Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 08993/03, Reichsstand der Bff. von Meißen, Merseburg und Naumburg [...] Anno 1512–1549, fol. 199r–201v (Kop.); DV v. a. Hd. fol. 201v: Meissen. Der bischoffe decret zu Regenspurg gegeben im 41.; AV v. 3. Hd. fol. 201v: Ks. Carls des funften decret Bf. Johansenn zu Meisenn geben, darinnen ihre ksl. Mt. den Kf. zu Sachsen gebeut, den Bf. zu Meißenn bey der session seines furstenstandes, auch aller und jeder furstlichen rechtens, gerechtikeiten, regalien undt freyheitten ungeirret bleiben zu lassen. 1541.

B  koll. Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 08994/01, Der Bff. zu Meissen, Merseburg und Naumburg [...] angemaßte Session im Reich [...] auf den Reichstagen zu Speyer 1541–1547, fol. 194r–196r (Kop.); AV v. a. Hd. fol. 194r: Diese copei hat H. Julius Bf. zu Meisen uf deme langen reichstage zu Augsburg anno 47 des Kf. zu Sachsen reten zugestelt.

C  koll. Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 08993/04, Acta Misnensia oder Acta des Reichsstandes halben [...] Sachsen [...] Meißen, fol. 131r–134r (Kop.); ÜS fol. 131r: Caesareae maiestatis decretum.

Regest mit Ausz.: Gersdorf, Urkundenbuch Bd. III, Nr. 1430, S. 373.

Wyr Karl der funft von Gottes gnaden röm. Ks., zu allen zeyten mehrer der reychs etc. bekennen offentlich mith dyesem brive und thun kundt allermennigklich, nachdem uns der erwyrdig Johannes Bf. zu Meyssenn, unser furst und lyeber andechtiger, auf dyesem unserm reychstage mith klage antzeigen und furbringen lassen, wyewol der styft Meyssen, welcher von unsern vorfarn am hl. reych, dem grossen Ks. Oytenn [sic!] fundirt und gestift, auch von vylen romischen keysern und konigen mith furstlichen rechten, lehen, manschaften, eigenschaften, stedten, landen, leuthen, berckwergen und andern furstlichen regalien und freyheyten begnadet, wyewol auch dyeselben keyser berurther styft Meyssen in yhren keyserlichen briven ein furstenthumb und sonder gliedt und standt des reichs und dye byschove yhre und des reichs nennen, auch den byschoven yderzeyth solchen styeft und furstenthumb, regalien und weldtlickeyth sampt allen andern furstlichen rechten als des reychs lehen gnedigst vorlyhen und dye byschove dagegen dehn romischen keysern, wye sich geburth, lehenspflicht gethan, yhnen und dem hl. reych getreu und gehorsam zu seyn und vor yhren naturlichen erbherren zu halten, zugesaget, wyewol dyeselben romischen keyser und konig nacheinander bisa uff dyese zeyth den Bff. zu Meyssen solche yhr furstlich recht und freyheith erneuert und confirmireth, wye dann in unserm namen und von unserthwegen unser freundlicher, lieber bruder, der romisch konigk, seiner A. auf derselben underthenigst ansuchen berurten styft und furstenthumb mith allen seynen furstlichen regalien, rechten und freyheyten gnedigst vorlyehen und dieselben confirmirt und bestettigt und dann auch sein A. und derselben vorfaren, dye Bff. zu Meyssen, als fursten und stende des hl. reichs durch die romischen keyser und konig ader derselben befelhaber yderzeith uff gemeyn und sondere reychstage und vorsamlungen beruffen und beschryben, sie auch derselben abschyde gehorsamlich angenohmen und yhre geburende anlage erlegt, so hetten doch, solchs alles unangesehen, die Kff. und Ff. zu Sachsen, sein A. und derselben styft von solchen furstlichen rechten und freyheiten mit gewalt zu dringen und derselben styft uns und dem reiche, dem ehr ahne mittel underworfen, zu endtzihen und dem haus Sachsen underwerfick zu machen, understanden und in sonderheyth sein A., als sie sich solchs ires furstlichen standes uff dem tage zu Wurmbs, im 39. jhar gehalten, gebrauchen wollen, an sein A. erstlich schriftlich begert, sich des furstenstandes im reych nicht zu gebrauchen, sonder sich des aller ding zu endthalden, und umb des wyllen, das sein A. durch yhren befelhaber auf gemelten tagk zu Wormbs erschyenen und uns also geburlich und schuldige gehorsam geleystet, mith yhnen zu vortragen, auch weyter sein A., tumbcapittel zu Meyssenn, auch derselben underthanen und vorwanten, geystlichen und weldlichen, die strasse, wege und stege irer furstenthumb nydergelegt und vorbothen und sein A. tzuletztb, doch ane seiner A. tumbcapyttel bewylligung zu einem unrechtmessigen vortrage durch forcht gedrungen und genöttiget. Doch hette seine A. in solchem yhr und iren nachkomen vorbehalten, sich solcher beschwernis bey uns als romischen keyser zu beklagen mit underthenigster, demutigister bytte, das wyr gedachten Kff. und Ff. zu Sachsen, sein A. an derselben session und reychstandt auf dyesen und ander kunftigen reychstagen und vorsamlungen ungeirreth, auch bey furstlichen standt, regalien, rechten und freyheiten bleyben zu lassen, auch seiner A. person des abgedrungen vortrags und vorschreybung zu erledigen und hinfur sein A. und derselben nachkomen, styft und underthanen mith solchen und dergleichen gewaldigen thatten unbeschweret zu lassen, gebithen, auch den abgedrungen vortragk abschaffen und vornichten, bey derselben furstlichen rechten, regalien und freyheiten gnedigklich zu handthaben, schutzen und schirmen und davon nicht dringen lassen wolten.

