Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 391 Nr. 148 Bd. 2, fol. 42r–53r (Ausf., teilw. chiffr. 2).

B  Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 391 Nr. 148 Bd. 2, fol. 54r–59v (Reinkonz.); DV fol. 59v: An unsern gnedigsten herrn in der frantzosischen sach; fol. 59r Notiz:Abgefertigt Montag nach Vitj, den 20. Junij 1541.

Euerer L. und kfl. Gn. wollen wir nicht bergen, daß wir verschienner tage von 〈kgl. Wd. zu Frankreich gesandten, dem Morileto〉, angesprochen, ime auch darauf geantwort, wie eur L. und kfl. Gn. auß beiverwartem, schriftlichem verzaichnus zu vernehmen befinden werden. So haben wir ime auch vor des die 〈antzaige〉, wie uns euere L. und kfl. Gn. anderweit geschrieben, 〈gethann〉 und von ime nit anderß vermarckt, dan das er damit zufriden, und uns darauf vermeldet, das er dieselbige antwort 〈an die kgl. Wd. 〉 wolte gelangen lassen, von der er auch bevelh hette, 〈noch ain zeit lang alhie zu vorharren〉.

Darnach hat unser etzliche als nemlich 〈a mich, cantzler, und Dr. Bleickart–a〉 der andere gesante und orator 〈b kgl. Wd., der den kaiserlichen pflegt zu folgen–b〉, auch angesprochen und ein gemeine antzeig gethann 〈von der kgl. Wd. zu Franckreich〉 freuntlichen willen gegen eur L. und kfl. Gn. und, daß er bevelch hette, do etwaß furfielle, 〈den Hg. zu Gulich〉 belangende, solches seiner L. und fstl. Gn. zum besten zu wenden und fordern helfen etc., mit angehengter gemeiner bit und erbietten fast gleichermassen, 〈wie aus des Moriletj antzaige zu vormerken〉. Darauf ime auch gleichergestalt ein gemeine dancksagung und erbieten geschehen, sonderlich, das es euerer L. und kfl. Gn. auch vermeldet werden solte etc. Derhalben haben wir freuntlicher und underthenigster meinung bedacht, solches eur L. und kfl. Gn. antzuzeigen und, do uns eur L. und kfl. Gn. ichtes samptlich oder sonderlich bevelhen werden, dem soll von uns auch freuntlich underthenigst gelebt werden. Datum Regennspurg, Sonnabent nach Corporis Cristj, den 18. Junij anno domini 15413.

[Zettel:] Schicken Kopie der Antwort an Hg. Ulrich von Württemberg, der aidsleistung halben am chammergericht gegeben. Datum ut supra.

[2. Zettel:] Schicken ihnen von Hans Ungnad übermittelte Zeitungen über den Anzug der Türken. Datum ut supra.

[3. Zettel:] Für morgen erwartet man die Ankunft Kg. Ferdinands auf der Post. Wie bereits mitgeteilt, soll das Gerücht über die Eroberung Ofens nicht zutreffen.

[4. Zettel:] Heute früh Ankunft Kg. Ferdinands mit 8 Kleppern4. So haben wir itzt copeien von einer schrift [Nr. 258], die Hg. Heinrich von Braunschwig der ksl. Mt. auf euerer L. und kfl. Gn., auch des landgrafen ausschreiben ubergeben haben soll, erlangt, die wir euerer L., kfl. und fstl. Gn. hiemit freuntlicher und underthenigster meinung ubersenden. Datum ut supra.

