Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Würzburg StA, Wzbg. RTA 16, fol. 111r–113v (Kop.).

B  koll. Würzburg StA, Reichssachen 906, unfol. (Kop.).

Uf den angesetzten reichstag, gein Regenspurg ernennet, sind abgefertigt die erwirdigen, edlen, ernvesten und hochgelerten herrn, Daniel Stibar, thumbherr und probst zu Haug, a Hainrich Truchseß–a, hoffmaister, und Dr. Jörg Farnner, cantzler, mit gewalt1 und volgender instruction:

Religionb: Anfenglich, so si gein Regenspurg komen und man in sachen, darumb der reichstag ausgeschriben, zu handlen anheben, sollen si sich auch zur handlung thun, iren gewalt ufflegen und sich dabey vernemen lassen, das si von unserm gnedigem herren von Wirtzburg in craft des ubergeben gewalts bevelhe haben, auch urbuttig sind, in den gedachten des hl. reichs sachen irem geringen verstand nach neben andern fursten und stenden, auch derselben botschaften das beste und nutzlichst rathschlagen, handlen und schliessen zu helfen. Ob si dann von wegen ksl. Mt. oder gemainer stende gefragt wurden, ob nit unser gnediger herr auch kome und auß was ursachen sein fstl. Gn. so lang außbleibe, sollen sie dargegen antzaigen, seinen fstl. Gn. weren etliche geschefte, daran ir und irem stift dannochc etwas gelegen, furgefallen, dardurch si bißanher wider iren willen uffgehalten worden, si zweifleten aber nit, die solten nuhmer ausgericht sein und sein fstl. Gn. in wenig tagen hernach komen, dann si schon iren wein hinufgeschickt und sunst zur hofhaltung einkauffen hette lassend.

Und nachdem bisher uf den gemainen reichstägen nachvolgende puncte und artickel gehandelt worden, nemlich von der religion, thurkenhilf, underhaltung camergerichts, policei, e hanthabung friden und rechtens–e, muntz, anschleg und sessionnf, sollen die räthe erstlich der religion halben antzaigen, dieweil der hailig gaist ain Gott der ainikait und nit ain Gott der zwispalt were, hielten si gentzlich darfur, das dise vor allen andern sachen die nottigst, gröst und ainige were, davon furderlich, vleissig und getreulich zu handlen, das wir teutschen wider in ware, rechte ainikait bracht und behalten werden, dan dardurch zu verhoffen, wir wider ain gnedigen Gott erlangen und in andern handlungen gluck und wolfart haben spuren wurden. Nu were aber zu vorgehalten reichstagen zu vergleichung solcher zwaiung vilmals stattlich geredt und geratschlagt, aber besser und bequemer wege dann ain gemaines, frei concili nit bedacht werden mögen. Das hielten auch die gesanten noch fur das best mittel. Sollten aber durch das furgenomen colloquium oder in andere wegeg christliche, billige vergleichnus gefunden und durch babstliche Hlt., ksl. Mt., Kff., Ff. und stende bewilliget, zugelassen, approbirt und angenomen werden, sollen dieselben von den gesanten auch nit widerfochten werden.

Thurckenhilf: Von zweyerley thurckenhilf hat man bisher gehandelt, nemlich ainer eilenden und ainer beharrlichen. Nachdem man aber itzund sagen will, das sich der Turck stattlich bewerben und rusten solle, die christenheit disen kunftigen somer zu uberziehen, und dan billich ist, das wir uns der benotigten christen als unser bruder und mitglider annemen, wa dan Kff., Ff. und stende, ain eilende thurckenhulf zu bestimmen und in der not zu geprauchen, fur gut bedencken und die bewilligen wurden, sollen die gesanten sollichs auch nit hindern, doch das unser gnediger herr vor anderen nit beschwerdt, sonder mit seinen fstl. Gn. gehalten werde, wie sollichs bei dem reich herkomen ist.

Wolte aber von ainer beharrlichen hilf geredt werden, sollen die gesanten furtragen, das dieselbig in der teutschen nation gewalt und vermogen allain nit sei, sonder, wa die stattlich und fruchtbar furgenomen werden solle, musste die mit hilf, darthun und beistand aller christenlicher konigreich und potentaten beschehen, wie dan uf den hievor gehalten reichstagen davon nach der lenge geredt worden. Wa dan nach ufrichtung ainickait des glaubens die christenliche haubter gemainiglich ire hilf zu disem wercke thun und Gott den allmechtigen umb gnad, barmhertzigkait und sige andechtiglich bitten, zweivelt man nit, es solle etwas ersprießlichs ausgericht und der chosten, muhe und arbait nit vergebens ufgewendt werden, in dem allem bey unserm gnedigen herren von Wirzburg seiner fstl. Gn. vermögen nach neben andern Kff., Ff. und stenden auch kein mangel erscheinen solle.

