Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Weiterleitung der durch die Bamberger Statthalter übermittelten Informationen über den Geleitbruch an die Reichsstände; [2.] Einzelheiten über die Vorbereitung der Tat, die daran beteiligten Personen und die verschleppten Gefangenen; [3.] Vorschläge zur konsequenten Ahndung des Vorfalls sowie zur Bestrafung der Täter und ihrer Unterstützer durch Ks. und Reichsstände; [4.] Bemühen Bf. Georgs um weitere Informationen zum Überfall.

Trier, 5. Juni 1512

Kop.: Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Amts- und Standbücher Nr. 147a, fol. 36b-43b; Straßburg, AM, Série III 267/6, Prod. 1 (nur [1.], [2.]; Vermerk auf der Rückseite: Episcopus Bambergensis beriht der Franken, die nürembergisch kauflut betreffend, die gefangen).

Diser verzaichenter auszug ist des Reichs stenden in gemainer versamlung durch mein gn. H. von Bamberg furbracht am sambstag nach pfingsten Ao. etc. im 12. [5.6.12].

[1.] Auf den fruntlichen und getreuen ratschlag, den mein gnst. und gn. Hh., die versamelten Kff. und ander stende des hl. Reichs, meinem gn. H. von Bamberg am jüngsten gegeben haben des unrechtlichen, schweren eingrifs halben, der kürzlich in seiner Gn. glait zwischen Bamberg und Vorchaym gescheen ist, wyll sein Gn., was solcher tat halben seyther an seiner Gn. stathalter zu Bamberg und furter von denselben stathaltern an sein Gn. gelangt ist, den gemelten meinen gnst. und gn. Hh. und andern versamelten stenden durch dise verzaichnus fruntlicher, vertreulicher und guter maynung allain zu noturft des handels und kainer andern maß oder gestalt angezaigt haben. Und was dann in der urgicht und auch ander bericht von etlicher mainer gn. Hh., der Ff., verwanten gemelt wirt, will mein gn. H. von Bamberg hiemit denselben Ff. keinerlay unglimpfs aufgelegt oder zugemessen haben, sunder sich onzweifenlich versehen, das solchen Ff. gemelte tat nit weniger dann andern stenden mit rechten und ganzen treuen leyde, wider und nit lieb sey, und das sich auch ir Gn. darinnen meinem gn. H. von Bamberg zu fruntschaft und nach aller gebüre halten und beweysen werden.

[2.] Hernach volgt, wes meinem gn. H. von Bamberg am donerstag nach pfingsten [3.6.12] von seinen stathaltern zu Bamberg underrichtung zukommen ist antreffend den tatlichen eingrif, so am dinstag nach vocem jocunditatis nachstvergangen [18.5.12] zwischen Bamberg und Vorcheim in seiner ftl. Gn. glait gescheen ist.

[Folgt eine Beschreibung des Marschweges der Tatbeteiligten und ihrer Gefangenen in den Tagen nach dem Überfall.]

Item nachdem die teter meins gn. H. von Bambergs gleitzman sambt den kaufleuten gefenglich angenomen und des wegs einstails mitgefurt haben, hat solcher glaitzman zu seiner widerkunft den bambergischen stathaltern disen bericht getan, das Gotz von Berlichingen und Hans von Selbitz solcher tat haubtleut gewest sein sollen, und wissen die bambergischen stathalter noch zur zeit von keinen andern sunderlichen haubtleuten solcher tat.

[Folgt die durch peinliche Befragung eines Knechtes am 27. Mai 1512 (donerstag nach Urbani nachstvergangen) zustande gekommene Aussage über die Tatvorbereitungen im Zeitraum 10.-17. Mai mit Nennung der beteiligten Adeligen, ihrer Begleiter und der Anzahl mitgeführter Pferde.]

Die Bamberger Statthalter haben erfahren, daß von den Nürnberger Kaufleuten derzeit noch 22 gefangengehalten werden, zwei schwer verletzt sind und man ihnen eine erhebliche Summe Bargeld abgenommen hat. Der derzeitige Aufenthaltsort der Gefangenen ist den Statthaltern nicht bekannt, doch bemühen sie sich, ihn zu ermitteln.

[3.] Furschlag und bit meins gn. H. von Bambergs, wie in solchen sachen gehandelt werden moge:

