Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Würzburg StA, Wzbg. Standbuch 768, fol. 38r–41v (Kop.); ÜS fol. 38r: Protestacioninstrument der wirtzburgischn rathe contra den wormbsischen rathe der session halb uffm reichsdag zu Regenßburg anno 41.

In Gottes namen, amen. Khundt und offenbare sei allen und jeden, die dises offen instrument ansehen, lesen oder horen, das ime jar, als man zallt von Christi geburt 1541 der 14. romerzinszale, indictio zu latein genant, am Sambstags nach Sonndag Judica, den neundten Apprilis, bey herschung und regirung des allerdurchleuchtigsten, großmechtigisten fursten und heren, H. Carln des funften, romischen kaisers zu allen zeiten merer des reichs etc., unsers allergnedigsten herrn, ime 22. jare in beiwesen mein nachbenanten offenbaren notari und der gezeugen, unten geschrieben, personlich erschienen die erwirdigen, edlen und hochglarten herrn H. Daniell Stibar, thumbher und probst zu Haüge, Hainrich Truchsas von Wetzenhausen zu Bundtorff, hoffmeinster, und Georg Farner der rechten doctor und cantzler des hochwirdigen fürsten und herrn, H. Conradts erwellts und bestettigts Bf. zu Wirtzburg und Hg. zu Frannckenn, meins gnedigen herrn, mit volkhommenem gewaldt zu disem angesatzten khayserlichen reichsdage alhier gein Regensburg verordenthe und gesante rathe und hilte alldo vermelter H. Jorg Farner Dr. und cantzler in seinen henden ain papiren zettel, durch welchen sie muntlich anzeigen liessen, wie sie der maynung und willens, uber etzliche beschwerden, darinnen begrieffen, zu protestiren, wie sie dann alle sampt und sonder von hochgedachts ires gnedigen herrn und principals wegen offentlich protestirten, wie dann sollicher zettel verners inhalts von wort zu wort verlesen wardt, also lauthendt:

Vor euch offenen notarien, auch glaubwirdigen zeugen, hernach benennt, erscheinen wir, die hernach gemelte des hochwirdigen fursten und herrn, H. Conraden erwellts und bestettigts Bf. zu Wirtzburg und Hg. zu Franncken, unsers gnedigen herrn, zu disem angesatzten kaiserlichen reichsdage allheer gein Regenßburg mit volkhommenem gewaldt verordenthe und gesanthe rathe, nemblich Daniell Stibar von Rabeneck, thumbherr und probst zu Hauge, Hainrich Truchsas von Wetzhausen zu Bundtdorffe, hoffmeinster, und Georg Farner der rechten doctor und cantzler zu Wirtzburg, zeigen ane und vermelden mit beständigem grunde, das wilandt die hochwirdige fursten und regirende Bff. zu Wirtzburg und Hgg. zu Franncken und in sonderheit die jungst verstorbene drei bischove doselbst, so ongferlich biß in die 74 jare nacheinander regirt, nemblich H. Rudolff des geschlechts von Schernberg biß in das 29., H. Lorenntz, geporn von Bibra, biß in das 24. und der nechst, diß jars hochloblichster gedechtnus verstorben furst H. Conradt von Thüngen biß in das 21. jare oder aber zu jeder zeit ires personlichen abwesens ire geschickte rathe, bottschaften und gesanten je und alle zeit die preeminentz in reiten, gehn, sitzen, stehen, handlen und wand len uff den gehaltenen khaiserlichen und khoniglichen reichsdagen one mittel nach dem Bf. zu Bamberg oder iren bottschaften und vor den Bff. zu Wormbs oder iren bottschaften und in sonderheit von zeiten Ks. Friderichs des dritten hochloblicher gedechtnuß regirung und also lenger, dann menschengedechtnus erraicht, in geruwiglichem, rechtmessigem, herprachten beseeß und geprauch gehapt, herepracht und noch haben ausserhalb des, so sich uff jungst gehaltenem reichsdag zu Augspurg des 1530. jars begeben, als sich der hochwirdig, durchleuchtig und hochgeporn furst und herr, H. Hainrich, administrator des stiefts Wormbs, Pfgf. bei Rhein und Hg. in Baiern etc., mit hochgemeltem Bf. Conraden loblicher gedechtnus umb die session und vorgang ime reichsrathe vermainlich zu irren, unterstanden, darumb dozumale sein fstl. Gn. der röm. ksl. Mt. und insonder Pfgf. Ludwigen Kf., auch anderen irer kfl. Gn. geprudern zu eren und freuntlichem gefallen und uff gehapte unterhandlung sich mit ime, dem administrator, ain dag umb den anderen denselbigen werenden reichsdage und nit lenger, onebegeben seiner fstl. Gn. und des stiefts Wirtzburg herprachten possession und gerechtigkhaiten, auß gutem, freuntlichem willen und khainer von dem hochgedachten administrator dargethanen oder bewisenen gerechtigkhaiten oder einiger rechtmessigen possession bewilligt und eingelassen, doch dergestalt, das sein fstl. Gn. den vorgang und session am ersten anfang derselbigen reichshandlungen des ersten dags, auch gleichergestalt den vorgang in der subscription des khayserlichen abschiedts alles laut desselbigen iren fstl. Gn., wie billich gewesen, vorbehalten haben, welchs aber des hochgedachten administrators gesanten uff jungst gehaltenem reichsdag allhie zu Regensburg des 32. jars der mindern zale, dergleichen hernach gehaltenen kraiß- und anderen versamlungsdagen in ein vermeint gerechtigkeit ziehen, auch fur und fur also, wie gemeldt zu Augspurg gescheen, gehalten haben wollen.

