Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Köln, 28. Dezember 1509 (up der unschuldiger kynder tag)

Köln, Historisches A., Briefbücher Nr. 45, fol. 112a-113a, Kop.

Hat von guten Freunden gehört, der EB von Köln habe verlauten lassen, daß er auf dem kürzlich (1509) abgehaltenen Reichstag in Worms vom Ks. etliche privilegien erlangt sulle haven, darinne den unsern zosampt unsern alden fryheiten und herkomen, damit wir, gemeyne stat und burger, van we[i]lant röm. Kss. und Kgg. manichfeldenklich begnadt sein, derogiert werde und wederroefende derselver geschien sulle. Träfe dies zu, so würde es der Gemeinde von Köln, die stets treu zu Ks. und Reich gestanden hat, zo ewigen nachdele, abnemunge und vermynneronge unsers lovelichen regimentz reichen. Da aber Köln hierüber keine sicheren Informationen besitzt, bittet es um schriftliche Mitteilung durch den Boten, was daran wahr ist. Falls es wirklich entsprechende Bestrebungen gibt, möge Serntein (bzw. Villinger) sie verhindern und dafür sorgen, daß der Ks. keinesfalls darauf eingeht. Dieser hat nämlich zu Lebzeiten EB Hermanns, der bereits Ähnliches versucht hat, Köln versichert, daß er niemals beabsichtigt habe bzw. beabsichtigen werde, Kölns Freiheiten und Privilegien zu schmälern, sondern die Stadt bei dem bleiben lassen werde, was die auf Pergament geschriebene und von Serntein unterzeichnete ksl. Urkunde im einzelnen beinhalte.1

Darüber hinaus bittet Köln um Unterstützung, damit es die Bestätigung des Stapels, für die es bereits zahlreiche Gesandtschaften, Kosten und Verehrungen investiert hat und die sowohl der Ks. als auch Serntein (bzw. Villinger) schon mehrfach in Aussicht gestellt haben, erlangt.2 Diesen und allen anderen Anliegen Kölns möge Serntein (bzw. Villinger) sich gewogen zeigen.

Anmerkungen

1
 Auf welche Urkunde Köln hier Bezug nimmt, ist nicht eindeutig zu entscheiden. – Zum ebenfalls schwierigen und von tiefgreifenden Auseinandersetzungen geprägten Verhältnis der Rst. zu EB Hermann von Köln (1480-1508) vgl. Fuhs, Hermann IV. von Hessen, S. 312-377. Eine knappe Charakterisierung der Konflikte zwischen Köln und EB Philipp von Daun in den Jahren nach dessen Wahl im November 1508 bietet Ennen, Geschichte, S. 656f.
2
 Zu Kölns Differenzen mit den rheinischen Kff. wegen des Stapels in den Jahren um 1500 vgl. Schwernhoff, Kölner Stapel, S. 53-55.