Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 335 Nr. 134 Bd. 1, fol. 107r–121v (Kop.); AS fol. 107r: Was zur Naumburg mit den stymstenden Franckreich halben gehandelet, 1541; DV v. a. Hd. fol. 121v: Frantzosische handellung.

Eurn kfl. Gn. haben wir jungst undertheniglich zu erkennen gegeben, wie sich die handlung mit den hessischen reten der vorstentnus halben mit Frannckreich angeschickt, also das dozumal der abschit gewest, das wir ferner von demselben artickel und, welchermas er der andern halben solt furzuwenden sein, underreden wolten. Des haben wir sie vor zwaien tagen also erinnert, domit wier mit den wirttenbergischen reten, diweil sie nu auch ankommen, von ersten auch ad partem dovon handeln und iren bevelich in deme vorstehen möchten. Aber die hessischen haben gesagt, das sie kainen andern nach weitern bevelh hetten, dan wie sie uns zuvor angezaigt, auch ir herr eurn kfl. Gn. sein gemut selbst geschrieben, dorumb, wie wir vor gut ansehen, mit den wirttenbergischen hirvon zu reden, stelleten sie zu uns, konten auch woll dorbei sein. Darauf haben wir inen angezaigt, wir hetten inen hievor gesagt, dieweil eur kfl. Gn. undt der landgrave sich semptlich verglichen, das den furnembsten stenden dises puncts halben solte geschriben werden, so konnten sie bedencken, was eur kfl. Gn. ob deme fur nachdencken tragen wurden, wo sie sich von ires hern wegen solten absondern und die furhaltung nicht gleich und mit uns thun. Dann hetten eur kfl. Gn. dasselbig sollen vermercken, ehr das ausschreiben disser sachen halben ausgangen, wurden sich eur kfl. Gn. auch schwerlich dorinnen gelassen, sonder dorinnen betrachtet haben, wo der ausschreiben ainichs solt an tag kommen und nicht haimlich gehalten werden, das eur kfl. Gn. durch ksl. Mt. oder andere allain dorfur wurden gehalten werden, so ksl. Mt. zuwider und ungefallen bei Franckreich practicireten, welchs dann auch so vil mer dorfur wurde gehalten werden, do ye die sachen auf diesem tage von eur kfl. Gn. wegen allain solten gefurdert und anbracht werden, dan es wer vill doran gelegen, wer der katzen die schelle anbinden wolt etc. Solten wir auch mit imandts von diesen sachen reden, so wurden wir nicht umbgehen konnen, dieweil das beschenn ausschreiben sich auf baider hern vorgleichung erstreckt, ursachen antzuzaigen, worumb sie von ires hern wegen a di furhaltung nicht mit uns teten–a. Solte dann solche trennung under unsern gnedigsten und gnedigen hern selbs odder uns, irer kfl. und fstl. Gn. reten, gespurt werden, so were woll zu achten, wie es bei den andern die sache furdern wurde, do wir selbs nicht ainick nach [= noch] gleichhelliger maynung weren. Solten wir dann auch ursach furwenden derselben ungleichhait, wurden wir unsern gnedigen hern, den landgraven, dorinnen verunglimpfen mussen, welchs wir ungern thun wolten, hetten des auch von eurn kfl. Gn. kainen bevellich, zudeme, das sie freilich nuhmer wurden bericht entpfangen haben, welchergestalt H. Jacob Sturm und der Butzer der bewusten sachen halben wege furgeschlagen2, die eur kfl. Gn. solten bewilligen, auch wie eur kfl. Gn. irem cantzler gegen Wormbs hetten schreiben lassen, das er sich von wegen eur kfl. Gn. dorauf erbieten solt, dorauf auch gedachter cantzler herwidder bericht, das er den baiden hern die bevolhene antwurt und erbietung angezaigt, und im falh, das gemelte rethe die sehen wolten, so solt nicht mangel sein, inen dieselbig zu zaigen etc. Sie seint aber auf deme bestanden, das sie kainen andern nach weittern bevelich hetten, wusten auch von des Storms und Butzers furschleg nicht nach, was eur kfl. Gn. dorauf zu antwort hetten geben lassen, achteten es auch zu wissen ane not sein. Dieweil sie dann unbeschwert weren, neben uns bei den furhaltungen zu sein, auch von ires hern wegen entlich nach nichts abgeschlagen were, solt es jhe ires erachtens so vil bedenckens nicht haben, ob gleich die furhaltung von eur kfl. Gn. wegen allain beschehe, so wurden wir auch woll dieselbig furhaltung ane ires hern vorunglimpfung thun können, dann, do sich ire instruction weitter erstreckte, wolten sie sich gerne mit uns ferner vorgleichen.

