Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 2, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: Lgf. zu Hessen widerschreiben der von Braunschweig halben, will uff den reichstag, sihet vor guet an, das sich mein gnedigter herr in di nehe vorfuget, item, zeigt an und schikt copei, was er an Granuelh der braunsweigischen und burggrefischen sachen geschrieben, 1541, Torgau.

B  koll. Marburg StA, PA 2593, fol. 147r–149v (Konz.); DV fol. 149v: An den Kf. zu Sachssen etc.

Uff euerer L. geschickten gegen Bronschweig werbung und antragen, an einen rath doselbst zu erkondigung irer gelegenheit jungstlich gethon, haben wir die relation und, was er bey denen von Bronschweig verner in antwurt gefunden, und sonderlich, uß was ursachen euere L., die bewilligt hulf zur Nawmburg in der von Bronschweig beschwerungen uff einen monat ufftzuziehen, erachten, uß euerer L. schreiben [Nr. 487], wölchs gegeben ist nach Cathedra Petrj, nach der leng vernomen. Was nun solch ir, der von Bronschweig, antwurt belangt, sollen euere L. vernemen, das uns der rath bemelter statt diser tagen vor zugeprachter euerer L. schrift vast gleichergestalt solcher euerer L. entpfangner antwurt nit ungemeß geschriben, namblich wan inen Hg. Heinrich die arrestierte zehenden und zins würcklich volgen lies und sie versichert, das verföste und unverföste mit irer hab, leib und guetter sicher und unbevahrt im furstenthumb passiern und darinnen und -durch narung suchen möchten, so köndten sie so vil dester mehr mit den andern irn beschwerungen dem gegenwurtigen reichstag abwarten und ein zeit lang zusehen. Also das wir daruff, nachdem wir vermerckt, das die vertröst abschaffung nicht beschehen sey, dem Granuella furderlich und gleich geschriben [Nr. 493] a und, als uns vor vervörtigung desselben eurer L. schreiben zukomen, haben wir dem Granuell einen artickel, uß sollichem euerer L. schreiben verzeichnet, zugeschickt, wie die hierin ligend copi dasselb ußweiset–a, und uff sollich unser schreiben unverzogenlicher antwurt begert inhalt solcher unser schrift, davon wir eueren L. hiemit copien zusenden, daruß auch euere L. befunden werden, mit was ernst und vleiß wir die abschaffung pittlich vordern. Und versehen uns, es soll an der willfahrung kein mangel sein, sonder uff das wenigst die zwen puncten erhalten und erlangt werden, deren Bronschweig furnemblich begert und mit denen sie bis uff den reichstag ersöttigt wern. Was uns dan in antwurt widerumb zukompt, das wöllen wir eueren L. so tags so nachts furderlich zu erkennen geben und reicht uns zu freuntlichem wolgefallen, das euere L. der bewülligten hulf einen monat ufftzug gegeben, verhoffen derhalben, ob die antwurt in sollicher zeit nicht ankeme, als wir uns doch nit versehen, euere L. werden ir, etliche wenig tag über den monat, biß wir die entlich antwurt erreichen möchten, zu verziehen, auch nicht mißfallen lassen. Und dieweil uns die von Bronschweig ursach gegeben, an den Granuell zu schreiben, haben wir auch zu furderung euerer L. personlichen erscheinens uff dem reichstag nicht könnden underlassen, sonder haben auch in euerer L. sachen, den Bf. zu Mentz und Meichssen belangend, umb suspension und anstöllung gepetten, als euere L. sollichs uß des Granuelle schreiben auch bericht entpfahen werden und, wiewol wir des von eueren L. keinen bevelch gehapt, so hoffen wir doch, das wir darmit derselben zu mißfallen nicht werden gehandelt haben, dann es von uns guter wolmeynung und den sachen allenthalben zu dem pösten dargereicht.