Erstlich, das Kff. und ander stende ksl. Mt. gemelte tat anzaigen, mit meldung, was pillicher beswerde sie deshalb haben, auch wie zuvorderst solchs ksl. Mt. zu sonder verachtung gescheen, wann solchs nit allain wider gemaine recht, des Reichs ordnung und landfriden geübt, sunder zu der zeit gescheen sey, als mein gn. H. von Bamberg in ksl. Mt. und des Reichs sachen alhie gewest sey, und wo so[l]che myßtat nit furderlich und ernstlich gestraft, was nachtails solchs ksl. Mt. und allen stenden bringen wurde, das wysse ir Mt. als der hochverstendigst wol zu ermessen. Wann on zweyfel wurden die und dergleichen teter gedenken, so uf solche tat kain ernstlich straf volget, das sie nochmals gegen allen stenden dester mit wenigern sorgen gewaltat und fridbruch brauchen mochten, und das auch solchs ksl. Mt. und den stenden des Reichs an irem loblichen furnemen, darinnen sie alhie friden und rechts halben, auch von unterhaltung wegen desselben steen, merklich irrung und verhinderung bringen mochte. Wo aber gegen solcher myßtat furderlich, ernstlich und statlich gehandelt, das solchs gemeltem hieygem furnemen furtreglich und ein guter, loblicher anfang sein werde, damit furo dergleichen myßtat dester ehe vermyden bleyben, wie dann berürte und andere gut ursachen Kff., Ff. und stende weiters und bas zu bedenken und ksl. Mt. anzuzaigen wissen. Und das darauf durch solche stende ksl. Mt. mit vleys gebeten werde, in solchen sachen ernstliche, notürftige und furderliche handlung dermassen furzunemen, damit die gefangen erledigt, die beschedigten und belaydigten irs schadens ergetzt und die myßteter dermassen gestraft werden. Darzu sie, die stende, ksl. Mt. mit treuen und ernst uf das allerfurderlichst raten und helfen, auch in irer Mt. sachen, darinnen sie gehandelt, dester williger sein und sunsten umb irer Mt. undertaniglich verdienen etc., wie dann solche bit und erbieten die stende fuglich wol zu formen wissen.

Zum andern, das in namen ksl. Mt. und mit rate der stende an etlich Ff., nemlich Meinz, Trier, Pfalz, Sachsen, Wurzburg, Mgf. Friderich von Brannenburg etc., Hessen, Fuld und Hennberg, in pester form mandat gestelt würden, der maynung, das zuforderst die beschwerung der tat uf das formlichst angezaigt würde, mit meldung, was pillich myßfallens ksl. Mt. und die stende darinnen hetten, und das darauf einem yeden solchen F. uf das allerhochst und ernstlichst geboten würde, wo er solche teter in seinem gebiete west oder erfure, das er auch moglich vleys haben solt, dieselbigen zu gefangnus anzunemen, einzulegen und gegen solchen personen nach vermog des landfridens zu handeln, und das sie auch bey den iren allenthalben moglichs vleys bestellen, zu erkundigen, wo die gefangen enthalten wurden, und in welchem Ft. solcher enthalt erfaren, das alsdann derselbig F. die gefangen erledig, auch gegen entheltern und enthalt nach vermog des landfriden handel.

Und wo es durch die stende fur not und gut angeseen wurde, gemelten Ff. zu gebieten, aller gemelter teter hab und guter, ligend oder farend, es were aigen oder wes von einem yeden F. zu lehen gienge, auch schulden oder anders, in eins yeden Ft. und gebiete gelegen, von ksl. Mt. und der stende des hl. Reichs wegen einzunemen, das dann yedem solchem F. dobey sunderlich bevolhen würde, solchs alles sambt der jerlichen nutzung davon ordenlich inventirn zu lassen und alsdann solchen inventari ksl. Mt. und den stenden uf das allerfurderlichst und vor N. tag alherzuschicke und alsdann darauf von ksl. Mt. und den stenden weiters beschieds erwarte, wann ksl. Mt. und die stende alhie in emsiger handlung steen, die pillichait und noturft solcher myßtat halben furderlich zu handeln etc. Und welcher F. solch einnemen und uberschicken des inventariums in zeit und mit der maß, wie obstet, nit tet, das solt fur kein einnemen gehalten werden, sonder alsdann solch einnemen von ksl. Mt. und der stende wegen geschehen und solch einnemen zu erledigung der gefangen, vergnugung der beschedigten und straf der tater in all weg gebraucht werden, wie dann solchs alles durch die stende in pester form mag begriffen und ksl. Mt., zu verzaichnen und zu besigeln, eylend zugeschickt werden.

Und dabey bedünkt meinen gn. H. von Bamberg sonderlich not sein, das durch die stende mit vleys beratschlagt werde, wie die tetergüter zu erledigung der gefangen, ergetzung der beschedigten und straf der teter uf das füglichst geteilt und gebraucht werden, und damit ye zu furkommen, das nyemand der teter güter andrer gestalt oder ine zu gut einneme oder innenbehalt. Das ist ein grosse noturft und wol zu bedenken, wann solchs einnemens halb an disem stuck am allermeisten gelegen ist, damit darinnen kain myßbrauch geschee.

Und nachdem mein gn. H. von Bamberg bericht ist, wie Götz von Berlichingen sein gut durch einen scheinkauf H. Cunrat Schotten zugestelt haben soll, an welchem seinem und genanter seiner besagten brüder gut sich wol etwas tapfers erhalten werden mag, darumb ist zu bedenken, wie dagegen gehandelt und sich an solchen scheinkauf nit gekert werde.

Ferner bewegt mein gn. H. von Bamberg, das alle person, die selbst bey gemelter tat gewest und vor benant sind, auf solch anzaigung und dem gemeinen beschlus sambt allen andern, die zu solcher tat hilf, rate oder furschub getan haben, mit rate der stende, alhie versamelt, yetzund hie in die acht verkundigt werde.

