Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 336r–343v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 343v: Unserer gnedigst und gnedig herrn antwort auf die achte, neunte und zehende post. Einkomen zu Regennspurg, Dinstag nach Jubilate, den 10. May umb 10 uhr vormittag 1541.

Wir haben in wenigen tagen nachainander zwai schreiben von eurer L. und euch und das erste so am datum gehalden Dinstags nach Quasimodogenitj [1541 April 26] [Nr. 604] zu Torgau, das ander am datum Freitags dornach [1541 April 29] [Nr. 609] zu Kembnitz unsers heraufraisens auf die ertzgebirge entpfangen und die dorinnen getane anzaigungen von eurer L. zu freuntlichem danck und von euch andern zu gefallen vornommen. a Und dieweil das gesprech zu gutlicher vorgleichung der religion an der Mitwoch nach Quasimodogeniti [1541 April 27] durch die sechs erwelte personen, dorneben ksl. Mt. Pfgf. Friderich und etzliche andere zugesetzt, angefangen, so wollen wir uns vorsehen, man wirdet nuhmer allerlay vormarckt haben, was hofnung solchs gesprechs halben sei oder nicht und wie sich die handlung in demselben gesprech bishier zugetragen. Euer L. und ir werden uns auch solchs ane zweivel furderlich zu erkennen geben, dann ehr wir berichts dovon erlangen, doraus wir ungeverlich vormercken–a können, was hinter solcher zusammenvorordenung und handlung steckt, mugen wir nicht ratsam achten, uns personnlich auf die raise gegen Regensburg zu machen, nachdem uns die vorordenung der personen ains tails, auch das nur des landgraven cantzler von ksl. Mt. ane zweivelh auf sunderlich angeben der zugesatzten ainer worden ist, nicht wenig nachdenckens gebirt. Und ist es ain geschifte, wie wir besorgen und eurer L. und euch hievor auch geschrieben, so zweiveln wir nicht, es wirdet sich nuhmer alberait ereuget haben. Dorumb wollet uns mit notturftigem und gruntlichem bericht der ding nicht vorzihen, domit wir uns unsers personnlichen hinachraisens halben auch dester ehr gegen dem pfaltzgraven und sonst unser gelegenhait nach mugen vornemen lassen.

Das der von Braunschwig bei ksl. Mt. umb ainen abschit sollicitirt haben, auch bei irer Mt. und den andern stenden in der achtung nicht mer sein soll, wirdet den hoffertigen menschen ane zweivel hoch beschweren. Doch wirdet sichs ksl. Mt. halben auf bericht irer Mt. vorordenten comissarien, den ire Mt. erkundung halben in die sechsische landart vorordent, weitter ausweisen. Dann wie sich die sachen in solcher erkundung zugetragen sollen haben, des befinden euer L. und ir zum tail aus ainer hiebei ligenden copeien ains schreibens, so unserm landvoit zu Sachssen, Bernharten von Milenn, ritter, vor wenigen tagen zukommen und derselbig uns nachgeschickt hat, zu vernemen.

Das auch gedachtem unserm vettern undt brudern, dem landgraven, die weittere anzaigung der frantzosischen sachen halben beschenn ist, haben wir gerne gehört. Und dieweil ir uns seiner L. weitere antwurt vorzaichent uberschickt, die wir gelesen, so wollen wir es nuhmer auch dorbei bleiben lassen und die sachen dohin richten, das Frannckreich furderlich vorstendigt werde, was die mainung ist, domit sein kgl. Wd. nicht vorgebenliche gedancken oder hofnung fassen durfen. Wir konnen woll achten, das es sein L. villeicht dorfur achten mag, als ob uns unsers oheimen und schwagers von Gulich und Gellernn halben so vil hiran gelegen, das doch die maynung gar nicht hat. Dorumb achten wir auch ane not sein, das der Mareletus [= Morelet] weitter aufgehalten werde, sondern man mag ime die antzaigung thun, wie euer L. und ir aus vorigem unserm schreiben ainen vorstanden.