Nachdem wir uns nun versehen und nicht anderst hoffen, dann die von Bronschweig sollen, wo nicht alle puncten unserer petition, doch uffs wenigst die zwen artickel, namblich erlödigung der arrestierten zins und guetter und dann das [sic!] freien und sichern passierns im furstenthumb b (sover es anderst durch den herolden noch nit beschehen und, wo die abschaffung ervolgt were, bitten wir des von euerer L. bericht zu werden) erhalten–b, darzu auch euerer L. beschwerung, sovil Mentz und Meichssen betrifft, begertermassen suspendiert werden, c so were unser gutbeduncken–c, das sich euere L. etwas nehern und sich gen Coburg oder d zum wenigsten gen–d Weimar furderlich verfuegen, domit, wann die antwurt zur willfahrung vorgemelter beger einkeme, das euere L. von der nehin uß zu dem reichstag eillen möcht. Dann euere L. haben dannocht zu bedencken, das es etwas schimpflich und beschwerlich sein will, das die ksl. Mt. uff dem reichstag so lang verharren, e sonderlich weil sie sich so guttwillig in fridshandlung und vergleichungen vernemen laß–e, und das von chur- und fursten niemands zugegen f sein soll, wölchs ksl. Mt. zu grossem mißfallen reichen und villeicht ein verdrus und unwillen daruß schöpfen möcht–f. Darumb so werden sich euere L. nunmehr in die nehin wol zu schicken und zu begeben wissen.

Dann wir wöllen eueren L. nicht verhalten, das wir bedacht und entschlossen sein, uff den eilften Marcj nechst ufftzusein und nach Regennspurg zu verrucken, daruff wir dann auch bestöllt und verordent haben, das uns die antwurt von dem Granuell under augen zugepracht werden soll. Was die sein wurt, des sollen eure L., wie vorgemelt, eillenden bericht entpfahen.

Im fallh aber, do man die vorgemelte puncten und sonderlich die zwen, wölche Bronschweig begert, nicht könt oder möcht erhalten, so sein wir des geneigt, die hulf neben eueren L. in das werck und in den furgang komen zu lassen, und ob wir auch schon uff dem reichstag sein und daruff, so schicken wir eueren L. hiemit zwen schriftlich bevelch an zwen unsere rittmeister, Veitenn von Münster und Bron Bockenn, und dann an unsere fußknechthauptleut Joachim Dossen und Hannsen von Klapurg, die mögen euere L. H. Bernharten von Mülhein zustöllen und im bevelhen, do je die hülf in Bronschweig sollt und mueßt geleist werden, das er dann solliche schriftliche bevelch den hauptleuten und rittmeistern furderlich zusende. So werden sie bey ime, H. Bernharten, erscheinen und zu stattlicher berathschlagung und allem andern verhelfen und mag also H. Bernhart uß den bemelten zweyen fußknechthauptleuten den einen, der in dartzu fur tauglich ansicht, nemen. [...]. Datum Marpurg, Montags, den 28. Februarij anno 41.

[PS:] Postscripta haben uns burgermeister und rath der statt Goßlar ein clagschrift gethon und uns mit beschwerden zu erkennen gegeben, was inen, auch uber das sie Hg. Heinrichen die suspension verkündet, seiderher weitter begögnet1, inhalt und vermög der copi, die wir eueren L. hiemit zuschicken, daruff wir dann dester mehr ursach gehapt, dem H. Granuell etwas ernstlicher zu schreiben und zu begern, das Hg. Heinrich und seine amptleut, auch seine zugetonen und verwandten zur gehorsam gepracht und also der stillstandt thättlicher gwaltsame ervolgen möchte, mit etlichen andern persuasionen und weiterer ußfuerung, wie euere L. uß solchem unserm schreiben an Granuell, darvon wir derselben abschrift zuvörtigen, verner vernemen werden.

Und das also mit der execution durch Hg. Heinrichs amptleut furgangen und nicht stillgestanden würdet, achten wir, das es uß diser ursach beschehe, als Hg. Heinrich solcher suspension und verschaffungen gewahr worden, würdet er sich studiose mit sonderm fursatz und vleiß von land geton haben, darmit, wann g er der ungehorsam und verachtung angetzogen–g, das er anzeigen könndt, er hett von diser abschaffung nichts gewußt, und das es seine amptleut mit dem zu verantwurten haben möchten, das sie, die execution inhalt ergangner executorial zu thun, von Hg. Heinrichen, irem herrn, bevelch entpfangen, von dem sie auch on sein widerabschaffung nicht zu weichen gewißt. Wir hoffen aber, wo im die ksl. Mt. uf dem jetzigen reichstag stattlich und mit ernst mandiern, er soll dardurch zur gehorsam gedrungen und also der stillstandt ervolgen. Und will nunmehr der haupthandel uff disem ruwen, das man uff disem gegenwurtigem reichstag die sachen dohin furdere und befleissige, das Goßlar widerumb restituiert oder die gantz acht abgeschafft, desgleichen auch in der purgationsach comissarien zu verhör der gezeugen ad perpetuam rei memoriam erpetten werden.

