Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Stuttgart HStA, A 262 Bü. 11, unfol. (Ausf.).

Welhermassen di röm. ksl. Mt. unser allergnedigister herr, den geordneten zu dem gesprech ain schriftlich verzaichnus und buch, darin di artickel begriffen, warauf sie im gesprech furfarn sollen, zugestellt, das auch di interloquenten sich etlicher artickel verglichen und, sovil di unverglichen artickel belangt, daß der protestierenden collocutor ir bedencken und artickel irer Mt. in sonderhait ubergeben, haben eure fstl. Gn. ausser der copei mit 15 bezaichnet, so eure fstl. Gn. wir jungst zugeschickt, vernomen. Nun haben wir allererst gesterigs tags diser ding aller abschrift uberkomen, wie eure fstl. Gn. ausser der copei hieneben, mit E bezaichnet, gnedigclich vernemen werden. Und seien das di artickel, so in ksl. Mt. furgelegten buch geschriben gestanden, wie die von anfang diser copei bis auf den versickel (Sequuntur scripta a protestantium colloquutoribus exhibita) begriffen und bei welhem artickel nichts geschriben, deren haben sich di interloquenten verglichen, aber wo der protestanten collocutor etwas mangels bei ainem artickel gehabt, denselben zum thail oder gantz nit annemen könnden, haben sie ir mainung darneben geschriben oder ain sondern artickel gestellt, wie in der copei neben den artickeln und auch nach obbemelten versickel anfahen (Sequuntur scripta etc.) zu finden ist.

Dieweil dann sollich der geordneten handlung unverbindtlich, sonder erst auf ksl. Mt. und der reichsstend bewilligen ston wurd, auch der ksl. Mt. beger ist, das di stend ir gutgeduncken nit allein in den verglichnen, sonder unverglichen artickeln und, wie di zu vergleichen weren, anzaigen sollen, so haben wir nit wellen underlassen, euren fstl. Gn. des alles zuzeschicken, darmit eure fstl. Gn. dasselbig könndten besichtigen, auch, was zu bewilligen oder abzuschlagen were, erwegen lassen, volgendts uns, wes wir darauf handlen solten, genedigclich zu bevelhen hetten. Solte aber hierin geeillet, auch zuvor und ee eurer fstl. Gn. bevelh uns deßhalb zukome, furgangen werden, wissen wir woll, das wir vermög unser habenden instruction nichts der confession und appologi, auch dem wort Gottes und gewissne zuwider bewilligen sollen, und aber wir uns der geschicklichait nit achten, auch uns nit so vil wissen zuzumessen oder zu vertrauen, das wir könndten urthailn, welhe artickel der confession gemeß oder nit, so muessen wir hierin eurer fstl. Gn. und der andern stend theologen (denen auch dise artickel zu beratschlagen und zu erwegen under hand geben), auch anderer stend bedencken und mainung hören und, so wir daraus befinden, das ainer oder mer der confession, appologi, dem wort Gottes oder gewissne zuwider sein sollt, wellen wir denselben fur uns nit willigen.

So haben eure fstl. Gn. ausser unserm jungsten schreiben sich noch gnedigclich zu erinnern, wie Mgf. Joachim zu Branndenburg, churfurst, vor und ee di relation von den interloquenten der ksl. Mt. beschehen, der unverglichnen artickel halben handlung wellen furnemen und aus was ursachen auch es damals von den ainigungsverwandten stenden abgeschlagen, so dann di relation jetzt allen thailn geoffenbart, haben ir kfl. Gn. sollich artickel und, wie di zu vergleichen sein möchten1, in schriften verfaßt inhalt beiligender copei [Nr. 109], mit 16 bezaichnet, und dieselben den ainigungsverwandten stenden ubergeben, ir antwort darauf begert, ist sollichs dahin gestellt, das die theologen sollich artickel neben den andern besichtigen und erwegen und alsdann di stend deren, auch aller anderer artickel halben sich ainer antwort entschliessen sollen, darumb di notturft unserthalben ervordert wie oben, das eure fstl. Gn. uns ires gemuets, wes wir uns derhalben halten sollen, auch gnedigclich wellten verstendigen2.

