demnach sich die röm. kgl. Mt., unser allergnedigister herr, im verschinen 1535. jare mit etlichen fursten, herren und stetten einer muntzordnung verglichen und uns daruff, das wir mit dem batzen muntzen stillstan, irer kgl. Mt. und der andern fursten, herren und stetten neuw furgenommenen muntzordnung zufallen und inhalt derselbigen muntzen wolten, gnedigklichen geschryben und ersucht, habend wir, als die irer kgl. Mt. underthenigs gefallen ze bewysen geneigt, ouch, das die neuwe muntz den abgang der batzen ersetzen wurde, hoffnung getragen, irer Mt. zu eeren und gnedigistem gefallen underthenigst bewilligt, wa ir Mt. sambt den fursten, herren und stetten, in der furgenommenen neuwen muntzordnung begriffen, by den chur- und andern fursten, auch den stetten am Rhyn und desselben bezircks underthanen, weliche und derselben underthanen, ouch wir und unser underthanen des merer theyls mit handtierungen, kauffen und verkauffen undereinandern werben und handlen, erhalten mögen, das sy ires muntzens der batzen absteen, das wir alsdan sollichs dem gemeinen nutz zu furderung und gutem auch thun, doch das wir sonst by anderm unserm kleynen und grossen muntzen, inmassen wir das in dem bezirck unserer muntzgenoschaft in kraft und vermöge unserer regalien, freyheiten und gerechtigkeyten, so wir von romischen keysern, konigen, dem hl. reich, auch andern herrschaften und oberkeyten mer dan hundert jar redlich und wol hargepracht und on mengklichs nachteyl und schaden geprucht haben, furer beliben und darmit des verderplichen nachteyls und schadens, so sonst disen landen und leuten daruß ervolgten, verhutet und, so wir mitlerzyt, neben den obgemelten unsern alten muntzen hochgedachter kgl. Mt. und der andern fursten, herren und stetten furgenommen ordnung zuzefallen und ze muntzen, bedacht und entschlossen wurden, das wir uns demnach derselben auch gemeß halten wöllen, daruff wir dann des batzen muntzens bitzhar stillgestanden.

Als wir aber, allergnedigister keyser, sidhar uß erfarung befunden, das von dem, das kein batzen mer bey uns gemuntzt, ein mergklicher, unlidenlicher nachteyl ervolgt, die gesellschaften, gewerbs- und kaufleut, die dannost des merer theyls under hochgemelter kgl. Mt., ouch andern geistlich und weltlichen fursten, herren und stetten, in berurter neuwen muntzordnung begriffen, gesessen, denen verspruchig und verwanth seyn, zu Franckfurt und an andern enden, dahin unser gewerbs- und kaufleute handtieren, kauffen und verkauffen, nichtzt anders dann gold oder batzen haben wöllen, dadurch das gold und die batzen mit einem sollichen grossen uffwechsel gesteigert, erkauft und zuwegen gepracht werden mussen, das alle waren und kaufmansgutere dermassen beteurt und der gemein nutz so hochlichen beschwert, das es ye zuletst nit traglichen noch zu liden seyn. Und dann der neuwen muntzen, deren sich hochgemelte kgl. Mt., auch andere fursten, herren und stett ze muntzen verglichen, des wir uns nit versehen, schier keine oder fast wenig geschlagen, der ursachen unsere kaufleut und gewerbspersonen deren in disen landen nit so vil bekommen, das damit geworben, gehandlet, kauft und verkauft werden möge, darzu das korn der neuwen muntzen so hoch gestelt, das die by diser sylbertheurung niemands one verlust uff den geordneten gehalt und schrot muntzen, den abgang der batzen (wie wir aber ze geschechen verhofft) ersetzen mag, deßhalben die handel und gewerb, handtierungen und kaufmanschaften in disen landen, es geschehe dann hierin notwendigs und gepurlichs insehen und wendung, von tag zu tag abnemmen und in verderbung kommen mussen.