Und in sonderheit als jungst verschienen Sonndags Jüdica, den dritten Apprilis dises 1541. jars, der erwirdig und edel H. Reinhart von Riepur, dhumdechant zu Wormbs und probst etc., sich allhie in der statt Regenßburg zu uns in unser herberich gethan, derhalb mit uns und wir mit ime uff sein erstlich anregen handlung gepflogen und er letzlich begert, dweil hochgedachts unsers gnedigen herrn von Wirtzburgs etc. rathe und gesanten den vorsitze uff jungst gehaltenem versamlungsdage zu Hagenauw gehapt, wir sollten itzo ime den vorsitze und subscription auch zulassen und vergonnen, welchs wir ime auß obangezeigten, unsers gnedigen F. und H. von Wirtzburgs hereprachten rechten und gerechtigkheiten, auch habender possession und insonder von iren fstl. Gn. zu disem reichsdage gegeben instruction und außdrucklichem befelch gewaigert und uns derhalb nichts begeben wollen, doch uns letzlich nach allerlai gehaptem unterreden, derhalb vor ksl. Mt. zu khommen und neben im umb entlichen entschiede zu suppliciren, erpotten, oder aber nach vollendung dises reichsdags bederseits furstliche räthe uff sein vermeint furnemen zu freuntlicher unterhandlung und vergleichung von ime gesuchten spans zusamenzuschicken.

Hetten uns daruff der billicheit nach versehen und getrost, er, der dechant, sollte one unser vorwissen die sachen nit weiterpracht, sonder, wohe er je des gemuts gewesen, das wir anstatt und von wegen unsers gnedigen F. und H. von Wirtzburg auch irer fstl. Gn. habenden rechten und possession halber auch gehoret und daruff billichs entschiedts gewertig gewesen sein sollten. Aber unangesehen unsers bei ime gescheen erpittens, ist die sache dohin gelangt, das der durchleuchtig, hochgeporn furst und herr, H. Friderich Pfgf. bei Rhein und Hg. in Baiern, unser gnediger herr, uns an jungst verschienen Mondag nach Judica, den 4. Apprilis, in seiner fstl. Gn. herberich zu denselbigen seinen fstl. Gn. zu khommen, beschickt. Und als wir, Daniell Stibar und Heinrich Truchsas, hoffmeinster, zu iren fstl. Gn. khommen, ist ir fstl. Gn. zu rathe gesessen, drei khaiserliche rathe, namblich Dr. Poiset, Dr. Johann von Nauia, probst zu Maruill in Lutzellenburg, Dr. Hartman Hartmanj, cantzler, und Huperten Thoman von Luttich, secretari, bei ir gehapt und uns angezeigt, wie die röm. ksl. Mt. bericht sei, das sich irrung der session halber zwischen den Bff. zu Wirtzburg und Wormbs hielten, were irer ksl. Mt. ansuchen und begern, dweil bede bischove sich zu Augspurg uff nechstgehaltenem reichsdage miteinander verglichen hetten, das sie ainen dag umb den anderen sitzen, auch Wirtzburg uff denselbigen reichsdag zu Augspurg vorgesessen und darnach Wormbs uff dem jungst gehaltenen reichsdage allhie zur Regennßburgk den ersten dag gesessen sei, volgents Wirtzburgk widderumb den ersten zu Hagenauw und sonsten zu disem male zwischen den stenden der session halber khain sondere irrung vorhanden, das wir Wormbs uff disem reichsdag den ersten dag auch sitzen liessen und darnach ain dag umb den andern sessen1.