Dieweil wir es dann uber alle gegenfurwendungen nicht weitter mit inen haben bringen konnen, domit dann die sachen nicht gar, weil das ausschreiben derwegen beschen, stecken blieben, so haben wir mit den wirttennbergischenn rethen in der hessischen beisein vormuge des beschenen ausschreibens der vorstentnus halben mit Franckreich, auch Gulich zu reden furgenomen. Die haben sich under anderm diser gestalt dorauf lassen vornemen, nachdeme irem hern von solchem vorstentnus geschrieben, so hetten sie, do die sachen angeregt wurden, bevelch, dise antwurt zu geben, das ir herr vor gut ansehe, das man sich mit kgl. Wd. zu Franckreich in ain buntnus oder vorstentnus begebe und sich die eynungsvorwanten dorein lissen, doch also, das ir her nicht dorein getzogen nach seiner fstl. Gn. gedacht wurde. Des het ir herr ursach ains ausstands halben, den inen der kunig schuldig und auf ain mergliche summa lief als vast in die dreimalh 100.000 cronen, derwegen ir herr in vorgangnem sommer seine gesanten bey dem kunig in Frannckreich gehapt, welche aber nichts bei ime hetten ausrichten konnen, dann der kunig wolte irem hern nichts schuldig sein, het er sich mugen vortragen lassen auf etwas, welchs aber ir herr nicht willigen wolt. Wir haben als fur uns selbs geselliger weise gefragt, wie dan der sachen zu raten, ob auch ir her wurde leiden mugen, so ain botschaft in der stende namen in Franckreich geschickt wurde, das derselben bevelich bescheh, zwuschen kgl. Wd. und dem hertzogen zu handeln, und das der herzog dornach auch mit in die vorstentnushandlung getzogen wurde, und ob ir her etwo an ainem zimlich gelt, welchs wir auf 30.000 oder 40.000 cronen gemaint, mochte zufrieden sein. Dorauf sie gesagt, ir herr wurde sonder zweivel solche underhandlung nicht abschlahen undt dorauf auch mit in die aynungshandlung schreitten. Aber sein fstl. Gn. stunden dorauf, das er maint, 100.000 cronen odder gulten solt ime der kunig zum wenigsten geben mussen, doch wolten sie es gerne furderlich an iren hern gelangen und sich seiner fstl. Gn. entlichen gemuts hirinnen erkunden. Wir haben inen geantwort, das wir ane not achteten, berurte unser antzaig, die wir als fur uns selbs ungeferlicher maynung gethann, nach zur zeit und, ehr dan wir mit den andern von disem artickel auch geret, zuruckzugelangen etc.

Am vorgangnen Montag zu abent hat sich H. Wolff von Uttennhoff als geschickter kgl. Wd. zu Dennemarck bei uns ansagen lassen, deme [sic!] wir sambt den hessischen reten auf den morgen dornach gehort. Der hat entschuldigung getann, worumb sein herr dismals nicht statlicher hette hieher schicken können, und eben auf die maynung, wie kgl. Wd. eueren kfl. Gn. jungst geschrieben. Hat dornach gegen eueren kfl. Gn. und dem landgraven des kunigs freuntlich zuentbieten vormeldet, aber des hauptpuncts halben dis geworben, wie euere kfl. Gn. dasselbig aus der eingelegten zedel3 zu vornemen haben, so auf ain zuruckgelangen gericht ist, das wir die andern rete und potschaften, mit denen hirvon zu reden sein solt, auch nichts gewisses dorauf und sunderlich der furderlichen schickung halben in Franckreich haben sagen oder vortrösten konnen. Sonst hat er angehengt, wie das ksl. Mt. sein kgl. Wd. beschrieben het, ire rete auf den kunftigen reichstag zu schicken, doch unbenanter zeit und malstat, handlung zu gewarten lassen der forderung halben, welche ire Mt. erbniderlande, auch Pfgf. Friderich zu seiner kgl. Wd. hetten. Und dieweil kgl. Wd., dorauf abzufertigen, gnaigt, ist sein bit an euere kfl. Gn. und den landgraven, do sie aigener personn auf den reichstag wurden komen und seiner kgl. Wd. rethe baide eur kfl. und fstl. Gn. umb rat in seiner kgl. Wd. sachen doselbst oder im falh, das sie personnlich dohin nicht kemen, ire rete ansuchen, das sie sich domit freuntlich und gutwillig ertzaigen wolten etc.

