Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Stuttgart HStA, A 262 Bü. 11, unfol. (Ausf.).

Auf Dornnderstag, den 30. Junij, haben die röm. ksl. und kgl. Mtt. durch den H. Navis und Hg. Friderichs Pfgf. cantzler lassen gemeinen stenden der religionsverwandten zwue schriften, betreffendt abermals di turckenhilf, deren copeien, nemblich der ksl. Mt. mit 23 [Nr. 184] und kgl. Mt. mit 24 [Nr. 185] bezaichendt, euren fstl. Gn. ich hiemit schickhe, uberantworten, mit beger furderlicher handlung und antwort.

Darauf haben di stend des thails sich ainer antwort, der ksl. und kgl. Mtt. hinwider zu geben, zu entschliessen, ainen ausschus verordnet. Also haben derselbig am Sambstag morgen, den 2. Julij, ir bedencken di andern, so nit im ausschuss gewesen, hören lassen, ist darauf, inmassen di copei (so ich euren fstl. Gn. auch hiemit uberschicke, mit 25 bezaichendt) lauttet [Nr. 190], beschlossen und Sonntags, den 3. Julij, durch die gantz versamblung der religion stende der ksl. und kgl. Mtt. behendigt und zugestellt.

Am andern, gnediger furst und herr, sollt ich nit underlassen, euren fstl. Gn. underthenigklichen zu berichten, daß di von Goslar heftig in irer sachen anhalten, und ist (unangesehen, daß ich euren fstl. Gn. gemueth und bedencken, so eure fstl. Gn. zuvor vermöge des neunburgischen [= naumburgischen] abschiedts dem landtgraven zugeschriben, furgewendt) dahin komen, daß man hat sollen vermöge der verfassung durch di stimmen erkennen und sprechen. Dieweil aber von euren fstl. Gn. ich deßhalben dhain bevelh gehabt, habe ich darein nit willigen noch anstatt eurer fstl. Gn. stimmen wollen. Darauf ist solhs zwelf tage aufgeschoben, mit beger, daß euren fstl. Gn. ich der sachen berichten, bevelh erlangen und alsdann mit den andern, so stimen haben, durch di stimmen sprechen soll, etc.

Derhalben an eure fstl. Gn. mein underthenigs bitt, sie wollen mich in mittel jetz bestimbter zeit gnedigklich verstendigen, weß ich mich hierin halten und erzaigen. Wie auch euren fstl. Gn. ich kurtz hievor geschriben, also wirdt nochmals von vilen heftig darauf getrungen, daß es fur ain religionsachen erkennt und angenomen werden soll, mit furwendungen, daß, obgleichwoll di haubtsach an ire selbs ain pure prophan- und dhain religionsach sei, auch lenger dann dise religion geweret, so sei doch offenbarlichen, daß di von Goslar ain gutte sach und derenhalben, ee und sie zu diser religion komen, allweg im rechten Hg. Hainrichen obgelegen, dieweil sie aber zu diser cristlichen religion getretten, haben sie nachmals auß haß derselbigen und dhainer andern ursachen ainen partheischen, erzirnten, argkwenigen richter gehabt, der (wie offenbar) wider alle form der recht, auch zugegen und wider des reichs und camergerichtsordnung wider sie procediert, in di achte erkennt und gesprochen. So wurt auch bewegen, solten di von Goslar verlassen, von unser religion abgetrungen werden, daß solhs den religionsverwandten stenden zu grossem nachtail und verclainerung raichen, auch andern, so jetz in diser verwandtnus stend und villeicht noch in willens wern, darin zu komen, ain gros abscheihens machen wurde. Es mueste auch alsdann von unsern widerwertigen uns zum hon und spott fur ain religionssachen geacht und außgepraitet sein, zudem, das disen stenden hochgefarlich und beschwerlichen gefallen wellt, wo Hg. Heinrich als der größt und aufsetzigist feind und verfolger der rechten, waren, christlichen religion der statt und derselbigen berckwerck gewaltig werden und zu sein handen bringen solt etc., alles mit noch vil mer ursachen wurdt darvon geratschlagt und lasset sich also ansehen, daß ich achte, es werde fur ain religionsachen angenomen, unangesehen, was eure fstl. Gn. stimmen werde. Das habe ich euren fstl. Gn. nit verhalten wollen, sich hierin auch mit geburlicher antwort zu begegnen wisse.