Chamergerichts unterhaltung: Wiewoll billich, das die ksl. Mt. ir chammergericht uf iren aigen chosten an [= ohne] der stende darlegung und von desselbigen gefellen und sportelen erhalten sollte, dannoch, wa uf anhalten und begeren ksl. Mt. die Kff., Ff. und gemaine stende, dasselbig chamergericht ain antzal jare zum theil oder gar zu erhalten, bewilligen und zusagen wurden, kan unser gnediger herr von Wirtzburg imeh auch nit mißfallen lassen in ansehung, das man desselbigen nit geratten kann.

Policei: Die ordnung der pollicei ist zu Augspurg notturftig gestellt. Es hat aber an voltziehung und handthabung derselben bisher gemangelt. Wa nun die Kff., Ff. und stende dieselben wider fur hande nemen, die besseren und derwegen uf gelegene execution gedencken wurden, sollen unsere räthe dartzu mit rathen und anderm auch beholfen sein.

Hanthabung friden und rechtens: Nach der religionsachen ist dis der nötigst und furnembst punct. Und wa die gefunden, ufgericht und bestendig gemacht werden mogt, würt es den Kff., Ff. und gemainen stenden, in summa der gantzen teutschen nation zu allem gutem und wolfart raichen. Uf disen punct ist der kayserlich landfrid gegrundet. So sind auch daruber uf dem nechsten reichstag zu Augspurg derwegeni vil artickel in den daselbst ufgerichten abschidej gestellt und eingleibt zu handthabung friden und rechtens. Die bede mag man wider fur handt nemen, bewegen, beratschlagen, besseren und mit vleis dahin furdern, das diser artickel gleichmessig, billich und bestendig gemacht werde.

Muntz: Uff den gehalten reichstagen ist mer dann aines nach der lenge angezeigt und sunst meniglich bewest, was grosser beschwerden der teutschen nation mit und durch die muntz itzund etliche jar here zugestanden. Und haben die chur- und fursten, auch andere stende ire gesanten und verstendigen mer dan aines an sondere ort zusamengeschickt, davon zu reden und zu schliessen, ist aber nichts ausgericht worden. Dieweil aber die noturft je lenger je mer ervordert, davon entlich zu handlen, sollen die gesanten, so man von der muntz handlen wurt, die anderen davon hören reden und dan ir gutbeduncken vermog der vorigen instruction auch furtragen und dan zum besten reden und rathschlagen helfen. Und ist von der muntzhandlung ain sonder buch vorhanden.

Session: Mit der session hat der stift Wirtzburg gein niemant irrung gehabt, dan wes sich, demselbigen eintrag zu thun, mein gnediger herr von Wormbs vermaintlich unterstanden hat. Es sind aber vil guter urkunden und antzaigung da, das ain Bf. zu Wirzburg ainem Bf. zu Wormbs fürgezogen und vorgesessen ist. Wa nun von der session uf disem angesetzten tag gehandelte [sic!] werden wolte, sollen die gesanten nach außweisung der hievor begriffen instruction und zusamengezogen grunde und ursachen dahin arbeiten, das es zwischen beden herren von Wirtzburg und Wormbs hinfur mit der session gehalten wurde, wie von alter herkomen und gebraucht worden. Wa man aber davon gemeiniglich nichts handelen, mogen die gesanten sich mit den wormsischen rethen wider vergleichen, wie jungst zu Hagenauw beschehen, doch nit lenger dan uf disen tag und das si ad partem coram notario et testibus protestiren [Nr. 238], das uns sollichs an unserm habenden rechten etc. nit schaden solle. Es sollen auch die räthe sich freuntlich mit den bambergischen geschickten unterreden, wa der session halben gemaine handlung furgenomen, ob nit gutte sein sollte, deß teutschenmaisters halben andung zu thun und zu begeren, das der nach den bischoven gesetzt wurde, und ob inen solchs gefiele, dasselbig mitainander suchen.

