Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 387r–392v (Ausf., eighd., teilw. chiffr. 1); DV v. a. Hd. fol. 392v: Das er abermals uff erfodern mit dem H. von Granuel zu allerlei reden kommen etc. Antwort darbey. Des cantzlers schreiben 1541.

Eueren kfl. Gn. weiß ich in untertenickait nicht zu vorhalten, das mich der H. von Granuell verschines Sonnabents [1541 Juli 2] zu sich erfordert und ezliche anzeige gethan, darauß sich allerlei rede hin und wider zugetragen, welche ich in eil vorzeichent und eueren kfl. Gn. hiemit untertenigst ubersende2. Und was die disputation des landts zu Geldern halben belanget, welche sich gleich geselliglich zugetragen, werden euere kfl. Gn. solchs von mier nicht ungenediglich vormercken, dan sich die reden alßo ungeferlicher weiß zugetragen. Und haben gleichwol gnediglich abzunemen, wie hoch den 〈burgundischen〉 dieße sachen angelegen, wie auch des volgenden Sontags [1541 Juli 3] erschinen auß ksl. Mt. vortragen. Dan auß irer Mt. geberden auch abzunemen geweßen, das sie etwas sere bewegt, dan ich dergleichen geberde alhie an irer Mt. in vorwandlung des angesichts nicht vormerckt. Und dieweil des H. von Granuels anzeige auf dreien puncten beruhet, die ehr auch im beschlus erholet, so werden euere kfl. Gn. darauf gnediglich a zu befelhen wissen–a, dan ehr hat begert, solchs forderlich an euere kfl. Gn. zu gelangen. Und wirdet von vilen darvor gehalten, das die ksl. Mt. uber drei wochen alhie nicht vorharren werden.

Wiewol auch etzliche außzuge auß den cadenischen und winyschen vortregen alhie unter den hendeln zu befinden, so habe ich doch one euerer kfl. Gn. vorwissen und bevelh dem Granuell nichts zustellen wollen, sonder die vorwendung gethan, das solcher vortrege copeien nicht mit anher genommen, wie mein gnediger her von Anhalt und Hanß Pack auch alßo vor guth angesehen3. Derhalben ich auch deshalben umb gnedigen bescheidt unterteniglich wil gebeten haben. Und do ime, dem H. von Granuell, die copeien euere kfl. Gn. wolt zustellen lassen, so werden euere kfl. Gn. dieselbigen anher vorfertigen, dieweil alhir allein ezliche außgzogne artickel vorhanden.

Sonsten hat gemelter H. von Granuell der religionhandlung euerer kfl. Gn. anckunpft nichts besonders erwenet, dan allein, das ehr gesagt, er hilte es darvor, euerer kfl. Gn. personliche gegenwertickeit alhie solte b fast nutz und guth geweßen, hette auch zu vorhinderung allerlei prackticken dinstlich sein mogen, dan die Hgg. von Beiern unterstandenc sich, seltzame sachen, auch bei außwertigen anzustiften und mit derselbigen d zuthun, weil sie es bei ksl. Mt. nicht erlangen mochten, unruhe anzurichten, dormit ehr meines–d bedunckens Franckreich gemeinet. Dan der eine orator ist ein großer papist und soll ein zeit lange vil mit Baiern gehandelt haben, doch one einigen bevelh, wie mier der 〈Morilet〉 angezeigt, alßo auch das 〈kgl. Mt. zu Franckreich〉 gleich etwas mit 〈ungnaden auf inen bewegt〉.

Euerer kfl. Gn. schreiben habe ich auch untertenigst entpfangen, der ich mich auch unterteniglich halten und, was noth, eueren kfl. Gn. bei der nechsten post darauf antworthen wil. Allein weiß ich izt eueren kfl. Gn. nicht unvormeldet zu lassen, das ich mich bei dem von Vlaten und 〈Morileto〉 erkundigt, ob weitter schriften 〈aus Franckreich komen〉. Die zeigen mier an, das sie nichts vormerckt sider den beiden puscheln des von Plaunitz und darneben der einen des herzogen schriften, so mier der von Vlaten zugestellet und ich eueren kfl. Gn. hiezuvorn untertenigst uberschickt habe. Vorsehe mich auch, eueren kfl. Gn. seind dieselbigen zukommen. Sobaldt aber ichtes ferner einkommen wirdet, soll es eueren kfl. Gn. one allen vorzug zugeschickt werden. Es ist auch dem von Vlaten noch keine antwort 〈vom lantgrafen〉 zukommen, wiewol ehr der vortrostet ist. Hath sich auch erbothen, dieselbige, alsbaldt sie einkommen wirdet, eueren kfl. Gn. unvorhalten sein zu lassen. Und habe solchs eueren kfl. Gn. untertenigster meinung nicht unangezeigt lassen sollen. [...]. Datum Regenspurg, den funften Julij anno domini 1541.

