Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 206r–216v (Kop.); DV v. a. Hd. fol. 216v: Copei der schriften an ksl. Mt. der von Mulhausenn halben, 1541, Regennspurg.

B  koll. Mühlhausen StadtA, 1–10/C5, pag. 31–51 (Kop.).

Unß ist in kurtzen tagen ein abschrift einer supplication one underschrift, von denen von Mulhausen meldend, zukohmen, dorinnen mit hitzigen, schmelichen worten angetzogen wirdet, alß op dieselbige stat Mulhausenn dem hl. röm. reich zu abfal zu handen unser gnedigsten und gnedigen chur- und fursten getzogen worden sein solte und dasselb thun fast hoch und unschicklich mit verdeckung der warheit und antzeigung der unwarheit gehauft wirdet etc., mit angehefter bith, wie das solche supplication weiter ausfuret.

Wo nun dieselbige supplication von denen von Mulhausen ausginge, so achten wir, daß, solchs dermassen zu suchen, ihnen mit ehren nicht geburen möchte, dann ire gegebene brief und siegel vermugen das anders, und hetten sich one zweifel ire kfl. und fstl. Gn. desselben zu ihnen nicht versehen. Wo auch die narrata in solcher supplicationn sich dermassen erhielten und ihnen die ding one ursach begegneten, so were kein wunder, daß euere ksl. Mt. sampt den stenden, darauf decret zu geben, ursach nehmen. Sie halten sich aber viel anderß und wirdet sich offentlich befinden, daß dorinnen die warheit verschwigen und vertunckelt und, dasjhene zu erzelen vonnöten gewesen ist, verhalten worden. Zweifeln derwegen unser gnedigste und gnedig hern nicht, wo euer ksl. Mt. der warheit berichtet were oder noch wirdet, euere ksl. Mt. werde solche der loblichen chur- und fursten that loben, alßdann auch wir nicht anderß wissen, dann daß nach der beuerischen aufrur euere ksl. Mt. solchen der fursten loblichen vleiß und ernst zum höchsten willen und gnedigsten wolgefallen angenohmen, approbirt und gelobt haben.

Nhun ist offenbar am tag, daß die beide chur- und fursten von Sachssenn und nun ire erben und Lgf. Philips zue Hessenn hochgemelt die angetzogene gerechtigkeit in und umb Mulhausenn numer bey 16 jharen in ruigem beseß gehabt. Daneben ist in gleichnuß war, daß die hochgemelten chur- und fursten die stat vom reich nicht haben ziehen wöllen, auch nicht getzogen, in solcher stadt keynen zwang, geboth oder verbot anders dan, sovil dem schultesenampt in gerichtlichen sachen zustehet, behalten, sonder derselbigen ire administration in nahmen des hl. reichs gelassen, ire hulf dem reich zu thun und gehorsam zu leisten, vergönnt, dem radt den gehorsam uber die burger nochgeben, appellationn an das keiserlich camergericht gestatet und alles das, daß ire kfl. und fstl. Gn. haben mögen erkennen, daß dem reich zustehen solte, nicht angerurt, sonder wes ire kfl. und fstl. Gn. gehandelt und zue sich bracht, das haben sie alß ehrlich chur- und fursten des hl. reich auß guten ursachen, fugen und bescheidenheit one verletzung des reichs gethann, alß sich das in erörterung dieser handlung, so wir davon gnugsamen bericht und bevelh hetten, klerlich wurde erfinden und dermassen, daß noch denen von Mulhausen noch sunst imants anders derhalben zue iren kfl. und fstl. Gn. einige ansprach nicht geburen mag.

