Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: Die herrn gesandten zu Regennspurg turckenhilf und besonder begern an di von Augspurg beschehen, 30.000 fl. zum turckenzug darzeleihen; praesentatum im rat 28. Julij 1541.

Druck: Roth, Zur Geschichte, T. VI (ARG 4), Nr. 132 , S. 296–298.

Mir [= Wir] geben euerer fursichtigen W. dienstlichen zu vernemen, das uns die röm. kgl. Mt. gestern zu 3 urn beschickt und selbs mintlich angetzaigt, wie wir wissen, das ir kgl. Mt. alles ir vermögen angewendt, dem Turcken ein widerstand zu thun und zu verhindern, das er, der feind unsers glaubens und namens, des kunigreych Ungern nit möchte erobern. Dieweyl aber ir kgl. Mt., sollichs allain zu erweren, zu schwach, sey zu hilf und beystand ein eylende hilf von Kff., Ff. und stenden allhie erkennt worden. Dieweyl aber des Türcken kriegsvolckh in Ungern ankumen und so nahent leg bey Ofen, das sie mit ir kgl. Mt. kriegsvolckh scharmitzleten und zu besorgen sein, wann die erkennt eylendt hilf nit bald gelaistet werd, die Türcken möchten also überhand nemmen, dardurch gemainer teutscher nation unwiderpringlicher nachtail ervolgen wurd, das alßdann euerer fursichtigen W., gemainer statt Augspurg an der kaufmanschaft und vihkauf nit klainen nachtail pringen möcht. Ir kgl. Mt. such kainen aigen nutz davon, allain, das die cristenhait vor disem feind verhuet möcht werden. Ir kgl. Mt. wolte, das das gantz Ungerland ein moß [= Moos] were, das ir kgl. Mt. nit niessen kind oder möcht, allain das der beschwerlich feind von teutscher nation verderben möcht abgewendt werden. Esse er mit ir kgl. Mt. das morgenmal, wurd er zu nacht mit uns essen. Darmit wa das kriegsvolckh uffs beldest hinab zu rettung und hilf der andern möchte gepracht werden, so ersuchte sein kgl. Mt. uns gnedigclich gemainer teutschen nation zu gutem, auch von wegen der röm. ksl. und ir kgl. Mt., von welcher voreltern doch die statt Augspurg allwegen allen gnedigen, guten willen, glickh und wolfart empfangen hette, wir wollten zu betzalung des ersten monats das gelt der bewilligten hilf darraichen und darleyhen und von den stenden sollichs widerumb einnemmen. Das wollten ir kgl. Mt. in gnaden gegen uns erkennen.

Darauf wir uns ein klain[s] underreth und antzaigt, das mir ir kgl. Mt. gnedigist begeren angehört. Ir kgl. Mt. kind aber gedencken, das wir diser sach kain befelh hetten, wöllen aber, sofer sollichs ir kgl. Mt. haben wöllt, gern unsern herrn und obern berichten, on tzweyfl, euere fursichtige W. wurden sich hierin, was euerer fursichtigen W. zu thun gepiren möcht, so sy wissen möchten die summa, so die klain und irem vermögen gemeß, und wann sy solche summa widerbekumen wurden, underthenigist und gehorsam halten. Darauf ir kgl. Mt. antzaiget, die not wer groß, wann euere fursichtige W. 30.000 fl. darlihen, euerer fursichtigen W. wurd doch nichts abgeen. Auf das widerumb underthenigist antzaigten, wir wöllens gern euerer fursichtigen W. zuschreyben, besorgen aber die summa were also groß, das bey euerer fursichtigen W. dero begeren noch nie beschechen, dann das vermögen auch klain, alles einkumen in der rinckmaur eingetzogen, uff dem land nichts hetten. Beten ir kgl. Mt., wa sollichs auß gruntlichen, guten ursachen gewaigert wurd, ir kgl. Mt. wöll sollichs der notturft nach gnedigist und kainer andern ursach zumessen. Darauf ir kgl. Mt. abermalen gnedigist gebetten, euerer fursichtigen W. sollichs uff das beldest zu schreyben, versech sich ir Mt. von euerer fursichtigen W. gehorsame, gute antwurt, des mir also angenomen und nach etlichen gnedigisten, freuntlichen anreden von ir kgl. Mt. abgetretten. Das alles wir euerer fursichtigen W. hiemit zugeschriben haben wöllen, euere fursichtige W. ir gutmainung in schriften ir röm. kgl. Mt. uff das glimpflichest widerumb zu schreyben oder dem H. Dr. Heelen deshalben befelch thon. Dann, wa die röm. ksl. Mt. verreit uff nechsten Afftermontag [= Dienstag] oder Mittwoch, gedencken wir uns hie auch zu erheben, also das uns widerantwort nit begreyffen möcht.

