Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Bedenken gegen den ständischen Vorschlag einer Vermittlung zwischen dem Papst und dem Kg. von Frankreich; [2.] Argumentation gegen das Geldern betreffende Schiedsangebot der Reichsstände; [3.] Vorschlag zur Betrauung der vorgesehenen Reichsräte mit den Vermittlungen; [4.] Alternativplan zur Einhebung von einer Million fl. aus dem Gemeinen Pfennig; [5.] Festlegung der jeweiligen Summen für den Schutz des Papstes, die Geldernhilfe und die Eindämmung der Heckenreiterei; [6.] Wunsch nach einer sechsjährigen Gültigkeit der Ordnung; [7.] Ernennung eines Reichshauptmanns, dessen Aufgaben; [8.] Ernennung von Unterhauptleuten in den Reichskreisen; [9.] Nochmalige Betonung der Notwendigkeit von Reichsräten, deren Aufgaben, Erstellen einer Instruktion für sie; [10.] Wunsch nach Anberaumung eines neuen Reichstags schon zum 6. Januar 1513; [11.] Zustimmung zum Tagungsort Frankfurt oder Worms; [12.] Billigung der ständischen Erläuterungen zu einigen Artikeln ihres Ordnungsentwurfs; [13.] Wunsch nach einem Ausschuß zur Festlegung der neuen Reichskreise und zu Beratungen über den Eid der Kreishauptleute; [14.] Tätigkeitsdauer des Reichskammergerichts entsprechend der Gültigkeit der Reichsordnung, Obsorge für seinen guten Zustand.

Köln, 28. Juli 1512

Kop.: A) Nürnberg, StA, Ft. Brandenburg-Ansbach, RTA Nr. 9, fol. 182b-188a (Überschrift: Röm. ksl. Mt. antwurt, meinung und begern uf der Kff., Ff. und stend des Reichs schrift, irer ksl. Mt. jungst ubergeben [Nr. 994]); B) Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei Nr. 8, fol. 59a-62a (Überschrift: Ksl. Mt. antwort uf der stende schrift. Actum Coln am mitwochen nach Jacobi [28.7.12]; mit Marginalien neben den einzelnen Absätzen, die deren Inhalt kennzeichnen); C) Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 58, fol. 86a-91a (Überschrift: Röm. ksl. Mt. antwurt, meynung und begern uf der Kff., Ff. und stend des Reichs schrift, irer Mt. jungst ubergeben; Vermerk fol. 91b: Ks. antwort und beger auf der sten[d] geben antwort); D) Dresden, HStA, GR, Loc. 10181/2, fol. 48a-52b (Überschrift wie in A); Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 31, fol. 61a-64b; Köln, Historisches A., Köln und das Reich Nr. 40, fol. 63a-67b; Straßburg, AM, AA 336, fol. 52a-53b, 58a; Ebd., AA 337 Fasz. 1, fol. 66a-67b; Stuttgart, HStA, A 262 Bd. 8, fol. 130a-131b (Überschrift: Mercurii post Jacobi); Würzburg, StA, Würzburger RTA 6, fol. 72a-75b.

Druck: Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz, Nr. 1087.

[1.] Von erst di Bebstlichen Hlkt. berürend: Als der stende meynung lendet, sich mitsampt ksl. Mt. in di sachen zwischen Bebstlicher Hlkt. und dem Kg. zu Frankreyche zu slahen, eyn treffelich botschaft zu schicken und zu untersteen, di sachen zu tagen und gütlicher handlung zu bringen, woe aber di botschaft nichts verfenglichs ausrichten mocht und dan di Bebstlich Hlkt. und die kirchen vergeweltiget würden, alsdan weiter zu ratslagen und zu furdern, wi solch vergeweltigung abgewend und verhindert werden mocht, dorauf gibt di ksl. Mt. den stenden zu versteen, das ir Mt. solch meynung und furnemen wol leyden mocht. Aber ir Mt. bedenkt und erkennt, dweyl di Bebstliche Hlkt diser zeyt gegen dem Kg. zu Frankreyche in etwas sieg, dodurch di sachen zwüschen inen so weyt und hart in irrung und span gewachsen, das nit hoffenlich ist, dieselbe bald zu richten. Dan nachdem der Kg. zu Frankreyche Meyland verschyner zeyt mit vil 100 000 fl. erobert, desgleychen der Babst dasselb ytzo mit grossem costen erlangt und inen ausgetrieben hat, so wurdet kein potschaft leichtlich teydingen, das ein teyl dem anderen Meyland mit solchen treffelichen aufgelaufen schaden schenke. Zudem so ist auch ein frage, woe gleych ein botschaft also gefertigt werden sollt, wer derselben widerkunft und antwort warten und entpfahen und weiter dorauf handeln solle, so sich der reychstage nuhe bald enden und di stend zertrennen werden.

[2.] Und gleycherweys ist auch ksl. Mt. anzeygen auf der stende erbieten Geldern berürend. Und bedenkt nemlich die ksl. Mt., das keyn teyl Geldern gern dahynden lassen werde, dan es ir ksl. Mt. ob 30 mal 100 000 fl. und den Kg. von Frankreyche ob 10 mal 100 000 fl. kost hat. Da würdet auch kein potschaft leycht teydingen, das ein teyl dem anderen das land und solchen kosten schenke.