Hirauf wir uns in allerlay rede mit ime eingelassen und sunderlich, wie seinem hern, dem konige, in der franckreichischen buntnus, auch mit Julich sich zu lassen, treglich und leidlich sein wolt. Als hat er angetzaigt, den Niderlanden konnt nicht woll ain grosser gedrencknus geschenn, dann so inen die drei ströme vorschlossen wurden, als der Örsund durch Dennemarck und die wasser, so dorch das land zu Gellernn gehen und dann die sehe nach Franckreich. Solt auch doruber Frannckreich und Gulich von seiner kgl. Wd. hulf gethann werden, das alsdann der kunig dyeselben zu wasser und zu schiff zu thun het, dann solche hulfe keme sein kgl. Wd. neher an, dieweil sie allewege domit beraitan statlich vorfast were, welchs dann ich, Bernhart von Milenn, landvoigt, auch dorfur halt. Aber, vill gelds darzustrecken, wolt seiner kgl. Wd. gelegenheit nicht sein, von wegen der beschwerlichen krige, dordurch sein kgl. Wd. in schulden kommen. Dorauf wir uns erboten, nemlich die hessischen und wir, dasselbig alles an baide euere kfl. und fstl. Gn. zu gelangen. So haben wir ime auch ainen solchen vorzaichenten abschit gegeben, wie euere kfl. Gn. beiligend4 befinden.

Ferner habben wir berurter vorstentnus halben, mit Franckreich und Julich aufzurichten, mit den gesanten von Strasburg gehandelt. Die haben uns irer hern bevelich auf volgende maynung angezaigt, wie das der landgrave iren hern geschrieben, euere kfl. Gn. kemen in erfarung, in was grossen practicken der kaiser mit dem Frantzosen wider die stende der cristlichen religion stund, dovon alhir solte bericht getan werden. Dieweil dan euere kfl. Gn. fur gut ansehen, domit solche practicken vorkommen, das mit dem konige, der itzund gros dorzu gnaigt were, dises tails ain buntnus gemacht und angenommen wurde, hett ime der landgrave solchs auch nicht lassen misfallen, das alhir, doch unvorgreiflich, dovon geret wurde. Und zu solcher unvorgreiflichen handlung hetten sie von iren obern bevelich, aber weitter nicht dismals zu schlissen odder zu bewilligen, dorumb wolten sie gerne mit dorbei sein, do rete und potschaften der handel angezaigt und von mitteln und condition derselben vorstentnus geret wurde und, was dann bedacht und vor gut angesehen wurd, das wolten sie gerne zuruck an ire öbern bringen, die dan ane zweivel sich furderlich ires gemuts dorauf auch wurden vornemen lassen. Sie bedechten aber, das dis ain weg dorzu sein solt, dann an ire hern gelangte, so were es reten und potschaften zu Wormbs auch angezaigt, wie das die armen cristen in Franckreich mercklich solten vorfolgt und bedrangt werden, die lissen ansuchen, das man sich irer mit vorbitten gegen dem konig wolte annemen, dorumb nicht ungut, auch ain cristlich werck were, das ain bequeme potschaft zum konig geschickt wurde, der vorfolgten halben ayn vleissige vorbit zu thun, so konnte derselben botschaft bevelh gegeben werden, doch auf zuruckbringen, des kunigs gemut der vorstentnus halben, auch worauf dieselbig stehen wolt, zu vernemen, dorauf man alsdan und, wie des konigs gemut befunden wurd, weitter kont handeln, und, solcher schickung mitvorwant zu sein, wurde bei iren hern nicht mangel haben.