[1. Zettel:] Es hath mir auch 〈der von Vlaten vortreulich〉 angezeigt, das itzunder im furstenrath von der religion auf das buch und ubergebne artickel geratschlagt werde und so gantz ungleiche meinung vorfallen, das ehr sich in keinen weg vorsehen mochte, das sie der sachen einig werden sollen. Dan wiewol 〈Hg. Otthainrich〉 e sambt etzlichen andern sich fast wol solle vornemen lassen, so sey doch 〈Beyern mit seinem anhang〉 so gantz 〈giftig〉 wider die religion der augspurgischen confession, das ehr auch seine meinung in schriften habe fassen und vorleßen lassen, darin ehr auch die ksl. Mt. dießer vorgenommen handlung alhie in der religion etwas heftig anzihen und auf den augspurgischen abschid dringen soll. Vorwerfe auch das gantz buch und schelte es zum heftigsten sambt den beiden collocutorn H. Julio und Gropero als die mit dießem teil colludiert hetten, f dan beide Ecken seindt dem buch fast zuwider–f. So sagt man auch, der 〈Kf. zu Brandenburgk〉 sei mit 〈Maintz im churfurstlichen ratt〉 zu heftigen reden kommen–e. Wiewol auch 〈der trierische cantzler〉 ein man ist, der des reichs und deutscher nation freiheit liebt, als inen euere kfl. Gn. sonder zweifel wol kennen, so ist ehr doch noch ein 〈grosser papist〉, lest gleichwol bißweilen sich in privatreden zimlich vornemen. In suma, es ist 〈ein seltzam zurtrennet thun alhie〉, desgleichen ich nicht gleubt, das man auf einigem reichstage erfarhen. Und lauffen vil wunderlicher 〈pracktiken mit undter〉. So ringet 〈des Bf. von Maintz list, der Bayern ubermutt und des von Braunschweigs boshait und unsinnikeit nach ungluck〉. Und sollen ubel zufriden sein, das sie ksl. Mt. ires gefallens nicht bewegen mochten, wie mier 〈Bayern〉 halben der H. von Granuell selbst gesagt. Der almechtige wolle alle sachen zu seinem gotlichen lob schicken. Und habe eueren kfl. Gn. solchs untertenigster meinung auch nicht unvormeldet lassen wollen. Datum ut supra.

[2. Zettel:] Wie dießer breff vorfertigt und die post ablauffen wollen, hath mier Pfgf. Fridrichen secretari gesagt, das die ksl. Mt. die resolution gegeben, euere kfl. Gn. belangendt, auf die nechst gethane, fernere anzeige. Es sei aber noch nicht in schrift vorfast, aber alle punct alßo erledigt, das die ksl. Mt. sich vorsicht, es werde euere kfl. Gn. darmit zufriden sein und mit irer ankunpft anher nicht lenger vorziehen. Hath auch gesagt, das der churfurst pfalzgraff und Ebf. zu Collen personlich anher kommen werden und, do euere kfl. Gn. alhie sein, zweifel die ksl. Mt. nicht, alle sachen werden zu guthem friden mogen gericht werden, wiewol solches Beiern und Braunßweig sambt irem anhang nicht fast lieb etc. Welches in eil ich eueren kfl. Gn. auch unterthenigst anzeigen wollen. Datum ut supra.

[PS:] Wan die schrift resolution ubergeben, soll sie eueren kfl. Gn. unvorzuglich zugeschickt werden.

Anmerkungen

1
 Die chiffrierten, teilw. marg., teilw. interlinear v. a. Hd. dechiffrierten Stellen sind in spitze Klammern gesetzt.
2
 Fehlt.
a
–a Unterstr.
3
 Zum Vertrag von Kaaden vom 28. Juni 1534 und zum Wiener Vertrag vom 20. November 1535 vgl. Kohler, Antihabsburgische Politik, S. 368–369; Mentz, Johann Friedrich, Bd. II, S. 42–48 und S. 52–68 und Schlütter-Schindler, Der Schmalkaldische Bund, S. 148–152.
b
–b Unterstr.
c
 Unterstr. dazu marg. Notiz: Nota.
d
–d Angestr.
e
–e Angestr.
f
–f Nachgetr.