Sölten nun unsere gnedigst und gnedig hern diese handlung euer ksl. Mt., inmassen die ergangen, mit allen umbstenden gruntlich und eigentlich furbrengen und also ir recht an tag thun, dartzu gehörten viel zeugen, konde und kontschaft, so ire kfl. und fstl. Gn. alhie zur stet nicht haben mögen. Nun wölle je euer ksl. Mt. nicht, daß jemant in seiner gerechtigkeit sol verletzt werden. Derwegen haben ire kfl. und fstl. Gn. unß bevohlen, in diese sachen an diesem orth, da man die probationes, wie gemelt, nicht alle gehaben mag, nicht eintzulassen, sonder undertheniglichst antzuhalten und zu bitten, damit dieselbigen ire kfl. und fstl. Gn. bey irem guten, ehrlichen, rechtmessigen tittel und beseß pleiben, bey recht gelassen und daß euer ksl. Mt. dafur gnedigst sein wöllen, daß daruber durch eylend bescheidt oder decreta irer kfl. und fstl. Gn. halben unerhört nicht beschwert mugen werden, alß wir dann solchem bevelh nach zum underthenigsten gethann haben wöllen, mit der erbietung: Sey jemants, der ire kfl. und fstl. Gn. deßhalben ansprach nicht erlassen mag, daß sie demselbigen an enden und orten, da sich das geburet, ehr und rechts nicht vorseyn und sich alß gehorsame chur- und fursten, auch glieder des hl. reichs, daß man sie bey solchem erbieten nach ordnung des hl. reichs pleiben lassen werde, undertheniglich versehen wöllen. Und diesen bevelh haben wir uberkohmen auf die vorgenohmene, des durchleuchtigsten, hochgebornen fursten und hern, H. Joachims Mgf. zue Brandenburgk etc. ertzcamerer und churfursten etc., und anderer euer ksl. Mt. verordenten commissarien gutliche underhandlung2.

Dieweil wir aber vermercken, daß ire kfl. und fstl. Gn. warlich zu unschulden und unverdienet in den ubergebnen supplicationen so heftig wieder Goth und recht angeclagt werden, so können wir, wiewol unsere gnedigst und gnedig hern diese supplicationn noch nicht gesehen oder vernohmen, auch unß dorauf keinen bevelh gethan haben, alß die diener nicht umbgehen, fur unß selbst ire kfl. und fstl. Gn. derwegen, sovil wir wissens oder berichts davon haben, im besten zu entschuldigen und sunst keineswegs in einige disputationn eintzulassen, sonder wöllen iren kfl. und fstl. Gn. vorbehalten haben, derselbigen geburliche defensionn in und ausserhalb rechtenß zu gelegener zeit dartzuthun, davon wir offentlich protestiren. Dieweil aber die supplicationn keine underschrift, das ist keinen nahmen, von weswegen die ausgehet, hat, auch die gesanten von Mulhausen, daß die in irem nahmen oder bevelh ausgangen sey, nicht bekennen wöllen, so bitten wir underthenigst, es wöllen euere ksl. Mt. den angeber dahin halten, daß er deßhalben sein mandat antzeigen wölle, damit ire kfl. und fstl. Gn. ire noturft gegen denselbigen in recht furwenden mögen. Dann wir achten, daß ire kfl. und fstl. Gn. diese schmahe und iniurien ungerechtfertigt nicht hingehen lassen werden, sonder die supplicanten darumb, wie sich in recht geburet, vortzunehmen. Dann es ist nicht glaublich, daß es die von Mulhausenn bevohlen haben, dieweil, es von denselbigen zu horen, seltzam were. Dann sie wissen je baß dann wir, wie und auß was ursach sich die handlung des einnehmenß an Mulhausenn zugetragen hat und wie der sunebrief und vertrag, den von Mulhausen zugut gemacht, inhaben und wes sie sich verschrieben, gelobt und geschworn haben. Des solten sie sich pillich halten, inmassen es dann etzliche reichsstedt selbs darfur geachtet, daß denen von Mulhausen irer pflicht halben zu suppliciren nicht geburen wölle.