Dieweil dan der stathalter von Cassel dorbei gesessen, haben wir ime angetzaigt, das euere kfl. Gn. sich des ausschreibens, so der landgrave disses artickels halben getan, auf die weise nicht wurden vorsehen haben, nemlich unvorgreiflich dovon zu reden, dan das ausschreiben were dorumb beschehen, das alhir schlislich dovon solt gehandelt werden. Aber er hat uns schwache antwurt dorauf geben, und ist wol zu achten, das es allain aus scheu des kaisers halben beschehen ist, domit sich seine fstl. Gn. nicht vorteuffen [= vertiefen]. So hat sich auch gemelter stathalter mer dan ainst lassen hören, das man mit Franckreich baldt entlich solt schlissen, wolt warlich woll zu bedencken sein, dann, so man bei dem kaiser ainen frieden erlangte und man solt sich gegen Franckreich vorhaft machen, das wolt vil beschwerung auf ime haben, dorumb ime auch der von Strasburg angeben, nemlich der cristen halben zum kunig zu schicken und das die gesanten der vorstentnus halben solchen bevel hetten, wie sie gemeldet, auch wol gefallen. Dorauf wir ime geantwortet, wiewol wir nicht bevelh hetten, was das vorbitten der cristen betreff, aber das der vorstentnus halben der bevelh allain auf ain ausforschen des kunigs gemuts solt gericht werden, also das dornach, wan sich der kunig hette vornemen lassen, ab man auf disem tail mit ime beschlissen wolt oder nicht, auch wer den sachen wolt mitvorwant sein, solt auf ein ungewisses beschenn und dornach stecken bleiben, wo man bei dem kaiser ainen frieden erlangte, dorin wurden euere kfl. Gn. allerlay beschwerungen haben, dann euere kfl. Gn. weren solchen handlungen nicht gern vorwant, dordurch solchen grossen hern möcht ursach gegeben werden, ubel von eueren kfl. Gn. zu reden, als were die handlunge eueren kfl. Gn. und iren vorwanten nicht ernst gewest, sondern man hett allain des kunigs gemut vortelhaftig wollen erlernen, dan es wurde von glaubwirdigen geret, wie sich der kunig sonst vornemen lies, die teutzschen hetten inen ains tails hindergangen und ime ubel gehalten etc.

So haben wir den von Strasburg bericht getan, was H. Jacob Storm sampt dem Butzer mit euerer kfl. Gn. cantzler zu Wormbs hirvon geret und in alle wege vor gut angesehen, das, mit dem konige ain vorstentnus zu machen, geeylt und nicht vorzogen solte werden, dorumb es euere kfl. Gn. dorfur gehalten, das ire obern sie mit solchem bevel sunderlich hieher wurden vorordent haben, auf das man sich irenthalben schlislich het mugen vorgleichen, dann solt man zum konige schicken der vorbit halben und denselben bevelh geben, dise sache anzuregen, und man were alhir selbst mitainander zuvor nicht entschlossen, ain bundtnus auf bequeme condition antzunemen, das wolt schwer sein. Hirauf haben sie gesagt, do sie von Strasburg abgevertigt, het H. Jacoff solchs an die dreitzehen zu Strasburg noch nicht gelangt gehapt, sonst wurden sie villeicht ainen weittern bevellich bekommen haben etc.

Weitter haben wir mit Hg. Ernsten von Luneburg gesanten geret. Die haben sich ires bevelichs hirauf lassen vornemen, das ir her vor gut ansehe, das man sich mit dem Kg. zu Franckreich, auch mit dem Hg. von Julich in vorstand begeb auf dem weg, das ain tail gegen dem andern nicht hulfe nach [= noch] handelte, oder auf ain solche maynung, wie zu Braunschwig ain nottel gestalt, sovil den konig belangt, Julichs halben aber dohin gehandelt wurde, das er sich in die cristliche vorstentnus lisse oder das man es richtet auf ain tregliche hulf, die ain tail dem andern tete.

Volgendts ist geret worden mit den augsburgischen gesanten, nemlich Dr. Peutingern. Der hat in gleichnus erholt des landgraven schreiben wie die strasburgischenn und begert, sich zu berichten, wie und welchergestalt, auch was mit Franckreich gehandelt solt werden, so wolt er alsdann dorauf seinen bevelh antzaigen. Aber wir haben begert, das er sich erstlich seiner hern bevelh wolt lassen vornemen, ob sie, sich in solche handlung und mit Franckreich einzulassen, gnaigt oder nit. Dornach wurd man mit im und andern von condition der vorstentnus weis und mas halten. Dorauf hat er ain bedacht begert.