Und wiewol Reinhart Stainrück personlich bey fahung der kaufleut nit gewest sein mag, sonder zwen knecht darbeygehabt, aber darzu den tetern, als vorsteet, bey Botenlauben, als sy die gefangen an der hand gehabt, futter, brot, wein und pier geschickt, auch etlichen wurzburgischen dorfern sagen lassen, das sie nit eylen sollen, es gee Wurzburg nit an und die teter sind auch wurzburgisch, und dann desgleichen Ciriacus von Herbelstat die eyle in etlichen würzburgischen dorfern auch verhindert und darzu einem knecht bey der tat gehabt, als sich aus vorgemelter urgicht und darzu aus der bambergischen knecht erfarung erfindet, so mogen dieselben bede nit weniger, dann ob sie bey fahung der kaufleut personlich gewest, mit den andern tetern yetzo alhie in die acht verkundigt werden.

Welche aber sunsten bey solcher tat personlich nit gewest, sonder knecht darzu gelyhen hetten, das dann dieselben person durch ain gemain, offenlich anschlahen, als die rechtgelerten solch wege wol wissen, uf das allerfurderlichst, als es fuglich sein mag, gein Worms dermassen erfordert und das die ursachen ires verdachts zuvorderst yetzo alhie durch ksl. Mt. und die stende deshalb fur gnugsam angenomen werden und die verdachten schuldig sein sollen, sich alsdann on allerlay weiter behelf, auszug oder lenger aufhalten auf bestimbten tag solcher tat halben doselbst mit irem aide zu purgirn, wie ir yedem solche pflicht durch die verordenten ksl. Mt. und der stende furgehalten werde, und welcher solcher pflicht also nit tu, das derselbig alsdann fur ain frydbrecher und echter soll gehalten werden. Und ist in disem artikel not zu bedenken, das alle des verdachten auszuge und verlengerung mogen abgeschniten werden.

Und das auch durch die stende alhie die form aufgezaichent werde, wie sich ein yede solche verdechtliche person nach gelegenhait ires verdachts purgirn soll, und das derhalb in all weg kain auszug zugelassen werde.

Der würzburgische Amtmann zu Zabelstein, Engelhard von Münster, und der (würzburgische) Zentgraf zu Donnersdorf (Hans Knorr) sollen den Tätern bei ihren Vorbereitungen für den Überfall indirekt Unterstützung gewährt haben. Darumb derselbig amptman als ein verdechtliche person solcher tat zu vorgemelter purgation auch pillich erfordert werden soll. Und nachdem aber des Reichs ordnung zu Augspurg unter anderm mit lautern worten setzt, wie ein yeder wyder die frydbrecher handeln, tun oder aber, welcher des nit tet, fur einen frydprecher gehalten werden soll1 und sich der zentgraf deshalb, wie vorstet, offenlich verwürkt, als vorgemeltermassen angesagt ist, so bitt mein gn. H., denselbigen zentgrafen mit andern unzweyfenlichen tetern one weiter verkündigung in die acht zu erclern.

Der Amtmann zu Haßfurt, Wilhelm von Bibra, hat die bambergischen Reiter bei der Nacheile behindert. Damit er sich auch, als vorstet, des fridbruchs dermassen tailhaftig gemacht, das er uf solche glaubige ansage der bambergischen rete und diener on vorgeende verkündigung yetzo in die acht verkund werden moge.

Beim Überschreiten der Brücke über die Saale nahe dem würzburgischen Kissingen wurden die Täter von den dortigen Bewohnern nicht aufgehalten. Daher mogen dieselben auch in die acht verkündet oder zum wenigsten sich solcher gevarlicher lashait mit andern, als vorstet, zu purgirn erfordert werden.

Und bitt mein gn. H. von Bamberg, das die stende neben obgemelten sachen die maß der hilf verordnen, die seinen Gn. von dem Reich wider die myßteter, ir anhenger und helfer etc. gescheen soll, auch dabey mandat an alle stende zu stellen, das sie daran kain verhindernus tun noch den iren zu tun gestatten, sonder ein yeder in seinem Ft. und gebiete darzu furderlich und hilflich sey, und das sich Kff., Ff. und stende in dem allen, wie sich mein gn. H. von Bamberg unzweyfenlich vertrost, fruntlich und gutwillig beweysen. Das erpeut sich sein Gn. umb Kff. und Ff. fruntlich zu verdienen und umb die andern stende mit fruntschaft, gunst und gnaden zu beschulden.

[4.] Item mein gn. H. von Bamberg stet in arbait, sovil seinen Gn. moglich ist, sich gemelter tat und teter halben weyter zu erfarn. Und wes sich sein Gn. des ferner erkundigt, soll Kff., Ff. und stenden zum forderlichsten auch eroffent werden.

Anmerkungen

1
 Abschied des Reichstags zu Augsburg vom 10. September 1500. Schmauss/Senckenberg, Sammlung, S. 64 Art. I und II.