Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 335 Nr. 134 Bd. 1, fol. 93r–96v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 96v: Unser gnedigster her schreibt die hauptmanschaft noch ein jhar zu, 1541

Eingang ihres Schreibens vom 12. Januar. Erwartet ihren angekündigten Bericht über die Frage eines Bündnisses mit Frankreich und Jülich und über die Verrichtung Wolfs von Uttenhofen und dessen Erklärung im Auftrag des Kg. von Dänemark.

Soviel die heuptmanschaft belanget, derer wir uns neben dem landgrafen nach ain jhar zu beladen, doch mit ainer maß gewilliget, haben wir eur antzaige und bedenken derhalben nach der lenge genediger meynung vorstanden und in sunderhait dohin, weil man sunst zur Naumburg bis auf den beschluß dieses artikels fertigk, zudem das die rethe und potschaften gerne wider anheim wolten, das wir uns unsers entlichen gemuts gegen euch nachmals wolten lassen vornhemen etc. Nun zweivelt uns nit, ir habt die ursachen und beschwerung, die uns von solicher heuptmanschaft billich solten abhalten, aus vorigen unsern schreiben gnugksam, aber doch entlich unser gemuth dergestalt vernomen, do dieselben beschwerungen sampt der burggrefischen und des Bf. von Meissen sachen erlediget1 und der landgraff wurde die heuptmanschaft an [= ohne] ainiche condition auch bewilligen, so wolten wir uns nach [= noch] ain jhar lang neben seiner L. domit beladen, doch das uns in dem sechssischen kraiß von seiner L. kain einhalt beschehe etc. Hetten uns demnach vorsehen, soliche beschwerungen oder uffs wenigst die burggrefische und des Bf. von Meissen sachen solten erlediget worden sein, domit wir uns der heuptmanschaft mit so viel mherer neygung ferrer hetten beladen mugen. Weil wir aber aus berurtem eurm schreiben die ursachen, warumb es dißmls nit hat konnen bescheen nach bey den stenden erhalten werden, vornomen, so mussen wir es auch gescheen lassen und wissen es daruber zu diesem malh ferrer nit zu dringen. Und wiewol unser gemuth hiebevor also gestanden, wie es auch nach stehet, das wir die heuptmanschaft lieber ainem andern wolten gegonnet haben, domit aber unsers teils daran nit mangel sey, zuvorderst zu verhutung der zerrruttung ader trennung, die sunst der aynung halben furtzufallen besorglich, dartzu wir dan fur unser person nach aller itziger gelegenhait ungerne ursach geben wolten, so wollen wir vilgemelte heuptmanschaft im nahmen Gottes neben dem landgrafen nach ain jhar langk, von Thome vorschinen [1540 Dezember 21], do sie ausgewest, an tzu rechenen, himit bewilliget und zugeschrieben haben an ainiche condition und furbehaltung, doch sofern und anders nit solichs von dem landtgrafen in gleichnus auch bescheen wirdet. Allein werdet ir die dinge des reichstags halben dohin wissen zu richten, inmassen wir euch hivor geschrieben, domit derselbe von uns beiden personlich nit durfe besucht werden, auch das uns von dem landtgraven in dem sechssischen kraiß kain einhalt beschee.

Dieweil wir aber vorstehen, das des landgrafen rethe seiner L. zuschreibens der heuptmanschaft halben thun gewarten, das auch freylich nuhmer wirdet einkomen sein, so werdet ir daraus ader von den rethen baldt vormerken, wie sein L. soliche heuptmanschaft zugeschrieben. Hette nu sein L. dieselbige stracks an ainiche condition wie wir gewilliget und wie wir beide bißhere darinnen gestanden, so hat es seinen wegk und dieser artikel dißmals sein erledigung. Wurde aber villeicht der landgraff die bewuste sache mit einflechten wollen2, darauf ir dan ain vleissigs ufmerken haben, so wollet uf den vhalh die heuptmanschaft unsers teils nit bewilligen, sundern euch derhalben lassen vornhemen, wie ir von uns bevelh habt, und es dohin arbeiten, das des landgraven rethe davon abestehen. Do aber der landgraff die bewuste sache nit gedenken, aber andere conditiones, darauf er die heuptmanschaft und anders nit annhemen wolte, anhengen wurde, uff den vhalh so wollet unsers teils die beide als die burggrefische und des Bf. zu Meissen sache in die bewilligung der heuptmanschaft auch anhengen. Wurden aber des landgrafen rethe, do sie solichs vormerckten, von denselben conditionen auch abestehen, so wollet die beide sachen hinwider auch fallen lassen. Und zeigen euch solichs uff ain fursorge genediger meynung darumb an, do es furfallen mocht, das ir unser gemuet in dem wisset. Wirdet aber der landgraff die heuptmanschaft an condition bewilligen und zuschreiben, so pleibt es unsers teils wie berurt auch darbey. Dann ob uns wol uff die heuptmanschaft ausserhalb des, so uns gemainem beschluß nach zu erlegen geburt, bißher ain tapfers gangen, so hoffen wir doch, der almechtige Got sol es also schicken, das wir diß jhar uber solicher heuptmanschaft auch mugen fursein. Mitlerzeit konnen sich die sachen in andere wege schicken.

Das haben wir euch hinwider genediger meynunge nit bergen wollen und werdet nuhmer den artikel der heuptmanschaft neben den andern auch wol zum ende und beschluß zu furen wissen, und seind euch mit gnaden genaigt. Datum Torgau, Freitags nach Erhardj zwischen sieben und acht uhrn vor mittage anno domini 1541.

Anmerkungen

1
 Zum Konflikt Kf. Johann Friedrichs mit Ebf. Albrecht von Magdeburg um das Burggrafentum Magdeburg vgl. Steffen, Zur Politik, S. 24–29 und S. 45–46 und Mentz, Johann Friedrich, Bd. II, S. 508–536. Zu den Spannungen zwischen dem sächsischen Kurfürsten und Hg. Heinrich von Sachsen einerseits und Bf. Johann von Meißen andererseits vgl. Lobeck, Das Hochstift Meißen, S. 131–148, S. 158–166 und S. 167–179.
2
 Gemeint ist das Problem der Doppelehe Lgf. Philipps von Hessen.