[5. Zettel:] Von euerer L., kfl. und fstl. Gn. haben wir drei schreiben entpfangen und wollen dieselben forderlich darauf beantworten und darneben nicht bergen, sovil unsern vettern und gnedigen herrn, F. Hansenn von Anhalt, belangend, das sich sein L. und fstl. Gn. zu der schickung zu Dr. Martini gebrauchen hat lassen, daß solchs weder durch den marggraffen churfursten oder seine L. und fstl. Gn., den von Anhalt, an uns, sondern durch etzliche vertraute personnen gelangt. Sonsten wolten wir uns gegen seiner L. und fstl. Gn. unsers bedenckens haben vernehmen lassen. Datum ut supra. Ihr Schreiben vom 14. Juni aus Wittenberg [Nr. 743] wollen sie mit der nächsten Post beantworten. Aus zufallender verhinderung, wie aus beiliegendem Zettel zu ersehen, Verzögerung der Post bis heute Donnerstag, den 23. Juni.

[Beilage:] Aufzeichnung über ein Gespräch zwischen [Dolzig, Pack, Burchard] und dem französischen Gesandten Morelet, o. Datum.

Die vergangen tag hat 〈unsc der kgl. Wd. aus Franckreich gesanter Moriletus in unser herberge〉 angesprochen und volgende meinung angetzeigt, daß er daß schreiben, so euere L. und kfl. Gn. verschienner zeit an inen den gesanten gethann, 〈der kgl. Wd. zu Franckreich〉 zugeschickt, welche es von euerer L. und kfl. Gn. freuntlich vermarckt, wiewol 〈ire kgl. Wd. 〉 gerne wolte, daß es clerer und ausdrucklicher gewesen.

Zum andern wolte seine 〈kgl. Wd.〉 auf euere L. und kfl. Gn. und die stende 〈der schikung halben zu seiner kgl. Wd. 〉 die zeit dieses werenden reichstags nicht tringen, aber gleichwolh gebetten haben, das euere L. und kfl. Gn. und die stende nichtsdesterweniger bei der vorigen freuntschaft zwischen 〈seiner kgl. Wd. 〉 und euerer L. und kfl. Gn. und den stenden verharren und sich mit keinen verhaischungen oder zusage davon wenden lassen wolten etc.

Und do man sich mit 〈der ksl. Mt.〉 in ein fridshandlung einlassen wurde, were 〈seiner kgl. Mt. biet〉, das eur L. und kfl. Gn. und die stende der alten verwantnus und freuntschaft allerseits eindenckh sein und 〈seiner kgl. Wd. 〉 in solchen friden auch mit einziehen wolte, wie dann 〈seine kgl. Mt. 〉 in der fridshandlung zu 〈Nissa〉 diese verwanten stende auch mit begriffen, wiewol sie solches von 〈ksl. Mt. 〉 schwerlich erhalten mugen.

Es hette auch 〈die kgl. Wd. 〉 euerer L. und kfl. Gn. freuntlichen willen und neigung auß dem schreiben, so dieselben an 〈irer kgl. Wd. schwester, die konigin von Navarra〉, gethann, verstanden und solchs auch gantz freuntlich vernohmen.

〈Die kgl. Mt. 〉 begerten auch nichts hochers, dann das euere L. und kfl. Gn. und der Lgf. zu Hessenn alß die furnehmbsten haupter der protestirenden in freuntlichem, guten willen miteinander plieben und sich durch keine ursach voneinander trennen lassen wolten, zu erhaltung irer selbst wolfart und deutscher nation freiheit etc.

Alß man auch seiner 〈kgl. Mt.〉 zugemessen, daß sie mit dem 〈Turken〉 in buntnus steen solte, daran geschehe 〈seiner kgl. Wd. 〉 unrecht, dan sie hette kein 〈bundtnus mit dem Turken〉. Daß were aber war, waß 〈seine kgl. Mt. 〉 mit 〈dem Turken〉 handeln lassen, das were gemeiner 〈christenhait〉 zugut geschehen und gemeint, wie des die 〈Venediger〉 zeugen musten, welche in hochste beschwerung bei 〈dem Turken〉 kommen, do es durch 〈seine kgl. Wd. 〉 nicht were abgewendet und fride erlangt.

Es weren aber etzliche, welche von wegen ires aigenen und sondern nutzes mit 〈dem Turken〉 wolten zu schaffen haben, solte man sehen, daß sie nicht 〈die ganz deuzsche nation〉 in beschwerung brechten.

