Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 118r–119v (Konz.).

Haben über seine beiden jüngsten Schreiben beraten und erstlich zu gfallen angenummen, das ir uns so truwlichen zur christlichen regirung ermanent, verhoffende, Gott werde uns zu sollichem und, das wir nach sinem wolgefallen handlend, gnad verlyhen.

Zum andern belangende die supplication [Nr. 255], die die protestierenden von wegen der mordbrenner vor ksl. Mt. ingelegt, habent wir nach uwerm anzaigen ain sundern bevelh gestelt, wie ir hieby habt.Es soltent aber unsers erachtens die stend den handel bas bedacht und nit in so geverlicher sachen und vor solhen luten, die ainandern so gehaim und angenem sind, anbringung gethon haben, dardurch man in ain rechtvertigung und uß deren in andere unruw wol kummen mag, dann villichter oder der richter fur sich selbs oder uff der parthien beger ain gegensach erkennen wirt.

Item, der kuntschaft halb und wer, gezugknuß zu sagen, zuglassen werde, wurt mißlich sin. Und so man dan an kuntschaft erligen, wurde s[under] zwiffels nit nur die sach an ir selbs verloren, sunder ouch umb erwidrung aller schmach und schaden clag beschehen und dan wenig uff unserm thail do[rin] erhalten werden. So ist ouch verm[utlich], was der orten nit uß oberkait verhandelt, das wir uß richterlichem ampt zu underlaßen vil mer a mittel und bequeme weg haben. Item, sollte ouch die supplication nit nach mainung etlicher, sunder, wie die mit der merern hend zu stellen, beratschlagt, was geendert und der ksl. Mt. uberantwort sin–a, Doch diewil die stend so gmainlich dise supplication uberantwort, so habent ir b fur uch selbs–b nit wol anderst, dan ir gethon hapt, handlen konnenc.

Zum dritten vermerckent wir ab uwerem schriben, das mit großer gevar gegen den protestierenden in der religion, ouchd zitlicher sachen halb gehandelte. Es wurt aber, das wir guter hoffnung sind, durch Gott noch etwas mittels gfu[nden] (wie unglich [zalt?] es sich ansehen lasst), dardurch unser christenliche religion nit nur nit abgestelt, sunder, wie bißdaher mermals beschehen ist, zu anderen mer luten gewythert werde. Den das die furgenomenen artickel, so die etlichermassen tractiert, dornach angestelt und andere furgnumen werdent, gibt uns ain hoffnung, das sy letstlich all gar unußgericht pliben sollent. Dann by uns unmoglich gesen wert, das der gegenthail die warheit one ainiche vertuncklung, die kunftigs disputieren mit sich bringe, zulassen werd. So wurt dogegen der barmhertzig Gott, die sinen by erkanter warheit ze erhalten, durch die gloubigen erbeiten.

Zum 4., das ir vom Bf. von Lunden zu gast geladen, ir aber nit erschinen syen, beducht uns durch uch wol gehendelt sin, deßglichen nit ubel bedacht, ob ir wyther ervordert werdint, das dan ir furwenden wellint, uch usserhalb bevelhs das nit gepurlich sin.

Zum 5., belangende die Richenow, wellend wir uff uwer bedencken uns gfallen lassen, das ir darmit stillstenden und kain anbringen deßhalb thuen1. Sunst konnen wir in ander hendelen wie ouch in disen jetz ermelten uwern vlyß und arbait vermercken und wellend dessen zu gutem gegen uch nit vergessen. Damit ouch uwer arbait etwas geringert werd, haben wir Hannsen Spysser zu uch abgevertigt, der, was ir sunst selbs schriben mussent, schribe und, worin ir im bevelh habent, beholfen syge.

f Unser gehaimen habent uns angezaigt, was bevelh sy uch von wegen der wal und maximilianischen ordnung etc. geben habent2. Nun besorgen aber wir uß allerley beweglichen ursachen, das dises anbringen nit nur nit erhalten werden, sunder wol etwas nachtail mitbringen mochte. Derhalben wellent wir jetzmals dises anbringen beruwen lassen. Wolten wir ouch unverhalten haben, ir dormit stillzesten wissint–f. Datum, 1. Juny anno 1541.

[Zettel:] Der mordtbrenner halb habent wir uwern bericht, woruff die supplication, die man von irenwegen der ksl. Mt. uberantwortet hat, gestelt ist, verlesen und, wiewol wir der urgychten noch sunst irer handlung kain gruntlichs wissen habent, so lassent doch wir uns nit zuwider sin, das die ksl. Mt. der erschrockenlichen thaten berichtet und gebetten worden ist, das ir Mt. die bezignen in fanckniß nemmen welle, domit dise stend oder andere gepurlichs rechtens bekummen mugint. So sich aber zutrug, das die thäter in verwarnis gebracht und man dann ratschlagen wurde, ob und wie sy ze beclagen sin sollten, alsdan sollent ir der anclag halben nichtz bewilligen, wir werdint dan zuvor der urgychten und aller handlung gruntlicher berichtet, domit wir uns dorin ersehen und uch bescheid unserthalb zuschicken konnint, oder aber das sich die gmainen stend ainer ainhelligen mainung daruber entschliesint.

Anmerkungen

a
–a  Korr. aus zwei wegen stark markierter Streichung nicht mehr rekonstruierbaren Worten.
b
–b Nachgetr.
c
 Danach gestr.: Zum dritten, das man also die verordneten glerten, die von der religion handlent, nu.
d
 Danach gestr.: der guter halb.
e
 Danach gestr.: [wann] aller vlyß dahin gerichtet wurt, da[mit?] man den widerthail, wie die unsern [...?], durch sorgen zitlichen schadens und mit. Die Stelle ist wegen stark markierter Streichung nicht lückenlos und sicher rekonstruierbar.
1
 Vgl. dazu Moeller, Johannes Zwick, S. 227–230.
f
–f  Korr. aus: Unser gehaimen habent uns angezaigt, wes bevelh sy uch von wegen der wal der raten und maximilianischen ordnung geben habent. Das lassent nun wir uns gefallen und furnemlich, das ir by den vertruwten und verstendigen erkundigung habent, ob wir und die gmaind, so wir diß baidersyth mitainander ainig wurdint, im maximilianischen bref enderung thon mochten.
2
 Vgl. den Entwurf des geheimen Rates für die Änderung der von Maximilian verliehenen Stadtordnung, Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 121r–122v (Konz.). Vgl. auch die protokollarische Notiz, Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 111r–111v: [...]. Auf Antrag des Bürgermeisters, den dieser mit Klagen Zwicks über die Menge der Schreibarbeit begründete, wurde beschlossen, Hans Spyser, den Substituten des Stadtschreibers, zu Zwick zu schicken. Die Schriftstücke, betreffend das Ammannamt, Knöringen und dergleichen Beratungen, sind, weil sie den Reichstag nicht betreffen, an einem anderen Ort registriert. Konrad Zwick hat gebeten, ihm mitzuteilen, welche Form die beim Kaiser zu erbittende Neufassung der maximilianeischen Ordnung, die in seiner Instruktion erwähnt ist, haben soll. Darauf haben die Geheimen einen Text ausgearbeitet wie folgt mit Nr. 41. Sy habent aber die nit hinweggeschickt, sunder den hendel vorhin an den rat gebracht. Der hat nun der zit in solhem nichz handlen wellen, sunder Cunraten Zwicken in dem obermelten schriben mit Nr. 39bezaichnet ouch dises puncten halb anregung gethon.