Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 335 Nr. 134 Bd. 3, fol. 150 und fol. 155r–157v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 150: Die schickung in Franckreich wegen der beschwerten christen, item, die bundtnus mit dem konige, item, die braunschweigische und goßlarische beschwerungen, item, was sie sich mit den landgravischen rethen der bundtnus halben mit ksl. Mt., darein ir her verdacht, vernhemen lassen, item, Hildeshaim; DV v. 3. Hd. fol. 150: Die rethe zur Naumburg berichten, wie sich die sachen und handlungen doselbst anlassen und stehen, 1541.

Wir haben uns mit den hessischen reten eingelassen, von der schickung in Franckreich und vorstentnus mit kgl. Wd. zu reden und ungeverlich dieser gestalt: Sie wusten, wie den stimstenden vortreulich geschrieben berurter vorstentnus halben. Diweil dan nu von allerlai sachen gered, dorauf sorg und beschwerung stehen wolt, und sunderlich der hulf halben, gegen den steten Braunschwig und Goslar zu laisten, so wolt nu unsers erachtens zeit sein, vorberurten artickel auch an die hand zu nemen und uns mit inen von ersten zu vorgleichen, was und welchergestalt, auch welchen reten und potschaften zum anfang hirvon anzaig beschenn solt.

Dorauf haben uns gemelte hessische rete sich under anderm diser gestalt lassen vornemen, sie hetten in irer instruction dovon auch ainen artickel und wolten gerne von uns anhören, was das fur geschwinde practicken und hendel weren, dovon eur kfl. Gn. ausschreiben dieser sachen halben meldete, dann ir herr het dovon kain sonders wissens, auf das den reten und potschaften dovon bericht möcht gethann werden, wolten auch von uns vorstehen, welche potschaften wir zum anfang hirtzu zihen wolten. Dann, was wir dorinnen bedechten, das het irenthalben auch nicht beschwerung. Wan es dan dohin keme, das hirvon geret solt werden, wolten sie sich irem bevelh nach alsdan auch vornemen lassen.

Dorauf wir inen summarie dises wider geantwurt: Was eur kfl. Gn. fur geschwinde practicken und handlungen gemaint, solchs were im beiausschreiben, so von des landtgraven und eur kfl. Gn. wegen beschenn, ausgedruckt und irem hern nicht weniger, wo nicht mer wissend dann eur kfl. Gn. Doch solt nicht mangel sein, dovon auch bericht zu thun. Aber wie vorberurt wolt die notturft sein, ehr mit den andern dovon geret wurde, das wir uns erstlich vorstunden, was unser hern baiderseits gemut were, auf das man den andern nicht ursach gebe, so wir selbst dorinnen zwaihellig, den artickel auch abzuschlahen oder sich weitleuftigk zu vornemen lassen, welchs eur kfl. Gn. jhe nicht gerne wolten, nicht irer selbist, sondern gemainer aynung halben, der nach aller gelegenhait der hendel, des orts ainen rucken zu machen, mercklich und vil gelegen. Aber sie seint dorauf blieben, das ir bevelh solt gehort werden, wan wir die furhaltung und antzaigung nach inhalt des beschenen ausschreibens inen und den andern wurden thun und, wie die furhaltung solt beschenn, wolt wenig underredung bedurfen. So wolten sie auch von uns gerne anhören, mit welchen der anfang solt zu machen sein.

Hirauf haben wir inen under anderm widerumb angezaigt, wir konten inen nicht bergen, das uns solche ire antwurt, auch ain schreiben, domit ir herr eueren kfl. Gn. unlangst ain antwurt gegeben undt eur kfl. Gn. hieher geschickt1, etwas nachdenckens macht, das sie villeicht dorumb mit uns das furhalten nicht thun, sondern sich wie ander ires bevels wolten vornemen lassen, das ir herr zu der handlung in Franckreich nicht gnaigt oder sie auf solcher weitleuftickait stehen solten, wie berurte seiner fstl. Gn. schrift ausweist, nemlich auf ein zwickmülh etc., welchs aber uns eur kfl. Gn. halben beschwerlich, das hirinnen ungleichait von den andern vormerckt solt werden. Dorumb wolt die notturft sein, das wir iren bevelh fur der furhaltung wusten. Dann solt es ires hern halben nichts sein, so möcht villeicht eur kfl. Gn. auch nicht so gros doran gelegen sein. So were auch das ausschreiben von baider eur kfl. und fstl. Gn. wegen beschenn etc.

Dorauf ist geantwurt, sie wusten von dem schreiben woll, das ir herr an eur kfl. Gn. gethann, und was der inhalt were und sunderlich welchergestalt sein fstl. Gn. ire bedencken eur kfl. Gn. auf ainer zedeln angezaigt. Was konnt es dann schaden, ob schonn mit den reten und potschaften ains tails dovon geret a und–a doch die berurte schickung und handlung ain anstand het, bis man sehe, wie sich das gesprech zu Wormbs und die handlungen auf dem kunftigen reichstag wolten schicken.