Anfenglich, so werden euer ksl. Mt. in diesem handel one zweifel bedencken, daß ire kfl. und fstl. Gn. zue dieser handlung nicht allein umb besonderer sach willen, alß da die von Mulhausenn zue irer kfl. und fstl. Gn. eynem oder mehr unwillen getragen, den oder die mit der that und gewalt angegriffen hetten, sonder umb des gemeinen römischen reichs und deutzscher nationn sachen und augenscheinlicher verderbnuß willen kohmen und, was sie dorein furgenohmen, daß sie solchs nicht allein umb irer selbst, irer lande und leute, sonder umb gantzer deutzscher nationn willen gethann haben und thun mussen, haben sie anders nicht selbß in iren landen abfall, irer selbs verderben und verjagen, dartzu aller erbarkeit in deutzscher nationn undergang wissen wöllen. Und solten darwider die von Mulhausen begunstigt und one ordentliche erkentnus restituirt oder ihnen weiter oder mehr, dann bißher gescheen, sine causae cognitione gnad ertzeigt werden, das were von der vielen unmentzschlichen that wegen erbermlicher zu hören, dann daß Mulhausen in dem stand, wie es itzt ist, pleiben solte, dieweil es warlich schwerlich und nicht anders zu achten were, dann vorerzeigter guthat zu vergessen und denjhenen, so solche aufrur gestillet, darin zu prejudiciren, welches one zweifel euerer ksl. Mt. wil oder gemut nicht ist. Dann so es solche meynung haben solte, wer wolt dann hinfuro in gleichen vhellen sein leib und gut, ehr und blut in gefar setzen. Dordurch möchte auch dem gemeynen nutz dieser höchste schade und nachteil begegen. Dann wir könten nicht wissen, was sich ein commun schwerlicher verwircken möchte, dann diese stat und derselbigen einwohner gethann hat, alß auß irer eigner bekentnuß, briefen und sigeln, so noch vorhanden sein, erscheint.

Und wiewol wir die vergangen hystorien so eigentlich nicht wissen, sonder one zweifel ir kfl. und fstl. Gn., so dieselbigen antwort dartzu geben solten, bessern bericht darumb zu geben wusten, so wöllen wir doch zue entschuldigung irer kfl. und fstl. Gn. dieselben geschicht, dorauß dann das recht liederlich getzogen werden mag, ungeferlich auf bessern und klerern bericht irer kfl. und fstl. Gn., auch mit der protestationn, diesen bericht zu mehren und zu mindern, zu emendirn und corrigiren, darthun.

Zum ersten werden die von Mulhausenn nicht mögen in abreden sein, daß solche stat Mulhausen der brun und sentina alles des ubelß, daß im beurischen krig ergangen und erfolget ist, gewesen sey, dan sie werden gestehen mussen, daß sie die zwen wiedertäuffer Muntzer und Pfeiffer in irer stadt gehalten gehabt, furgeschoben und dero reden und anschlegen gefolget, auch, dieselbigen selbst inß werck zu brengen, understanden haben.

Sie werden gestehen mussen, daß sie wieder den gemeynen nutz, des hl. reichs landtfriden und die keiserliche recht rotten, versamlung, aufrur, eigene, ungeburliche regiment gemacht, in der stadt thetlich angriffen, viel kirchen und klöster mit gewalt, versamletem und gewapnetem volck verwustet, getzirde und cleinodia heraußgenohmen und andere grausame ding mehr gehandelt haben.

Sie werden auch nicht in abreden sein mögen, daß sie die beide prediger in Hessenn, Duringen, Franken, Schwaben und hohe deutzsch landt, dieselbigen alle zu bewegen, ziehen lassen haben, inmassen dan dieselbigen lande alle bewegt worden und, wie wissentlich, zue grossem blutvergiessen kohmen sein.

Sie werden in gleichnuß nicht leugnen mögen, daß alle aufrurische bauern zue dieser stadt ire besondere zuflucht, daselbst in zeit der wiederwertigkeit sich zu enthalten, gehabt haben. Und ist gar nahe die erste stadt gewest, die in deutzscher nation abgefallen und den handel furgenohmen hat.

Item, sie werden nicht in abreden sein, daß dieser ungehorsam und aufrur des gemeinen manß nicht allein in Mulhausenn plieben ist, sonder sie haben in die lande zue Duringenn und zu Hessenn hin und wieder geschickt und das volck an vielen orten aufrurisch gemacht, zum aufstandt, zun waffen und zum abfal von irer rechten herschaft bracht und bewegt.