Und wiewoll an euere L. und euch des Bf. von Meissen halben nichts gelangt, so hapt ir doch aus Helffmans schreiben, das der fiscal und ane zweivelh auf des bischoffs anhalten am camergericht wider uns nicht feiert, vornommen, domit er uns mit der acht mocht beheften. Wo auch euer L. und ir von Helffman weittere schreiben seinem erbieten nach entpfangen hettet oder entpfahen wurdet, doraus euer L. und ir vormercken, das der kaiserlichen schaffung nicht statgegeben, so wollen euer L. und ir Pfgf. Friderichenn, dem Granuel undt andern kaiserlichen reten furderlich dovon antzaigung thun, uns auch von des Helfman schreibens copei furderlich zuschicken, domit wir uns mit publicirung unser appellation und anderm, das die notturft erhaischen will, dornach haben zu achten.

Und wiewol wir uns vorsehen hetten, unser reittender bote solte mit dem ausschreiben wider Hg. Hainrichenn von Braunschwig etwas ehr gegen Regensburg kommen sein, so haben wir doch gerne vornommen, das euer L. und ir dieselben furderlichen ausgetailt, auch der exemplar etzliche dem landgraven und den kayserlichen reten aus deme bedencken, wie ir uns geschrieben, zugestellet, versehen uns underthenigst, ksl. Mt. werde uns nicht vordencken, das wir des orts dieselbig vorantwurtung lassen an tag kommen, weil dem von Braunschwig nicht einhalt beschehen ist, sein schmabuch wider uns des orts auszusprengen.

Dieweil auch euer L. und ir den ratschlag, die mortbrenner belangend, entpfangen, werden euer L. und ir dem landgraven, nachdem sein L. selbst bei eurer L. und euch jungst derwegen erinnerung gethann, die antzaigung, wie wir eurer L. und euch geschrieben, nuhmer vormeldet und sein[e]r L. bedencken undt gemut auch der andern stende und potschaften vornommen haben, was und welchergestalt dieser beschwerlichen sachen halben bei ksl. Mt. und sonst angeregt solle werden, uns auch dovon bericht zu schreiben, nicht underlassen. Was die urgichten der mortbrenner belangt, welche der Kf. zu Branndenburg hat richten lassen, dorumb ir bei seiner L. auf negsten unsern bevelich zu Regennsburg angeregt, so befrembdet uns, das sein L. itzo furwenden, als solten sie seiner L. nach nicht ankommen sein, so doch seiner L. secretarius ir zu Wittennberg, das Dr. Bruck dorbei gestanden, angetzaigt, das er sie bei hendeln mit ime zur stete hette. Es hat auch sein L. Dr. Bruckenn auf sein anregen vorhaischen, welchs er auf unsern bevellich bei seiner L. gethann, das sie solche copeien under seiner L. secret wolte vorfertigen und dem landvoit zu Sachssenn zustellen lassen, der zu Eilennburg bei seiner L. dorumb anregen solt, weil er sein L. bis dohin glaiten wurde. Wiewol der landvoit des orts dorumb angehalden, hat er sie doch auch nicht mugen bekommen, sondern sein L. hat ime zugesagt, das sie gnantem landvoit dieselben von Leiptzk aus zuruckschicken wolt, welchs auch nicht beschenn. Dorumb wir woll achten können, das es domit ain anderung villeicht undt sunderlich itzt zu Regennsburg durch des Ebf. zu Maintz und Magdeburg underbauen wirdet gewonnen haben. Nachdeme aber doran gelegen, bedencken wir, ob mit dem landgraven dovon gered und erforschet wurde, ab sie sein L. von dem marggraven entpfangen hette. Wo nit, das dann sein L. dorumb anregte, unvormeldet das euer L. und ir bei dem marggraven beraitan dorumb angehalten, ab villeicht der landgrave besser gluck möcht haben, solche urgichten zu erlangen.

So haben wir auch gelesen die antzaigung, so ir unserm ohmen, Mgf. Jorgenn zu Brandenburg, gethann, auch was sein L. darauf zu antwurt gegeben. Das auch kgl. Wd. zu Dennemarck potschaft nu zu Regennsburg ankommen, haben wir auch gerne gehört, halden es aber dorfur, der Uttenhöfer werde berait lange zu Regensburg gewest und der andern ankunft hab erwarten mussen. So haben wir auch vornommen, das unser amptman zu Aldennburg, rat und lieber getreuer, Cristoff von Taubenhaim, ritter, beraitan von Regensburg abgeraist und das euer L. und ir Eberhartenn von der Than auch erlauben wolt. Doran beschit unsb auch zu gefallen. Eur L. und ir wollen uns auch zu erkennen geben, was die gesanten bei unserm ohem von Wirttennberg der von Eslingen halben ausgericht haben.