Nachdeme auch an 〈die kgl. Wd. 〉 gelangt, daß 〈der Hg. von Sophoy〉 sich eines 〈stands〉 und 〈session〉 im reich anmaste, were 〈seiner kgl. Mt. 〉 bit, ime solchs nit zu gestatten, dann 〈seine kgl. Wd. 〉 hetten das hertzogthumb 〈zu Sophoy〉 innen, der auch billich die 〈sessionn〉 geburte, und were erbutig, alle buhrden und beschwerden, so sich geburet, desselbigen 〈herzogthumbs〉 halben zu tragen und dem reich davon zu leisten.

Und dieweil sich der Bf. zu Maintz solt haben horen lassen, daß gemeltem 〈Hg. zu Sophoy die sessionn〉 im reich zuerkannt, were sein bit, inen solchs zu berichten, damit er daß 〈der kgl. Mt.〉 mochte zu erkennen geben. Es erbothe sich auch 〈die kgl. Mt. 〉 auf erkenntnus der Kff., Ff. und stende im reich des hertzogthumbs 〈Meilannds〉 halben, welchs 〈die ksl. Mt. 〉 mit der that und gewalt, auch wider geschehene zusage und bewilligung 〈seiner kgl. Mt. 〉 vorenthielte.

Er wolte uns auch nicht bergen, daß der Hg. zu Gulch und Geldernn bei der kgl. Mt. zu Frannckreich itziger zeit des vorstehenden heirats halben were und aldo gantz freuntlich gehalten wurde etc.

〈Die kgl. Mt. 〉 hette ime auch bevelch gethan, noch ein zeit lang auf diesem werenden reichstag zu verharren und, do etwas furfiele, das 〈die kgl. Wd. 〉 betreffen thette oder an seine 〈kgl. Wd. 〉 gelangen solte, wolte er gebetten haben, ime solches zu vermelden, sich auch zu allem dem, daß zuforderst euerer L. und kfl. Gn., auch uns zu gnedigem, freuntlichem und gutem willen gereichen möchte, erbotten haben etc.

Hirauf ist ime vermeldet, daß wir sein geschehene antzeige vernohmen und daraus 〈der kgl. Wd. zu Franckreich〉 freuntlichen willen und gemuet gegen euere L. und kfl. Gn. verstanden, darvor eur L. und kfl. Gn. 〈der kgl. Wd. 〉 freuntlichen danck wissen wurde, wie wir dan nicht zweivelten, euere L. und kfl. Gn. weren der alten verwantnus und freuntschaft nach zwischen der loblichen 〈chron zu Franckreich〉 und der deutschen nation 〈seiner kgl. Wd. 〉 herwider auch mit freuntlichem willen geneigt und zugethan etc.

So konnten wir es auch nicht anders versteen, dan das es seine 〈kgl. Wd. 〉 gantz freuntlich und wol meinete, daß 〈dieselbige〉 zwischen euerer L. und kfl. Gn. und dem landgraven freuntlichen willen gerne erhalten und gefordert sehen etc. Darauf wir aber ime, dem gesanten, nicht bergen wolten, daß beide euere L. und kfl. Gn. in gantzem guten, freuntlichem willen und ainigkeit stunden, wurden sich auch sonder zweivel desselbigen also wie bißanher gegeneinander zu halten wissen etc. Des Hg. 〈von Sophoien〉 halben were uns nicht bewust, daß ime ein 〈sessionn〉 im reich durch Kff., Ff. und stende zuerkannt, dan, obwol davon geredt, so were doch unsers wissens darinnen noch nichts beschlossen worden. Als er auch angetzeigt, das der Hg. von Gulch in Frannckreich eines heirats halben sich begeben und alda von der kgl. Wd. freuntlich gehalten wurde, wolten wir ime nicht bergen, daß darvon alhie fast ein gemein gerucht erschollen von seiner L. und fstl. Gn. raisen und vorstehender heirat, dartzu wir seiner L. und fstl. Gn. von Got gluckh, hail und alle wolfart wunschen und horten gerne, daß die kgl. Mt. zue Franckreich seine L. und fstl. Gn. in freuntlichem bevelch hetten.