Item, sie haben es dapey nicht gelassen, sonder seint auß Mulhausenn mit versamletem volck und gewapneter handt und hereskraft in die lande zue Duringenn und auf das Eisfeldt one alle ursach getzogen und in solchen landen viel stete und das gemeine volck an sich gehangen, dasselb zum aufstandt, aufrur, versamlung, zun waffen zu greiffen und sich in zuge zu begeben, bewegt.

Item, in solchen bewegungen und hertzugen auß dem gehorsam ksl. Mt. gefallen, eigene neue regiment furgenohmen, weit und breit umb sich geschrieben, gebothen und verbothen, gestrenge gericht gehalten, etzliche duringische grafen und dartzu viel edelleut, der Hgg. zue Sachssenn underthanen, gegriffen, zum theil im vheld behalten in eisen, zum theil in Mulhausenn gefuert, zum theil wieder iren willen zue bevelhabern und zue rednern gemacht, zum theil in legation und potschaften verschickt, viel klöster und edelmanßheuser nit allein funf oder sechs, sonder in grosser antzal eingenohmen, etzliche ausgebrant, etzliche zerbrochen und, was guts darinnen gewesen ist, zue iren handen genohmen.

Item, auch weder frauen noch junckfrauen verschönet, alß wir der obgemelten ding specification und erclerung iren kfl. und fstl. Gn. vorbehalten wöllen, fur und fur, alles zu verwusten, gezogen, bissolang sie alle fursten, grafen, adel und stete in denen landen in ire hant und gehorsam brechten, und also grausamlich gehandelt, alß es auf der welt kaum gehort worden ist, damit sie alle regiment verandert, zerbrochen, herschaft und adel vertilgen und nach irem willen ein neue regiment anrichten möchten, inmassen sie schon mit der that angefangen hatten3. Mehr und weiter geubt, daß wir itzt in eil nicht wol ertzelen mögen, dieweil unser wenig bey solcher handlung gewesen sein, und also nichts underlassen, daß zue verjagung und zu umbbringung aller oberkeit und zu verkerung aller ordnung hette dienen mögen, dodurch die von Mulhausenn nicht allein in die peen gemeines landtfridenß der acht und aberacht gefallen seyn, sonder one zweifel crimen laesae maiestatis, dartzu ir leib, ehr und gut verwirckt haben.

Solchs alles hat die chur- und fursten nach vermög irer pflicht, die sie dem hl. röm. reich, ihnen selbst, iren weiben, kindern und allem christlichem volck, zufurderst Goth schuldig gewesen seyn, bewegt, sich auftzumachen, ire selbs leib, lande und leute, gemeinen nutz, daß des hl. röm. reichs und ksl. Mt. regiment, autoritet und existimationn zu retten, also fur Mulhausen zu tziehen, solchem grausamen, unerhörten gewalt und bosen exempel, alß daß uf der welt je geubt worden ist, zu steuren. Es ist auch die stat Mulhausenn ingemein oder in sonderheit in solchem furtzugk der chur- und fursten in irer hertigkeit verharret, hat sich nie entschuldigt, sonder zur wehr gestellet, seint heraußgelauffen, eh dan sie verletzet worden, haben gefangene erobert und, weiter schaden zu thun, understanden, bißsolang das sie den ernst gesehen, da seint sie mit der menige vom rath und der gemein allesampt heraußgetzogen und haben aldo offentlich bekant, daß sie wieder Got, ksl. Mt., iren rechten hern, die chur- und fursten alß ire schutzhern, ire lande und leute, recht und pilligkeit schwerlich gesundiget und sich verwirckt hetten, geben die stadt, auch ire leib und gut in gnad und ungnad irer kfl. und fstl. Gn., dann sie hetten das alles wol verwirckt und verbrochen etc. Solche verbrechung haben sie auch in irem sunbrief und reversal offentlich under iren brieffen und siegeln bekennet. Dermassen ist Mulhausenn eingenohmen, die stat zum reich bracht und dapey gelassen, etliche ufwickler gestraft, die unschuldigen nicht allein verschonet, sonder auch wieder zu recht, zu ehr und zue gut bracht, darinnen gute pollicey und ordnung aufgericht.