Ferner schicken wir euerer fursichtigen W. hiemit copias no. 1 [Nr. 200] und 2 [Nr. 199], erstlich was die ungerisch und österreichisch pottschaften haben anvorgestern, den 22. dits abermals gemainen stenden anbringen lassen, darauß dieselbigen ein kleglichen anhang und allerlay gewartende beschwernussen vernemen werden.

So hat die röm. ksl. Mt. etc. obgemelten 22. Julij ungefärlich schriftliche antzaigung gemainen stenden thon lassen, warauf der abschidt des reychstags zu stellen sein möcht, inhalt der copia no. 3 [Nr. 152]. Darauf ist nun zu bedencken und die stend in ratschlagung, was ir, der ksl. Mt., darauf zu bewilligen sey oder nit etc., wie dann sollichs noch anheut in schriften gestellt und morgens irer ksl. Mt. überantwurt werden soll, wie wir dann hernach solche schrift euerer fursichtigen W. auch zuschicken wöllen.

So haben sich die churfursten und mit inen unsere stend einer entlichen antwurt der beharrlichen türckenhilf entschlossen und soll dieselbig der ksl. Mt. morgens auch überantwurt werden, wie ab der copia no. 4 [Nr. 201] zu vernemen ist.

Und beruwen nun die sachen darauf, was die ksl. Mt. etc. zu einem entlichen abschid geben werde. Gott der allmechtig durch sein gnade und barmhertzigkait verleihe gnedigclich einen solchen abschidt, der zu seiner göttlichen Mt. eere und unser aller hayl und wolfart gedeye. Amen. [...]. Datum Regenspurg, den 24. Julij zu nacht anno 15411.

