Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Weimar HStA, EGA, Reg. E 137, fol. 149r–151v (Kop.); DV auf unfol. Blatt: Copei der antwort Pfgf. Fridrichenn in nhamen aller der cristlichen augspurgischen confession und derselbigen religion verwanten stende gegeben, die turckenhulf belangend. 1541. Regenspurg, den 15. Junij.

B  koll. Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 10183/04, Regenspurgischen Reichstags, Religion und andere Händel vermöge einer hierbey [...] Anno 1539–1547, fol. 247r–249v (Kop.).

C  koll. Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 10183/05, Reichstagshandlung zu Regensburg 1541, fol. 107r–109r (Kop.).

Der augspurgischenn confession und derselben religionsverwanten Kff., Ff. und stende alhie gegenwertig und der abwesenden gesanten, rethe und potschaften haben meins gnedigen herrn Pfgf. Fridrichen etc. gethanne antzeige im nhamen und von wegen der röm. ksl. Mt. unsers allergnedigsten herrn [Nr. 173] angehort.

Und erstlich dorauß vernhomen, daß hochgemelte ksl. Mt., die underschiedliche antzeig den stenden auß ursachen vorgefallener irrung der session halben, damit die vorstehende beratschlagung, daran trefflich und vil gelegen, dadurch nicht verhindert oder aufgetzogen werden möchte, zu thun, bedacht und nicht darumb, daß einiche trennung oder sonderung der stende gemacht etc.

Hirauf lassen seinen fstl. Gn. gemelte stende freuntlich und undertheniglich vermelden, daß sie solchs von der ksl. Mt. auch nicht anderst dan gnedigst und zu forderung der vorstenden hendel gemeint erachten, derwegen sie sich auch gegen irer ksl. Mt. zum underthenigsten bedancken.

Und haben ire fstl. Gn., Gn. und G. ferner verstanden, welchergestalt seine fstl. Gn. angetzeigt, daß die ungerischenn und osterreichischen potschaften und gesante bei der ksl. Mt. uff ir nechst gethane werbung und antzeigung [Nr. 171, Nr. 170] die gegenwertige fhar und beschwerung, so des cristlichen nhamens erbfeint, des Turcken, halben fur augen sein, erinnerung gethann haben sollen und daß die ksl. Mt. derwegen gnedigst begert, derselbigen furtragen fur di hand zu nehmen und neben den andern stenden des reichs zu beratschlagen und zu bewegen, wie dem Turcken, der itzunder in etzlich vil tausent starck uff den baynen sein und ein bruck uber das wasser zu schlagen in vorhaben, nicht allein durch ein eilende, sondern auch beharliche hulf der gantzen cristenheit zu trost und gutem widerstand muge geschehen, mit angeheftem irer ksl. Mt. gnedigstem erbieten etc.

Als wollen ire fstl. Gn., Gn. und G. hochgemeltem meinem gnedigen herrn, Pfgf. Fridrichen, nicht bergen, daß sie sich zu erinnern wissen des vortrags und antzeigung, so unlangst in gegenwertigkeit ksl. Mt., Kff., Ff. und stenden des reichs und der abwesenden gesante und rethe durch gedachte ungerische und osterreichische potschaften und gesanthe vorbracht, und darauß die fhar und beschwerung, so des Turcken halben fursteet, nit one schmertzen vernohmen. Dan sie des mit inen ein cristlichs, hertzlichs mitleiden tragen, wolten auch nichts lieber, dan das durch verleihung des almechtigen solche sorge, fhar und beschwerung abgewendet und daß cristlich blut von der Turcken wuten erret werden mochte. Dartzu sie sich auch ires vermugens neben andern Kff., Ff. und stenden des reichs alleweg erboten und noch irenthalben nicht gerne einichen mangel wolten befinden lassen.