Hierauß nun gnugsam erscheinet, daß die hochgemelten chur- und fursten zue Sachssenn und Hessenn, solche rettung zu thun, nicht alleyn in kraft des lantfriden und vermuge aller recht fug und ursach gehabt, sonder auch, die also furtzunehmen, schuldig gewesen seyn. Und wiewol die von Mulhausenn viel klöster und edelleutheuser zerbrochen, verbrennet, verwustet, beraubt, geplundert und verderbt, so seint doch die chur- und fursten hochgemelt ihnen zum besten und gnediglichst furgewest, sich irer angenohmen, zimliche vertrege gemacht und aufgerichtet, welche sie vor sich niemermehr hetten mögen erlangen oder erhalten. Des mögen zeugen sein alle ire nachbauern in Duringenn und auf dem Eisfelt. Haben also nicht nach der von Mulhausen verwirckung, sonder nach furstlichen gnaden und barmhertzigkeit gehandelt. Wo nun die von Mulhausenn von iren kfl. und fstl. Gn. diese clage ubergeben haben, so seint sie gegen denselben zum höchsten undanckbar und von rechts wegen der vorertzeigten gnaden und gutthaten nit vehig.

Daß aber gesagt wirdet, man hab ihnen, jharßschirmgelt zu geben, aufgelegt, das ist pillich geschehen, so man sie schirmen und schutzen sol und muß. Daneben, daß von hulf, offnung und volge gemeldet wirdet, das ist nicht unpillich gewesen, dieweil in solchen dingen die ksl. Mt. und das reich ausgenohmen sein. Sie sein aber sieder der zeit zue keiner offnung, volge oder hulf nie erfordert worden und ihnen dorauf nie keyn pfennig zu kosten gangen. Aber herwiederumb haben die chur- und fursten umb irentwillen Facius Grassenn und vieler anderer halben viel muhe und arbeit gehabt und mussen es noch teglich haben. Derwegen ihnen, solchs anzuregen, on alle not were. Und ist frambd zu hören, daß sie, denen hulf und volge zu thun, beschwert sein wöllen, die sie nechst Goth bey leib, ehr und gut behalten habben. Wer die aufrur also, wie die angefangen, hinaußgangen, wo weren itzt diejhenen, so von diesem lob[lichen] chur- und fursten diese geschwinde clag thun. Also vergelten sie derselbigen fursten erben und ihne solche wolthat mit grossen clagen und nachreden, von welcher wegen sie sich zum hochsten zu bedencken hetten.

Die dorfer haben die chur- und fursten von denen, die leib, ehr und gut verwirckt hatten, wol nehmen mögen, haben aber doch darin solche bescheidenheit gehalten, daß die stadt solche dörfer umb eine namhaftige summa gelts wieder lösen mag. Darauß erscheinet, daß dem reich nichts entzogen ist, daß sie gleichwol, die von Mulhausenn, jherlich pensionn und burden tragen mussen, darinne haben ire kfl. und fstl. Gn. sie nicht gefurt, sonder sie sich selbs, pillich tragen sie auch dieselbigen.

Von golt, gelt und getreide, wein, bier, geschutz etc. tragen wir kein wissen. Das wissen wir aber, daß sie den dreyen chur- und fursten 30.000 fl. bares geldes gegeben haben solten. Der haben sie gar wenig betzalt, sonder ihnen sein ungeferlich biß in die 22.000 fl. doran geschenckt. Itzt geben sie iren kfl. und fstl. Gn. den danck.

Von gefangnen und geschetzten burgern tragen wir nit wissen, daß ire kfl. und fstl. Gn. einigen gefangen oder geschetzt haben oder mit irem willen solchs gescheen sey. Und thun domit iren kfl. und fstl. Gn. ganz ungutlich, vergessen irer huld und pflicht in deme, so sie es reden. Wo sie es aber specificiren solten, wo die burger hinkohmen und an welchem orth die geschatzt weren, wurde man befinden, daß ire kfl. und fstl. Gn., sovil wir wissens haben, daran ungutlich geschicht.