Der vorgarderten knecht halben, wie es umb dieselben gelegen, vornemen euer L. und ir zum tail aus der obgemelten copeien des schreibens, so dem landvoit zu Sachssenn zukommen. Derselb hat uns auch kurtz zuvor Conrad Pfennigs bericht zugeschickt, dovon wir euerer L. und euch himit auch abschrift ubersenden, darinnen wirdet angetzaigt, das die bauren im land zu Hadelnn die knecht getrent, zum tail gefangen und deren bis in 1.000 totgeschlagen hetten. Ab nu Jorg von Rauensberg mit andern bei den bauern gewest, hat villeicht Conrad Pfennig zu dem mal nach nicht gewust. Aber euer L. und ir wollen dorauf gut achtung geben, auch mit dem landgraven dovon reden, ab sich villeicht Hg. Hainrichen von Braunschwig und sein anhang understehen wolten, sein L., auch uns und unsern mitvorwanten aufzulegen, als solten wir derselben garden halben in practicken gesteckt sein, domit, do es vormerckt wurde, ain statlicher bericht dorgegen beschehe. Dann euer L. und ir vormercken aus der obgemelten copeien, das der von Braunschwig des mortbrennens halben uns dieses tails gerne widerumb wolt ainen schandlappen anhengen. Nu wirdet ksl. Mt., auch alle stende, das widerspil wahr, leichtlich dordurch konnen underricht werden, das wir uns solcher garden besorgt als diejenigen, so durch des von Braunschwig angestifte garden vor zwaien jaren mercklich beschwert und dorumb ksl. Mt. umb ernstlich einsehen ansuchen lassen, das woll vorblieben were, wo wir in ainicher practicken derhalben gelegen. So wissen wir auch, das kainer unser bestalten hauptleute dorunter gewest. Auch wollen wir eurer L. und euch furderlich hinachschicken, was wir dieser vorgarderten knecht halben fur kuntschaften gemacht, auch hin und wider geschriben und fur antwurt erlangt, domit wir den grund solcher garden halben erfaren möchten, welchs alles wir dorumb gethann, das wir dergleichen, wie vor zwaien jharn beschach, besorget und sunderlich dieweil uns von etzlichen örtern geschrieben, das die knechte in furhaben sein solten, die Elbe hiraufzutzihen. Dorumb, wo man mit solcher rede herfurkommen und uns derwegen ain auflage machen wolt, so wirdet ain statliche vorlegung dorwider beschen etc.

Wir haben auch entpfangen die gedruckte copei des babsts executorials in der hildesheimischen sachen. Das aber der itzige bischoff ime so geringe executores hat setzen lassen, wirdet nicht ane sunderliche bedencken beschenn sein. Dan der bischoff wirdet sich villeicht besorgen, die grosse bischove wurden den fuchs mit der execution des bans nicht peissen, dorumb er neben dem techant zu Franckfurt den abt zu Schotten zu Erffurt genommen, der bishier wie seine vorfarn in solchen fellen nimants gescheut haben, des von Braunschwig mit bennischen processen auch nicht scheuen wirdet. Dan sie haben nichts zu vorlieren und sol sich woll understehen, wo der bann von Hg. Hainrichen voracht wirdet werden, ksl. und kgl. Mt. als die weltliche hand mit dergleichen penalmandaten zu ersuchen und anzulangen. [...]. Datum im Buchholtz, Dornstags nach Misericordias domini anno etc. 41

[1. Zettel:] Als wir dieße schrift an euer L. und euch haben vorfertigen wollen, ist uns gleich euer L. und euer schreiben am datum Montags, den andern tag Maii zukommen. Nun hetten wir uns vorsehen, uns solte dorin von euer L. und euch bericht bescheenn sein, was in der religionsachen allenthalben die vorgangene tage her gehandelt und was in dem gesprech furgelauffen, so haben wir nichts derhalben vormercken mugen. Dieweil uns dan hieran, wie euer L. zu erachten, des einen furderlichen bericht zu haben, mergklich und viel gelegen, so bitten wir freuntlich und begeren, do euere L. und ir uns alberait uf der post davon nit geschriben hettet, euere L. und ir wollens uns solchs ufs eylendeste zu erkennen geben, auch die post mit dem bevhel abfertigen, uf das es nit geseumet werde, dann wir wollen ufm Schneberg solchs berichts warten.