Anmerkungen

1
 Vgl. Wolfgang Rehlinger, Simprecht Hoser und Dr. Konrad Hel an die Geheimen von Augsburg, Regensburg, 1541 Juli 24, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.): Uff der röm. kgl. Mt. etc. begern, belangend das anlehen der 30.000 fl., wollen wir derselben unser bedenkhen getreuer, gutter mainung, doch uff eur fursichtigen W. verbesserung, nit verhalten, nemlich, wiewol wir achten, ainem ersamen rathe beschwerlich, sich diser zeit, zuvor mit ainer solchen ansehenlichen summa also zu emplössen, noch dannocht, dieweil die not so groß verhanden sein soll, möcht sich ain ersamer rate erbieten, domit die ksl. und kgl. Mt. yr, ains erbern rats, getreue dienst und wilfarung hierin versteen möchten, so were ain ersamer rathe, unangesehen gemainer stat klainfuegigen vermögens, auch anderer ursachen halben solchs beschwerdlich, urbutig, 8.000 biß in die 10.000 fl. dergestalt dartzuleihen, wo ain ersamer rathe von der ksl. oder ir kgl. Mt. statlich vergwist wurde, das solch summa ime widerumb uff nechstkoment Frannckhfurter meß solte betzalt werden etc. Und dieweil die eilend turkenhilf von allen stenden bewilligt und on zweiffel also an gelt betzalt und gelaist werden soll, achten wir, das solch bewilligung ains erbern rats dester weniger beschwerdlich, aber vil beschwerdlicher sey, ir kgl. Mt. in allem abschlegige antwurt zu geben. Solchs zaigen wir nit anderst dann uff ains ersamen rats und eur fursichtigen W., als obsteet, verbesserung und getreuer maynung an. Zeittung aus Hungern hat man hie, das die Turken nit weit von den unsern vor Ofen ligen und aus- und einreitten, aber die unsern solchs nit wehren können, sonder sollen sich in irem vortail, doch mit belegerung Ofen, vergraben und ain schiffprukh gen Pesst uber gemacht haben etc. So soll der Kg. von Frannkhreich den Bf. von Luttich, so hievor Bf. zu Brixen, in Frannkreich arrestirt haben. Acht man darumb, das Rinkau und Fregoso gefangen seyen. [...]. Datum Regenspurg, den 24. tag Julij zu nacht anno 1541. [PS:] Auch, gunstig herrn, schicken mir euerer fursichtigen W., was die stend der christlichen verainigung bedacht haben auf der röm. ksl. Mt. ubergebene schrift des entlichen abschids des gehalten reichstags allhie belangent [Nr. 154]. Das mögen euere fursichtige W. lassen ein erbern rath anhörn oder euerer fursichtigen W. bedencken nach handlen. – Vgl. dazu der Rat von Augsburg an die Augsburger Reichstagsgesandten in Regensburg, [Augsburg], 1541 Juli 28, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Reinkonz.): Haben ihrem Schreiben vom 24. Juli entnommen, das di röm. kgl. Mt., unser allergnedigster herr, zu bezalung des ersten monats der bewilligten turckenhilf, damit die sach gefurdert wurdt, an uns begeret hab, 30.000 fl. furzustrecken, die wir von gemainen reichsstenden widerbezalt nemen sollten etc. Nun hapt ir wol zu erachten, was beschwerlichen, ungewonlichen und grossen begerns und gemainer unser stat uß viel treffenlichen, beweglichen ursachen gelegenhait nit sei, demselben also allerding zu willfarn, darumb wir ir Mt. deshalben zum underthenigsten widergeschriben und uns dannoch, 8.000 bis 10.000 fl. uff genugsame versicherung und, zu schirster Franckfurter herbstmeß wider zu bezaln, darzustrecken, erbotten, wie ir ab inligender copei vernemen werden. Ist hierauf und[sic!] gunstlich begern, ir wollend der kgl. Mt. den beiligenden brief undertheniglich uberantwurten oder, wa ir Mt. verruckt were, denselben nachzeschicken, verordnen. Und dhweil uns kainswegs gelegen, die bewilligten 10.000 fl. on genugsame versicherung darzustrecken, so achten wir, ir möchtend umb di maß und weg der vergwisserung angesprochen werden, sofer uns dan durch di Fuckher, Baumgartner oder Welser solche vergwisserung der widerzalung uff di herbst Frankfurter meß oder gleich uff die herbstmeß beschehe, synd wir, diselb anzenemen, gemaint. Ir mögt euch auch an unser stat darmit benugen lassen. Doch wer gut, erkundigung ze haben, weme solche erlegung des gelts durch uns beschehen sollt, damit es zu angeregtem geprauch gewendt wurd. [...]. Datum 28. Julij 1541. Vgl. außerdem Bgm. und Rat von Augsburg an Kg. Ferdinand, [Augsburg], 1541 Juli 28, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Reinkonz.) und die Quittung Gf. Friedrichs von Fürstenberg und der übrigen für den Feldzug in Ungarn von den Ständen bestellten Kommandeure über ein Darlehen von 8.000 fl., 1541 Juli 31, ebd.