Daß aber kfl. Gn. und der Lgf. zu Hessenn durch die von Mulhausenn nicht verletzt gewesen sein sollen, das findet sich in warheit viel anderß. Es seint nicht allein ire kfl. und fstl. Gn., sonder das ganz romisch reich in schaden und gefhar bracht. Haben sie nicht Eisenach bewegt und durch Eisenach Fach, das ampt Fridwalde und andere des landgrafen ämpter biß gen Rottenberg, und seint etliche von Eisenach zu Mulhausenn auf dem marckt gerichtet, etliche von Fach gefangen worden. Herwiederumb ist war, daß die von Mulhausenn durch Sachssenn und Hessen obgemelt alweg vor und nach der aufrur furstlich, treulich und ehrlich gefurdert, geschutzt und geschirmet worden sein und hetten sie ihnen viel guts mugen ertzeigen, sie hettenß gerne gethann, haben auch sie ausserhalb der that des einnehmenß nie beleidigt, sonder der Kf. zue Sachssenn hat ihnen ungeferlich 2.000, Hg. Jorg 10.000 und Hessen 10.000 bekanter, redlicher schuldt nachgelassen. Dermassen haben sie der von Mulhausenn sach gemeinet, itzt geben sie iren kfl. und fstl. Gn. den lohn doran. Die pflicht, so die von Mulhausenn jherlich thun, ist ksl. Mt. nit zuwieder, sonder derselben zugut aufgericht worden, auf daß man Mulhausenn in frid, eintracht und ruhe erhalten mochte. Die von Mulhausenn wenden auch dorauf keynen pfenning, so schat es ihnen keinen pfenning. Deßgleichen auch das schultessenampt, das mochte in nahmen ksl. Mt. ein dritter haben, dorauf konnen noch mogen sie sich nicht behelfen.

Und alß sie sich wöllen der religionn halben fast weißbrennen, alß op man ihne umb derselbigen willen die dörfer wurde wiedergegeben haben, so sie die hetten annehmen wöllen, doran ist, sovil wir wissen, kein worth. Were es aber gescheen, so were es je ein antzeigung eines gnedigen gemuts und viel mehr, dann sie verdient hetten. Wol haben ire kfl. und fstl. Gn. auf ansuchen vieler von der gemeyn mit eynem rath derhalben gnediglich und gutlich reden lassen, dieweil das mehrer theil der burger dieser religionn begerte, daß sie dann dieselbigen zulassen wolten, auf daß hinfuro kein zanck in der stadt entstehen möchte. Dieweil sie sich aber mit etlichen furwendungen entschuldigt, haben es ire kfl. und fstl. Gn. auch dapey gelassen und sie nicht minder eynen weg alß den andern gnediglichen geschirmet und ihnen alles guts ertzeiget.

Sovil antrift die keiserlichen schriften und vorgescheen bevelh, werden ire kfl. und fstl. Gn. dieselbigen alß auf ungenugsamen bericht und wieder recht außbracht zu seiner zeit wol wissen zu verantworten und one zweifel euer ksl. Mt. sie im selbigen auch gnediglichst hören. Es werden auch euer ksl. Mt. in rechtlicher, geburlicher verhör der sachen nicht befinden, daß chur- und fursten zue Sachssenn und Hessenn von denen von Mulhausenn einige pflicht genohmen haben, die euer ksl. Mt. und dem hl. reich zuwieder seien. Hetten sie aber dasselb gethann, villeicht weren sie itzt dieser klag uberig. Weiter wöllen wir uff dißmal nicht sagen, sonder euer ksl. Mt. wirdet one zweifel in erforschung des reichs gelegenheit wol befinden, welcher, des reichs stete und gerechtigkeit an sich zu brengen, understehet. Ire kfl. und fstl. Gn. seint desselbigen unschuldig, wissen sich one allen zweifel aller gebur zu halten. Tragen demnach zue euer ksl. Mt. die gesanthen das underthenig verhoffen, bitten auch dasselb, es werden euer ksl. Mt., unverhört rechtlich und geburlich irer kfl. und fstl. Gn., nichts erkennen zu lassen, schaffen oder gebiethen. Das werden ire kfl. und fstl. Gn. alß gehorsame fursten euer ksl. Mt. und des hl. reichs hinwieder underthenigst verdienen.