So haben wir auch vornommen, was der landgraf uf das jungst euerer L. und euer anbringen zu antwurt gegeben. Nun lest sich solche antwurt wol genug ansehen, aber aus den berichten der religionhandelung wirdet man es weiter und gruntlicher vormercken, wie es aigentlich dorumb gelegen ist.

Sovil die vorgarderte knecht anlanget, vormercken wir gleichwol so vil, wie der von Goßlar unserm landvoigt zu Sachsen geschriben, das man sich understehet, uns neben dem landgraven solche practiken bey ksl. Mt. aufzulegen. Dorumb werden euere L. und ir inhalts unsers schreibens mit dem landgraven davon zu reden, auch jegenbericht, do es sich wirdet thun lassen, darwidder furtzuwenden wissen. Sunst wollen wir euere L. und euch bey der nehern post uf di weiter puncten auch nit unbeantwurt lassen. [...]. Datum ut supra.

[2. Zettel:] Der mortbrenner halben bedencken wir, weil man durch rechtliche ratschlege, dieselbig sachen auf die beratschlagte weise antzuregen, zu recht gegrundet, so solt solch anregen kainswegs zu underlassen sein. Dorumb euere L. und ir die sachen woll werden dohin zu furdern wissen, domit den ratschlegen nachgegangen werde1. Datum ut supra.

[3. Zettel:] Dieweil auch die von Magdeburgk uff unser schreiben und begern den licenciaten Ambsdorff gegen Regenspurck schicken, welchen wir etzliche tage umb mherer sicherheit willen zu Torgau uffgehalten und aber derselbe mit Hg. Philipsenn zu Regenspurck ankommen wirdet, so bedencken wir, das aus allerley ursachen gut sey, das er bey euerer L. und euch zu tisch gehe und mit seiner person und einem seiner diener in unsere cost genhomen werde. So hort er dest mher vom cantzler, Creutzinger und Mag. Philippus, was in der handlung der relligion zu ider zeit vorlauffen wirdet, kann auch alsdan sein bedengken dest bas dartzu antzeigen und sich mit Creutzinger und Philippo nodturftiglichen underreden. Darumb wollen euere L. und ir ime solchs zu seiner ankunft also antzeigen lassen. Dan dieweil ime die von Magdeburgk mher diener, auch pferde, wagen zugeordent und genugsame zerung mitgegeben, wie er Dr. Teitleben bericht hat, so wirdet er sie mit den pferden woll in einer herberge und der liverung halben zu vorsehen wissen. Datum ut supra.

Anmerkungen

a
–a Angestr.
b
 In der Vorlage irrtümlich: und.
1
 Vgl. Hg. Heinrich von Sachsen an seine Gesandten auf dem Reichstag zu Regensburg, Dresden, 1541 April 23, Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 10183/04, Regenspurgischen Reichstags, Religion und andere Händel vermöge einer hierbey [...] Anno 1539–1547, fol. 178r–179v (Ausf.): Als wir euch neben unserm nechsten schreiben etliche urgichten der mortbrenner zugeschigt mit vermeldung, das wir daruber einen rathschlag neben unserm vedtern dem Kf. zcu Sachssen etc. stellen lassen, welchen wir euch zcum forderlichsten hinnachschagken [sic!] wolden, do thun wir euch den gestelten radschlag mit briefszaigern zusenden. Begeren demnach gnedigklich, ir wollet doruff dieselbe sachen mit den andern der protestirenden stende bey ksl. Mt. fordern. Und weil sich dann die anthwort der reichslehen halben bisanher vertzogen, so thun wir euch einen artickel aus der verschreibung, so ksl. Mt. von sich geben zu der zceit, als ire Mt. zu romischem konige gekorn, dorynne sich ire Mt. verpflichten, die Kff., Ff. undt stende des reichs bey ihren regalien und privilegien etc. pleiben zu lassen, unsers vorsehens, es solle, die reichslehen zcu fordern, dienstlich sein. Beurlaubung des Dr. Simon Pistoris zur Heimreise wegen gesundheitlicher Probleme. Dr. Melchior Ossa, der zur Beratung Mgf. Georgs von Brandenburg nach Regensburg abgeordnet ist, soll dessen Stelle übernehmen. Schickt in der Anlage entsprechende Vollmacht. Datum Dresden, Sonnabendts in der heiligen Osterwochen anno etc. 1541.