Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Colmar AM, AA 75, 60, unfol. (Ausf.).

Mit voranpiettung myner schuldig und willigen diensten vernem euer W., wiewol ich nit mynder begyrig, euerer W. etwas trostlichs und anmuttigs zuzeschryben, dann von derselbigen, dern und auch mynen verwanten zu vernemen, und sich aber dem jungsten mynem schryben nach nichtz sonders, weder reichs- noch stettags halben, das der gedechtnus wurdigk, zutragen, dweyl die handlungen noch nit angefengt, ouch churfursten, fursten, stend und der stett bottschaften noch nit volkomenlich ankomen sint, so kan ich doch euerer W. nit verhalten, was sich in diser vergebnen, langwilligen wartung, sovyl mir deß wissend, und namlich, so hat mir deß erbmarschalcks von Bappenheim anwalt und secretarius antzoigt, das die röm. ksl. Mt. ine zum dritten maln beschigt und an in gesunne, im jedesmals in geschriften zu ubergeben deren namen, die als gehorsam ankomen; und, als er dern fursten und der stett namen ubergeben, hab sich ir Mt. fe[r]ner vernemen lassen, das sich dieselbigen in der mentzischen cantzli mit iren namen und der zytt irer ankunft angeben und vertzeichnen lassen solt [sic!], das ouch ir Mt. des langsamen zuryttens nit cleins mißfallens trug.

Von fursten und stettbottschaften sint nach ksl. Mt. inrytten ankomen, namlich den 26. Hornungs kam Hg. Wilhelm von Bayern sampt syner gemaheln, ouch mit im Hg. Cristoff von Wirttemberg und Mgf. Albrecht zu Baden; demnohe kam Hg. Ludwig von Bayern, sy beyd mit 80 pferden, doch ungerust. Item, den 27. Hornungs kam ein treflich bottschaft uß Engelandt, item, den 5. Martij der Bf. von Bomberg, den 6. der Bf. von Brixen und der Bf. von Saltzburg und Bassouw, ouch der Bf. von Bremen, den 8. Martij des Bf. von Wirtzburgs bottschaf, item, den 11. Hg. Fryderich, pfaltzgraf, den 12. des bapsts legat; dem ging alle cleresey mit dem heiligthum in langer proceß entgegen.

Uff den 24. Martij sint die bottschaften der frey- und richstett uff das radthuß bescheiden. Daselbst hat man der von Goßlar schreiben eroffnet, darin sy der stett gesandten irs zuschrybens und trosts danck gesagt[Nr. 445], dabey zu verstan geben, wiewol ksl. Mt. etc. uß gnedigstem, keyserlichem gmut dern acht uffgeschurtzt und dem Hg. von Brauntzwig pepietten lassen, in unguttem nichts mit inen furzenemen, so wurden sy doch von den seinen dermassen wol mit 100 pferden verwart, das nit allein die irn, sonder auch die fromden, die zu und von inen begerten zu wandlen, beraupt, geschetzt und ubel mißhandlet. Darumb sy die irn nit wisten uff disen richstag in offenpari [sic!] geverlicheit zu wagen. Und so der Hg. von Brauntzwig deß zu red gestelt, wirt von im geantwort, er wiß nichtz darumb und, obglych wol die synen dermossen handelten, so geschech doch das in chraft der acht. Und dweyl in den goßlarischen geschriften antzeigt, das ir anwalt Dr. Sigibertus gan Regenspurg komen und ferner bericht geben werd, ist beslossen, das man deß und ouch der ubrigen stett gesandten erwarten solt. Wann uff disen 24. Martij sint allein diser stett gesandte zugegen gesein, namlich uff der swabischen banck dern von Augspurgk, Nurnberg, Ulm, Eßlingen, Nordlingen, Rotweyl, Memingen, Swebisch Gmund, Dunckelspuhel, Werd, Kauffpuren, Lyndow, Giengen und Wimpfen, von der rinschen banck Straßburg, Hagnow und Colmar; und wiewol Dr. Hans von Metz in der statt gewesen, ist er doch nit in der versamlung erschynen. Volgends sint erst die von Franckfort komen.