Wir hetten auch vernohmen, daß er 〈nach ain zeit lang al[hie] pleiben〉 solte, und sein erbieten zu gunstigem, freuntlichem danckh vermerckt. Do wir ime auch hinfurder gnedigen, freuntlichen und dinstlichen willen zu erzeigen wusten, weren wir geneigt, wurde auch etwaß furfallen, daß ime zu vermelden, wolten wir seiner bith und erbiettens indenck sein, auch nichtsdesterweniger solche seine geschehene antzeig euerer L. und kfl. Gn. zu erkennen geben. Und do sie uns darauf, etwas ime ferner zu vermelden, bevelhen wurden, wolten wir uns des auch freuntlich und undertheniglich halten.

Anmerkungen

1
 Der Brief ging offenbar wegen Verzögerung der Post erst am 23. Juni 1541 ab.
2
 Die zahlreichen chiffrierten und teils marg., teils interlin. v. a. Hd. dechiffrierten Stellen sind in spitze Klammern gesetzt.
a
–a In B: N und N.
b
–b In B: alhie kgl. Mt. zu Franckreich.
3
 Vgl. auch Franz Burchard an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Regensburg, 1541 Juni 19, Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 142r–143v (Ausf., eighd.): Der von Vlatenn hath mier izunder inligende schrift zugestellet, welche eueren kfl. Gn. ich one vorzug in untertenickeit zu uberschicken bedacht, obwol die andern schriften, so eueren kfl. Gn. durch meinen gnedigen hern von Anhalt und die rethe in kurtz sollen auch ubersendet werden, noch nicht ganz vorfertigt geweßen, dan ich derwegen, dieße schriften eueren kfl. Gn. zum eilendsten zuzuschicken, nicht vorzihen wollen. Und hath der von 〈Vlatenn〉 mier darneben auch angezeigt, das alle sachen mit 〈dem hertzogen in Franckreich〉 gothlob glücklich und wol zustehen und das seines vorhoffens die kumpftige wochen 〈das beilager mit seinen fstl. Gn. und der jungen konigin von Nauarra〉 werde gehalten werden, welches sich bißanher auß vorfallender schwacheit 〈der konigin von Nauarra〉 vorzogen. Und dieweil ich leichtlich bedencken mogen, das eueren kfl. Gn. an solchen schriften trefflich und vil gelegen sein wurde, habe ich, derselbigen reitenden bothen, so mit dem von Anhalt und den rethen anherkomen, mit solchen brieffen zu eueren kfl. Gn., doch auch postsweiß zu fertigen, in unterthenickeit bedacht, idoch sonst nimandes von solchen brieffen anzeige gethan auß erinnerung euerer kfl. Gn. mier vorigen gethanen schreiben, des vorhoffens, euere kfl. Gn. werde des kein ungnedigs gefallen haben. Und thue eueren kfl. Gn. mich untertenigst bevelhen. Datum in eil zu Regenspurg, den 19. tag Junij anno domini 1541. Die chiffrierten und marg. bzw. interlin. v. a. Hd. dechiffrierten Stellen sind in spitze Klammern gesetzt.
4
  Kg. Ferdinand kam am 21. Juni 1541 in Regensburg an, vgl. die Würzburger Reichstagsgesandten an Bf. Konrad von Würzburg, Regensburg, 1541 Juni 22, Würzburg StA, Wzbg. RTA 17, fol. 403r–403v (Reinkonz.).
c
 In B stand danach ursprünglich: F. Wolffenn zu Anhalt und N. N. rete. Diese Formulierung wurde dann v. a. Hd. korr. in: Hanßen von Dolzk, Hanßen von Pack und canzler.Auch dies wurde dann wieder gestrichen.