Ferner haben wir alsbald mit den gesanten der stete Hamburg und Magdeburg geredt. Die haben gesagt, das euerer kfl. Gn. antzaigung in guter gehaim euerer kfl. Gn. schreiben nach were blieben und so vil hetten sie diser sachen halben bevels, das sie solten anhörn, wie man maynt, das mit Franckreich zu handeln, auch worauf und welchergestalt, das solten sie dornach wider zuruckbringen etc.

Und wiewol wir nicht underlassen wollen, augsburgischer gesanter bevelh, dergleichen bremischer und ulmischer auch zu hören, so besorgen wir doch, es werde eben ain ding sein, das man euerer kfl. Gn. maynung wil vornemen, aber itzt nichts schlislichs dorauf handeln nach verwilligen, sondern, wes inen angetzaigt, zuruckbringen. Dornach wurde die antwurt bei den andern allen stecken bleiben bis nach endung des reichstag und, das man sehe, ob der kaiser wolt frieden geben oder nicht. Und euere kfl. Gn. soltens dohin richten, domit der kunig aufgehalten wurd. Letzlich solte ehr [= eher] nichts dan ichts ervolgen und aller unglimpf des kaisers und Franckreichs halben beiderseits auf euere kfl. Gn. geschoben werden. Herman von der Malsburg hat sich ainmal oder zwir disser wort lassen vornemen, was es were, das man mit dem Frantzosen vil handelt auf vorbuntnus, wann sich der kaiser mit ime vortruge, so hilte er doch nichts. Er solt ain sprichwort haben, wann man die kühaut auf das feuer wurf, so vorrauchte sie mit der tinten etc.

Dr. Peuttinger hat auf den genommen bedacht weitter dise antwurt gegeben, das seine hern sich nie gewegert, mit zu thun und anzunemen, was Got dem allemechtigen zu lobe und diser ainung zugut mochte kommen, auch mit Got und ehren zu thun stunde. Nu hette der landgrave in seinem schreiben, das er dises arickels halben an die von Augsburg gethann, under anderm angetzaigt, das eur kfl. Gn. seiner fstl. Gn. zu erkennen gegeben, wie der kaiser mit Franckreich solt in grossen practicken stehen, den kunig an sich wider die cristlichen stende zu bringen und ime Mailand abzutreten. Nu wusten seine hern nicht, wie es dorumb gelegen, hetten auch nichts dovon gehört. Weil man aber wuste, wie man dem kaiser vorwant, solt man sich nu auf diesem tail in etwas lassen, das mit Got und gutem fug beschenn möcht, so wolt die noturft sein, das man der sachen gelegenhait wuste, auf das man nicht tete, das nicht gotlich oder auch ane vorweis sein wolt. Dann das wurde gleichwoll gered, auch von iren kaufleuten, die allerlai erfharung hetten, geschrieben, das kain potentat die cristen diser religion heftiger vorfolgte dann eben Franckreich. Es wurden auch solche vorfolgungen in andern kunigreichen dermassen nicht vormarckt. Der Kg. von Franckreich wolt auch bei dem pabst sunderlich gerumbt sein, das er die lutterischenn am heftigsten vorfolgt und das der kaiser dergleichen nicht tete. Und dorumb, wo bericht wurde, wie es umb die practicken gelegen und wie und welchermassen man vormeinen möcht, mit Franckreich buntnus anzunemen, und es wurde dovon geret, so wolt er es sampt seinen mitgesanten an seine hern bringen, zweivelt nicht, dieselben wurden sich nach gestalt der sachen vornemen lassen, das bei inen in deme, das götlich und ehrlich befunden wurd, auch nicht solt mangel sein. Wo man auch, durch ain schickung den konig zu ersuchen, gnaigt von wegen der vorfolgten cristen, das wurde seinen herrn auch wolgefallen.