Auf solche seiner A. klage und vorbringen, auch gedachter Hgg. zu Sachsen etc. darauf gegeben anthwordt, dye wir wolc erwegen, haben wyr als romischer keyser, dem aus aufferlegtem keyserlichen ampt, einsehens zu thun und niemand wider recht beschweren ader bekummern zu lassen, geburth, mith rath unser und des reichs Kff., Ff. und stenden dyesen bescheydt und decreth gegeben. Geben auch dye hiemith aus romisch keyserlicher machtvolkomenheith wyssentlich in kraft di[eses] briffs, nemlichen das gedachte Hgg. und haus Sachsenn sein A. und derselben stift Meyssenn bey der possession yhres furstenstandes, auch der furstlichen rechten, gerechtickeiten, regalien und freyheytten bey dem reich, auch des reichs anschlegen ungeirret bleyben lassen sollen. Und befelen darauf allen und yeden Kff., Ff. und stenden des reichs und in sonderheith gedachten Kff. und Ff. zu Sachsen hyemith von romisch keyserlicher macht ernstlichen gebietend und wollen, das sie gedachten Bf. zu Meyssen hinfur bey der posses seyneß furstenstandes, auch allerd und yeder furstlichen rechten, gerechtickeiten, regalien und freyheiten und derselben posses bey dem reych ungeirreth und unbetrubet bleyben lassen und sich hyrauf nicht ungehorsamlich noch anders halten und beweysen als lieb eynem yeden sey, unser und des reichs schwere ungenadt zu vormeyden. Wo aber gedachte Kf. und Ff. zu Sachsenn dessen beschwerung tragen wurden, so sollen sie die sache an unserm keyserlichen kamergericht ausfuren und rechtlich erörthern, mith urkundt dyeses brives, mith unserm keyserlichen, anhangenden insigel besigelt2.

Geben in unser und des reychs stadt Regenspurck am 26. tag des monaths Julij nach Cristi unsers lieben hern geburth 1541.

