Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Negative Folgen der Ernennung unqualifizierter Notare durch comites palatini, Auftrag an die ksl. Kommissare Ambrosius Dietrich und Bernhard Kühhorn zur Examinierung und Approbation der comites palatini und Notare, Weisung an letztere zur Beteiligung an dem Prüfverfahren; [2.] Tätigkeitsverbot für alle nicht teilnehmenden comites palatini und Notare; [3.] Freies Geleit für die beiden ksl. Kommissare und Georg Mosbach; [4.] Befehl zur Beachtung des Geleits und zur Unterstützung seiner Beauftragten.

Köln, 8. Oktober 1512

Kop. (p.r.p.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein): Wien, HHStA, RK, Reichsakten in genere 1, fol. 59a-60a; London, British Library, State Papers I/3, fol. 31a-32a (lat. Übersetzung).

[1.] Gruß. Wir haben neben und under andern gebrechen und mängeln, so uns, dem hl. Reich und teutscher nation angelegen sein, den wir auf den ytzo gehaltnen reichstag zu Trier und Köln mit rat unser und desselben Reichs Kff., Ff. und gemeiner ständen, sovil moeglich ist, zu begegnen furgenomen, ernstlich bedacht und ermessen, wievil comites palatini, den von uns oder unsern vorfaren röm. Kss. und Kgg., offen notarien zu creiren, macht gegeben ist, und vil offener notarien und deren, so sich dafür schreiben, zu solchem ambt unverständig, ungeschickt und in ander wege untuglich, auch zum tail unbekant sein, wie dann solches aus irn instrumenten und sunst offenbarlich erscheint. Dardurch vil parteien verfuert, versaumbt und in merklich costen, schäden und verlust irer sachen gefuert werden. Und [haben] darumb, ain gemain reformation, ordnung und underrichtung, wie die notariatämbter geuebt werden sollen, zu begreifen und aufzerichten, verfuegt [Nr. 1571], auch darauf zwen commissarien in das Reich, nemlich die ersamen und gelerten unsre und des Reichs lb. getreuen Ambrosien Dietrich, unsers ksl. camergerichts protonotarien, und Bernharden Kuehorn, lerer der rechten, verordnt und denselben ernstlich bevolhen, auch macht und gewalt gegeben, im hl. Reich alle comites palatinos und offen notarien an benente maelstet fur sich zu beruefen und zu vertagen, ire palatinat und creation zu besichtigen, dieselben zu examinieren, die, so zu solcher freyheit des palatinats und notariatämter verständig, tuglich und legales erfunden wurden, mit gueter und verstäntlicher underrichtung gemelter ordnung zu approbieren, andre notarien nach anzal, in irer commission angezeigt, von neuem zu creiren, doch das dieselben creirten notarien allen irer aignen namen, zuenamen, signeten und schriften mit iren eignen henden eingeschriben, zu erfordern und zu empfahen und anders inhalt obvermelter unser ksl. commission ze tun und auszerichten. Das verkunden wir hiemit allermeniglich und sonderlich allen und yeden, die comites palatini oder offen notarien im hl. Reich sein oder sich anmassen, sich der tagsatzung, so gemelt unsre verordnt commissarien durch ire offen ufgeslagen brief und edict tun sollen und werden, und anderer irer volziehung gemelter unserer ksl. commission wissen zu gewarten.

[2.] Wann wir suspendieren hiemit alle palatinat, setzen auch und wollen von ksl. macht, das kain comes palatinus, notarien zu creiren, macht haben sol, auch kainer anderer notarien instrumenten dann allain dero, so uf gemelt tagsatzung erscheinen, obgeschribner maß examiniert, approbiert und eingeschriben werden nach verrückung derselben tagsatzung, an yedem ort furgenomen, an unserm ksl. camer- oder andrn weltlichen gerichten im Reich glauben gegeben noch darnach geurteilt werden solle, ungeverlich. Wann wir denselben comitibus palatinis solch palatinat hiemit vernichten und allen und yeden notarien, nach solcher zeit in werntlichen hendeln offen instrument ze machen, von gemelter ksl. Mt. ytzt als dann und dann als ytzt bey schwärer ungnade, strafe und puess verpieten, bis sy von uns, den gedachten unsern commissarien, dieweil ire commission weret, oder wem wir des sunst sundern bevelh geben, restituiert werden.

[3.] Wir haben auch zu solcher handlung den obgenanten unsern ksl. commissarien, auch unsern secretarien, rat und des Reichs lb. getruen Georgen Mospach, den wir inen zuverordnt haben, und allen und yeden personen und dienern, so sy darzue ungeverlich mit ine fueren werden, unser und des hl. Reichs strack und frey sicherhait und glait gegeben und geben inen das in craft diß briefs. Darnach wisse sich meniglich ze richten.

[4.] Und bevelhen darauf euch allen und yeden unsern und des Reichs Kff., Ff., prelaten, freien, Hh., rittern, knechten, haubtluten, ambtluten, vögten, pflegern, vitzdomben, richtern, schulthaissen, scheffen, Bmm., räten, gemainen bürgern und andern undertanen und getreuen hiemit, von röm. ksl. macht gebietende, und wollen, das ir solch unser ksl. und des Reichs geleite vestiglich, unverpruchlich an inen haltet und durch die euern ze halten ernstlich bestellet, sy auch darzue, so sy des notürftig und begeren werden, zu merer sicherheit von unsern und des Reichs wegen in unsern erblichen und eurn Ftt., landen, Hftt., stetten und gebieten durchziehen lasset, furschiebet, begleitet und furdret, inen auch darin kainerlay verhinderung, beleidigung noch mit, zol oder ander beschwärunge zuefueget oder zuefuegen lasset oder gestattet, als lieb uch und eur yedem sey, unser und des Reichs schwer ungnade, straf und puess zu vermeiden. Daran tut ir unser ernstlich meynung. Geben in unser und des Reichs stat Köln am 8. tag des monats Octobris nach Christi geburd 1512, unserer reiche des röm. im 27. und des hungrischen im 23. jaren.