Daneben haben wir inen weitter vertröstung gethan, ob Hg. Heinrich solchen mandaten und abschaffungen nicht pariern wöllt oder wurd, do sie dann euere L. deßhalben umb hulf ansuchen, so wurd inen dieselb hulf zu roß und fuß, wie sie nechst zur Nawmburg denen von Bronschweig und dergleichen auch inen zu trost bewilligt, geleist werden.

Und dieweil euere L. wissen, das diser punct, ob der goßlarisch handel ein religionsach were oder nicht, in dem nawmburgischen abschid [Nr. 7] uff hinder-sich-bringen gestöllt, daruff sich auch ein jeder stand seines gemuets vernemen lassen soll2, so haben derhalben heut datums uns die oberlendische stött ir resolution und antwurt zugevörtigt, wie euere L. uß der copi hieneben zu vernemen haben, daruß sie dann auch zu versteen, das sich die oberlendischen stött so gar untröstlich oder ungeneigt nicht erzeigen, sonder das dannocht Goßlar halb etlichermassen wol zu hoffen ist. Gleichergestalt werden auch euere L. uß sollichem der oberlendischen stött schreiben bericht entpfahen, was sie einnemung halb Hg. Erichsen seligen son in die gemein verstendtnus auch geschlossen und fur gut angesehen haben3, wölchs alles wir eueren L., dero wir freuntlich zu diennen geneigt, nicht verhalten wöllten. Datum ut in litteris.