So tringt auch Hg. Heinrich, unangesehen der kaiserlichen suspension der achte, dawider er geprotestiert, noch heftig auf di von Goslar. Es ist inen di propfiandt abgestrickht. So ist kurtzlich ainer ierer burger von den braunschweigischen mit pferden zu thodt und di augen auß dem kopf getretten worden, zwen, so darbei gewesen, seindt entloffen.

Gnediger furst und herr, verschinen Dornnderstag, den 30. Junij, hat mein gnediger herr, Hg. Friderich Pfgf., aus bevelh der ksl. Mt. mir zwue suplicationen, deren die ain irer und di ander kgl. Mtt. vom abt zu Sannct Jorgen ubergeben, gnedigist zustellen lassen, mit beger darauf ainer furderlicher antwort etc. Und ob ich gleichwoll deßhalben etwas bericht, so jetz bei meinen handen und euren fstl. Gn. in wegfertigung Bernnharten Gölers und Dr. Philips seligen, so ains merern verstandts dan ich, zugestellt, habe ich mich der sachen, dieweil ich dhain bevelh gehabt, nit beladen wellen, sonder ain suplication, wie eure fstl. Gn. in hiemit ubersendter copei, mit L. bezaichnet, geställt, Hg. Friderichen ubergeben und ist man sich ainer antwort versehen, di welle eure fstl. Gn. (bitt ich underthenigklich) mir gnedigklich lassen zukomen, di haben ferrer zu behendigen. Ich schickh auch euren fstl. Gn. gedachte des abts suplicationen, deren di ain mit M, nemblich der ksl. Mt., und dann der kgl. Mt. mit N singniert, und alle handlungen, sovil ich derer alhie gefunden, hiemit zu, wie eure fstl. Gn. gnedigklich zu sehen hat1. Eure fstl. Gn. wollen mich auch gnedigclichen berichten, ob sach were, daß dergleichen handlungen mer furfallen, ob ich dieselbigen annemen und inhalt hievor angeregter bericht handlen oder welhergestalt ich mich anstatt eurer fstl. Gn. darinnen brauchen und halten solle. Dem will ich gehorsamlich nachkomen.

Es beschweren sich schier alle stend von fursten und stetten der ubermessigen anlag halben. Darumb habe euren fstl. Gn. ich undertheniger mainung, ob sie auch etwas beschwerung hierinnen hetten, dasselbig, so man weitter von ainer beharrlichen hilf handlen sollt, vermelden, nicht unangezeigt wellen lassen.

H. Bernnhartin von Stauff, Frh. zu Ehernfells hat (wie hievor Gf. Ludwig von Ottingen), ine fur ain religionsverwandten stande anzunemen, begert, welher also von den stenden angenomen und sollichem seinem begern statt beschehen etc.

Euren fstl. Gn. uberschickh ich auch hiemit zwue copeien, welhermassen Hg. Hainrich zu Braunschweig sich bei ksl. Mt. des mordtbrennens halben verantwort, mit O [Nr. 256] und dann die ander mit P bezaichendt, wider den Kf. zu Sachssen und Lgf. zu Hessen der ksl. Mt. ubergeben [Nr. 258].

Ich hab euren fstl. Gn. bei diser post nit, wie im nechsten schreiben vermeldet, der theologi ubergebne schriften zuschicken konnden, dann sie noch nit von allen verfertigt und ubergeben seindt, so habe ich der goslarischen und aptssachen halben den botten lenger nit aufhalten wollen.

Daneben bitt eure fstl. Gn. ich underthenigklich, die welle nit underlassen, furderlich jemandts an Dr. Philipssen seligen statt, eurer fstl. Gn. sachen zugut und mir zu gnaden alheer zu verfertigen, und sehe mich doch auf eurer fstl. Gn. gnedigs bedencken nit fur ungut an, eure fstl. Gn. hette ainen gelerten und juristen, dieweil solhe hendel als des abts zufallen wellen, alher verordnet und geschickt.

Es seien H. Hanns von Döltzigk, auch ain pomerischer doctor und Dr. Heel von den religionsstenden abgevertigt, zwischen euren fstl. Gn. und denen von Eßlingen zu handlen, gestern Sonntag, den 3. Julij, alhie angeritten und werden in wenig tagen bei euren fstl. Gn. erscheinen. Sollt euren fstl. Gn. ich, sich darauf haben zu bedencken, undertheniger mainung auch nit bergen.