Weitter haben wir mit den brehmischen gesanten, nemlich Ditterich Vasner, burgermaister, und seinen mitgesanten auch gered. Die haben uns disse antwurt gegeben, nachdeme euere kfl. Gn. etzlichen gegen Brehmen von disen sachen geschriben, so weren die sachen allain mit den burgermaistern geret. Die hetten bevolhen, disse antwurt alhir dorauf zu geben: Dieweil man befunde, das der kaiser umb der religion willen dieser stende veindt wolte sein, als sich das aus vilen umbstenden befunde, dovon ire herrn, dieweil sie nach den landarten gesessen, vill erfarung hetten, so bedechten sie auch, das man dorwider solt hulf und freuntschaft machen bei Franckreich, Dennemarcken, Julich etc. und, wo man kont. Ire hern hetten under anderm den bericht, das der kaiser disser sachen so gar widerwertig were, wo sich nur imants aus den seinen lies vornemen, das sich mit disem tail frieden zu haben zuge [sic!], so were es schon mit ime aus und hette ungnad. So hetten auch etzliche, die dem kaiser zustunden und nicht klaines vormugens weren, bei inen den von Brehmenn ansuchung thun lassen, wo es dohin solte kommen, das sie sich besorgen musten, das dann die von Brehmen sie wolten bei sich sitzen lassen, dorauf sie inen auch widerumb freuntliche antwort gegeben, doch also, das auch dieselben das ire dortzu wurden mit darstrecken helfen zu erhaltung gemainer freiheit und libertet etc.

Ulm hat vast dergleichen antwurt gegeben wie Augsburg, die dann beiderseits ire obern entschuldigt, worumb inen nicht weitter bevelich dann anzuhören het konnen gegeben werden, dan man hette die sachen nicht weitter im rath durfen gelangen lassen dan an die gehaimbtesten und furnembsten, und sagte hernachmals der augsburgische Dr. Peutinger, es hette bei den reten der stete, sunderlich zu Augsburg die gelegenhait, wan etwas beschech und geriet woll, so wolt es ain ider mitgethann haben. Geriet es aber ubel, so musten es die gethann haben, die wissenschaft dovon gehapt.

Aber die oberlendischen stymmen haben vast alle wie des landgraven rethe sich entlich vornemen lassen, das iren hern und obern nicht wurde entkegen sein, das von gemainer aynung wegen ain enge schickung in Franckreich geschehe, die vordruckten und vorfolgten cristen zu vorbitten, dieselben geschickten konnten auch alsdann, wo es inen bevolen wurd, des konigs gemut vornemen des vorstentnus halben und, wie es mit der vorfolgung in Frannckreich stunde, dann mit dem konige ainen vorstand anzunemen, do er die cristliche lehre aufs hochste vorfolgt, das wolt beide vor Got und auch sunst beschwerlich sein etc.

Hamburg hat auch ain weitschweifige antwurt gegeben und ist ir beschlus dohin gewest, das iren hern nicht entkegen wurde sein, man neme mit Franck reich, Gellernn und Dennemarck vorstentnus an, aber sie weren kaufleut, sie musten sich in den dingen dornach richten, domit inen an irer handtirung nicht hinderung oder schade widerfhur. Doch wo ire hern bericht wurden, welchergestalt solche vorstentnus sein solten, so wurden sie sich ires tails ane zweivel mit geburlicher antwurt auch vornemen lassen.

Dieweil dann alle gegebene antworten, der sachen bericht zu hören, dohin nemlich gestalt worden und dan auch euerer kfl. Gn. und des landgraven ausschreiben vormocht, das auf itzigem tage von den practicken und sachen ferner bericht solt geschenn, so haben wir die stymmen alle zusammengefordert und inen summarie bericht gethann, was sich nu vast ein jhar her vor handlung der cristlichen vorein zugut Frannckreichs und Julichs halben zugetragen, und, dieweil nimants under inen dismals, entlich zu handeln, bevelh gehapt, so haben wir zum abschide disen artickel, auf volgende zwene punct zu bewegen und sich dorauf vornemen zu lassen, gestalt, nemlich ob sie bedechten und inen gefiel, sofern es eueren kfl. Gn. und dem landgrafen auch wolt also gefallen und gelegen sein, das beide euer kfl. und fstl. Gn. von gemeiner stende wegen ain cristliche, wolgeformte schrift an kgl. Wd. zu Frannckreich oder ain enge schickung teten und die vorfolgten cristen vorbitten lassen, mit einem nebenbevelh, den vorzug zu entschuldigen, das man sich bishere nicht hette mit ferner antwort auf des Baifigi anbringen zu Hagenau vornemen lassen5, und des konigs gemut, wie er mit disem tail gnaigt möchte sein, ainen vorstand zu haben. Und vor das andere, das sie den angehorten bericht mit vleis an ire obern wolten tragen und die sachen bei inen dohin furdern, b das ire gesanten, so sie auf den kunftigen reichstag wurden vorordenen, entlichen bevelh wolten geben–b, solcher vorstentnus halben mit Franckreich, Dennemarck und Julich entlich zu schlissen etc.