Anmerkungen

1
 Zur Meinungsbildung und Entscheidungsfindung des Supplikationsausschusses, des Kurfürsten- und Fürstenrates und des Kaisers in dieser Angelegenheit vgl. die Kopie der protokollarischen Aufzeichnung zum Beratungsgang und zur Beschlussfassung, o. Datum, Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 08993/04, Acta Misnensia oder Acta des Reichsstandes halben [...] Sachsen [...] Meißen, fol. 136v–137r: Und nachdem des Bf. zue Meißenn supplicationschriften gleiches inhalts und begerens, auch daß der bischof mit verbot und vorhalten zue einem vertrag gedrungen, der seinen fstl. Gn. und deren stift und kirchen, bevor dem hl. reich nachteilig und beschwerlich were, hat der ausschuß eben das bedencken wie in sachen, Merseburg belangendt [vgl. Nr. 289], vorgemelt. Meine gnedigste und gnedige herren haben ihren fstl. Gn. des ausschus bedencken gefallen laßen. Solche handtlung ist den churfursten furbracht, die es ihren fstl. [sic!] Gn. haben gefallen laßen. Ist durch ksl. Mt. bewilligt, befehl und mandat von wegen beider Bff. Merseburgk und Meißenn aller gestalt wie Kff., Ff. und gemeine stende bedacht und berathschlagt haben etc. Lectum in consilio imperiali 27. Julij anno etc. im 41.
a
 Ergänzt nach B und C.
b
 Ergänzt nach B und C.
c
 Ergänzt nach B und C.
d
 Ergänzt nach B und C.
2
 Vgl. auch die ksl. Bestätigung der Reichsstandschaft des Bf. von Meißen, Regensburg, 1541 Juli 29, Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 08994/01, Der Bischöfe zu Meissen, Merseburg und Naumburg [...] angemaßte Session im Reich [...] auf den Reichstagen zu Speyer 1541–1547, fol. 192r–193r (beglaubigte Kop.), Regest mit Ausz.: Gersdorf, Urkundenbuch, Bd. III, Nr. 1432, S. 374 und Nr. 1433(Notariatsinstrument), S. 374: Bezugnahme auf obiges Dekret. Hat auf der Grundlage dieses Dekretes Kf. Albrecht von Mainz als Reichserzkanzler angewiesen sicherzustellen, dass Bf. Johann von Meißen seine Session einnehmen kann. Daraufhin hat der Reichserbmarschall Wolf von Pappenheim dem Bf. Johann von Meißen seine Session angewiesen, von der dieser auch Gebrauch gemacht hat, indem er mehrmals an den Beratungen der Reichsfürsten teilnahm. Auch als der Reichsabschied eröffnet werden sollte, wurde Bf. Johann dazu geladen. Dieser beabsichtigte auch zu erscheinen, um den Reichsabschied anzuhören und mit zu beschließen. Aber Kg. Ferdinand hat Bf. Johann wegen etlicher Angelegenheiten zu sich bestellt, also das sein A. aus derselben verhinderung bey eroffenung berurthes abschiedes nicht gewesen und in des reichs abschiedt nicht gebracht. Damit dann berurte forderung und seiner A. abwesen nicht dahin verstanden werde, als ob es berurtem unserm decrett und seiner A. posseß tzuwider gescheen where, so haben wir nicht unterlassen wollen, hierauf berurther handlung halben erleutterung und erklerung tzu thun. Thuen auch die hiemit und in kraft ditz briefes und nemlichen dergestalt, das berurthe unsers freunthlichen, lieben bruders, des romischen konigs, forderung und des bemelthen Bf. Johansen abwesen berurthem unserm keyserlichem decret nichts benhemen, sonder dasselbig bey seinen wirden und kreften, auch sein A. bey der posseß berurthes furstenstands und seiner gebhurenden furstlichen session ungeirret bleiben soll [...]. Geben in unser und des reichs stadt Regensburg am 29. tag des monats Julij nach Christj unsers lieben hern geburt 1541. [...]. Vgl. auch das Notariatsinstrument über die vom Kaiser und von den Reichsständen anerkannte Reichsstandschaft der Bff. von Meißen und Merseburg, Regensburg, 1541 Juli 28, Gersdorf, Urkundenbuch, Bd. III, Nr. 1431, S. 373–374.