Item, uff den tag hat Hg. Heinrich von Brauntzwig zwen secretarien mir zwey smachpuchlin, wyder den Hg. und Kf. von Sachsen und den Lgf. von Hessen ußgangen1, uß befelch irs hern begert, die zu lesen und euerer W. zuzesenden. Glich daruff ist mir ouch ein smachbuchlin und verantwortung deß landtgrafen ubergeben2.

Uff den Sontag Letare, den 27. Martij, kam der Lgf. von Hessen mit 200 wolgeruster pferden; dem ritt der F. von Anhalt entgegen. Den 28. Martij fugt sich der landtgraf zu ksl. Mt., die in geheim etwas sprach mit im gehalten. Deß tags kam ouch der tutsch hochmeister mit 40 wolgeruster pferden. Uff den 29. hat sich der landtgraff mit aller protestiernden gesandten uff das ratthuß verfugt, die ein ußschutz under inen verordnet; was die radtslagen, ist noch in geheim. Uff den 30. Martij ist der cardinal und Kf. von Mentz mit 100 gerusten pferden ankomen und sagt man unverholn, das die röm. kgl. Mt. zu Wien all ding zu schiff verfertigt, des willens, die Thonow heruffzuziehen. Indem aber ein turckischer waschga fur Pest wol mit 12.000 Turcken und deßhalb ein grosser schreck in das landtvolck komen, ist ir Mt. uffgehalten und sagt man, das die nit komen konn noch werd. Zudem nemen die Hgg. von Peyern zwey fenlin knecht an, die Thonow hinab kgl. Mt. zuzeschicken. Ouch haben sich die Ostericher und Bohem erpotten, den zehenden oder, wo vonnotten, den funften man ußzelegen und ir Mt. zuzeziehen. Wiewol man [sic!] aber dise Turcken wyder abtzogen sin, sagt man doch, das der Turck in grosser macht schon von Constantinopel ußzogen sein soll uf Unngern wertz. Untz Montag nechst nach Iudica [1541 April 4] soll, als man sagt, der richstag sin anfang nemen. Gott geb gnad und schick all ding nach sinem lob und gefallen. Wo es die sach erfordern, will ich den Carln selbs heim mit obgemelten und andern schriften euerer W. zuschicken, dann die vergebnen bottschaften megen uns nit gewiss noch furdersam sein. Datum in il zu Regenspurg, den andern tag Aprilis anno 41.

[PS:] Sust sint hie der chur- und fursten radt von Saxen, Pfaltz, Trier und Coln vorab, ouch andrer mer.

Anmerkungen

1
 Dabei handelt es sich offenbar um folgende zwei Schriften Hg. Heinrichs von Braunschweig, die im Frühjahr 1541 in Regensburg verteilt wurden: 1. Dritte bestendige warhafftige redliche Gottliche und ergrundte unablegliche antwort des Durchleuchtigen hochgebornen Fursten vnd herrn herrn Heinrichs des Jungern Hertzogen zu Braunschweig und Luneburg auff des Landgrafen wider S. F. G. neher ausgangen vngottliche vnchristenliche vnehrlich vnwarhafftige erdichte vnd vnbestendige lesterschrift [...]. Wolfenbüttel 1540. Vgl. Kuhaupt, Veröffentlichte Kirchenpolitik, S. 266–268, S. 271–272 und S. 332. 2. Ergrunte bestendige erhebliche warhafftige Gottliche Christliche Fursten und Adel liebende Duplicae des Durchleuchtigen Hochgebornen Fursten und Herrn Herrn Heinriches des Jungern Hertzogen zu Braunschweig vnd Luneburg etc. wider des Churfursten von Sachsen andern ehrnrurigen vngegrunten vnbestendigen erdichten ungottlichen unchristlichen truncknen Gotteshessigen Abdruck[...]. Wolfenbüttel 1541. Vgl. Kuhaupt, Veröffentlichte Kirchenpolitik, S. 268–272.
2
 Verbum Domini Manet In Aeternum. Des Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten vnd herrn herrn Philipsen Landgrauen zu Hessen [...] Dritte warhafftige verantwortung aller der dinge so seinen F. G. von Hertzog Heinrichen Der sich nennet Den Jungern von Braunschwig zugelegt worden sein [...]. Marburg 1541. Vgl. Kuhaupt, Veröffentlichte Kirchenpolitik, S. 274–277 und S. 338.