Anmerkungen

a
–a In B marg. nachgetr.
b
–b In B marg. nachgetr.
c
–c In B: So wil numer die notturft ervordern.
d
–d In B marg. nachgetr.
e
–e In B marg. nachgetr.
f
–f In B marg. nachgetr.
1
 Vgl. Bgm. und Rat von Goslar an Lgf. Philipp von Hessen, Goslar, 1541 Februar 22/24, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 1, unfol. (Kop.).
g
–g In B korr. aus: im die suspension insinuiert und verkunt wurd.
2
 Vgl. den Naumburger Abschied des Schmalkaldischen Bundes, 1541 Januar 16 [Nr. 7].
3
 Vgl. die oberländischen Städte des Schmalkaldischen Bundes an Lgf. Philipp von Hessen, [Esslingen], 1541 Februar 22, Frankfurt ISG, Reichssachen II Nr. 909, fol. 12r–15v (Kop.): Auf dem Naumburger Tag der schmalkaldischen Verbündeten wurde unter anderem auch die Frage, ob die Acht gegen Goslar als Religionssache anzuerkennen sei, zu späterer Stellungnahme vertagt. Auf dem auch zur Beratung über diesen Punkt angesetzten gegenwärtigen Tag zu Esslingen sind die städtischen Gesandten zu folgender Auffassung gelangt: Und erstlich sovil die beschwerlich und unleidenliche der statt Goßlar acht thut belangen, haben und tragen wir mit denselben von Goßlar als unsern lieben und guten freunden getreulichs und hertzlichs mitleid, wissen auch unsere hern und obern desselbigen nit weniger des[sic!] unß [sic!] gesint sein. Dweil wir aber uß euerer fstl. Gn. gnedigem schreiben, so an unsere herrn und obern sampt und sonderlichen außgangen und zum theil hievor vermerckt und vernomen, welchermassen die röm. ksl. Mt., unser allergnedigster herr, uff unsers gnedigsten herrn, des Kf. zu Sachssen, und euerer fstl. Gn. underthenig anhalten die goßlarische und auch mindische acht gnedigklichen angestelt und sonsten in allen andern religionssachen an dem keyserlichen camergericht einen stilstand verschafft, sein wir der trostlichen hoffnung, des uff jetzo gegenwirtigem reichsteg durch unsern gnedigsten hern, den Kf. zu Sachssen, euere fstl. Gn. und andere ainigungsverwante stende, unsere gnedige, gunstige herrn und gute freund, so vil gehandelt mege werden, damit berierte der erbern stett Goßlar hochbetrangenliche acht gantz und gar abgeschafft oder aber zum wenigsten in fernern stilstand moge gepracht werden, derhalben dann wir diser zeit guter wolmeynung bedacht, das die erkhantnus solicher acht, ob die fur ein religionsachen anzunemen oder nit, dise kleine zeit one nachteil der erbarn statt Goßlar wol angestelt werden mege und im fall, do berierte deren von Goßlar beschwerden nit abgeschafft oder angestelt, so sollen und werden unsere hern und obern die iren mit volkomenlichem bevelch und gewalt, hierinnen neben gemeinen ainigungsverwanten stenden entlichen zu schliessen, dermassen abfertigen, darab euer fstl. Gn. ein gnedigs und wolgefelligs beniegen empfahen sollen.Konditionen der Aufnahme Hg. Erichs von Braunschweig-Lüneburg in den Schmalkaldischen Bund. Datum Dinstags, den 22. Februari anno 41.Vgl. auch Georg Maurer, Stadtschreiber von Memmingen, an Bgm. und Rat von Konstanz, 1541 Februar 6, Konstanz StadtA, G 20 (Reformationsakten), fol. 7r–8v (Ausf.): Ist heute von Speyer zurückgekommen. Plan des Kaisers, über Heidelberg und die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach nach Nürnberg zu reisen. Des stillstands halb mit den processen am chamergericht in religionssachen haben ir Mt. mit den assessorn des chamergerichts drey tag anainandern ernstlich gehandelt, dann dieselben sich heftig gewidert, das sy vermaint, nit stillzusteen, dann es wider ir jurament und sy schuldig seyent, mengclichem recht ergeen ze laßen. Aber ir Mt. sich nicht daran gekhert und weiter gesehen, was ir Mt. an ainigkait und friden der teutschen nation gegen andern pottentaten gelegen, und derhalb auch durch sonder vleisig handlung des H. Granuels nichtdestweniger den stillstandt verschafft und die verglaittung gegeben, wie euere fürsichtige W. auß beigelegten schriften vernemmen werden. Hat Kopien dieser Schriften auch an Straßburg, Augsburg und Ulm geschickt. Vielleicht kommt man zu der Auffassung, den wegen der Goslarer Angelegenheit angesetzten Tag zu Esslingen wieder abzuschreiben. Falls der Esslinger Tag aber stattfinden sollte, was im Ermessen Ulms liegt, so werden die Städte ihre Gesandten um so besser abfertigen können und man wird dem Landgrafen dest fugclicherantworten können. Nimmt an, dass die sächsischen und hessischen Gesandten das Geleit und das Suspensionsmandat ihren Herren daheim vorlegen und diese dann einander ihr Bedenken mitteilen werden. So würde es noch eine Weile dauern, bis den Städten die Schriften zugehen. In Kenntnis dieser Schriften können Bürgermeister und Rat von Konstanz hinsichtlich des Reichstagsbesuchs besser disponieren. [...]. Datum, den 6. Februarij anno etc. 41. Vgl. dazu die Korrespondenz zwischen Straßburg, Ulm und Konstanz zur Organisation des Tages der oberdeutschen schmalkaldischen Bundesstädte in Esslingen, 1541 Februar 4–17, StadtA Konstanz, G 20 (Reformationsakten), fol. 14r–15r und fol. 152r–155r und Bgm. und Rat zu Konstanz an die Gesandten der oberdeutschen, schmalkaldischen Bundesstädte zu Esslingen, 1541 Februar 17, Konstanz StadtA, G 20 (Reformationsakten), fol. 156r–157r (Konz.): Erneutes Ausschreiben des Esslinger Tages durch Ulm. Können im Augenblick niemanden schicken. Bitten um Entschuldigung. Stellungnahme zu den Beratungspunkten: Entnehmen aus der Darstellung der Goslarer Angelegenheit, dass Goslar wegen der Religion in diese Beschwerung gekommen ist und dass die Stadt, wenn sie im Stich gelassen wird, auch die Religion verlieren muss. Plädieren deshalb dafür, die Goslarer Angelegenheit als Religionssache anzuerkennen, für die der Bündnisfall gilt. Votieren auch für die Aufnahme Hg. Erichs von Braunschweig in den Bund, in Bedacht, dass er sich der Religion anschließen will, dass er zur Verwandtschaft Hg. Heinrichs von Braunschweig gehört und Hg. Erich d. Ä. für sich und seine Erben dem Nürnberger Bund beigetreten ist. Wenn die Esslinger Versammlung solches im Interesse des Bundes beschließt, so wollen sie dies hiermit auch bewilligt haben. Wenn die Esslinger Versammlung zu einer anderen Auffassung kommt, so bitten sie, sie zu verständigen etc.