Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Übersendung eines Briefs mit Informationen über ksl. Entscheidungen; [2.] Seine Reise nach Antwerpen in ksl. Finanzangelegenheiten; [3.] Übersendung eines ksl. Schreibens an Johann Storch; [4.] Bewilligung einer Geldhilfe für Ehg.in Margarethe durch die Landstände, beabsichtigtes Treffen des Ks. mit seinen Enkelkindern, sein geplantes weiterreichendes Hilfeersuchen an die Landstände; [5.] Ksl. Erlaubnis für die französischen Gesandten zu indirekten Verhandlungen mit dem Hg. von Geldern; [6.] Sondierungen des Ks. bei Kg. Heinrich von England wegen Geld; [7.] Bitte des ksl. Postmeisters um Nachsicht für seinen Fehler bei der Postbeförderung.

Brüssel, 8. Juni 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juni, fol. 14, Orig. Pap. (eigenhändig).

[1.] Besonder lb. H., aus dem hiebeiligenden brief [liegt nicht vor], so ich und Gabriel Vogt eu hiemit zuschiken, werden ir all gelegenhait, auch der röm. ksl. Mt. etc. gemuet und maynung auf die brief, uns baiden samentlich bei jüngster post, wie ir wissen, zugeschikt [liegen nicht vor], aigentlichen vernemen.

[2.] Weiter füg ich eu zu vernemen, daz ich mich in diser stund erhebe, nach ksl. Mt. bevelh gen Antwerp zu ziehen, daselbs irer Mt. von wegen gelts zu handeln und zu finanzen. Und warauf ich eu noch nicht antwurt der sachen halben, davon ir mir geschriben haben, gegeben, wil ich eu nochmalen allen beschaid und antwurt zuschreiben.

[3.] Ich sende eu auch hiemit ainen brief [liegt nicht vor], an Johann Storch, ksl. Mt. secretari, lautend, wie ir sehen werden. Und wiewol derselb in ainer eyl versecretirt worden, so mugen ir doch solhen brief wol auftun, die maynung darin vernemen und widerumben versigeln. Darinnen bevilht ksl. Mt. dem gedachten Storch, was mein gn. H. von Gurk, H. Pauls von Liechtenstein und ir im zuschreiben und bevelhen, demselben nachzukumen und volg zu tun. Und beschicht aus den ursachen, dieweil die ksl. Mt. ferr von den hendeln und sachen ist, damit dannoch darinnen nicht verwarlost oder versaumbt werde.

[4.] Die precari [= hier wohl: das Ersuchen um finanzielle Unterstützung], so frau Margrethe jüngst vor zukunft der ksl. Mt. an die landschaft diser lande begert, ist zugeben und verwilligt von den stenden derselben landschaft, aber es ist alles vorgessen prot. Demnach sich ir ksl. Mt. an morgen [9.6.12] gen Mecheln fügen, den hl. tag darnach [= Christi Himmelfahrt, 10.6.12] daselbs bleiben und alsdann gen Antwerp fügen. Dahin auch Hg. Karl und die jungen freulein [Ehg.innen Eleonore und Isabella] mitsambt etlichen trefflichen reten diser landschaft auch kumen werden.1 Und ist ir ksl. Mt. des willens und maynung, sich entlichen zu entsliessen und aines neuen und grossern precarien oder begern an die bemelten landscheften zu tun. Aber frau Margarethe beleibt mitsambt dem ordinari rate und regiment hie zu Brüssl.

[5.] Des Kg. von Frankreich botschaft und oratores ligen zu Hui [= Huy] und warten daselbs der ksl. Mt. weitern beschaids. Und wiewol ir Mt. in nicht zugeben welle, mit dem Hg. von Geldern zu handeln, und nemlich, daz ir ainer selbs gezogen were zu dem von Geldern, so hat doch ir Mt. nachmalen verwilligt und durch mittelperson denselben oratorn von Frankreich zugeben, daz sy durch den Bf. von Lüttich mit ob[g]enantem Hg. von Geldern handeln mugen. Was sich weiter daselbs oder in solhem zutregt, wil ich eu nicht verhalten.

[6.] Die ksl. Mt. handelt mit Kg. von England von wegen gelts. Versehe ich mich, ir ksl. Mt. werde etwas irs begern in demselben gedeihen.

[7.] Ksl. Mt. postmeister, der Baptista [von Taxis], hat mich gebeten, eu zu schreiben, im die irrung, so sich, wie ir wisst, mit den posten begeben hat, zu verzeihen. Welle er verfügen, damit solhs furan nicht mer beschehe. Bit ich eu, solhs also um meinetwillen zu tun. Aber der ksl. Mt. meynung ist, die post bis hieher dupelt beleiben zu lassen. Wolt ich eu nicht verhalten. Was mir ferrer zukumbt, wil ich eu unverkundt nicht lassen. Und tu mich damit eu bevelhen. Geben zu Brüssl am 8. tag Juny Ao. etc. im 12.

Anmerkungen

1
 Zum zweitägigen Aufenthalt des Ks. in Mecheln, zu dem dortigen Zusammentreffen mit seinen Enkelinnen und zu seiner Weiterreise nach Antwerpen vgl. Schlegelmilch, Jugendjahre, S. 97f.