Was nu hirauf und weil die andern rethe und potschaften auch dortzu kommen, die wir nicht haben wissen dovon zu sondern, ain ider gesanter zu antwurt gegeben und worauf es vorblieben, das hat Jobst vom Hain auf unser der andern bit aufzaichent:

Luneburg hat uff seiner maynung, davon oben im bericht antzaige bescheen, beruhet.

Wirtenbergk: Sagen, ir gnediger furst und herr, der bedecht, guet und trostlich sein, das ain vorstentnus mit Franckreich troffen wurde, domit man zur notturft an seiner kgl. Wd. ein rucken und trost haben mochte. Und wiewol sie, wie hernach angetzaigt wirdet, von irem hern derhalben kaynen bevelh, so liessen sie ihn doch gefallen, das ain schickung der bedrangten christen halben in Franckreich furgenhomen wurde, welche doneben zu erfharen, uff was maß Franckreich zu diesem pundtnus gnaigt und sich eintzulassen bedacht were, doch das ir gnediger furst und her von wegen seiner fstl. Gn. irrung, die sein fstl. Gn. der schulden halben, wie man wust, mit Franckreich hette, in solch bundtnus nit getzogen, sondern domit verschont plieben. Es wurden auch sein fstl. Gn. sonder zweivel nit undterlassen, iren geschickten rethen zu bevelhen, uff den reichstag weither derhalben irer fstl. Gn. gemuth antzutzaigen. Doneben so wusten sie des Hg. von Gulichs halben auch nit zu wiederrathen, das man sich mit seinen fstl. Gn. in ayn voraynigung einließ, sonderlich, do sein fstl. Gn. sich in diese christliche vorstendnus einlassen wolt.

Anhalt hat angetzaigt: Ire gnedigen fursten und hern hetten bisher aus allerlay ursachen bedencken gehabt, das man sich mit Franckreich in bundtnus einlassen solte. Sie zweyveln aber nit, wann ire gnedigen herrn der ding, wie sie itzo gelegen, von inen, den geschickten, bericht wurden, ire gnedigen hern wurden sonder zweivel ayns andern syns und maynung sein und das irer fstl. Gn. halben nit verhindern, das die gemaynen stende vor guet und nutz ansehen und bedencken wurden. Und lassen inen auch gefallen, das der beschwerten christen halben ain schrift oder schickung, wie sie das zu unser gnedigsten und gnedigen hern, der oberhaubtleuth, bedencken wolten gestalt haben, geschee. Des Hg. von Gulichs und Geldern halben horeten sie herzlich gerne, wo sein fstl. Gn. sich in diese punthnus begeben thette, aber sie stelleten es auch dohien, das von den stenden dieser aynung uff kunftigem reichstagk von diesen sachen weyther geredt wurde.

Mansfeldische geschickten: Stelleten es dohien, wie es der schickung und bundnus halben bedacht wirdet.

Teckelburgk: Stellet es zu den stenden und helt, das es nutz sein solt, das myt Franckreich ain vorstand gemacht. Gulichs halben hat er nichts angetzaigt.

Strasburgische geschickten: Haben repetirt iren bevelh, das sy sich, wie oben gehort, erclert, das man schicken und erfharen solt, wie sich Franckreich einlassen wolte, doch uff hinter-sich-bringen. Mochten auch leiden, do man vormerckte, das Gulich wolt das ewangelium annhemen und sich in diese pundtnus einlassen, das man zu im schicken und mit ime schliessen. Solte es aber die maynung nit haben, liessen sie es auch dobey. Und sonderlich hielten sie fur guett, das man schickte der armen christen halben, stelleten solchs unsern gnedigsten und gnedigen herrn haym. Wolten an ire hern bringen, das ire potschaften und hauptpuncten halben mit Franckreich uff den reichstagk bevelh haben sollen.

