Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2271, fol. 193r–195r (Ausf.).

Ausz.: Below, Landtagsakten, Bd. I, Nr. 52, S. 340–341.

Anfenglich sollen unsere rethe bey ksl. und kgl. Mt., Kff., Ff. und stenden unsers personlichs ußbleibens, auch des vertzugs der rethe ankompst zum underthenigst und fleissigst entschuldigen, wie sy des bericht haben und zu thun wissen.

Zom anderen sollen sie in des reichs obligenden sachen neben Kff., Ff. und stenden handlen, ratslagen und schliessen, wie wir in derhalb gewalt zugestalt und unser gemuet entdeckt haben.

Zom dritten nachdem wir in den geldrischenn sachen von ksl. Mt., unserem allergnedigsten heren, gefordert sein worden, sollen sie vur ksl. und kgl. Mt., Kff., Ff. und stenden unsere entschuldigung und verantwortung thun, auch unser herkompst gerechticheit und gegenbericht antzeigen, gutlich verhor und ehrliche, lydliche wege und handlung uff anbringen nit abschlagen oder aber in ordentlichen proceß und erkentenis, wie sich das nach recht, art und natuyr der sachen und des reichs und desselbigen lehens herkompst geburt, bewilligen, darneben ouch unsere beswerniß und obligen, so uns von ksl. Mt. befelchhaberen begegenen, furtragen, wie sie derhalben ferneren bericht entfangen und die notturft erfurderen wirdet und uns der gelegenheit des handels zu ider zyt berichten, weitter bevelhs zu gewarten.

Nachdem auch in ksl. Mt. geleidt nit ußdrucklich versehen, das wir oder unsere rethe unseren gegenbericht, verantwortung und notturft unbefaert furwenden mugen, sollen unsere rethe derhalben bey ksl. Mt. und sunst, do es die notturft erfordert, anhalten, dartzu genogsam vergleidt zu werden.

Im fall ouch der hochgeboren furst, unser lieber ohem, H. Anthon, Hg. zu Lotringenn, inniche vermeinte forderong abermals furwenden wurde, sollen unsere rethe (wiewoll wir nit dartzu berouffen) kurtzen gegenbericht thun alleyn berichtsweiße.

So in der religionsach zu innichem buntnuß wult geschritten werden, sollen sich unsere rethe unser gethaner augspurgscher protestation erinneren und sich der gemeß halten und alles das helfen furderen, was zu frid, eyndracht und walfarth des reichs dienlich.

Indem mit dem christlichen gesprech vortgefaren wurde, haben sich unsere rethe vermog des schriftlichen verfasten raitslags und nottulen zu halten.

Und ob in inniche stuyr wider den Turcken bewilligt, sollen sich unsere rethe davan nit absonderen, sovern furhin gemeiner frid und versicherong im reich furgenomen und geslossen und wir mit darin begriffen, versichert, ouch im anslag uber gebur nit beswert werden.

Unsere rethe sollen auch eyn bestendige muntz, sovill moglich helfen furderen, doch das ksl. Mt. und andere umbligende erbland und grenitzen mit darin verfast.

Sovern auch das camergericht vermuge zu Wurmbs im jar 21 uffgerichter ordnong mit personen besatzt und darnach allenthalben gehalten, sollen unsere rethe, zu lydlicher underhaltung desselbigen zu bewilligen, sich nit besweren.

Im fall unser oheym, Hg. Hanß uff dem Hontzruck, zu Regenßpurg erscheinen wurde, sullen gemelte unsere rethe sein L. mit der vagtyen van Senhem belehenen vermog des gewalts, inen derhalb zugestelt, und geburliche reversall entfangen.

Sovill des hochgeboren fursten, unsers lieben oheyms, Pfgf. Lodwichs Kf. begerte anderong des reversals belangt, sall darin unsertwegen bericht gethain werden, wie wir den unseren derhalb bevelh gegeben2.

Ferner sullen obgemelte unsere rethe by hochgedachter ksl. Mt. am allerunderthenigst anhalten und bitten umb belehenong unser furstenthummen und graffschaften Gulich, Cleef, Berg, Marck und Ravenßberg und dieselbige van unsertwegen vermoeg ires genomen gewaltz entfangen. So aber innicher vertzug oder weigerong geschege, sollen sie unsere liebe heren und oheymen, die churfursten und etliche fursten, uns derhalben zu verbitten, ersuchen. Und ob derselbiger chur- und fursten furbith khein stat wult gewynnen, sollen alßdann unsere rethe gemeine Kff., Ff. und stende, abermals eyn gemeyne furbith zu thun, erforderen, und, wa uber das alles soliche billiche bith und beger ghein stat erlangen mocht, sich unser ehafter notturft nach unsers gehabten fleyß betzeugen und, das der mangel der empfencknis an uns nit gewesen, offentlich protestieren und soliche protestation in des reichs protocoll protocollieren lassen und davan schein und beweiß begeren.

Auch sullen gemelte unsere rethe nochmals hochbenante ksl. Mt. van unsertwegen in underthenigkeit ersuchen und die entfencknis unsers furstenthumbs Gelre und graffschaft Zutphenn begeren und dieselbige zu lehen empfangen, wie wir inen derhalb volmachtsbrief zugestalt, und im fall der weigerong gleichermaß protestieren und sich, wie oben van der belehenong Gulich, Cleef, Berg etc. angetzeigt, auch allenthalver schicken und halten.

Oirkhundt unsers heruff gedruckten secretsiegels, gegeben zu Cleve am 23. dage Februarij anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Vollmacht für die oben genannten Gesandten für die Reichstagsverhandlungen, Kleve, 1541 Februar 22, Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2271, fol. 182r–182v (Reinkonz.) und Sondervollmacht für die Religionsverhandlungen in Regensburg für Johann von Vlatten, Albrecht König, Johann Faltermeyer und Sibert Mutzhagen, Kleve, 1541 Februar 28, ebd. fol. 183r (Kop.). Vgl. Hg. Wilhelm von Jülich-Kleve an die Reichstagsgesandten Kf. Hermanns von Köln, Kleve, 1541 Februar 27, Braunisch, Reinhard (Hrsg.): Johannes Gropper. Briefwechsel. Bd. I: 1529–1547, Münster 1977 (Corpus Catholicorum. Werke katholischer Schriftsteller im Zeitalter der Glaubensspaltung Bd. 32), Nr. 50, S. 175–176, hier S. 176: Hat Vlatten und Dockum angewiesen, uch etlich unser notturft anzuzeigen, wie ir von inen werden vernemen. Ist derhalber unser gnedigs begern und gesynnen, ir wellet gedachte unsere Rethe anhören und inen ires anbringens glauben geben und uch dermassen darinn ertzeigen, wie wir uns des gnediglichen zu uch verlassen.
2
 Kredenz Hg. Wilhelms von Jülich für Johann von Vlatten und Johann von Dockum genannt Frieß zu einer Werbung bei Kf. Ludwig von der Pfalz, Kleve, 1541 Februar 27, Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2746, fol. 90r–90v (Kop.).