Daruff wir hochgenantem Hg. Friderichen und den khaiserlichen rethen angezeigt, es were nit one, bede unsere gnedige fursten und herrn, Wirtzburg und Wormbs, hetten sich uff dem jungst gehalten reichsdag zu Augspurg der session halber geirret und sich verglichen, das ainer umb den anderen denselbigen werenden reichsdagk sitzen solle und nit weiter, doch das unser gnediger herr, Bf. Connradt loblicher gedechtnus, den ersten vorsitze, dergleichen den vorgang in der subscripsion des abschiedts vor Wormbs haben und behalten sollte etc., wie dann auch gescheen. Das aber der wormbssisch gesandt auf dem nechsten reichstage allhie zu Regennßburg den ersten dag gesessen, hetten hochgedachts unsers gnedigen herrn loblicher gedechtnus seligen allhier geschickten rathe, sollichs zuzulassen, khainen befellich gehapt, auch derhalb gegen iren fstl. Gn. selig wenig dancks erlangt. So hetten wir auch khainen befellich, inen vor uns sitzen zu lassen, sonder hochgedachtem, unserm gnedigen herrn und dero stieft ire session, wie ire forfarn die herepracht hetten, zu behalten und nit zu begeben. Were derwegen unser unterthenig pitt, uns von wegen unsers gnedigen herrn und dero stiefts dobei auch pleiben zu lassen.

Uff sollichs hat uns hochgemelter unser gnediger herr, Hg. Friderich, heysen abtretten und uns volgents nach gehaptem bedacht weiter angezeigt: Dweil sonst itzunt der session halb khain sonderliche irrung, were der ksl. Mt. ansuchen und begeren, das wir Wormbs den ersten dag vorsitzen liessen, domit dise irrung andern sachen und handelungen khain verlengerung brechte. Daruff wir verner uns vernemen lassen, das wir desselbigen von unserem gnedigen herrn keinen befellich hetten. Dweil aber das irer ksl. Mt., unsers allgnedigsten herrn, ansuchen und begeren were, wollten wir es zu diesem male irer Mt. zu unterthenigstem gehorsam auch bewilligen und gescheen lassen, jedoch hochernanntem unserem gnedigen herrn, dero nachkhomen und stifte an iren herprachten rechten, possession und habenden gewere domit nichts begeben, auch uns die subscription vorbehalten haben.

