Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, RK RTA 6, unfol. (Ausf.).

B  koll. Straßburg AD, 15 J 14, unfol. (Konz.).

Hat das ksl. Ladungsschreiben vom 19. Januar zum Regensburger Reichstag [Nr. 11] erhalten. Würde gern persönlich zum Reichstag kommen, besonders weil der Kaiser selbst anwesend ist. Ist aber, wie er dem Kaiser bei dessen Anwesenheit in Speyer jüngst bereits mündlich mitgeteilt hat, wegen des Podagra zur Reise nicht imstande 1. Ist durchaus bereit, zur Fortführung des Kolloquiums seine Vertreter zu schicken, wie er denn auch Gf. Johann von Isenburg, Dr. Christoph Welsinger und einen Theologen zum Wormser Kolloquium geschickt hat. Ging davon aus, dass Gf. Johann von Isenburg ihn auch in Regensburg vertreten könne, und ersuchte den Erzbischof und das Domkapitel von Trier, den Grafen für die Zeit der Regensburger Verhandlungen von seiner Residenzpflicht zu befreien. Zwar war Gf. Johann bereit, im Auftrag des Bischofs nach Regensburg zu gehen, aber das Domkapitel hat das Beurlaubungsgesuch abschlägig beschieden und der Erzbischof hat ihm mitgeteilt, er könne beim Kapitel mehr nicht erreichen 2.

Da er den Gf. Isenburg deshalb nicht verwenden, auch sein Rat Dr. Welsinger so schnell nicht nach Regensburg kommen und er selbst die presidentzaus Gesundheitsgründen nicht übernehmen kann, hat er die Bff. von Würzburg, Speyer und Augsburg gebeten 3, ob euer ksl. Mt. mitlerzeit das angefangen gesprech wider an hand nemen oder andere rychßhandlungen anfahen wurd, das iren einer mich darin vertretten oder durch die seinen vertretten lassen soll, damit myner presidentz halb und sonst meins abwesens nichzit versaumbt werde. Da er nicht mit einer abschlägigen Antwort des Trierer Domkapitels gerechnet, vielmehr erwartet hat, sie wurden in bedacht diß christlichen, notturftigen wercks gemeiner christenheit und irem selbs nutzes gemeltem von Ysenburg ungeachtet seiner residentz erlaubt haben und besunder, dieweil derselbig by voriger handlung gewesen, deren guthen bericht hat, die nutzlich volfuren helfen möcht, und da er also nicht säumig gewesen ist, bittet er den Kaiser, ihn zu entschuldigen und, damit mein presidentz wie zu Wormbs nochmals versehen werde, das Trierer Domkapitel anzuhalten, Gf. Johann von Isenburg von seiner Residenzpflicht zu befreien und ihn dessen ungeachtet im Genuss seiner Bezugsrechte zu lassen, doch iren statuten, ordenungen und satzungen in andere wege one schaden. Der Kaiser kann aus ksl. Machtvollkommenheit sowohl den Grafen nach Regensburg beordern als auch den erwähnten Vorbehalt wegen der Kapitelsstatuten machen. Bittet, ihm solches Aufforderungsschreiben umgehend zukommen zu lassen, damit er es an das Trierer Kapitel weiterleiten kann. Dessen ungeachtet sollen sein anderer Gesandter und ein Theologe möglichst bald in Regensburg erscheinen 4. [...]. Datum zu Ruffach am Eschermitwoch anno etc. 415.

