Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 08994/01, Der Bff. zu Meissen, Merseburg und Naumburg [...] angemaßte Session im Reich [...] auf den Reichstagen zu Speyer 1541–1547, fol. 149r–150v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 150v: Ksl. Mt. schreibet dem Bf. zu Meissen in seinen regalien keine irrung zu thun.

Druck: Gersdorf, Urkundenbuch Bd. III, Nr. 1428, S. 371–372.

Wir werden bericht, wie dein L. sich understeen soll, in des Bf. zu Meissen aigenthumb gebottmessigkait in gaistlichen und weltlichen sachen zu uben, dardurch der bischove in seinen gerechtigkeiten, hochaiten und jurißdiciton und seine gaistlichen beschweret, derselben etlichen, sonderlich die sich des bischofs gehorsams halten, irer lehen, zins und anders zustands entsetzt, dartzu auch, das die gaistlichen lehen in stetten und dorfern fast außgedilget und nicht verlihen werden, auch dein L. dem bischove und capitel zu Meissen den gottesdienst, wie er vor alters gehalten, an irer cathedrallkirchen verbieten, dem bischof auch seine jurißdiction einziehen. Auch sollen die gaistlichen personen bemelter kirchen durch die deinen fur weltliche gericht gezogen werden und, wolche sich deiner neuen ordnung nicht verhalten, ire zugeng aufgezogen werden, dardurch der stift in kurtz in verderben und abfal kumen wurde.

Und dieweil uns dann geburt, den Bf. zu Meissen bei seinen regalien, die er vom reich zu lehen, sambt seiner clerisey und underthanen gleich andern unsern und des reichs underthanen schutzen und handthaben, deßhalben wir gentzlichen gemaint sein, ine, bischove, und sein gaistlichait dermassen nit beschweren zu lassen, und emphelhen deiner L. hiemit ernstlich und wollen, das du den Bf. zu Meissen in seiner jurißdiction, gerechtigkeiten, hochaiten, freihaiten unbetruebt lassest und dich in des bischofs aigenthumb aller gebotmessigkait und ordnung in gaistlichen und weltlichen sachen enthaltest, auch verfuegest, das den gaistlichen, so dem bischove gehorsam, ire zinß und zugeng nicht vorgehalten noch entzogen werde, auch dieselben mitnicht beschwerest oder beschweren lassest, das wider ire gewissen und gehorsam sey, auch darob seiest, das die gaistlichen lehen und closter nicht also verwust, sonder gestattest, das personen darein genommen, iren habit tragen und regel halten mugen, dartzu dem bischove und capitel zu Meissen ire cathedralkirchen widerumb zustellest und sie an irer jurißdiction, gerechtigkeiten, freiheiten und ordnung nicht betruebest noch verhinderest, damit das der gottesdienst mit predigen, singen und meßhalten nach ordnung cristlicher kirchen wie zuvor bestalt und wideraufgericht moge werden, und sich sonst allenthalben der billichait hierinnen erzaigest, als wir uns dann des zu deiner L. versehen. Wo aber dein L. sich in solchem anderst halten und erzaigen wurden, uns, wie dein L. ermessen mag, als ain romischer kayser und beschirmer der kirchen geburen, damit der gedacht bischoff und sein gaistlichait bey iren regalien, privilegien, jurißdiction und hochaiten beleiben und darwider nit gedrungen, belaidiget oder beschwert werden, und dein L. wolle sich hierin dermassen halten, als wir uns zu derselben versehen. Daran thut dein L. unser maynung und gefallen1. Geben in unser und des reichs stat Regennspurg am 25. tag des monats Jullij anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Ein ähnliches Schreiben Karls V. erging auch an Kf. Johann Friedrich von Sachsen. Vgl. die undatierte Notiz, Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 08994/01, Der Bff. zu Meissen, Merseburg und Naumburg [...] angemaßte Session im Reich [...] auf den Reichstagen zu Speyer 1541–1547, fol. 7r–7v (Kop.): Ein mandat an Kf. zu Sachsen, daß er sich keiner gebettmessikeit, ins bistumb Meissen eigenthumb und oberkeit zu thunn, unterstehen wollte in geistlichen und weltlichen sachen und die leutte, so uff sein gebott dem Bf. zu Meissen ungehorsam werden und irer aidpflicht vergessen, sie nicht zu schutzen nach zu handthaben, das sie durch den bischoff zu geburlichen gehorsam und straf gebracht, sunder mher den bischoff darbey zu schutzen, auch den geistlichen in bistumb ir zinß, so im furstenthumb stehen haben, volgen zu lassen und, daß sie derselbigen habhaftig gemacht, verschaffen. – Vgl. auch das Mandat Karls V. an Adel, Städte und Untertanen des Hochstifts Meißen, Regensburg, 1541 Juli 22, Wien HHStA, RK Kleinere Reichsstände 354 Meißen, fol. 98r (Konz.), Druck: Gersdorf, Urkundenbuch, Bd. III, Nr. 1429, S. 372: Geht davon aus, dass sie Bf. Johann von Meißen als ihrem rechten Herrn gehorsam sind. Aber die Entwicklung im Reich lässt befürchten, dass es zu Ungehorsam und Widersetzlichkeit kommen könnte. Da er gewillt ist, Bf. Johann von Meißen wegen seiner Verdienste um Kaiser und Reich zu schützen und vor Schaden zu bewahren, fordert er sie auf, gegenüber dem Hochstift und dem Bischof in allen weltlichen und geistlichen Belangen gehorsam zu bleiben und sich von niemandem davon abbringen zu lassen. Will das Hochstift, das Kapitel, den Bischof und sie alle Zeit in Schutz und Schirm halten. Geben in unser und des reichs stat Regenspurg am 22. tag Julij anno etc. im 41.