Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Marburg StA, PA 2592, fol. 297r–298v (Ausf.); DV fol. 298v: praesentatum Fridtwald, 20. Decembris anno etc. 40.

Hat ihm berichtet über die jüngste Werbung des Gesandten des Hg. von Jülich wegen eines Bündnisses zwischen dem Kg. von Frankreich, Jülich und dem Schmalkaldischen Bund. Deshalb wurden durch in das Ausschreiben zum Naumburger Bundestag eingelegte Zettel die Stimmstände aufgefordert, ihre Gesandten zu diesem Punkt auch abzufertigen. Obwohl er die Meinung des Landgrafen zum Projekt eines Bundes mit Frankreich bereits kennt, geht er davon aus, dass der Landgraf seine Gesandten zum Bundestag auf diesen Punkt auch instruiert.

Domit aber eur L. zu voriger antzaig, so uns Gf. Wilhelm von Furstenberg durch den H. von Haydeck hat thun lassen, davon wir euerer L. auch vermeldung gethan, zu vorstehen, das kgl. Wd. zu Franckreich zu berurter vorstentnus nachmals des gemuts und maynung sei, so wissen wir eur L. freuntlicher und vortrauter maynung nicht zu bergen, das vorgnanter unser ohem und schwager, der Hg. von Gulich und Gellern, itzo abermals seiner L. gesanten bei uns gehapt, von deme wir under anderm vornommen, das kgl. Wd. imant der seinen bei seiner L. gehapt und sich wie zuvor vornemen lassen, das sein kgl.Wd. zu gemeltr vorstentnus nochmals gantz begirig und gnaigt sei, mit freuntlicher bit, das wir, sovil muglich, die ding zum schleunichsten furdern wolten, und besondern, das die buntnus vor dem kunftigen reichstag aufgericht wurd. Aber der grund solcher vorstentnus solt dorauf stehen und gericht werden, das ainer den andern, aus was ursachen auch derselbig ubertzogen wolt werden, zur gegenwehr schutzen und vortedingen und bei seinen landen, leuten und stand erhalten helfen solte, doch unabbruchlich dem hl. röm. reich an seiner gerechtickait etc. So haben wir auch so vil vormerckt, das der Kg. von Franckreich unbeschwert sein werde, an ainen gelegen ort in Teutzschland die seinen zu schicken, dohin unser vorwanten der religion und wir, auch Gulich schicken werden, und die vorstentnus aldo entlich abzuhandlen, dergestalt, das dye bundtnus auf drei tail zu stellen als Franckreich ainen, unser religionverwanten und wir fur den andern und Gulich und Gellern fur den dritten. Und dieweil dan der tag zu Naumburg nuhmer herbeikompt, des orts solche sache neben andern gehandelt soll werden, hat er nicht unterlassen wollen, ihm dies mitzuteilen, damit der Landgraf seine Gesandten im Hinblick auf das Bündnisprojekt umso gründlicher instruieren kann.Und nachdeme gleichwol dieser zeit des Kg. von Franckreichs halben allerlay gelegene bequemickait ist, die man hievor gerne angenommen, do man sie het gehaben konnen, so zweiveln wir nicht, eur L. werde den dingen, ungeachtet der ursachen oder bedencken, die sie bishere derhalben gehabt, bei ir nachzugedencken und die iren gegen der Naumburgk mit solchem bevelh zu schicken wissen, domit hirinnen etwas fruchtbars ervolgen und gehandelt werden muge1. [...]. Datum zur Lochau, Mitwoch nach Luciae anno etc. 40.

Anmerkungen

1
 Vgl. Lgf. Philipp von Hessen an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Friedewald, 1540 Dezember 21, Marburg StA, PA 2592, fol. 299r–300r (Kop.): Antwort auf Johann Friedrichs Schreiben vom 15. Dezember 1540. Teilt darauf mit, das wir woll erachten und erkennen konnen, wortzu diese verstentnus, bevorab do das wormbsch gesprech und volgender reichstag one vergleichunge und friden zergehen solten, fruchten und nutzen möchte. Was aber bisanhero hierin unser bedencken und gemute gewesen, das haben euere L. aus vorigen unsern schrieften gnugsam verstanden und hette man unser petition in bewuster sachen auch von erstet nur eyn wenig statgegeben, so durfts unserthalb izo geringe muhe. Aber wir haben unsere rethe gein der Naumburg dermassen abgevertiget, das wir wol leiden mochten, das daselbst von dieser aynunge mit den andern stenden notturftig geredt und gerathschlaget, auch, do es fur gut angesehen, ein potschaft derwegen in Franckreich geschickt wurde. Das aber wir mitschicken oder uns deshalb zu etzwas verpflichten solten, des habben wir itziger zeit allerley bedencken. Wan aber di potschaft widerkeme, die conditiones mitprechten und wir befunden, das dieselbige conditiones uns annemlich, furstendig und die zeit also gelegen sein, das wir di mit ehren und fugen eingeen mochten, alsdan so wollen wir uns darauf gegen euere L. weither aller gepur und freuntlichen unverweislicheit vernehmen lassen. [...]. Datum Fridwalt am 21. Decembris anno etc. 40. [Zettel:] Auch, freundtlicher, lieber vetter und bruder, wir bedencken, es solte geratten und gut seyn, das man mit schliessunge der frantzosischen pundnus gemach thette und inhilte bis nach endunge des wormbsischen colloquii und regensburgischen reichstags und zuvor vernehme, ob solch colloquium und reichstag eynen frieden geben wolten oder nit. Dann solt man uns eynen frieden geben und man nehme nichtsdominder die pundnus mit Franckreich ahn und man solt Franckreich hulf thun, so möchts uns diesem teil allerley verweises pringen. Wann man aber kainen frieden diesem unserm teil geben wolt, so konte man inen, diesen teil, alsdann desto weniger verdencken, do er sich mit Franckreich einliesse. etc. [...]. Datum ut supra.