Anmerkungen

1
 Am 9. und 10. Februar 1541 verhandelte der Bischof in Dachstein mit dem Domkapitel über die Beschickung des Reichstages in Regensburg. Aus gesundheitlichen und finanziellen Gründen erklärte sich der Bischof zum persönlichen Besuch außerstande. Als Vertreter wurde Johann von Isenburg vorgeschlagen, der zur Bedingung machte, dass ihm durch seine Reise nach Regensburg wegen Verletzung der Residenzpflicht im Trierer Domkapitel kein finanzieller Schaden entstehe. Entsprechende Schreiben wurden nach Trier abgesandt. Der Bischof, der bereits für die Teilnahme am Hagenauer Tag und am Wormser Kolloquium aus eigenen Mitteln aufgekommen war, lehnte es ab, die Gesandtschaft nach Regensburg vorzufinanzieren. Es blieb anscheinend offen, woher das Geld für die Beschickung des Reichstages genommen werden sollte. Vgl. Bf. Wilhelm von Straßburg an Dr. Christoph Welsinger, Zabern, 1541 Februar 6, Straßburg AD, 15 J 14, unfol. und die protokollarische Niederschrift zu den Beratungen in Dachstein, 1541 Februar 9 und 10, ebd. Zur Politik des Straßburger Bischofs auf dem Wormser Kolloquium und auf dem Regensburger Reichstag vgl. Wolff, Richard: Die Reichspolitik Bischof Wilhelms III. von Strassburg, Grafen von Honstein. 1506–1541. Ein Beitrag zur Reichsgeschichte im Zeitalter Maximilians und Karls V. Berlin 1909, Nachdruck Lübeck 1965 (Historische Studien Heft 74), S. 351–368.
2
 Vgl. Bf. Wilhelm von Straßburg an Kf. Johann Ludwig von Trier, Dachstein, 1541 Februar 10 und an das Trierer Domkapitel, Dachstein, 1541 Februar 10, sowie die weitere Korrespondenz zur Bemühung um die Freistellung Isenburgs in Trier, Straßburg AD, 15 J 14, unfol.
3
Vgl. Bf. Wilhelm von Straßburg mut. mut. an Bf. Konrad von Würzburg, Bf. Christoph von Augsburg und Bf. Philipp von Speyer, Isenburg, 1541 März 2, Straßburg AD, 15 J 14, unfol.
4
 Vgl. Bf. Wilhelm von Straßburg an Bf. Konrad von Würzburg, Isenburg, 1541 Februar 28, Straßburg AD, 15 J 14, unfol. (Konz.): Vor wenigen Tagen hat ihn der Kaiser erneut nach Regensburg erfordert. Er soll auch selbst am vergangenen Dienstag [1541 Februar 22] dort angekommen und willens sein, etwas ernstlich zu weytterer handlung zu gryffen, damit die schleuniger von stat gange. Hat den Bischof neulich bereits gebeten, dem Theologen, der bereits in Worms in seinem Dienst stand, zu erlauben, ihm auch in Regensburg zu dienen, und des Bischofs Zusage erhalten. Bittet diesen Theologen nunmehr anzuweisen, umgehend nach Regensburg aufzubrechen und ihn dort zu vertreten, bis seine anderen Gesandten ankommen. Datum in unserm schloss Ysenburg, am Montag nach Esto mihi anno etc. 41. Vgl. auch das Parallelschreiben Bf. Wilhelms von Straßburg an Lic. Johann Armbruster, Isenburg, 1541 Februar 28, Straßburg AD, 15 J 14, unfol.
5
 Mit einem weitgehend gleichlautenden Schreiben wandte sich der Bischof auch an den ksl. Sekretär Johann Obernburger mit der abschließenden Bitte um seine Fürsprache bei Karl V., Vgl. Bf. Wilhelm von Straßburg an Johann Obernburger, Isenburg, 1541 März 2, Straßburg AD, 15 J 14, unfol. Vgl. auch ders. an den bayerischen Rat Dr. Johann Weißenfelder, Isenburg, 1541 März 2, ebd.: Begründung, warum Gf. Johann von Isenburg ihn nicht auf dem Reichstag vertreten kann. Hat seinen verordneten Theologen bereits abgefertigt. Da er nicht weiß, wie die Dinge in Regensburg stehen und ob der Kaiser in Reichsangelegenheiten oder über die Religion verhandeln lässt, bittet er, ihn über den Gang der Dinge zu unterrichten, auch den Boten bei der Suche nach einer geeigneten Herberge zu unterstützen. Datum in unserm schloss Ysenburg am Eschermitwoch anno etc. 41. Vgl. auch die Anweisungen für den bischöflich-straßburgischen Boten Adrian Klett nach Würzburg und Regensburg, o. Ort., o. Datum [1541 März], Straßburg AD, 15 J 14, unfol. (Konz.): Bericht, weß sich Adrian Klett, unsers gnedigen herrn von Straßburg gesandter bott, halten soll. Erstlich soll er unserm gnedigen herrn von Wirtzburg seiner Gn. brief behendigen, daruber des predicanten halb bescheyd begern. Dem licentiaten theologo sein brief auch behenden und mit demselben, so ehr, so besser, ufsein, gen Regensburg zu reyten. Zu Regenßburg soll er moglichen flyß thun, ein herberg fur den predicanten und andere unsers gnedigen herrn verordente uff 8 oder 10 personen am gelegensten zu bekomen. Darneben dem Wyssenfelder, Hg. Ludwigs rate, sein brief zu antworten und daruber antwurt begern. Dazu soll Klett den brief an röm. ksl. Mt. dem Obernburger behenden und darf keiner antwort, ist genug, das der uberlyffert werde. Aber darnach hat er ein brief an den Obernburger, den soll er, uffs erst er darkumpt, ime antworten und umb ksl. Mt. bevelch an das capittel zu Trier anhalten, das derselb gefertigt und meynem gnedigen herrn dessen ein copy werde. Sobald Klett die hat und der licentiat mit seym diener versehen ist, soll er den nechsten wider von Regenßburg zu meynem gnedigen herrn komen, solchen der ksl. Mt. bevelch, auch des Obernburgers nebenschrift und copey, darzu eyn schrift von Wyssenfelder mitbringen, damit sein Gn. sich [mit] verschickung der uberigen darnach moge gerichten. Ob aber der licentiat kein knecht hett und Klett nit wol wychen kondt, so soll er, es sey by eym priester oder sonst, bestellen, das yemant uff in warte, damit er nit allein sey, und alßdenn abermals, wie gemelt, zu meynem gnedigen herrn kommen. So wirdt ime der landschreyber zu Zabern dißmals zu notturftiger versehung gelt lyffern. Verner hat er dry brief an die Bff. zu Wurtzburg, Spyr und Augßburg, ob er sie alle drey zu Regenßpurg findet, so soll er erstlich dem Bf. von Speyr seinen brief desselben cantzler oder hofmeyster antwurten und dannach wider fragen, ob sein Gn. meynem gnedigen herrn seiner Gn. schrybens wilfaren welle. Sover es dann bey demselben richtig ist, so dorf er die uberigen zwen brief nit antwurten, sunder soll die widerbringen. Ob aber mein gnediger herr von Speyr sich dessen nit beladen wollt, so soll Klett alßdann dem Bf. von Augßburg seinen brief glychermaß wie vor ubergeben. Wollt sich alßdann sein Gn. darin auch entschuldigen, so soll er den dritten brief antworten dem Bf. von Wirtzburg. Ob er sie aber nit alle dry daselbst, sunder allein einen oder zwen do finde, soll er es [aber?] halten, wie vor steet.