Es seien auch auf den 14. Junij nechstverschinen von der ksl. Mt. die reichsstend, nemblich di babstischen zu 7 ur und dise stend zu 8 ur vormittag auf das rathauß gevordert und den ainigungsverwandten stenden durch Hg. Fridrichen Pfgf. furgehalten worden [Nr. 173], wiewol die röm. ksl. Mt. wol mögen leiden, auch gern gesehen, das volgender furtrag vor gemainen stenden des reichs beschehen, so weren doch allerlai irrung der session halben furgefallen, derhalben sich etwas stritts und nachtails zutragen möcht, demnach ir Mt. bedacht, solhe furtrag jedem thail gesondert furzuhalten, doch wölten ir Mt. di stend des reichs dhainswegs gesöndert haben, sich auch versehen, es wurden gemaine stend, unangesehen sollichs gesunderten furhaltens, auf di artickel desselben ainer ainhelligen antwort entschliessen.

Und ist der furtrag darauf gestanden, dieweil der hungrischen und osterreichischen lande gesandten bisheer nit vernomen, das di stend auf ir werbung sich in handlung eingelassen, das sie ksl. Mt. underthenigist angesucht, das ir Mt. dieselbig handlung und turckenhilf belangend bei den stenden furdern wölten, und dann di ksl. Mt. in bedenckung der religionsachen nichts handlen, sonder das gesprech zuvor sein endtschaft wellen erlangen lassen, wie nunmer beschehen, so were irer Mt. beger, das neben der religionsach und darzwuschen in ander des reichs und sonderlich diser sachen furgeschritten, dann der Turckh were 100.000 starckh in Hungern ankomen, lege nur 26 meil von Ofen. Solte er daselbst eingelassen werden oder das einnemen, konnden die stend woll erachten, zu was nachtail, schaden und verderben dasselbig gantzem reich gelangen wurde, dise nott und höchste gefar selten auch die stend zu hertzen fieren, sich der antwort furderlich entschliessen.

So hetten der röm. kgl. Mt. comissarien hieneben der ksl. Mt. auch ain verzaichnus ubergeben3, welhermassen ir Mt. bei etlichen fursten und stenden des reichs umb ain particularhilf angesucht, damit dasselbig under den stenden nit irrung brecht, ir Mt. gebetten, sollichs den stenden auch anzuzaigen und gnedigist zu furdern, wie darin gebetten ist, die copei mit 17 bezaichnet.

Auf sollichen Hg. Friderichs furtrag haben sich di ainigungsverwandten stend ainer antwort entschlossen, wie eure fstl. Gn. ausser der copeien [Nr. 174], mit 18 verzaichnet, zu erinnern. Die antwort ist Hg. Friderich, ferner an ksl. Mt. zu bringen, auf den 17. Junij geantwort worden, darauf hat die ksl. Mt. morgens, den 18. Junij, die reichsstend alle samptlich wider auf das rathauß vordern lassen, ist Dr. Nauis erschinen und doch nichts sonders furgebracht, wann das der ksl. Mt. gemueth und mainung, auch ir gnedigs beger were, daß di stend auf die vorhabenden handlung auf artickel sich ainer furderlichen und ainhelligen antwort entschliessen wöllten, etc. Dagegen haben di ainigungsverwandten stend angezeigt, was die religion belangt, hetten sie noch nit volkomen abschrift der relation, sobald sie aber dieselbigen gentzlich uberkomen wurden, wollten sie, sovil an inen, darin furgeen, was aber di turckenhilf betreffe, hetten dise stend Hg. Friderichs jungst anbringen gehört und darauf der ksl. Mt. ain schriftlich antwort [Nr. 174] zugestellt. Zudem, so hetten sich die ander stend des babstischen thails derhalben in particularhandlung eingelassen. Dieweil dann dise stend des alles, auch der widerantwort, so sie von ksl. Mt. auf ir jungst schrift, davon oben meldung beschicht, gewarten mueßten, nit verstendigt, wußten sie sich der turckenhilf noch der zeit nit weitter einzulassen. Sollich antwort hat der H. Nauis an di ksl. Mt. zu bringen angenomen und beruewet diser punct auf dem, was di röm. ksl. Mt. disen stenden ferner zu antwort werde geben, darnach wurde weitter davon geredt, was zu thon oder zu lassen sei. Aber gleichwol befinden wir, das der ksl., auch kgl. Mt. gemueth dahin gericht, das sie vermainen, di stend sollen jetzund ain eillende hilf bewilligen und nichtsdestweniger die beharrlich hilf auch furgenomen und berathschlagt werden, und dann unser habende instruction im faal, darin verleibt, sich allain auf ain eillende hilf erstreckht, bitten eure fstl. Gn. wir underthenigklich, uns gnedigklich zu bevelhen, so von ainer beharrlichen hilf geredt sollt werden, wes wir uns darin halten, derhalb handlen oder furbringen solten. Dem wollen wir gehorsamlich nachkomen.