Hirauf wir inen angezaigt, wann der kunig, bis das wir unsern vorteil ersehen, sich wolt aufhalten lassen und andere handlungen, die bei seiner kgl. Wd. wider die stende dieses tails getrieben wurden, anstellen und sich begeben, das man nach dem reichstag inen des gemuts finden mocht wie itzt etc. b Es wurde auch glaublich angetzaigt–b, wie der kaiser den Granuelh von Wormbs solt abfordern und inen unvorzuglich zu Franckreich schicken wollen. Was die handlungen sein wurden, were leichtlich zu gedencken. Wir musten geselliglich mit inen reden als fur uns selbst. Beten, es von uns in kainem unguten zu vorstehen. Wir hörten landtmersweise dovon reden, als solt ir herr sich in ainen sunderlichen vorstand mit ksl. Mt. begeben haben und sunderlich der sachen halben, dovon negst zu Eissennach allerlay handlung beschenn2. So geb seiner fstl. Gn. schreiben, dovon oben berurt, dergleichen maynung vast auch. Dan do wolt zur ursachen genommen werden die bewuste sach, das seiner fstl. Gn. nicht woll gelegen, der handlung mit Franckreich vorwant zu sein. Und wolt die schult schir eur kfl. Gn. zugemessen werden, so doch sein fstl. Gn. woll wusten, welchergestalt man seinen fstl. Gn. von eueren kfl. Gn. wegen jungst zu Eissennach geraten und sich erboten, wurden auch nuhmer eur kfl. Gn. freuntlich gemut etwas clerer vorstanden haben aus der antwurt, welche euere kfl. Gn. irem cantzler, dem Storm und Butzer zu Wormbs auf ir ansuchen zu geben, bevolhen, dovon sie, die rethe, ane zweivel nuhmer auch wurden bericht haben etc.

Hirauf haben sie kurtz geantwurt, es het die maynung, dorfur sie3 [sic!] es hilten, gar nicht, wusten es auch nicht, dann sie kemen itzt selten bei iren hern, und haben nicht heraus gewolt. Mit deme seint die andern rete und potschaften auch kommen, das man von diser rede hat lassen mussen, und ist zwuschen uns baiderseits der vorlas gewest, das wir zu gelegener zeit alhir weitter hirvon mitainander reden wolten. Nu wollen wir dissen artickel alsbald die goslarische sach auf ain ort kompt, mit inen widerumb furnemen, auch dorauf mit etzlichen aus den andern reten und potschaften handeln und die ding, sovil muglich, furdern. [...]. Datum Naumburg, Dinstag nachm hailigen Neuenjharstag anno etc. 414.

Anmerkungen

1
 Offenbar Anspielung auf das Schreiben des Landgrafen an Kf. Johann Friedrich von Sachsen vom 21. Dezember 1540, vgl. Anm. 1 zu Nr. 425.
a
–a V. a. Hd. korr. aus: das.
b
–b V. 3. Hd. korr. aus einer gänzlich unleserlich gemachten fünfzeiligen Passage.
2
 Zur Konferenz in Eisenach über die Bigamie des Landgrafen im Juli 1540 vgl. Lenz, Briefwechsel, Bd. I, Beilage II, S. 339–344 und die einschlägigen Akten ebd. Beilage II, Nr. 22–29, S. 369–388.
3
 Wohl irrtümlich für: wir.
4
 Diesem Schreiben ist wohl folgender Zettel zuzuordnen, der etwas weiter vorne fol. 150r abgelegt ist: Gnedigster herr, eurn kfl. Gn. wollen wir nicht unangetzaigt lassen, das uns die hessischenn rethe copeien etzlicher schrifte, welche ir cantzler irem hern von Wormbs aus geschickt, belangend, was grosser und geschwinder vorfolgungen in Franckreich wider die cristen sollen furgenommen worden sein, derwegen H. Jacob Sturm ansucht, an kgl. Wd. derhalben ain personn zu schicken, undt werden euere kfl. Gn. neben der berurten vorfolgung doraus vorstehen, auf was maynung Johann de Fossa zu eurn kfl. Gn. jungst geschickt gewest und von wes wegen, auch was der Kard. von Tursnonensis fur ain man sein wirdet. Datum ut supra. Die Zuordnung zu obigem Schreiben wird bestätigt durch Johann Friedrichs Antwort an seine Räte in Naumburg, Torgau, 1541 Januar 7, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 335 Nr. 134 Bd. 3, fol. 166r–169v (Ausf.), hier fol. 167v.