[3.] Ob aber di stende auf der meynung, di botschaften zu fertigen, ye verharren wolten, wiewol es di ksl. Mt. auf obberürt meynung für unfruchtbar ansicht und sorgt, mer verlusts der zeyt, kostens und spot dan frucht und grunt daraus zu gewarten sein, so wer umb diser zweyer sachen zusampt anderer hernachberürten hendeln willen not, auch ksl. Mt. ernstlich ansuchen und begeren, das von den stenden des Reychs di 12 person zu ir Mt. geordent würden oder, wue es di stende zuvil ansehe, doch di 8, domit dieselben di antwort von beden enden annemen und dorauf weiter di notturft handeln und das ytzo beslossen, auch instruction gestellt und gefertigt würden, wie sye sich in den beden sachen, auch andern nachvolgenden hendeln in namen der stende halten solten. Sie mochten auch mit der zeyt, so sich der großt unwillen zwüschen Babst und Frankreyche, auch ksl. Mt. und Geldern durch di kriegsubung etwas abgeteyt het, untersteen, durch gütlich mittel in di sachen zu greyfen und zu untersteen, friede und richtigung zu erlangen, das ytzo in den grosten smerzen der parteyen nit beschen mage.

[4.] Item berürend di tax und den anschlag, di bedenkt di ksl. Mt. in den angezeygten hendeln und anderen des Reychs obligen und notdurften zu geringe und wenig sein und das di nyndert sovil, als man achten oder raten mocht, laufen werde. Darumb ist ksl. Mt. meynung und begeren, so ye den stenden di dupplirung der tax nit gelieben wollt, das dan solch tax und anschlag gestellt werde, stets zu reychen so lang, bis ein milion gelts versamelt; solchs werde dan in vil oder wenig jaren zusammengebracht. Item wan solch summa gelts aufgeen und weiter mangel sein würde, das dan di stende weiter ratslahen und einsehen haben und handeln des Reychs notturft nach inhalt des artikels, so sie in voriger irer schrift deshalben gestellt haben.

[5.] Item das auch, nemlich yetzo, geratslacht und beslossen werde, wievil und was hyelf dem Babst, auch dem Gelderland und di heckenreuterei abzustellen von dem berürten gelt gereycht werden und bescheen sol und mage.

[6.] Item di ksl. Mt. meynt, die ordenung auf 6 jare lang zu stellen.

[7.] Item di notdurft erfordert und ist ksl. Mt. begeren, das ytzo ein person zu ksl. Mt. und des Reychs heuptman furgenomen und genent werde, und ob den stenden gemeynt ist, so will inen di ksl. Mt. einen nennen und furslagen.

Derselb heuptman di beruerten drey sachen, nemlich des Babsts und Gelderlands hyelf und die heckenreuterei abzustellen, handeln sollt, und woe di ksl. Mt. personlich im feld sein würde, das der heuptman bei und unter irer Mt. were und nach irer Mt. bevelch handelt und an anderen orten sein lutinant oder unterheuptleut het.

[8.] Item das auch notdurftig, unterheuptleute in di gezyrkel furgenomen und von dem gemeynen pfenning unterhalten werden. Di begert di ksl. Mt. von den stenden zu nemen und zu bewilligen, oder ob inen gemeynt ist, so will ir Mt. solchs tun.

[9.] Item die 12 oder 8 rete repetirt die ksl. Mt. widerumb und erinnert di stend, das derselben in al wege ganz not und on di nichts fruchtbars oder bestendigs auszurichten ist. Es meynt auch di ksl. Mt. gnediglich und getreulich, dieselben zu nicht[s] a zu gebrauchen, dan das sie der tax und anschlags und der tayding zwüschen Babst, Frankreyche, auch ksl. Mt. und Geldern und di heckenreuterei abzustellen sampt andern handlungen, so hie beslossen und geordnet werden, executores sein und ir ksl. Mt., auch Kff. und Ff. vil unlusts uberhaben und vertragen, dweyl auch zu gedenken ist, das stets irrung und sachen furfallen, di bis zu den reychstegen nyt verzug noch bit erleyden, dorin von der stende wegen handlung not würdet, dorzu sye nit so pald zusamenkomen mogen.

Item das auch, wi obstet, den gedachten 12 oder 8 aller handlung tuns und lassens ytzo, sovil not, bedacht werden mocht, instruction, gewalt und bevelch gestellt und gefertigt werde, die auch eydspflicht tun sollen, dermassen und nit anders zu handeln.

[10.] Item die zeyt des negsten reychstags bedünkt die ksl. Mt. auf jubilate [17.4.13] zu lang, dan not ist, das man alwege uf die summerzeyt beraten und gerüst sei. Dorumb begert di ksl. Mt., den tag uf trium regum negstkonftig [6.1.13] zu stellen. So mage derselbe vor der faßnacht [8.2.13] sein ende erreychen und yederman zu derselben zeyt wider heymkomen.

[11.] Item di malstat Frankfurt oder Worms leßt ir di ksl. Mt. gefallen.

[12.] Item di artikel in der andern zetteln [Nr. 991], inhaltend erclerung etlicher nota, leßt ir die ksl. Mt. gefallen.

[13.] Doch berürend di gezyrkel, ist ksl. Mt. begeren und meynung, das ir Mt. und di stende etlich rete zusamen verordnen, di gezyrkel eigentlich auszuzeychen, zu nennen und alle stende, so doreingehoren, zu begreyfen.

Desgleychen von den heuptleuten in den gezyrken und von den eyden und andern notdurften weyter rede zu halten und verstand zu machen.

[14.] Item das camergericht berürend ist ksl. Mt. meynung, das dasselb gestellt werde auf di zeyt und jare, solang di ordenung wert, doch das ksl. Mt. und der stende verordenten auch bedenken und ratslagen, wie das camergericht gehandelt, bestellt und aufgericht werden solle, das es ein bestand und gut wesen habe. So will di ksl. Mt. dorin irer ksl. Mt. raten [und] gutbedunken auch verrer anzeygen etc. Geben zu Colen am 28.b tag July Ao. etc. XIImo.

Anmerkungen

a
 B-D folgt: anderm.
b
 D 18.