Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Augsburg, 29. März 1510

Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 10, Sp. 160f. (ital.).1

Informiert über Verhandlungen des Reichstags. Ein Rat, der dabei war, berichtete, die Ff. blieben bei ihrer Haltung, Ks. Maximilian 350 000 rh. fl. für den Krönungszug nach Rom und den Krieg gegen Venedig geben zu wollen, wenn ihm die Signorie nicht ehrenvolle Bedingungen anbiete. Außerdem wollten sie die Gesandten Venedigs anhören. Als der Ks. dies hörte, erregte er sich sehr und sagte, es sei eine Schande für das Reich, zuerst über den Frieden zu verhandeln. Wenn er erst einmal im Besitz der Waffen sei, dann könne man die venezianischen Gesandten und ihre Angebote mit größerer Würde für das Reich anhören. Die Stände sollten ihm das Geld für den Krieg geben, bevor die Gesandten auf den Reichstag kämen. Dieser wurde über Ostern (31. März) hinaus verlängert. Der Ks. beklagte sich auch über die Befreiung Venedigs vom Kirchenbann2 und über das Bündnis des Papstes mit den Eidgenossen.

Anmerkungen

1
Verfasser und Empfänger des Schreibens werden von Sanuto nicht genannt, können jedoch aufgrund der inhaltlichen Zusammenhänge vermutet werden. Sanuto erhielt den Brief nach eigener Aussage über den venezianischen Orator in Rom, Dr. Hieronimo Donado.
2
 Die Aufhebung des Interdikts gegen Venedig durch Papst Julius II. erfolgte am 24. Februar 1510. Dieser informierte hierüber Ks. Maximilian in einem (nicht vorliegenden) Breve vom 25. Februar. Angermeier, Regensburgische Chronik, S. 162 Anm. 329. Zu den Bemühungen Venedigs um Befreiung vom Kirchenbann und den Gründen, die den Papst bewogen, diesem Ersuchen stattzugeben, vgl. Brosch, Julius II., S. 186-196; M. von Wolff, Untersuchungen, S. 32-35; Setton, Papacy, S. 78; Kretschmayr, Geschichte, S. 435.