Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Im ksl. Heer im Feld vor Padua, 31. August 1509

Orig. Druck m. S. (wohl gedruckt bei Erhard Öglin in Augsburg; p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Gabriel Vogt): Straßburg, AM, AA 331, fol. 4 (an Straßburg; Anleihesumme 1000 rh. fl., zahlbar in Straßburg); Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 24, fol. 57 (an Frankfurt; Anleihesumme 1000 rh. fl., zahlbar in Frankfurt; Präs.vermerk: Praesentatum feria sexta, que fuit decima nova Octobris, per Jacobum Romer, nuntium judicii camere, Ao. 1509).

Druck: Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz, Nr. 978 (an Frankfurt).

Kurzregest: Rosenthal, Einblattdrucke, Nr. 95 (an ungenannten Adressaten; Anleihesumme 500 rh. fl., zahlbar in Frankfurt).

Dem Reich und allen Deutschen sind große Schmach und enormer Schaden daraus erwachsen, daß die Reichsstände ihn (den Ks.) bei seinem Vorhaben (gegen Venedig) mit ihrer Hilfe im Stich gelassen haben.1 Die Beweggründe, warum er auf Ersuchen des Papstes und kraft seines (1508 in Cambrai) geschlossenen Bündnisses mit dem Papst und den Kgg. von Frankreich und Aragón den Krieg gegen die Venezianer als Feinde der Kirche begonnen hat, sind hinlänglich bekannt. Nach anfänglichen (näher beschriebenen) Erfolgen gegen die Venezianer ist er auch hoffnungsvoll gewesen, sie völlig besiegen und anschließend gegen die Ungläubigen ziehen zu können, doch in diesem für ihn günstigen Augenblick erhielten die Venezianer vom Wormser Reichstag (1509) die Information, daß er auf sich allein gestellt ist und vom Reich keine Hilfe erwarten kann, die Stände zudem mit seinem Kriegsvorhaben nicht einverstanden sind. Dies hat die Venezianer enorm gestärkt und in die Lage versetzt, einen Großteil derjenigen Gebiete, die er ihnen bereits abgenommen hatte, zurückzugewinnen. Durch Bewilligung einer Reichshilfe hätte dies vermieden, ja das ganze Unternehmen gegen Venedig erfolgreich abgeschlossen werden können. Mit ihrem Verhalten setzen sich die Deutschen dem Spott der ganzen Welt aus, und es entsteht der Eindruck, als wollten sie das Reich, das sie seit nunmehr fast 1700 Jahren regieren, spalten. Ist selbst entschlossen, sich und seinen Landen noch größere Belastungen aufzuerlegen, um von dem Verlorenen so viel wie möglich zurückzugewinnen. Zugleich ist er überzeugt, daß der Adressat dieses Schreibens an dem abschlägigen Bescheid des Wormser Reichstags nicht beteiligt gewesen ist. Die Schuld liegt vielmehr bei denen, die mißgünstig gegen ihn gestimmt sind. Sie haben andere aufgewiegelt und die Ablehnung der Hilfe bewirkt. Um nun sein allein aus eigenen Mitteln finanziertes, mehrere tausend Berittene und Fußsoldaten umfassendes Heer nicht entlassen zu müssen, wodurch die Schmach des Reiches nur noch vergrößert würde, ersucht er darum, ihm gegen Empfang einer Obligation eine bis Jahresfrist rückzahlbare Anleihe in genannter Höhe (die jeweilige Summe ist handschriftlich in eine freigelassene Lücke eingetragen) zu geben und das Geld in Straßburg (bzw. Frankfurt, jeweils handschriftlich in eine freigelassene Lücke eingetragen) zu erlegen. Erwartet zwar keine abschlägige Antwort, ersucht aber dennoch um raschen Bescheid, ob er mit dem Betrag rechnen kann.

Anmerkungen

1
 Zum ksl. Ersuchen um eine Reichshilfe gegen Venedig und die ablehnende Haltung der auf dem Wormser Reichstag 1509 versammelten Reichsstände vgl. Heil, Reichstagsakten 10, Nr. 266, 268, 273, 275-280, 285, 286, 288-291; Wiesflecker, Kaiser Maximilian 4, S. 262f.