a Es wuste sich aber seine fstl. Gn. zu erinnern, daß von wegen der zwispaltigen religion allerlei mißtrauen durch unfridsame leuth zwischen den stenden des reichs eingefurt, also und dermassen, daß ein zeit lang kein standt gewust, wie er bei dem andern seß. Nun hette die ksl. Mt. verschienner zeit zu Nurmberg einen friden aufgericht, auch am keyserlichen chammergericht einen stilstandt cum clausula irritante der religionsachen gnedigst verfugt. Wie aber derselbige stilstandt am chammergericht gehalten und daß daselbst darwider, auch ungeachtet etzliche aufgerichte vertreg, jussiones und rescripten, procedirt und etzliche dieser stende verwanten in die acht gesprochen und erclert worden, das were unverborgen. Und wiewol die ksl. Mt. auf itzigem reichstag widerumb gnedigste suspension der vermeinten achten und processen am chammergericht außgeen und publicirn lassen, so wurde doch, des auch ungeachtet, am chammergericht itzt in werendem reichstag wider etzliche stende, wie sie berichten, procedirt, also das vil stende beraitan in gefhar der acht stunden–a. Darauß sich diese stende nichts anders dan hochster beschwerung teglich befharn musten.

Ob sie nun wol gantz willig und geneigt weren, neben andern Kff., Ff. und stenden des reichs gleichmessige hulf wider den Turcken zu leisten, so hette doch die ksl. Mt. gnedigst zu ermessen, wie sie dartzu kommen mochten, ehr dann sie eines fridens und gleichen rechtens gegeneinander im reich versichert und vergewisst werden, dan so sie hulf zu widerstand des Turcken thun und mitlerweil auch des unfriden gewarten solten, daß wolte inen zum hochsten beschwerlich sein. Darumb wolten sie die ksl. Mt. zum underthenigsten gebeten haben, ire Mt. wollten gnedigst darauf bedacht sein, daß ein gemeiner frid im reich deutscher nation aufgericht und des chammergerichts verdechtige personen, welche in vil wege dieb stende in prophan- und religionsachen wider alle recht und pillichait beschwerten, wie man zu seiner zeit antzutzeigen, geburlich reformirt und dasselbige also bestellet und besetzt werden mocht, damit auch diese stende gleich und recht bekomen und sich solcher unpillichen drancksalh und beschwerung nit befharen durfen.

Und seint uff solchen falh erbutig, alles dasjhenige, so zu widerstand des Turcken zu beratschlagen, zu bedencken und zu erwegen, die notturft erfordern wirdet, neben andern Kff., Ff. und stenden zu forderung der sachen alßbald, doch unverbuntlich furzunemen, dergestalt, daß solches, waß bedacht und geschlosßen, auf den falh, so man bestendigen friden, gleiche besetzung und reformation des chammergerichts und erledigung derselbigen beschwerung erlanget, erfolgen und geleistet werden solle, der underthenigsten zuversicht, dieweil di ksl. Mt. vermerckt und befindet, das diese stende, alles, das zu widerstandt des Turckenn und rettung cristlichs bluts mag bedacht werden, neben andern stenden zu fordern, zu beratschlagen und zu leisten helfen, zum hochsten geneigt und daneben nichts anders suchen noch begern, dan daß sie auch im reich friden und recht haben und erhalten mugen, die ksl. Mt. werden sie des allergnedigst nicht verdencken und sich also hirinnen vernehmen lassen und ertzeigen, damit allenthalben im reich deutscher nation ein bestendiger frid mocht aufgericht und erhalten und so vil statlicher und fruchtbarer dem Turcken widerstandt geschehen, darumb sie auch ire ksl. Mt. zum underthenigsten biten und seint, es umb ire ksl. Mt. underthenigst zu verdienen, alle tzeit willig und bereit etc.

Anmerkungen

1
 Zu dieser Datierung vgl. auch Wolfgang Rehlinger, Simprecht Hoser und Dr. Konrad Hel an Bgm. und Rat von Augsburg, Regensburg, 1541 Juni 20, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. [Nr. 765].
a
–a Angestr.
b
 In B und C: diese.