Deren von Eßlingen halben haben di stend nichts weitters mit uns gehandelt, aber sovil wir vermercken, werden sie eure fstl. Gn. irenthalb ferner durch ain schrift oder pottschaft ersuchen.

Die ainigungsverwandten stend haben auch bei ksl. Mt. auf ir suplication, so sie eurer fstl. Gn. halben in sachen Vennigers und Lanndenbergers ubergeben, umb antwort angehalten, hat di ksl. Mt. anzaigen lassen, dweil sollichs das camergericht und enderung der bisheer gebrauchten ordnung belange, so welle ir Mt. das neben ander beschwerungen an di stend lassen gelangen und mit deren rath und gutbeduncken hierin handlen.

Es ist auch di sag, das di kgl. Mt. in wenig tagen hie ankomen und der turckenhilf halb sollicitiern werde.

Wir haben auch der osterreichischen land gesandten instruction und werbung [Nr. 166, Nr. 170], an di reichsstend beschehen, abschrift uberkomen, wie eure fstl. Gn. dabei mit E und D bezaichnet finden werden. Des hungrischen gesandten furtrag ist lateinisch und mundtlich beschehen [Nr. 171], den stenden nit ubergeben, aber vast dem osterreichischen furbringen gemeß. So wir den uberkomen, wellen euren fstl. Gn. wir denselben auch zuschicken.

Auf den 14. Junij nechstverschinen, ist unser gnediger herr, der Lgf. zu Hessen etc., mit vorwissen und gnedigist erlauben der röm. ksl. Mt. weg und anhaimisch verritten und nur etlich seiner rathe alhie gelassen. [...]. Datum Regennspurg, den 21. Junij 414.

[Zettel:] Gnediger furst und her, wiewol man sich versehen, die röm. kgl. Mt. solt erst in etlichen tagen alhie ankhomen sein, auch die ksl. Mt. gesterigs tags den reichsstenden ansagen lassen, das die kgl. Mt. in kurtzen tagen ankhomen werd, sobald ir Mt. des in gewisse erfarung khome, wolle ir Mt. daselbig den stenden nit verhalten, so ist doch des unangesehen ir Mt. heut, den 21. tag Junij, umb 4 ur morgens auf der post mit etlichen kleppern ankhomen. [...]. Datum ut in litteris.

[2. Zettel:] Empfehlungsschreiben der Straßburger Gesandten Jakob Sturm und Batt von Duntzenheim für einen Juden. Auf deren Wunsch schicken sie es ihm zu mit Bitte um Beantwortung. Actum ut in litteris.