Gnediger furst und herr, gestern Sonntags zu abendt, den 3. Julij, hat ksl. Mt. alle stende in irer Mt. herberg ervordern und daselbs anzaigen lassen [Nr. 227], nachdem sich spenn und irrung zwuschen irer Mt. und dem Hg. von Gulch und Cleve etc. erhielten von wegen des hertzogthumbs und graveschaft Gellern und Sittfeldt [= Zutphen], welhes der hertzog unbillichen zu sein handen und gewalt gebracht, und aber irer Mt. solh hertzogthumb und graveschaft one mittel zugehorig weren etc., so hette aber der hertzog hievor und sonderlichen zu Frannckfurt derselbigen vermeinte gerechtigkhait zu disem hertzogthumb und graveschaft den stenden schriftlich zustellen, uberantworten und berichten lassen, derhalben ir Mt. verursacht, derselbigen gegrundten, habenden spruch, vorderung und gerechtigkait auch zu berichten, und welten derwegen den stenden dieselbig getruckht lassen gnedigist zustellen, mit gnedigister beger, di chur- und fursten, auch andere stend wellten die verlesen, glauben geben und darwider irer Mt. dhain unglimpf aufrechen lassen etc.

Darzu haben gemeine stend geantwort, das sie solh mißhellung, so sich zwischen irer Mt. und hochgedachtem hertzogen erhielten, nie gern gehört oder gesehen, möchten leiden und wolten gern, das die sachen vertragen und hingelegt were, wollten auch irer Mt. ubergeben schriften annemen, verlesen und, wo sie zu vertrag und hinlegung solher speen wüßten auf gute weg zu handlen, damit dieselbigen zu friden und ruewen komen und gebracht werden möcht, wellten sie an inen dhainen vleis noch arbait erwinden lassen.

Auf das ist des Hg. von Gellern pottschaft furgestanden und nach geburlicher meldung der tittel ungevarlich ain solhe mainung geredt: Nachdem ir ksl. Mt. jetzund etwas mit furgewendter beschwerung, das hertzogtumb Gellern und graveschaft Sittfeldt betreffen, wider irn gnedigen fursten und herrn gemainen stenden mit ubergebung ainer schrift hetten lassen furwenden, welhs sie underthenigist und gleichwol beschwerlichs gemuets vernomen, und ir gnediger furst und herr hette underthenigist darfur gehalten, ir Mt. sollten als ain gnedigister, mülter kaiser an den furgewendten berichten, so ir gnediger furst und herr hievor oftermals gnugsamblich schriftlich, auch mundtlich gethon, ersettigt sein, dieweil aber das nit were und ir gnediger furst und herr villeicht durch etliche seiner fstl. Gn. mißgunstigen gegen irer Mt. zuvil milt verunglimpft möcht worden sein, so were anstatt und von wegen ires gnedigen fursten und herrn ir underthenigst bitt, ir Mt. wellten inen solher ubergebnen schrift copei und abschrift zustellen und zulassen, ires gnedigen fursten und herrn notturft nach auf dise schrift und beschehen furtrag den stenden hinwider bericht zu thun, daß wurde sein fstl. Gn. one zweiffel als ain gehorsamer furst etc.

Darauf hat ksl. Mt. gemeinen stenden irer gegebnen antwurt gnedigisten und frundtlichen danck sagen lassen und dann den gulchischen gesandten zu antwort geben, ir herr hette hievor zu Frannckfurt und anderstwo derselbigen notturft nach di stende mundtlichen und in schriften gnugsamblich berichten lassen, derhalben jetzmals von unnötten, inen von diser ubergebnen schriften copeien oder weitter furwendungen vervolgen zu lassen, etc. [...]. Datum Regennspurg, Montag, den 4. Julij anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Vgl. den Bericht der württembergischen Reichstagsgesandten über ihre Verhandlungen in Regensburg über verschiedene Supplikationen, o. Ort, o. Datum [Nr. 396]. Vgl. auch die Resolution des Supplikationsausschusses zu den Eingaben des Klosters Bebenhausen sowie Abt Johanns von Roggenburg und des Konventes des Klosters Adelberg, Regensburg, o. Datum [Nr. 347].