Es wirdet auch one zweifel euere ksl. Mt. nach vermög der recht die von Mulhausenn solcher gestalt nicht hören, dieweil sie den unfal und ire grosse uberfarung, dardurch sie zu solchen gelubden kohmen sein, nicht antzeigen, inmassen sie im rechten schuldig wehren. Darumb seint solche proceß und alles, das dorauß folgen wurde, von unwirden. Dann wurden sie die ursachen solcher ding recht gruntlich antzeigen, euer ksl. Mt. wurde one zweiffel ehr bewegt, ihnen mehr straf uftzulegen dann einige zu erlassen. Ire handlung ist nicht ein besonder krig oder gewaltsam eingriff, dardurch sie gleichwol die peen des lantfridens verwirckt hetten, gewesen, sonder eyn gemeyne bewegung des volcks in vielen landen und reitzung nicht allein zum abfal von euer ksl. Mt. und aller oberkeit, sonder auch dieselbigen wircklich umbtzubringen und andere regiment zu machen. In der meynung haben sie alle die clöster, schlösser und edelmanßheuser, der sie gewaltig mögen werden, verbrennet, zerrissen und zubrochen, grafen, hern und adel gefangen und dero viel wie die kelber gefuert. Noch durfen sie und ire vorschieber sagen, die stadt sey wieder recht und mit gewalt beschwert worden. Hette man ihnen ir verdient recht thun sollen, so were viel anders irer verwirckung nach mit ihnen, dann gescheen ist, umbgangen. Darpey wöllen wir es dißmals lassen. Solch alß aber ihnen nach vermög der recht antzutzeigen geburt, so sie warhaftiglich hetten suppliciren und derselben im rechten geniessen wöllen. Bitten demnach inmassen, wie obgemelt, bevehlend unß damit euer ksl. Mt. aufs allerunderthenigst.

Nachdeme auch die von Mulhausen iren briefen, sigeln, aiden und pflichten zuwider kurtzverschienner zeit, hochermelten unsern gnedigsten und gnedigen herrn die gewonnliche rathspflicht und anders zu thun, wie sichs vermuge des aufgerichten sohnebriffs eigent und geburt hett und nun etlich jhar her ublich gehalten worden, in wegerung gestanden, so bitten euere ksl. Mt. wir auch underthenigst von wegen hochermelter unser gnedigst und gnedigen herrn, der chur- und fursten zu Sachssenn und Hessen etc., eur ksl. Mt. wollen das einsehen haben und mit denen von Mulhausenn verschaffen, ire kfl. und fstl. Gn. an derselbigen gewehr, posses und gerechtigkeit unverunruigt zu lassen und sich iren briffen und sigeln, auch aiden und pflichten nach gegen iren kfl. und fstl. Gn. unwegerlich und unwidersatzt zu halten. Do aber gemelte von Mulhausen wider ire kfl. und fstl. Gn. auf irem unpillichen furnehmen verharren wurden, daß alßdann euere ksl. Mt. ire kfl. und fstl. Gn. allergnedigst nicht verdencken wolten, das sich ire kfl. und fstl. Gn. mit entsatzter handt gegen denen von Mulhausen nicht einlassen konnen, das auch ire kfl. und fstl. Gn. auf pilliche wege trachten, damit die von Mulhausen dohin gebracht, a uff das sie–a ire briff und sigel, auch aid und pflicht gegen iren kfl. und fstl. Gn. halten.

Anmerkungen

1
 Zur Datierung vgl. die sächsischen Reichstagsgesandten in Regensburg an Kf. Johann Friedrich und Hg. Johann Ernst von Sachsen, Regensburg, 1541 Juli 24, Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 228r–235v (Ausf.) [Nr. 901].
2
 Vgl. die ksl. Resolution vom 26. Mai 1541 [Nr. 292].
3
 In B dazu marg. v. a. Hd.: Ist ain gemeiner uffstandt oder emporung gewest, nit alain der ort. Aber das es die loblich oberkait oder magistrat gerathen, des ist nit, sonder haben hertzlich laidt dorumb getragen, darob entweichen mussen, et fuerunt singuli.
a
–a Ergänzt nach B.