Dweil dann dem allem nach dise furgenomene handlung unserem gnedigen fursten und herrn von Wirtzburg, dero nachkhomen und stieft, auch irer fstl. Gn. habenden und geruwiglichen besess, herbrachten rechten und gerechtigkhaiten, alles wie obgemelt, nachteilig, abbruchig und zuwidder und wir auß keiserlichem begeren und ansuchen irer Mt. zu unterthenigster gehorsam von unsers gnedigen herrn wegen dißmals, wie oblaut, bewilligt, so protestiren, bedingen und bezeugen wir, die wirtzburgischen rathe obgenannt, vor euch, notarien, auch erforderten zeugen in bester, zierlichster form, maß und gestalt es imer in oder ausserhalb rechtens gesein khan oder mag, das wir in sollichen des wormbsischen gesanthen vorsitze auß khainer gerechtigkeit, sonder allain ksl. Mt. zu unterthenigster willnfarung zu disem male bewilligt. Und domit hochgedachtem unserem gnedigen herrn an seiner fstl. Gn., dero nachkhomen und stieft habenden recht und gerechtigkeit nichts begeben oder nachgelassen, sonder iren fstl. Gn. und stiefte die hiemit außdrucklich bedingt und vorbehalten haben wollen, auch disen des gesanten von Wormbs ungegrundten und vermeinlichen furtrag, betrubung und verhinderung zu gelegen und bequemen zeit an orten und enden, do es sich gebüret, zu eifern, andten und außzufuren, derohalb wir euch, notarien, in kraft euers ampts ersuchen, requiriren und erfordern, ir wollent uns von ampts wegen uber dise unser notwendige protestacion und bezeugung ains oder mehr glaubwirdig, offen instrument und urkundt machen, uffrichten und zustellen, in hochgemelts unsers gnedigen fursten und herrn von Wirtzburg, dero nachkhomen und stiefte erheischenden notturft an orten und enden, do es sich gepüren will, zu geprauchen und in glaublichem schein uffzulegen und darzuthün, abermals protestirende, bedingent, requirirent, ersuchent und erfordern [sic!] etc. alles in bester und bestendigster form und masse, als obgemelt und nach der lenge erzellt ist.

Uber das alles und jedes haben obgemelte gesanten und gewalthaber mich, herunten geschrieben notarien, ersucht und begert, inen und ir jedem in sonderhait von hochgedachts ires gnedigen herrn wegen ains oder mehr offen instrument und urkundt, so vils der notturftig, daruber zu machen, des ich mich auß pflicht meins ampts in aller unterthenigkeit zu thun erpotten und also hiemit laüth diß offen instrumento gethan will haben.

Gescheen in Regensburg in des ersamen und weisen Hainrichen Pfortnero burgers und innern raths doselbst gewonnlicher behausung und stuben jars, romerzinßzale, dags, monats und khaiserthumbs, wie oben in beisein itzgedachts Hainrichenn Pfortners und Ulrichen Heusinger, auch doselbst als gezeugen hirzu sonderlich ervordert, ersucht und erpetten.

Beurkundungsvermerk des Notars Georg Marperger und Kollationsformel.

Anmerkungen

1
 Vgl. den Schiedsspruch Pfgf. Friedrichs im Sessionsstreit zwischen dem Bf. von Würzburg und dem Adm. von Worms, Regensburg, 1541 April 4, Wien HHStA, RK RTA 7, unfol. (Reinkonz.): Zu wissen, als sich zwischen den gesanten rethen und bottschaften der hochwirdigen fursten und herren, H. Conradts erwellts und bestettigten Bf. zu Wirtzburg und Hg. zu Francken, an einem und H. Hainrichen, administratorn des stiefts Wormbs, Pfgf. bey Rhein und Hg. in Baiern etc., anderntheils speen und irrung von wegen irer session uff disem reichstage zu Regenspurg zugetragen, hat der durchleuchtig, hochgeporn furst und herr, H. Friderich, Pfgf. bey Reyn und Hg. in Baiern, von wegen und anstat der röm. ksl. Mt., unsers allergnedigsten herren, an die obgenanten wirtzburgischen gesanten ansuchen und begern gethann, das sie des hochgedachten administrators zu Wormbs etc. gesanten uff disem reichstag den ersten vorsitze lassen und volgendts ainen tag umb den andern sitzen sollen, doch vorbehalten dem hochgenannten F. von Wirtzburg oder seiner fstl. Gn. rethen die subscription des abschiedts, auch sunst in andere wegen seiner fstl. Gn. und dero stiefts preeminentz, freyhayt, recht und gerechtigkeit der session halben, deßgleichen des administratorn und stifts Wormbs unvergrieffen und unschedlich, welchs die vorgedachte wirtzburgische rethe der hochgemeltsten ksl. Mt. zu underthenigster gehorsam dißmalls bewilligt und geschehen lassen. Actum Regenspurg am vierten tag Aprilis anno etc. im 41. Vgl. auch die Würzburger Gesandten in Regensburg an Bf. Konrad von Würzburg, Regensburg, 1541 April 5, Würzburg StA, Wzbg. RTA 17, fol. 387v–388r (Reinkonz.), Anm. 1 zu Nr. 545.