Anmerkungen

1
 Vgl. Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,2, Nr. 169und 170, S. 470–476. Vgl. auch Nr. 109.
2
 Vgl. Hg. Ulrich von Württemberg an Klaus von Grafeneck und Dr. Philipp Lang, Nürtingen, 1541 Juni 24, Stuttgart HStA, A 262 Bü. 11, unfol. (Ausf.): Wir haben euer jetzig schryben der strittigen und unverglichnen religion, auch anderer sachen halber und in sonderheit die furschläg und mittel, die durch den hochgebornen fursten, H. Joachimen Mgf. zu Branndenburg Kf. etc., unsern freuntlichen, lieben oheim, zu vererer vergleichung unsern religionsverwanten furgehalten, alles inhalts vernomen. Und damit ir nochmaln unser gemuet in den strittigen religionsachen versteen mögen, so wissen wir euch gnediger meynung nit zu verhalten, als zu meer gehalten tagen und in sonderheit zu Schmalkalden, da unser eynungsverwandte churfursten, fursten, graven, fry-, reych-, see-, und handtstett gesanten und bottschaften byeinander geweßt, berattschlagt, beschlossen und verabschidet worden ist, dieweil offenlich am tag und vermög, auch nach ußwyßung göttlicher schrift unser augspurgischen confession und daruff gefolgte apologia in biblischer alt und neu testaments geschrift gegrundt und deren nit in warheit widersprochen werden mag, das wir dann all darby bleiben, einander darby handthaben und nit verlassen söllen, alles vermög des abschids, an gemeltem ort uffgericht, und dann unser eynung und verfassung zur gegenwör vermag, darby wir die sachen ruwen lassen, demnach ir gar nicht, was gemelter confession und apoligia zuwider oder das zwyfelhaftig und disputierlich uff beiden seitten sein möcht, annemen noch bewilligen söllen. Wir haben auch uß den brandenburgischen furgeschlagen artickeln uß beweglichen ursachen wol zu glauben, das etliche unser religion gelerten und theologi derselbigen ein gutteil leichtlich bewilligen wurden, damit sie den gewalt und zwang der papisten, so von inen lang zeit gebrucht und die unsern hoch gescholten, in ir hand und zwang bringen möchten, was dann daruß volgen und wytter hernachkomen, ist leychtlich zu gedencken. Darumb so wöllen ir by der rechten richtschnur, dem wort Gottes, der vilgemelten confession und apologia pleiben und darus euch nit fueren lassen. Das wolten wir euch also ylend, darnach zu halten wissen, nit bergen. Uff die ubrigen artickel wöllen wir euch auch mit dem beldesten bescheid und antwurt widerfaren lassen. Datum Nurtingen, den 24. tag Juny anno 41.
3
 Vgl. den Antrag der Kommissare Kg. Ferdinands zur Türkenhilfe, Regensburg, [1541 Juni 14], vgl. Anm. 2 zu Nr. 173.
4
 Vgl. auch Klaus von Grafeneck und Dr. Philipp Lang an Hg. Ulrich von Württemberg, Regensburg, 1541 Juni 20, Stuttgart HStA, A 262 Bü 11, unfol. (Ausf.): Empfehlung Bechtolds von Flersheim im Auftrag seines Onkels, des Bf. von Speyer, für den Schwager des bischöflich-speyerischen Kanzlers, Dr. Konrad Diem, der vil jar her zu Haidelberg in rechten gelesen, für die Nachfolge des verstorbenen, bisherigen Beisitzers des schwäbischen Reichskreises am Kammergericht, Dr. Moser, und Bitte um entsprechende Einflussnahme bei den schwäbischen Kreisständen, an die der Bf. von Speyer sich auch gewandt habe. Dieweil aber solhs nit in unser macht und bevelh gestanden, auch die reformation des camergerichts one das alhie furgenomen soll werden, so haben wir disem irer Gn. begern hierin nit sollen oder könnden statt geben. Daraufhin hat Bechtold von Flersheim gebeten, die Empfehlung samt der Bitte an den Herzog gelangen zu lassen, was sie nicht ablehnen konnten. Hg. Ulrich wird hierauf, wes zu handthabung deren gerechtsame dienlich, erwegen und seinen Gn. mit geburender antwort zu begegnen woll wissen. [...]. Datum Regennspurg, den 20. Junii anno 41. [Zettel:] Gnediger furst und herr, als eure fstl. Gn. den Bf. zu Speir in sachen Mgf. Ernnsten zu richter ersucht, darauf hat der Bischof beiliegende schriftliche Antwort gegeben. Actum ut in litteris.