Reichsanschlege: Sollte dann von vergleichung, merung oder minderung der reichsanschlege von etlichen angehalten und deshalben handlung furgenomen werden, so ist hievor ain gutter, gegrunter bericht, instruction und supplication gestellt und gemacht, wie von wegen unsers gnedigen herren von Wirtzburg etc. auch angesucht, gebeten und gehandelt werden, demselben sollen sich die räthe gemeß haltenk.

l Defensionalbundt. Als hievor die röm. ksl. und kgl. Mtt., unsere allergnedigsten herren, in schriften und durch Dr. Helden, vicecantzlier [sic!] etc., bei weilund dem hochwirdigen fursten und hern, unserm gnedigen hern seliger, loblicher gedechtnus, angehalten und begeret, das sein fsl. Gn. sich in den vorhabenden defensionalbund oder ainigung thun solte, hat sein fstl. Gn. wider schriftlich und muntlich antwort geben, das ir und irem stifte aus beweglichen ursachen und ehaften, solchs zu thun, nit allain beschwerlich und ungelegen, sonder auch nit treglich noch thunlich were. Als auch vergangen jars ain tag gein Hagenaw furgenomen, daruff sein fstl. Gn. ire räthe auch verordnet, und datzumal vermutet worden, das von furderung und weiterung gedachten defensionalbunds wider angeregt werden mogte, hat sein fstl. Gn. den räthen instruction geben, wie si seiner fstl. Gn. halben abschlegige antwort geben solte. Die ist mit iren ursachen nach der lenge gestelt und neben anderen schriften mit uff den reichstag genomen. Dieweil dann zu vermuten, das uf disem reichs[tag] nochmals von erweiterung gemelter defensionalbuntnus angeregt und, daz sich unser gnediger her von W[ürzburg] darein begeben solte, begert werden mogte, sollen die räthe, so solchs beschehe, nach inhalt der itzgedachten instruction antwort geben und die ksl. Mt., auch die andern bundsverwanten Kff., Ff. und stende bitten, das si solche antwort nit ungnediger, unfreuntlicher mainung, sonder seiner fstl. Gn. und derselben stifts obligender, unvermeidlicher notturft nach vermerken wollen.

Dr. Cocleum zu bestellen. Und als ferner H. Daniel Stibar, domher und probst etc., unserm gnedigen hern von Wirtzburg etc. aus bevelhe meines gnedigen hern von Aistet etc. angezaigt, das Dr. Johann Cocleus villeicht mit ainem zimlichen, sich wenstulich [sic!] hieher zu thun, zu bewegen sein mochte, mag sein fstl. Gn. wol leiden, das hochgemelter mein gnediger her von Aistet oder H. Daniel, doch als fur sich selbs, mit Dr. Cocleo reden, ob ime gefallen daran geschehe, er sich auch leidlicher, zimlicher weis wie ongeferlich andere theologi (wie dann ire conditiones zu W[ürzburg] nit arbaitsam oder muhsam weren) bestellen lassen, wolten si unserm gnedigen heren gern darumb schreiben und allen vleis furwenden, damit er von seinen fstl. Gn. angenomen und unterhalten wurde. Was alsdann fur antwort von ime gefellet, die solle H. Daniel seinen fstl. Gn. antzaigen, ob mit ime, Dr. Cocleo, zu vergleichung gehandelt werden möge–l.

Anmerkungen

a
–a In B korr. aus: Bernhard von Thungen alter.
1
 Vgl. Vollmacht Bf. Konrads von Würzburg für den Domkapitular Daniel Stibar, den Hofmeister Heinrich Truchsess von Wetzhausen und den Kanzler Dr. Georg Farner, o. Ort, 1541 März 1, Würzburg StA, Wzbg. RTA 16, fol. 114r–114v (Kop.).
b
 Fehlt in B.
c
 In B gestr.
d
 In B danach gestr.: Wa Haintz Hirn vor der räthe abreitten nit widerkombt, kan unses gnedigen hern vertzug in dem wol verglimpft werden, das sein fstl. Gn. ainen reitenden boten und ain kuchenmaister nuhmer bis in die funft oder sechst wuchen zu Regenspurg gehabt, aber bis uf die stund, als sie abgeritten, kain wort verstanden, ob si seinen fstl. Gn. herberg verfangen hetten oder nit, wol wurt sein fstl. Gn. bericht, das ir zeitlich darvor ain herberg eingeben, die were ir aber darnach wider genomen worden.
e
–e In B nachgetr.
f
 In B danach als ÜS zum folgenden Abschnitt: Religion.
g
 In B danach gestr.: dise zwaiung mit vorwissen.
h
 In B danach: das.
i
 In B gestr.
j
 Dazu marg. Notiz: Im reichsbuch anni 1530 fol. 104 et 105.
k
 In B folgt danach v. a. Hd. die Kopie der Vollmacht Bf. Konrads von Würzburg für den Domherrn Daniel Stibar, den Hofmeister Heinrich Truchsess von Wetzhausen und den Kanzler Dr. Georg Farner, o. Ort, 1541 März 1.
l
–l In B nachgetr., fehlt in A.