Augspurgische geschickten: Haben sich erbotten, alles das, was sie gehort, iren obern zu referiren, halten es auch dofur, ire hern werden nit mangel sein lassen, iren geschickten, die sie uff kunftigem reichstage haben werden, dieses puncten halben bevelh zu thun, und entschuldigen sich, das sie hie nit haben konnen schliessen, wie man aus irer jungsten antzaige vernhomen. Dan er wuste, wo mit Franckreich die maß mochte troffen und sein kgl. Wd. dohien bewegt werden mochte, das seine kgl. Wd. unser religion furdern wolte und dy christen nit verfolgen, solchs wurden ire hern nit allain gerne horen, sondern so viel lieber mit seiner kgl. Wd. ain bundnus annhemen. Solte er aber wieder unser religion wuten, so mocht Gott zornen, wie er oft gethann, wan man sich mit den gotlosen vorbindet. Aber sie sagen, das der pretext von Frantzosen erticht, das diejhenigen, so verfolgt werden, Waldenseß weren, und das weist dieß konigliche edict, doryn er clar die luterischen damnirt, auß. Die geschickten mogen aber leiden, das man der armen, bedrangten leuth halben schicken solt und das man in der sach pleibe. Tregt sich aber dorin etwas zu, so werden sich die gesanten also zu halten wissen, das sie an die stende bringen, uf welche maß der konig, mit inen bundtnus zu machen, gnaigt. Geldern halben liessen sie in gefallen, das mit im ain bundnus uffgericht, soferne er sich in die christliche vorstendnus einlassen wolte, wo aber nit und es werde an ire hern gelangen, die werden weyther darauf bevelhen.

Franckfurt: Ist darauf nit abgefertigt.

Ulm: Repetirt sein vorigs bedencken und bevelh seiner hern. Der schickung halben der gefangenen christen haben sie kainen bevelh. Den hauptpunct wollen sie berichten und iren geschickten zu Regenspurgk Franckreich und Gellern halben bevelh thun, sich unvorweislich vornhemen zu lassen.

Bremen: Erholt auch sein bedencken und gesagt mit runden worten, was seiner hern gemuth sey, wie solchs oben angetzaigt wirdet, und achten, das die schickung der bedrangten christen halben geschee, stellen es baiden unsern gnedigsten und gnedigen hern haim. Was den hauptpunct und Gellern anlanget, wirdet irer hern halben kain mangel seyn.

Hamburgk: Erholt auch seiner hern bevelh, wollen den bericht thun, wie sie gehort. Lassen inen gefallen die schickung oder schreiben der bedrangten christen halben, so auch die sach der hauptsachen ufgehalten werden konten, biß man weyther davon hette reden konnen, segen sie gern. Doch wollen sie fordern, das ire geschickten uff dem reichstag sollen irer hern gemuth antzaigen.

Magdeburgk: Was sie gehort, denselben bericht wollen sie iren hern treulich furtragen. Stellen die schickung oder schrieft zu unsern gnedigsten und gnedigen herrn. Do auch ire hern uff den reichstag schicken werden, sollen sich ire gesanten irer maynung vornhemen lassen.

Braunschweigk: Zaigen an, ire hern haben aller dieser sachen halben inen kainen bevelh gegeben, sie wolten aber ire hern solchs mit vleis berichten. Zweiveln auch nit, was unser gnedigsten und gnedigen hern, Sachssen und Hessen, in dem bedencken werden, doran werden ire hern kain bedencken haben etc.6

Anmerkungen

1
 Zur Datierung vgl. Kf. Johann Friedrich von Sachsen an seine Gesandten in Naumburg, Torgau, 1541 Januar 14, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 335 Nr. 134 Bd. 1, fol. 93r–96v (Ausf.) [Nr. 448].
a
–a  Korr. aus: der furhaltung halben nicht bei uns stunden.
2
 Zur Bigamie des Landgrafen.
3
 Dazu marg. Notiz v. a. Hd.: mit A.
4
 Dazu marg. Notiz v. a. Hd.: mit B.
5
 Vgl. die Werbung des französischen Gesandten Baïf in Hagenau, Anm. 3 zu Nr. 467.
b
–b Syntax so in der Druckvorlage.
6
 Vgl. die schmalkaldischen Verbündeten an Kg. Franz I. von Frankreich, Regensburg, 1541 Mai 23 [Nr. 673].