Sollichem vorzusin, habend wir die hochgemelte kgl. Mt. hievor und jungst uff gehaltenem tag zu Hagnouw, ouch der fursten, herren und stetten, in der neuw furgenommenen muntzordnung begriffen, rath und bottschaften uff iren muntztagen underthenigklich, dienstlich und freuntlich angesucht und gepetten, das sy ditz unser beschwerlich anligen gnedig und gunstigklichen bedencken und uns, das wir widerumben batzen uff den vorigen schrot und gehalt, in ansehen, das die dermassen gut und gerecht gewesen, das sich deren niemands mit einichem grund noch fugen beclagen nach beschweren mögen, muntzen und schlachen oder irer neuwen muntzen, nemblich sechser und doppelsechser neben der muntz, die wir sonst, wie vor anzeigt, zu schlachen harpracht, zu muntzen bewilligen und aber an yeder marck nit mer dan ein quintlin und ein pfennig fyn sylbers nachgeben wölten, dann wir by der warheit sonst sollich muntzen on unsern mergklichen und verderplichen schaden nit thun möchten, und das wir auch von diser sechser und doppelsechser wegen zu tagen, so von irer kgl. Mt. und deren muntzgenossen angesetzt, diewyl uns die so wyt und verr entlegen, zu erschinen erlassen wurden oder, diewyl unsere Basell, Fryburg, Colmar, Brysach und Tanner blaphart am korn und schrot, als nemblich 25 fur ein fl., so vil als 15 batzen halten, das dann ir kgl. Mt. offne mandat ußgan lassen wolte, das ein yeder zu bezalung 25 obgemelter blaphart fur 15 batzen nemmen solte, wie dan euwer ksl. Mt., wo iren gefellig, solchs von unserm lieben und guten freundth, H. Jheronimo Bonern, stettmeistern zu Colmar, dem euer Mt., bitten wir, hierin glich wie uns selbs glauben geben wölle, nach der lenge vernemmen mag.

Diewyl wir aber by der hochgemelten kgl. Mt., wie wir uns dan des zu irer Mt. underthenigst verhofft und vertröst, und deren muntzgnossen angeregten unsers zimblichen begerens bitzanher kein volg erlangen, sonder alle handlung uff yetzigen rychstag geschoben ist und aber hieby durch die hochgemelte kgl. Mt., das euwer ksl. Mt., neben andern des hl. rychs gescheften yetz zu Regenspurg umb furderung des gemeinen nutzes der müntzen halb, damit die gewerb und handtierungen mit dem untraglichen uffwechsel der muntzen und goldes nit so gar zu verderben gericht und niderlegt, gnedigists insehen ze thund, willens sey, gnedigklich verstendiget, habend wir, euwer ksl. Mt. ditz unser beschwerlichs anligen anzuzeigen, nit underlassen mögen, euwer ksl. Mt. underthenigist bittende, iro wölle gefallen, ditz unser obligen mit gnaden ze bedencken, dise vordere land und leuth irer gewerben, hendlen, kaufmanschaften, handtierungen und begangenschaften vor so beschwerlichem verderben ze verhuten und uns zu gnaden die hochgemelte röm. kgl. Mt. und irer Mt. muntzgnossen zu vermogen, das sy uns, sechser und doppelsechser mit nachlassung des quintlins und eines pfennigs fyn sylbers an der marck ze muntzen, gnedengklich und gunstengklich verwilligen und auch von sollichen muntzens wegen irer muntztagen, die ze besuchen, erlassen, oder, wo sollichs nit erhept, das dann euwer ksl., auch die hochgemelte kgl. Mt., das wir unser onvermidenlichen notturft nach, widerumb batzen ze muntzen, doch in dem schrot und gehalt, wie die vorigen gewesen, getrengt werden, zu keinen ungnaden uffnemmen nach dieselbigen, in ansehen, das die by den besten geschlagen, verruffen nach ze nemmen verpieten lassen oder, wann euwer ksl. Mt., das wir des batzen muntzens nach lenger stillsteen solten, gefallen, das dann euwer ksl. Mt. hiegegen gnedigst bewilligen, zugeben und im gantzen reiche mit offnen mandaten publicieren und bevelchen wölle, diewyl unser von Basell, Fryburg, Colmar, Brysach und Tanner blaphart am korn und schrott, als nemblich 25 fur ein fl., so vil als 15 batzen halten, wie dann euwer ksl. Mt. an hierin verschlossener unser muntzordnung, sovil die batzen und blaphart antrifft, coppy zu ersehen hat2, das dann mengklicher angeregter unser blapharten 25 für 15 batzen nemmen solle, damit glicheit gehalten, wir nit weniger dann andere bedacht und mit unser guten und gerechten muntzen hin und wider im hl. ryche werben, handlen, kauffen und verkauffen und also wir und die unseren vor niderlag der gewerben und kaufmanschaften, darvon uns und den unsern sonst verderben ervolgen wurde, verhutet pliben. Das begeren umb euwer ksl. Mt., unsern allergnedigisten herren, wir underthenigst zu verdienen, uwer ksl. Mt. gnedigst willfarig antwort bittende3.

Datum Zynstags, den 12. tag Aprilis anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Oberelsässische Kleinstadt.
2
 Diese Kopie liegt fol. 103r–103v der Supplikation bei.
3
 Zum Rappenmünzbund vgl. Cahn, Julius: Der Rappenmünzbund. Eine Studie zur Münz- und Geldgeschichte des oberen Rheinthales, Heidelberg 1901 und Altherr, Hans: Das Münzwesen der Schweiz bis zum Jahre 1798 auf Grundlage der eidgenössischen Verhandlungen und Vereinbarungen, Bern 1910, S. 67–86.